Pablo Neruda: Das lyrische Werk – Band 1

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Pablo Neruda: Das lyrische Werk – Band 1

Neruda-Das lyrische Werk – Band 1

DIE ZWANZIG GEDICHTE

V

Damit du mich erhörst,
machen sich meine Worte
manchmal so zart
wie die Spuren der Möwen auf dem Strand.

Halskette, trunknes Klimperglöckchen
für deine Hände, sanft und glatt wie Weinbeeren.

Und ich sehe sie fern von mir, meine Worte.
Deine sind sie mehr als meine.
Sie klettern an meinem alten Schmerz empor wie Efeu.

An den feuchten Wänden klettern sie empor.
Du bist schuld an diesem blutigen Spiel.

Sie fliehen aus meinem finsteren Bau.
Alles erfüllst du, alles, alles.

Einst bevölkerten sie die Einsamkeit, die nun du bewohnst,
und sie sind mehr als vertraut mit meiner Traurigkeit.

Jetzt will ich, daß sie sagen, was ich dir sagen will,
damit du sie so hörst, wie ich möchte, daß du mich hörst.

Der Wind der Angst reißt sie noch immer von hier nach dort.
Traumorkane werfen sie manchmal zu Boden.
Andre Stimmen vernimmst du in meiner gepeinigten Stimme.
Schluchzen von alten Mündern, Bluten von alten Bitten.
Liebe mich doch, Gefährtin. Verlaß mich nicht. Sei mit mir.
Sei mit mir, Gefährtin, in dieser Woge von Angst.

Doch langsam nehmen meine Worte die Farbe deiner Liebe an.
Alles besetzt du, alles, alles.

Ich werde aus allen eine endlose Kette machen
für deine weißen Hände, sanft und glatt wie Weinbeeren.

 

 

 

Nachwort

Pablo Neruda stammt aus der Provinzstadt Parral im südlichen Chile. Dort wird er am 12. Juli 1904 geboren.
Überblickt man sein gewaltiges Werk, so lassen sich drei etwa gleich lange Phasen unterscheiden: Auf die frühe Dichtung der Innerlichkeit, mit der er sich zuerst in Chile und dann im Ausland bekannt macht, folgt, seit dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges, ein Abschnitt überwiegend politischer Verse; zwanzig Jahre später, als 1956 die Verbrechen des Stalinismus aufgedeckt werden, beginnt die letzte Periode: Neruda setzt sich jetzt mit der existenziellen Bestimmung des Einzelnen in der heutigen Zeit auseinander.
Der hier vorgelegte erste Band des lyrischen Werkes reicht bis in die Mitte der zweiten Schaffenszeit, bis zur Publikation der Verse des Kapitäns im Jahre 1952, und enthält mit Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung, Der rasende Schleuderer, Aufenthalt auf Erden, Die Verse des Kapitäns die wichtigsten Sammlungen mit persönlichen Gedichten sowie mit Spanien im Herzen und Der Große Gesang die politischen Bücher aus diesem Abschnitt von Nerudas Werk.
Die poetische Kultur, in die Pablo Neruda, zuerst in Temuco und dann in Santiago de Chile, hineinwächst, ist geprägt von dem sich seinem Ende zuneigenden hispanoamerikanischen Modernismus und von den Attacken, die eine auch in Chile sich bildende literarische Avantgarde gegen die Modernisten richtete. Der Modernismus ist die erste literarische Bewegung, die sich in Spanischamerika formt und von dort nach Spanien und Europa ausstrahlt. Die Modernisten Hispanoamerikas, von denen der Dichter und Diplomat Rubén Darío (1867-1916) aus Nicaragua der einflußreichste ist, stimmen ein in die Verachtung der bürgerlichen Welt durch die zeitgenössischen europäischen Künstler. Sie fühlen sich den Symbolisten und Parnassiens verwandt, nennen Paris ihre wahre Heimat und halten sich für Kosmopoliten. Das zeigt sich schon äußerlich in ihrem Dandytum, ihren Extravaganzen und in einem demonstrativ unbürgerlichen, bohèmehaften Leben. Die Modernisten fliehen aus der konkreten Wirklichkeit Lateinamerikas in einen vom französischen Symbolismus gefärbten Kosmopolitismus. Sie werden als Kosmopoliten von den Europäern aber erst anerkannt, indem sie sich als Amerikaner definieren. Diese Identifikation führt gleichzeitig zu einer Distanzierung von der angelsächsischen Kultur Nordamerikas und zur Rückbesinnung auf die Einstellungen und Wertemuster der iberischen Welt. So ist der Modernismus eine höchst widersprüchliche idealistische Bewegung, die elitäre, aristokratische und exotische Züge trägt, die aber deshalb für die lateinamerikanische Dichtung so wichtig wird, weil sie den Kitsch und die Verlogenheit der in Lateinamerika und in Spanien nicht nur in der Gebrauchsrede, sondern auch in der Dichtung üblichen Rhetorik bloßgestellt hat. Gefordert wird von der Poesie eine aufrichtige, lebendige, sinnliche und reine Sprache. Diese in Rhythmus, Klang, Wortwahl, Metaphorik und Syntax sich manifestierende Erneuerung der Sprache findet nicht nur in Lateinamerika Zustimmung, sie entspricht auch den Absichten der zeitgenössischen spanischen Künstler und Intellektuellen.
Als der junge Provinzler Pablo Neruda 1921 aus Temuco, wo er seit 1906 lebt, in die Hauptstadt Santiago kommt, integriert er sich sogleich in den Kreis der verdammten Dichter, die ihre Misere und gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit nur selten durch gute Verse, meist aber mit Alkohol, Drogen und Ausschweifungen kompensieren. Er lebt in einer jämmerlichen Studentenbude, hat oft nichts zu essen und kleidet sich mit einem Eisenbahnermantel und einem Cordobeserhut. Doch er unterscheidet sich von dieser künstlerischen Bohème: Einmal ist er ein Dichter und kein Dilettant, und zum andern entkommt er dieser Situation. Er endet nicht in Alkoholismus, geistiger Umnachtung oder durch Selbstmord wie fast alle seine damaligen Freunde.
Lesen und Schreiben sind für Neruda alles. Schon in Temuco „ruht seine Lesegier nicht Tag noch Nacht“. Als die Dichterin Gabriela Mistral (1889–1957) – sie erhält 1945 den Nobelpreis für Literatur – Leiterin des Mädchengymnasiums von Temuco wird, schenkt sie ihm viele Bücher, besonders Romane russischer Autoren (Tolstoi, Dostojewski, Tschechow). Sein Französischlehrer zeigt ihm die bedeutenden Schriftsteller der modernen französischen Dichtung; vor allem Baudelaire, Verlaine und Rimbaud werden ihm vertraut. Mit dreizehn Jahren veröffentlicht er seinen ersten Artikel. Es folgen Gedichte in verschiedenen Zeitschriften des Landes, er gewinnt Preise, wird bekannt, arbeitet für Claridad, das Blatt des chilenischen Studentenverbandes. 1923 schließlich publiziert er auf eigene Kosten und unter größten Opfern sein erstes Buch: Crepusculario (Morgen- und Abenddämmerungen). Die Nachwirkungen des Modernismus lassen sich darin unschwer ausmachen: Neruda verwendet mit Vorliebe die Form des Sonetts, wählt seltene, klangvolle Wörter und Themen aus der antiken Mythologie. Von den Experimenten der dichterischen Avantgarde hingegen spürt man hier noch nichts.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs muß sich der Modernismus mit den gleichen Vorwürfen, mit denen er gegen die traditionelle Dichtung des 19. Jahrhunderts polemisiert hatte, auseinandersetzen: Er sei artifiziell, voller hohler Metaphysik und Rhetorik; vor allem das Perfektionsideal seiner nach Harmonie strebenden Ästhetik verfälsche jedwede poetische Wahrheit und Wirklichkeit. Überall in Lateinamerika bilden sich Avantgardewegungen (Vanguardias): Der Ultraismus in Argentinien, der Creacionismus in Chile, der Modernismus in Brasilien, der Estridentismus in Mexico, der Afrocubanismus in Kuba. Sie entstehen in enger Verbindung mit der europäischen Avantgarde – mit Futurismus, Dadaismus, Surrealismus – und verfolgen die gleichen Ziele: Verwischen der Grenzen zwischen Wachen und Traum; vom Rationalismus unkontrolliertes, automatisches Schreiben; Vermischung sämtlicher Sprachstile und Sprechweisen; Auflösung der ästhetischen Konventionen; Konstituierung neuer Welten durch Sprache und Kunst.
Von diesen Entwicklungen weiß der junge Pablo Neruda, als er 1923 Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung schreibt (es erscheint 1924), schon genug, um sich orientieren zu können. Aber er sucht sich zwischen Modernismus und avantgardistischem Experiment seinen persönlichen Stil. Das bringt zwar die meisten Literaturkritiker gegen ihn auf, verschafft ihm aber bei seinen Lesern großen Erfolg. Von Jahr zu Jahr wächst seine Beliebtheit. Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung ist sicher das lyrische Buch mit den meisten Auflagen in der lateinamerikanischen Literatur.
Es findet sich da unmittelbare Sinnlichkeit und in der chilenischen, in der gesamten lateinamerikanischen Dichtung bislang ungewohnte Leidenschaft und Erotik. Sie werden ohne spürbaren Zwang, mit spielerisch leichter Hand, in die teils gleichnamigen, teils unterschiedlichen Verse gebracht; so hält sie die künstlerische Form in der Fassung. Auch die Syntax ist geordnet, umgangssprachlich, einfach. Vergleiche, Bilder Metaphern hingegen erschließen sich schwer, sind synästhetisch gebraucht, das heißt, aus verschiedenen Wahrnehmungsbereichen geholt und doch miteinander verknüpft, sie scheinen unvereinbar, paradox, wirken bedrängend in ihrer Anhäufung. Weil sich hier durchgehend ein mit sich identisches „Ich“ findet, weil auch die syntaktische und grammatische Form nicht zerbricht, ist Neruda kein entschlossener Avantgardist. Indem er aber immer mehr dazu neigt, Metaphern absolut zu verwenden, bedient er sich zugleich eines der wichtigsten Mittel der avantgardistischen Dichtung der zwanziger Jahre. In seinen postum veröffentlichten Memoiren nennt Neruda Zwanzig Liebeslieder und ein Lied der Verzweiflung „ein schmerzliches Hirtenbuch“, das seine qualvollen Jugendlieben zusammen mit der überwältigenden Natur seiner südlichen Heimat ausdrücke. Tatsächlich schöpft er die meisten Metaphern, Bilder und Vergleiche aus dieser Landschaft. So lassen sich mehrere Schichten erkennen, aus denen das Buch gebaut ist: die Natur, die Kultur, die Liebe, das Leben des Einzelnen; sie werden, in je unterschiedlicher Stärke oder Gewichtung, auch das gesamte spätere Œuvre tragen.
Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung stellt die erste gelungene Komposition des gerade zwanzigjährigen Neruda dar. Sie ist das Ergebnis von Einsichten, zu denen er im Zusammenhang mit der Niederschrift von Der rasende Schleuderer kommt. Diese Sammlung von Liebesgedichten beginnt er 1923 – nach Crepusculario und vor den Zwanzig Gedichten – eines Nachts im väterlichen Haus von Temuco, getrieben von einer mächtigen Inspiration. Zunächst höchst zufrieden mit seinen Versen, kommt er später dahinter, daß er sie unwillkürlich unter dem Einfluß des uruguayischen Dichters Carlos Sabat Ercasty konnzipiert hat. Diesem ist, so scheint es Neruda, eine epische Dichtung gelungen, die den Menschen und seine Möglichkeiten, die Natur und alle Geheimnisse des Universums umgreift. Er sieht ein, daß sein eigener Versuch einer zyklischen Dichtung vorläufig gescheitert ist. Erst zehn Jahre später (1933) publizierte einen Teil dieser Strophen „als das Dokument einer überschwenglichen, glühenden Jugend“. In den Memoiren resümiert er:

