Martin Opitz’ Gedicht „Schönheit dieser Welt vergehet“

MARTIN OPITZ

Schönheit dieser Welt vergehet

Schönheit dieser Welt vergehet /
Wie ein Wind der niemals stehet:
Wie die Blume so kaum blueht /
Und auch schon zur Erden sieht:
Wie die Welle die erst koempt /
Und den Weg bald weiter nimpt.
Was für ein Urtheil soll ich fellen?
Welt ist Windt / ist Blum’ vnd Wellen.

1629

 

Konnotation

Der frühbarocke Dichter Martin Opitz (1597–1639) aus dem schlesischen Bunzlau gilt als Pionier der deutschen Poesie. In seinem Buch von der Deutschen Poeterey (1624) formulierte er die Regeln einer zu begründenden hochdeutschen Dichtkunst, die sich nicht an den überlieferten antiken Versmaßen ausrichten, sondern eine der deutschen Sprache gemäße metrische Form finden sollten. Seine eigenen Dichtungen dienten als Musterstücke und waren häufig Übersetzungen aus dem Lateinischen, dem Niederländischen oder dem Französischen.
Das Gedicht von der „Schönheit“ ist einfach gebaut: vierhebige trochäische Verse, in Paarreime gefasst. Es handelt sich um das 5. Gedicht eines 25teiligen Zyklus, überschrieben „Von der Welt Eytelkeit. Auß dem Frantzösischen“, zuerst gedruckt in Breslau 1629. Das Vergängliche der Schönheit, das Flüchtige aller irdischen Erscheinungen steht im Mittelpunkt. Nichts hat Bestand so lautet das schroffe Urteil der epigrammatischen Schlusszeilen.

Michael Buselmeier (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

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