Stefan Dörings Gedicht „von der hand in den hund“

STEFAN DÖRING

von der hand in den hund

die hilde kam nicht.
sie warteten auf den hai.
die zeit als der hohn blühte.
einige hausten ohne hass.
andere tauchten im meer unter.
ihr hut nützte nichts.
auch zu ihnen kam der häher.
die übrigen hielten ihren hund.

1987

aus: Punktzeit. Hrsg. v. Michael Braun u. Hans Thill, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1987

 

Konnotation

Was war das doch für eine Euphorie, als im westdeutschen Literaturbetrieb Anfang der 1980er Jahre die sprachexperimentellen Aktivitäten der sogenannten „Prenzlauer Berg-Connection“ (Adolf Endler) registriert wurden! Die literarischen Desperados um Bert Papenfuß(-Gorek) (geb. 1956) und Stefan Döring (geb. 1954) galten als Repräsentanten eines wilden poetischen Anarchismus. Erheblich getrübt wurde das Bild von den literarischen Opponenten wider die DDR-Grammatik der Macht, als 1991 ruchbar wurde, dass Sascha Anderson (geb. 1951), der Drahtzieher vieler subliterarischer Aktivitäten, ein Stasi-Agent war.
Stefan Döring inszeniert ein heiteres semantisches Vexierspiel um den Konsonanten „H“, der hier als Anfangsbuchstabe diverser Substantive figuriert, die ursprünglich mit anderen Anfangsbuchstaben versehen waren und auch eine andere Bedeutung hatten. Durch die Eigendynamik des Sprachspiels entsteht nun eine bizarre lyrische Erzählung von bezwingender Komik.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

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