Sabat Ercastys Brief bereitete meiner zyklischen Ambition nach einer weitgespannten Poesie das Ende, ich schloß meiner Beredsamkeit die Tür; sie fortzuführen schien mir unmöglich, bewußt straffte ich Stil und Ausdruck. Indem ich meine schlichteren Anlagen aufspürte, meine eigene harmonische Welt, begann ich mit der Niederschrift eines neuen Buchs der Liebe. Das Ergebnis waren die Zwanzig Gedichte.

Später wird er sich an diese Absichten erinnern und mit dem Großen Gesang sein Epos realisieren. Allerdings gibt er das Experimentieren, die Auseinandersetzung mit der Avantgarde keinesfalls auf. Das zeigt der Versuch des unendlichen Menschen, ein ohne Punkt und Komma hinströmendes, Eindrücke und Bilder aufhäufendes Poem, das durch seine zerfallende Syntax eine Atmosphäre voller Düsternis, Ekel und Pessimismus suggeriert und in vielem auf Aufenthalt auf Erden hindeutet.
Je länger Pablo Neruda in Santiago de Chile lebt, um so mehr fühlt er sich eingeengt, abgeschnitten von den revolutionären Veränderungen in Europa, dem Zentrum von Kunst und literarischer Kultur. Er setzt alles daran, Chile zu verlassen, und akzeptiert einen Posten als Konsul. Doch er landet nicht in Europa, sondern in Asien, wo er von 1927 bis 1932 in Rangun, Colombo, Batavia (Jakarta) und Singapore „eine Zeit in der Hölle“ durchlebt.

Ich habe in einigen Essays über meine Dichtung gelesen, mein Aufenthalt im Fernen Osten habe mein Werk in bestimmten Aspekten, zumal in Aufenthalt auf Erden, beeinflußt. In der Tat sind meine einzigen Gedichte jener Zeit Aufenthalt auf Erden, doch ohne bissig sein zu wollen, scheint mir die These von einem Einfluß ziemlich irrig… [Es] beeindruckte mich der Osten als eine große unglückliche menschliche Familie, ohne daß ihre Riten und ihre Götter sich in meinem Bewußtsein niederschlugen. Ich glaube daher nicht, daß meine Dichtung von damals etwas anderes spiegelt als die Einsamkeit eines in eine gewalttätige fremde Welt verpflanzten Ausländers.

Diese rückblickenden Bemerkungen von Pablo Neruda führen mitten in die Problemstellungen seines frühen Hauptwerkes, dessen erster Teil – er enthält 33 zwischen 1925 und 1931 geschriebene Gedichte – 1933 in Santiago de Chile und dessen zweite, um 23 Gedichte erweiterte Ausgabe 1935 in Madrid erscheint. Erst 1947 publiziert er in Buenos Aires den Dritten Aufenthalt, der 8 Gedichte umfaßt und dem er Spanien im Herzen (1937), seine Gesänge für Stalingrad und andere, im Zweiten Weltkrieg entstandene politische Arbeiten anfügt.
Als Pablo Neruda Aufenthalt auf Erden schreibt und es ihm nach langem Hin und Her gelingt, dieses Buch zu publizieren, äußert er mehrfach in seinen Briefen an den argentinischen Schriftsteller Héctor Eandi, er habe mit diesen Gedichten sein Bestes gegeben. Diesem Urteil schließen sich – in Lateinamerika und in Spanien – Künstler, Kritiker und Leser uneingeschränkt an. Neruda, der vorher über die Grenzen Chiles hinaus kaum bekannt ist, macht sich nun international einen Namen und wird, als er 1934 als Konsul nach Spanien kommt, von der Generation der spanischen Dichter um Federico García Lorca, Rafael Alberti, Vicente Aleixandre, Gerardo Diego als einer der Ihren begrüßt und begeistert gefeiert: Im April 1935 erscheint in Madrid das Büchlein Die spanischen Dichter ehren Pablo Neruda zusammen mit den Drei Materialen Gesängen aus dem Zweiten Aufenthalt. An dieser Bewertung hat sich bis heute, selbst bei so scharfen Kritikern wie Enrique Lihn, kaum etwas geändert.
Anders jedoch Neruda selbst. 1949 erklärt er auf dem Weltfriedenskongreß von Mexico, er widersetze sich einer neuen Publikation, da er nicht wolle, daß seine „alten Qualen junge Leben in Mutlosigkeit und Verzweiflung stürzten“, und seinem Freund Cardona Peña sagt er:

Wenn ich die Gedichte von Aufenthalt auf Erden heute betrachte, so halte ich sie für schlecht. Diese Gedichte darf die Jugend unserer Länder nicht lesen. Es sind Gedichte voll von entsetzlichem Pessimismus und furchtbarer Angst. Sie helfen nicht zu leben, sie helfen zu sterben.

Wieder Jahre später, in seinen Memoiren, differenziert er diese Auffassung; dort schreibt er:

Auch ich habe mich einmal gegen Aufenthalt auf Erden ausgesprochen. Doch habe ich dabei nicht an die Poesie, sondern an das betont pessimistische Klima gedacht, das mein Buch atmet. Ich kann nicht vergessen, daß vor wenigen Jahren ein junger Mann aus Santiago am Fuß eines Baumes Selbstmord beging, neben sich mein bei dem Gedicht „Bedeutet Schatten“ aufgeschlagenes Buch.

Diese unterschiedlichen Positionen erklären sich aus der unauflösbaren Einheit von Leben und Dichten bei Pablo Neruda. Darin besteht die wesentliche Konstante seiner Poetik, jenseits aller, zum Teil radikaler Umschwünge. Zeit seines Lebens werden Neruda seine verschiedenen Erfahrungen erst Realität, wenn er sie in Verse und Strophen umgeformt hat, Damit ist keinem Biographismus das Wort geredet, sondern auf die vorbehaltlose Ernsthaftigkeit und Leidenschaft hingewiesen, mit der der Dichter in seiner Kunst nach gültiger Wahrheit forscht, wobei die Totalität des Wahrheitsbegriffs sich niemals ändert, aber Standorte und Erkenntnisinteressen sich wandeln.
Menschlich, sprachlich, gesellschaftlich, kulturell isoliert und in erbärmlicher Armut – er bekommt ein lächerliches Entgelt, und auch dieses nur unregelmäßig – fühlt er sich im Fernen Osten noch verlassener als im provinziellen Santiago. Sein einziger Halt ist die Dichtkunst, die vollständig durchdrungen ist von seinem „unmenschlichen, unmöglichen Dasein“, von „Anhäufung seiner ausweglosen Ängste“, vom „Rauch in seinem Herzen“. In einem Brief an Eandi vom 17. Februar 1933 umschreibt er seine poetische Konzeption:

Eine Marxismus scheint die Welt zu durchlaufen… Tatsächlich kann man heutzutage nur Kommunist oder  Antikommunist sein… Aber das gilt nur für die, die politisch, d.h. bürgerlich, existieren. Ich war früher ein Anarchist… Und immer noch bleibt mir etwas von dem Mißtrauen des Anarchisten allen Formen des Staates, gegenüber der unreinen Politik. Aber ich glaube nicht, daß mein Standpunkt als romantischer Intellektueller von irgendeiner Bedeutung ist. Doch eines ist sicher, ich hasse die proletarische, die proletarisierende Kunst. Die systematische Kunst kann zu allen Zeiten nur Künstler minderer Sorte reizen. Es gibt hier eine Invasion von Oden auf Moskau von Panzerzügen usw. Ich jedoch fahre fort, über Träume zu schreiben.

Das ist die Konzeption des von der Welt und von den isolierten Schreibens, die Konzeption der „Poésie pure“, der „reinen Dichtung“. Jede Berührung mit der „unreinen“, schmutzigen Politik wird verabscheut. Als sich Neruda – zunächst in Buenos Aires, dann in Barcelona, vor allem aber in Madrid – mitten im Wirbel freundschaftlichen, künstlerischen und intellektuellen Austausches mit der Elite der spanischen und lateinamerikanischen Schriftsteller wiederfindet, verliert seine Selbstbezogenheit an Gewicht, öffnet er sich der Außenwelt. In unversteckter Polemik gegen Juan Ramón Jiménez  (1881–1958), den geachtetsten Vertreter der „Poésie pure“ in Spanien, überschreibt Neruda ein poetisches Manifest – es erscheint 1935 in der von ihm gegründeten Zeitschrift Caballo Verde para la Poesía (Grünes Pferd für die Dichtung) – mit dem Postulat Para unapoesía sin pureza (Für eine Poésie impure). Dort heißt es:

Es ist sehr nützlich, zu bestimmten Stunden des Tages oder der Nacht die ruhenden Dinge tief zu betrachten: die Räder, die lange, staubige Entfernungen zurückgelegt haben, die Säcke von den Kohlenmärkten, die Fässer, die Körbe, die Henkel und Stiele an den Geräten des Zimmermanns. Die Berührung durch Menschen und Erde geht von ihnen aus als Lehre für den gequälten lyrischen Dichter… So soll die Dichtung sein, die wir suchen, von Handarbeit abgenützt wie von einer Säure, von Schweiß und Dunst durchzogen, von dem Geruch nach Urin und nach Lilie, die befleckt ist von allen innerhalb und außerhalb des Gesetzes ausgeübten Berufen. Eine Dichtung, unrein wie ein Kleid, wie ein Körper, mit Essensflecken und obszönen Gesten, mit Falten, Beobachtungen, Träumen, durchwachter Nacht, Prophezeiungen, Liebes- und Haßerklärungen, Bestien, Stößen, Idyllen, politischen Überzeugungen, Verneinungen, Zweifeln, Bejahungen, Steuern.

Angefangen mit Spanien im Herzen, das 1937 zum ersten Mal erscheint und 1947 in den Dritten Aufenthalt aufgenommen wird, entspricht Nerudas Dichtung ab diesem Zeitpunkt immer mehr Vorstellungen der „Poésie impure“. Er engagiert sich für die spanische Republik, bekämpft den Faschismus, wird in Chile aktiver Politiker, er tritt 1945 in die kommunistische Partei seines Landes ein, muß deshalb 1948 in den Untergrund und bis 1952 ins Exil, erlebt als Betroffener die Abrechnung mit dem Stalinismus auf dem 20. Parteitag der KPdSU. Nach dieser langen Phase überwiegend politischer Dichtung konzentriert er sich viel stärker auf existenzielle Probleme. Das bedeutet eine Annäherung an die Fragen, mit denen er sich in Aufenthalt auf Erden abmühte. Und so ist sein spätes Urteil über sein frühes Werk zu verstehen.
Die spanische Dichtung nach dem Ersten Weltkrieg strebte nach grundsätzlicher poetischer Erneuerung, gleichzeitig wollte sie anknüpfen an die Dichtung des „Goldenen Zeitalters“, an den spanischen Barock. In dieser widersprüchlich doppelten Zielsetzung unterscheidet sie sich von der französischen Avantgarde, die den radikalen Bruch mit der Tradition beabsichtigte. Als Pablo Neruda das erste Buch von Aufenthalt auf Erden verfaßt, kennt er García Lorca, Rafael Alberti und die anderen spanischen Dichter der „Generation von 1927“ nur flüchtig.  (Sie werden so genannt, weil sie 1927 den 300. Todestag des nach ihrer Meinung zu Unrecht mißachteten Barockdichters Luis de Góngora feierlich begehen.) Vergleicht man sein dichterisches Verfahren mit dem der Spanier, dann erkennt man ganz ähnliche Tendenzen und versteht die wechselseitige Sympathie, die sie erfüllt, als sie sich treffen.
Schon bei der ersten Lektüre von Aufenthalt auf Erden spürt der Leser, daß hier jedes Versmaß, die gewohnte Abfolge des Sprechens in gebundener oder freier Rede, daß die Logik des Argumentierens und die gewohnten Zusammenhänge von Bildern in einzelne Stücke („disiecta membra“) aufgelöst sind. Von den überlieferten Regeln der Harmonie bleibt nichts mehr übrig; es herrschen Chaos, Desintegration. Wörter, Bilder, absolut gebrauchte Metaphern deuten auf Zerstörung, Verformung, Leere, Verlust, Auflösung, Scheitern, Untergang, Vergänglichkeit, Tod. Sie werden hart und unverbunden nebeneinander gesetzt. Vielfach haben sie ihren Ursprung in der Natur des chilenischen Südens: Regen, Kälte, Wind, Meer, Erde und Holz. Die beliebtesten Symbole der Hinfälligkeit sind Asche, Staub und Rauch. Vieles verharrt im Unbestimmten, Gespenstigen, hat die Gestalt undeutlicher und Schrecken erregender Träume. Die Bereiche der sinnlichen Wahrnehmung verfließen; Neruda ist ein Meister der Synästhesie. In gleicher Weise verfährt er mit Versmaß, Syntax und Rhythmus. Freie Verse mischen sich mit den traditionellen Elfsilblern und mit Alexandrinern in ungleichen Strophen bei häufigen Enjambements. Fast nie passen syntaktische Einheiten zur Länge der Verse. Sätze sind unvollständig, ohne Verben, reich an Gerundien; die Interpunktion folgt dem Eigenwillen des Dichters, der so den Rhythmus beschleunigt und drosselt und dem Leser das Atemholen vorschreibt.
Diese Hinweise zeigen, daß Aufenthalt auf Erden eine zersprungene Welt in eine paradoxe und labyrinthisch-barocke Form bringt. Das Subjekt steht allem anderen fremd und isoliert gegenüber. Ein letzter Rest von Gemeinsamkeit teilt sich in der Liebe mit. Nur die qualvolle Anstrengung des Künstlers – Neruda hat für die 33 Gedichte des Ersten Aufenthaltes 6 Jahre benötigt – und seine schöpferische Kraft ermöglichen die Konstitution einer Struktur im Gedicht.
Nachdem er 1932 endlich nach Chile zurückgekehrt ist und in Santiago einige langweilige Monate verbracht hat, ist Neruda von August 1933 bis Mai 1943 als chilenischer Konsul in Buenos Aires tätig, wo er durch Freunde Federico García Lorca kennenlernt. 1934 kommt er nach Spanien, zuerst nach Barcelona und dann im Februar 1935 nach Madrid. Die eineinhalb Jahre bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs sind die ereignisreichsten und schönsten in seinem Leben. Er fühlt sich wie neu auf der Welt, nimmt alles begierig auf, was sich ihm bietet an Kunst und Kultur, an literarischer Theorie und poetischer Verwirklichung, Politik und Ideologie. Wie seine Freunde, stellt er sich entschlossen auf die Seite der Republik, für die er sich nach Kräften einsetzt, und bekämpft den Faschismus. Er begegnet in dieser Zeit den Besten der abendländischen Künstler und Intellektuellen, nicht zuletzt auch vielen Lateinamerikanern: seinem Landsmann Vicente Huidobro, César Vallejo aus Peru, den Kubanern Nicolas Guillén und Alejo Carpentier, dem Mexikaner Octavio Paz. Schließlich vollzieht sich in seinem privaten Leben eine bedeutsame Veränderung: Er trennt sich von seiner ersten Frau, der Holländerin Maria Antonieta (Maruca) Hagenaar, die er 1930 auf Java geheiratet hat, und lebt von nun an mit der Argentinierin Delia del Carril zusammen. Sie teilt – im Unterschied zu Maruca – seine intellektuellen, künstlerischen und politischen Interessen.
Nerudas wichtigste Waffe ist das Wort, mit dem er zielsicher in den antifaschistischen Kampf eingreift. Vorbei sind die Zeiten des Rückzugs, jetzt gehört auch die Politik zu seinen Themen. Spanien im Herzen erscheint Anfang November 1937 in Santiago und ist sein Beitrag zur Bürgerkriegsliteratur. Verglichen mit seinen früheren Büchern, fallen zwei Eigentümlichkeiten auf: An die Stelle der schwer zugänglichen Bilderwelten tritt ein leichter verständliches, volkstümlicheres Sprechen; zweitens reiht sich Neruda in die große Tradition der spanischen Satiriker, Zeitkritiker und Moralisten ein. Er hat sich inzwischen gründlich mit den Dichtern des spanischen Barocks beschäftigt und sich besonders an Francisco de Quevedo (1580–1645) geschult. Wie dieser in den Sueños mit sämtlichen rhetorischen und satirischen Mitteln gegen den korrupten spanischen Hof und den moralischen Verfall seiner Zeit wettert, so greift Neruda in Spanien im Herzen Franco und seine Parteigänger an. Er verdammt ihn und die Generäle Sanjurjo und Mola in die unterste Hölle, wünscht ihnen die schlimmsten Qualen auf den Hals. Für ihn sind sie Hochverräter, die, wie einst im 8. Jahrhundert die islamischen Mauren, im Namen der Kirche mit heidnischen und mordlüsternen Afrikanern von Marokko nach Spanien einfallen. Dem konfrontiert er das Lob auf das spanische Volk, das sich mutig wehrt, auf die Helden der internationalen Brigaden.
Die Leidenschaft der Parteinahme manifestiert sich im Rückgriff auf die bewährten Mittel der literarischen Rhetorik, auf gehäufte Anrufe und Ausrufe, auf rhetorische Fragen, auf Aufzählungen, Wiederholungen, Übertreibungen, Verzerrungen, auf alle Formen pathetischen und emphatischen Sprechens. Der Vers unterwirft sich den syntaktischen Einheiten dieser Anklage- oder Verteidigungsreden, skandiert ihre Prosa und verleiht ihr einen atemlos stürzenden Rhythmus.
Den antifaschistischen Kampf setzt Neruda auch nach dem Sieg Francos konsequent fort. Als „Konsul für die spanische Emigration“ in Paris rettet er 1939 mehr als 2.000 Spaniern das Leben als er sie auf dem umgebauten Frachtschiff Winnipeg nach Chile in Sicherheit bringt. Dann muß er selbst vor den deutschen Truppen nach Amerika fliehen. Auch dort hat er mit politischen Gedichten – sie bilden den letzten Teil des Dritten Aufenthaltes – gegen den Faschismus gekämpft. Sein „Gesang für Stalingrad“ wird in Mexico-Stadt überall an die Mauern geschlagen, und den „Gesang für Bolívar“ rezitiert er im Auditorium maximum der Universität von Mexico vor einer riesigen Menge von Zuhörern.
Von August 1940 – Neruda übernimmt das chilenische Generalkonsulat in Mexicos Hauptstadt – bis Juni 1950 hält er sich fast ununterbrochen in Amerika auf. In dieser Zeit wiederentdeckt er zuerst Chile und dann Lateinamerika, das umgekehrt jetzt in ihm seinen größten lebenden Dichter sieht. Andererseits wird er das Opfer politischer Verfolgung und lernt das Leben im Untergrund, Flucht und Exil kennen. Neruda erleidet das für so viele lateinamerikanische Intellektuelle und Künstler typische Schicksal, er ist staatlicher Repression und nackter Gewalt ausgesetzt. Aus diesen lebensgeschichtlichen Erfahrungen, vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung und der gesellschaftlichen Wirklichkeit Lateinamerikas gesehen, entsteht das moderne Epos des Großen Gesangs, an dem er zehn Jahre lang arbeitet und das 1950 in Mexico erscheint.
Der chilenische Literaturwissenschaftler Hernán Loyola, ein enger Vertrauter des Dichters, hat in einer wichtigen Untersuchung die Entstehung des Großen Gesangs rekonstruiert. Am Anfang steht die neue Begegnung mit der Heimat, mit Chile; daraus wird Chiles Großer Gesang. Darauf folgt die Erkundung Amerikas, seiner Landschaften und Menschen: „Amerika, ich rufe deinen Namen nicht vergeblich an“. Neruda reist viel, in Mexico, nach Kuba und Guatemala; 1943 besucht er – auf seiner Rückfahrt nach Chile – Panama, Kolumbien, Ecuador und Peru, wo er den Macchu Picchu besteigt, jene verschollene Inkafestung am Urubamba, unweit von Cuzco, die der nordamerikanische Archäologe Hiram Bingham 1911 wiedergefunden hat. Das alte Amerika, besonders aber Macchu Picchu, überwältigen ihn. In den indianischen Kulturen der voreuropäischen Zeit wurzeln, so scheint ihm, Amerikas Geschichte und Identität: 1945 schreibt er „Die Höhen von Macchu Picchu“. Danach läßt ihm bis 1948 die politische Arbeit – 1945 wird er zum Senator gewählt; kurz darauf tritt er in die Kommunistische Partei Chiles ein – kaum noch Zeit für sein literarisches Werk. Nur „Die Blumen von Punitaqui“ entstehen in dieser Periode.
Das Jahr 1948 markiert einen fundamentalen Einschnitt im Leben des Politikers und des Dichters Pablo Neruda. Der von ihm selbst und von seiner Partei unterstützte chilenische Präsident González Videla vollzieht, auf Drängen der Vereinigten Staaten von Nordamerika, eine radikale politische Kehrtwendung und verbietet die kommunistische Partei. Neruda taucht unter, lebt ein Jahr in der Illegalität, geschützt von Freunden und von seiner Partei. Er hat diese Zeit genützt zu konzentrierter Arbeit am Großen Gesang. So erträgt und verarbeitet er diese schwere persönliche und politische Krise. Nicht nur schreibt er etwa zwei Drittel der Texte in jenen Tagen, er findet auch die tragenden Prinzipien seiner Komposition. Seine eigenen negativen und positiven Erfahrungen belegen ihm nun die Gültigkeit des marxistischen Denkens, den historischen Materialismus. Die Geschichte Lateinamerikas deutet er jetzt als eine Abfolge von Unterdrückungs- und Befreiungskämpfen mit einem klar vorgegebenen Ziel: die Unabhängigkeit Lateinamerikas. Die gegenwärtigen sozialen und politischen Gegensätze sind für ihn Ergebnisse dieses historischen Prozesses. Schließlich sieht er sich selbst als Sänger und Interpret dieser Geschichte, als Anwalt der Menschen „ohne Schule und Schuhe“. Zu diesen Aufgaben kommt noch das Lob der amerikanischen „Mutter Erde“. Die Faszination durch die Natur, die Materie, das Unbewohnte charakterisieren Nerudas Verse von der ersten bis zur letzten Seite. Die Spannung zwischen der Unendlichkeit der Materie und der Endlichkeit der Geschichte macht vielleicht den größten Reiz seines Werkes aus. Fünfzehn Gesänge hat das Versepos; der erste („Die Leuchte auf Erden“), der siebente („Chiles Großer Gesang“) und der vierzehnte („Der Große Ozean“), der dem autographischen Schluß („Ich bin“) vorhergeht, gelten der amerikanischen Natur. Sie ist Anfang und Ende, Gerüst und Gebäude des Großen Gesangs.
Es ist sicher ein Wagnis, mitten im 20. Jahrhundert ein Epos zu schreiben, den Versuch zu unternehmen, in zyklischer Form Lateinamerika als Totalität zu gestalten, Über den Großen Gesang gibt es daher auch ebenso viele positive wie ablehnende Urteile. Unbestreitbar aber ist, daß Neruda mit dem Großen Gesang ganz wesentlich dazu beigetragen hat, daß die lateinamerikanische Literatur aus dem Regionalismus und Realismus der Zwischenkriegszeit herausfindet zu weiter reichenden Perspektive.
Das dreijährige Exil von 1949 bis 1952 – es ist die frostigste Zeit des Kalten Krieges – treibt Pablo Neruda von Kongreß zu Kongreß, von einer Einladung zur anderen, von Amerika in die westlichen und in die östlichen Länder Europas, und von dort weiter nach Indien und nach China. Er wird geehrt und ausgezeichnet; sein Werk verbreitet sich über die ganze Welt, übersetzt auch in seltene Sprachen. Doch als Kommunist, als politischer Dichter und Mitglied des Weltfriedensrates ist er nicht überall willkommen: Frankreich untersagt ihm 1951 die Einreise. Als er aus Italien ausgewiesen werden soll, setzen sich die italienischen Schriftsteller für ihn ein. Der Historiker Erwin Cherio stellt ihm spontan seine Villa auf Capri zur Verfügung. Dort verlebt Neruda im Winter und Frühjahr 1952 glückliche Tage, zusammen mit Matilde Urrutia. Er ist ihr 1946 zum ersten Mal in Chile begegnet, hat sie 1949 in Mexico wiedergetroffen, findet in ihr seine große Liebe. Matilde gelten Die Verse des Kapitäns. Um Delia del Carril nicht mehr als nötig zu verletzen, veröffentlicht er dieses Buch am 8. Juli 1952 anonym in Neapel, in einer Auflage von nur 44 subskribierten Exemplaren. Erst 1963 erkennt er es als das seine an.
Nach dem gewichtigen Pathos und den mächtigen Rhythmen der langen Zeilen des Großen Gesangs wählt Neruda für Die Verse des Kapitäns kürzere Metren und liedhafte, romanzenartige Strophen. Die Leidenschaft ist nicht so unbändig und maßlos wie in den Liebesgedichten seiner Jugend, dafür intensiver und erfüllt. Der Liebende fühlt sich geborgen; er vergleicht den Körper seiner Frau mit der ihm vertrauten Natur seiner Heimat. Die Heftigkeit der Begierde und die aufbrausende Eifersucht auf die unbekannte Vergangenheit der Geliebten wandeln sich in das gemeinsame Bedenken einer dauernden Zukunft. Denn der, der hier singt, ist kein frei schwebender Individualist, sondern „die Stimme von allen, / die bisher stumm gewesen, / die bisher nicht gesungen / und heute singen mit diesem Mund, / der dich küßt“. Wie dem mittelalterlichen Ritter die Liebe nichts taugt ohne Taten, so fährt auch der rastlose Kapitän dieser Gedichte wieder fort übers Meer, um, als ein neuer Conquistador, seine Heimat zurückzuerobern und von Verrätern zu befreien. Er kann sein Volk nicht vergessen, ihre Liebe soll ein Beispiel werden für andere.
Die Verse des Kapitäns gehören zu den schönsten Gedichten von Pablo Neruda. Auch wenn sie viele autobiographische Spuren eines schwierigen Lebensabschnitts enthalten, reichen sie weit über ein persönliches Liebesbekenntnis hinaus. Die gestelzte Emphase, die die Liebe dem revolutionären Kampf unterordnete, schiebt Neruda beiseite. Neben dem öffentlichen gibt es für ihn das private Leben, neben der politischen Dichtung die persönlichen Verse. Beide Formen des poetischen Ausdrucks sind selbstredend in der Person des Autors verbunden, doch sie gehorchen anderen Gesetzen. Sie zu vermischen, ist nicht seine Art. Zwei Jahre später, zu seinem 50. Geburtstag, wird Pablo Neruda Die Trauben und der Wind und das erste Buch der Elementaren Oden veröffentlichen und so den mit dem Großen Gesang eingeschlagenen Weg fortsetzen.

Karsten Garscha, Nachwort

 

Mit dieser dreibändigen Ausgabe

schließt sich eine Lücke. Zum ersten Mal werden alle wichtigen Gedichtzyklen Pablo Nerudas vollständig zugänglich gemacht. Dort, wo auf vorhandene Übersetzungen zurückgegriffen werden konnte, auf die Pionierarbeiten, die Erich Arendt und andere in der Neruda-Übersetzung leisteten, hat sie der Herausgeber nochmals mit dem spanischen Original überprüft. Für den umfangreichen und bislang nur auf spanisch edierten Nachlaß Pablo Nerudas wurde die Übersetzerin Monika López gefunden. In seinem Nachwort geht Karsten Garscha auf die wichtigsten Lebensdaten Pablo Nerudas und die Entstehungszusammenhänge der einzelnen Gedichtzyklen ein. Ein Glossar mit Namens- und Worterklärungen beschließt jeden Band.

Büchergilde Gutenberg, Klappentext, 1986 (aus dem 2. Band der Werkausgabe)

Endlich wieder lieferbar:

Die große dreibändige Werkedition der Gedichte Nerudas in erweiterter Neuausgabe. Enthalten sind in diesen drei Bänden nicht nur die Werke, die Pablo Neruda Zeit seines Lebens veröffentlichte, aufgenommen wurden auch die erst später im Nachlass entdeckten Gedichte des Autors.
Wenn es einen Erzpoeten im 20. Jahrhundert gegeben hat, dann war das Pablo Neruda. Er schrieb über alles, was ihn bewegte, und nahm sich vor nichts in Schutz: weder vor der Liebe noch der Politik. Als junger Mann war er bereits Diplomat seines Landes im fernen Osten, später musste er Chile verlassen und über Jahre das Leben eines Emigranten führen, und wieder Jahre später unterstützte er seinen Freund Salvador Allende, als dieser sich zum Staatspräsidenten wählen lassen wollte. Wenn Neruda seine Gedichte vorlas, füllte er Stadien, und eines seiner erklärten Ziele war es, mit seiner Poesie nicht nur die Gebildeten zu erreichen, sondern auch diejenigen, die mit Literatur nicht vertraut waren. 1971 erhielt er den Nobelpreis. Zu Nerudas Bewunderern zählen weltweit namhafteste Autoren. Renommierte Schriftsteller haben sich in den Dienst von Nerudas Werk gestellt und es ins Deutsche übersetzt. Zu ihnen zählen u.a. Erich Arendt, Stephan Hermlin, Fritz Rudolf Fries; dazu kommen so bedeutende Übersetzer wie Fritz Vogelgsang, der erst 2008 mit dem Leipziger Buchpreis geehrt wurde.
In der dreibändigen Ausgabe sind alle großen Gedichtzyklen dieses Autors vollständig enthalten. Aufgenommen wurden sie nach der Chronologie ihres Erscheinens. Enthalten sind in dieser Neuausgabe, die vor über zwanzig Jahren erstmals erschien, auch jene Gedichtzyklen, die erst später im Nachlass des Dichters gefunden und ins Deutsche übertragen worden sind. Damit macht diese Edition auf ca. 3.000 Seiten eines der wichtigsten poetischen Werke des 20. Jahrhunderts wieder in seinem ganzen Reichtum zugänglich.

Luchterhand Literaturverlag, Ankündigung (bezieht sich auf eine andere Ausgabe)

 

Von Schweiß durchzogen

– Vereint: die Lyrik Pablo Nerudas. –

So solle seine Dichtung wirken, schrieb Ricardo Eliécer Neftalí Reyes Basoalto alias Pablo Neruda Mitte der Dreißiger: „von Handarbeit abgenützt wie von einer Säure, von Schweiß und Dunst durchzogen“. Als der Nobelpreisträger 1973 starb, gehörte sein Werk schon zum poetischen Kanon des 20. Jahrhunderts. In deutscher Übersetzung wurde dieses Werk zuerst in der DDR gepflegt. Im Westen gab es Mitte der Achtziger eine repräsentative Auswahl bei Luchterhand, drei Bände stark; sie ist längst vergriffen.
Jetzt hat der Verlag die verschwundene Ausgabe in erweiterter Form noch einmal publiziert. Beide Editionen enthalten alle großen Zyklen des Meisters, auch viele Texte aus dem Nachlass. Nun stehen die Sammlungen wieder im Zusammenhang: Aufenthalt auf Erden, Spanien im Herzen („Kommt, seht das Blut in den Straßen“), Der Große Gesang, Elementare Oden, dazu Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung, ein Frühwerk (von 1924), das bis heute zu dem meistgelesenen Lyrikbänden überhaupt gehört.
Hinzugekommen sind drei Zyklen, die erst in den Neunzigern entdeckt wurden. Auf Deutsch erschienen sie bislang in Einzelausgaben: das recht schwülstige Pennäleropus „Ballade von den blauen Fenstern“, dazu „Hungrig bin ich, will Deinen Mund“ (aus dem Jahr 1959) sowie „Mare moto“ (1970), als „Beben des Meeres“ 1991 von einem Unbekannten mit dem Pseudonym „Tias“ in einem Kleinverlag publiziert. Der Leser findet nützliche Zusätze – eine Chronologie zu Leben und Werk, umfangreiche Anmerkungen sowie ein Verzeichnis der Original-Quellen und der Übersetzer.
Die Publikation hat etliche Besonderheiten, aber manche wird der Leser nicht entdecken. Von Luchterhand erfährt man: Anliegen des Verlages war es – damals wie heute –, die verstreuten Übersetzungen zu bündeln. Eine anerkennenswerte Mission. Die Vielfalt der (deutschen) Stimmen ist nun Vor- und Nachteil zugleich. Viele Übertragungen stammen aus DDR-Büchern: Texte von Erich Arendt, Stephan Hermlin, Fritz Rudolf Fries. Sie wurden für die Neuauflage nicht revidiert. (Arendts Arbeiten, von Neruda autorisiert, gelten als sakrosankt.)
Weiter: Die drei Bände zeigen nicht alle in spanischen Sammlungen enthaltenen Neruda-Poeme. (Aber welche Gedichte fehlen? Und warum?) Die Auswahl ist mithin keine kritische Edition, sondern eine Leseausgabe. Ein Vor- oder Nachwort wäre in Hinsicht auf die Eigenarten hilfreich gewesen; schade, es gibt nicht einmal eine editorische Notiz.
Auch eine Auseinandersetzung mit der ambivalenten Figur des Autors und mit der Wirkung der Politik auf seine Poesie hat der Verlag vermieden. Es gibt den einen Neruda, den Schöpfer anrührender Poeme und schlichter Liebesgedichte. Über diesen Poeten sagte Hans Magnus Enzensberger, er sei „die mächtigste Stimme des lateinamerikanischen Kontinents“. Der Verlag wirbt mit diesem Spruch. Es gab einen anderen Neruda, den gläubigen Kommunisten und Stalinpreisträger, den Klassenkämpfer im Kalten Krieg. („Westliches Berlin, du bist die Schwäre im greisen Gesicht Europas“). Mit Verweis auf diesen Neruda der Fünfziger notierte Enzensberger, „ein Strom von Parteilyrik, von polemischen Tiraden und platten Hymnen“ sei aus seiner Feder geflossen. Ein Landsmann Nerudas, Roberto Bolaño, formulierte es 2002 noch drastischer:

Wer imstande war, Oden an Stalin zu verfassen und die Augen vor dem stalinistischen Horror zu verschließen, hatte meinen Respekt nicht verdient.

Nach 1953 hat sich der Dichter vom Diktator distanziert, ein Stück weit eben, nicht zu sehr. Nerudas Lobgesänge auf den „fernen Völkerführer“ („Menschen Stalins! Wir tragen mit Stolz diesen Namen“) und die Enttäuschung über dessen Demaskierung („Ich wußte ja nicht, was wir alles nicht wußten“), all die Spuren innerer Kämpfe findet der Leser jetzt in den drei Bänden. Er muss allerdings suchen. Leider: Auch in Bezug auf die Rezeptionsgeschichte verharrt Luchterhands Neuausgabe auf dem Stand der Achtziger. Und worin liegt der Wert der Edition? Verlagslektor Klaus Siblewski bringt es auf den Punkt:

Der wichtigste Wert besteht darin, daß es die Bücher wieder gibt.

Uwe Stolzmann, neues deutschland, 18.1.2010

Pablo Neruda: Die Gedichte. Band 1–3

Pablo Neruda (1904–1973) war der größte Dichter des 20. Jahrhunderts. Der Luchterhand Literaturverlag hatte sein gesamtes lyrisches Werk in der 80er Jahren in einem Sammelband herausgebracht, der jedoch längst vergriffen ist. Nun aber liegt eine Neuauflage vor und sie begeistert schon deshalb, weil sie um jene drei Zyklen des Literaturnobelpreisträgers von 1971 erweitert wurde, die erst in den 90er Jahren entdeckt wurden.
Die Gedichte. Band 1–3 ist die Sammlung schlicht betitelt und sämtliche Werke sind chronologisch nach ihrem Erscheinen aufgeführt. Deshalb beginnt das gewaltige Konvolut auch mit den einzigartigen „Balladen von den blauen Fenstern“, die erst 1996 im Nachlass gefunden und dann 1997 unter dem Originaltitel „Die Schulhefte von Temuco“ erstmals veröffentlicht wurden.
Dieser Titel war in der Tat wörtlich zu nehmen, denn die noch völlig unpolitischen Verse dieser 48 Gedichte hatte Neruda als gerade 15-jähriger Schüler verfasst. Im Mittelpunkt wie auch später so oft die Liebe und die Einsamkeit des Poeten, dessen Mutter bei der Geburt gestorben war. Die anderen spät entdeckten Zyklen „Hungrig bin ich, will deinen Mund“ (1959) und „Beben des Meeres“ (1970) sind ebenfalls gemäß ihrer Entstehung eingeordnet.
Damit geht der Reigen großartigster Dichtkunst, in der der chilenische Poet spätestens seit seinem ersten frühen Meisterwerk Aufenthalt auf Erden (1925–1931) die Formen auflöste und freie Formen virtuos mit klassischen Formen vermischte, von einem Jugendgedicht wie der „Ballade von der traurigen Kindheit“ bis zu „Schlendern mit Laforgue“ aus dem 1974 posthum veröffentlichten Zyklus „Ausgewählte Mängel“.
Wer ein wenig sucht, wird auch Nerudas Loblieder auf Stalin aus den frühen 50er Jahren finden (Zyklus „Die Trauben und der Wind“) und die wurden ebenso unverändert übernommen wie die zahlreichen Übersetzungen durch namhafte DDR-Künstler wie Erich Arendt oder Stephan Hermlin. Mag der bekennende Kommunist Neruda hier auch eine nur dürftige Revidierung vorgenommen haben, so macht allein schon der grandiose Canto General (Der große Gesang) von 1959 auch diese Sünde wider den gesunden Menschenverstand allemal wett und unvergessen ist auch die kongeniale musikalische Umsetzung dieses genialen Zyklus durch den griechischen Komponisten Mikis Theodorakis Anfang der 70er Jahre.
Und als Verehrer einer Dichtkunst mit Oden von hinreißender Leidenschaft des Gefühls und einer unaufhörlichen schöpferischen Kraft der Worte, die von Ehrfurcht gebietender Schönheit ist, muss man geradezu dankbar sein, dass nichts verändert oder ausgelassen wurde. Festzustellen ist dazu, dass diese Sammlung keine kritische Ausgabe ist und weder Vor- noch Nachwort, dafür allerdings ein hilfreiches Register und eine Chronologie zu Leben und Werk des Dichters enthält. Zugleich macht ein gar nicht zu überschätzender Umstand diese Neuauflage so ungeheuer wertvoll: dass es sämtliche bis heute bekannten Gedichte Nerudas endlich in einem Konvolut gibt.

Wolfgang A. Niemann, buchrezensionen-online.de

Tiefe Gefühlswelten

Gedichte – egal von wem: Schwere Kost, schwieriges Thema.
Insbesondere bei Pablo Neruda benötigt es Zeit, sich in dessen Gefühlsleben hinein zu versetzen.
Als Autor eigener Zeilen weiß ich, wie essentiell wichtig es ist, trotz mannigfaltiger Ablenkungen Stimmungen und Gefühle in Worte zu transportieren. Was mir selbst, umgeben von Lärm und Hektik des Alltags, zugegeben, nicht immer gelingt.
Deshalb bin ich nur fähig, eine erste Gemütsdarstellung nach wenigen gelesenen Silben zu rezensieren: Die Bände sprühen über vor Empathie, tiefer Besinnung und Reflexionen über alltägliche Dinge des Lebens. Jedoch: Ich empfinde, dass ich bei intensiverer Betrachtung ein tiefes Mitgefühl und Verständnis für die Liebe zum Leben entwickeln werde.

Peter Lustig, amazon.de, 18.7.2013

Pablo Neruda Die Gedichte

Der chilenische Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda (1904–1973) gehört zu den bedeutendsten Dichtern des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Werk trug er wesentlich zur Weltgeltung der lateinamerikanischen Literatur bei.
Der Sohn eines Lokomotivführers und einer Lehrerin schrieb schon mit 18 Jahre seine ersten Gedichte unter dem Pseudonym Pablo Neruda. Seine leidenschaftlichen Liebesgedichte machten ihn bereits als Zwanzigjährigen berühmt. Von 1927 bis 1943 war er Honorarkonsul in verschiedenen Ländern. Als er in seine Heimat zurückkehrte, trat er der KP Chiles bei und musste 1948 nach deren Verbot ins Exil fliehen. Hier unternahm er zahlreiche Reisen, ehe er 1953 nach Chile zurückkehrte, wo man ihn mit Ehrungen überhäufte. Den gewaltsamen Sturz seines Freundes Salvador Allende 1973 überlebte Pablo Neruda nur um zwölf Tage.
Nun liegt nach über zwanzig Jahren wieder eine große dreibändige Werkedition der Gedichte Pablo Nerudas im Luchterhand Literaturverlag vor, der sich seit den 60er Jahren um das Werk des chilenischen Dichters in deutscher Sprache verdient macht. Die erweiterte Neuausgabe enthält nicht nur die Lyrik, die Neruda Zeit seines Lebens veröffentlichte, sondern auch die im Nachlass entdeckten Gedichte des Autors.
Die dreibändige Ausgabe im Schmuckschuber bringt neben den großen Gedichtzyklen auch die für den deutschen Leser bisher weniger bekannte Lyrik Nerudas. Band 1 beginnt mit den frühen Gedichtzyklen „Balladen von den blauen Fenstern“ (1919–20) und „Zwanzig Liebesgedichte“ (1924), die von Melancholie und Innerlichkeit geprägt sind, aber schon die Herausbildung eines eigenen lyrischen Stils zeigen.
Höhepunkt im lyrischen Schaffen Pablo Nerudas ist das gewaltige Versepos Der Große Gesang (Canto general, 1950), in dem der Dichter Ende der 30er Jahre Lateinamerika, dessen Geschichte und die alten indianischen Kulturen wiederentdeckte. Die 15.000 Verse sind eine Hymne auf die Geschichte, Landschaft und Menschen des südamerikanischen Kontinents. Mit diesem weit gespannten und epochalen Werk wollte Neruda, wie er selbst sagte, die durch den Feudalismus, durch Rückständigkeit und fremde Ausbeutung hinausgezögerte Geburt eines Kontinents in das historische Bewusstsein des Volkes heben. Darüber hinaus gilt Canto general auch als Völker verbindendes humanes Bekenntnis für die Menschenrechte.
Der zweite Band versammelt vorrangig die Gedichtzyklen der 50er Jahre, u.a. Die Trauben und der Wind, der wegen des stalinistischen Tenors umstrittenste Lyrikband des Autors. In seiner umfangreichen Sammlung von Oden Elementare Oden (1954), Neue Elementare Oden (1956) und Drittes Buch der Oden (1957) preist Neruda die einfachen Dinge des Lebens, während er in Extravaganzenbrevier (1958) die Probleme seiner eigenen Entfaltung verarbeitet.
Im Mittelpunkt des dritten Bandes steht Nerudas eindringliches Lebenszeugnis Memorial von Isla Negra (1964), in dem Dichtung und Biografie verschmelzen. Wie in seinen Memoiren legt er hier eine kritische Rechenschaft über sein Verhältnis zum Stalinismus ab. Der Gedichtzyklus gilt als das Hauptwerk in Nerudas später Phase. Den Abschluss der Edition bildet das postume lyrische Werk mit acht Gedichtzyklen, die erstmals 1974 erschienen waren.
Nerudas Lyrik ist eine erzählende und stimmungsvolle Lyrik mit leidenschaftlichen Lebens- und Naturbildern. Obwohl ihr mitunter der Hang zum Pathos anhaftet, wirkt sie in der Verbindung von politischen Engagement und humanistischer Grundhaltung absolut glaubwürdig, ja beispielgebend.
Die preiswerte Edition aus dem Luchterhand Literaturverlag macht auf knapp 3.000 Seiten mit einem der wichtigsten poetischen Werke des 20. Jahrhunderts bekannt. Schnell wird dem Leser bewusst, dass dies Gedichte sind, die einen ein Leben lang begleiten können, denn es gibt in ihnen immer etwas Neues zu entdecken. Insgesamt eine sehr gelungene und längst fällige Gedichtsammlung.

Manfred Orlick

Schicksalskurve des Jahrhunderts

– Pablo Nerudas lyrisches Werk wird ediert. –

Vor mehr als zwanzig Jahren gab es eine Debatte über den „Fall Neruda“. Hans Magnus Enzensberger hatte sie eröffnet, indem er die Frage aufwarf, wie ein Bahnbrecher der lyrischen Moderne sowohl mit der literarischen Tradition der Gattung als auch mit seinem eigenen Frühwerk brechen konnte, um bei beklemmendem Niveauverlust zum Parteibarden und Stalinhymniker herabzusinken.
Pablo Neruda, Nobelpreisträger 1971, hatte als Verfasser von Liebes- und Naturlyrik begonnen, hatte die Schönheiten seiner südchilenischen Heimat mit ihren Vulkanen und antarktisnahen Regenstürmen, ihren aus Indianern und europäischen Einwanderern gemischten Bewohnern besungen und die Holzarbeiter und Eisenbahner jener Armutsgegend, dem patagonischen „Grenzland“, poetisch ins Werk gesetzt.
Dann verbrachte der Chilene lange Jahre als Konsul seines Landes in Ostasien, später in Argentinien und in Spanien. Dort erlebte Neruda aus unmittelbarer Anschauung die Greuel des spanischen Bürgerkrieges; besonders erschütterte ihn das düstere Verbrechen der Erschießung seines Freundes García Lorca durch die Francisten, Neruda wurde, freilich vor dem Hintergrund seiner lateinamerikanischen Herkunft, zum politischen Dichter, zum konsequenten Parteimann zunächst der chilenischen KP, später auch internationaler Reisestar und vielbeachtete Figur unter den engagierten Poeten, Stalinpreisträger 1953.
Die Vorhaltungen Enzensbergers, schwungvoll, aber offenbar ohne genauere Kenntnis von Nerudas Œuvre heraustrompetet, ließen sich hierzulande niemals recht überprüfen, weil es in der Bundesrepublik an einer brauchbaren Neruda-Ausgabe mangelte. Die triste zweibändige Luchterhand-Auswahl Dichtungen von 1967 (1977 wurde sie nochmals einbändig nachgedruckt) verdient hier Erwähnung als eine der widerwärtigsten Klitterungen unseres Buchmarktes. Hatte Enzensberger den Stalinisten und Programmsänger Neruda aufs Korn genommen, so präsentierte der sonst so verdienstliche Lyriker und Übersetzer Erich Arendt nunmehr – offenbar im Gegenzug – einen bürgerlich zurechtgetrimmten Neruda, einen Dichter folglich, dem man die Zähne gezogen hatte, indem man stalinistische Texte ebenso unterschlug wie Nerudas wütende Angriffe gegen Hitler-Deutschland und den US-Imperialismus. Neruda selbst hat sich übrigens stets ausdrücklich zu seinen Irrtümern bekannt und beispielsweise die kitschige Ode auf Stalins Tod (in Die Trauben und der Wind, 1954) in späteren Ausgaben nachdrucken lassen. So findet sich der bundesdeutsche Neruda-Leser noch immer eingeklemmt zwischen Enzensbergers rüder Kritik und einem übel geschönten Neruda-Bild der älteren Edition. Deshalb ist es zu begrüßen, daß nunmehr endlich eine dreibändige Ausgabe von Nerudas „Lyrischem Werk“ Gelegenheit gibt, diesen Koloß, den Verfasser des wohl umfänglichsten Vers-Œuvres in unserem Jahrhundert, unverstellt und textgetreu zu besichtigen.
Der erste Band umfaßt die Werkspanne zwischen den Zwanzig Liebesgedichten von 1924 bis hin zu den Versen des Kapitäns von 1952, er enthält mithin auch die Riesenzyklen Aufenthalt auf Eden und den Großen Gesang von 1950. Vom Schmerzens- und Verzweiflungston der frühen erotischen Verse über die Politisierung in den dreißiger Jahren bis hin zur weiträumigen Kosmogonie des amerikanischen Kontinents mit seinen historischen Aufschwüngen und Niederbrüchen von der Kolonialzeit bis zur gegenwärtigen Wirtschaftsausbeutung zeichnet sich nicht nur das Dasein dieses markanten Dichters, sondern die Schicksalskurve des ganzen Jahrhunderts ab.
Editorisch bringt dieser erste Band wenig Neues: Das frühe Buch der Morgendämmerung (1923) fehlt leider, obgleich es einige der bekanntesten Neruda-Strophen enthält. Die übrigen Zyklen stellen eine Buchbindersynthese älterer Ausgaben aus DDR und Bundesrepublik dar. Übersetzer sind Erich Arendt, Stephan Hermlin und Fritz Vogelgesang. Da man leider nicht zweisprachig edieren wollte, bleibt immerhin zu sagen, daß die Übertragungen Abstand halten vom Prinzip „Nachdichtung“ und in passabler Weise zu erkennen geben, was in den Originalen steht, wie die großformatigen Ringkompositionen Nerudas angelegt sind (allein der Große Gesang umfaßt weit über dreihundert Gedichte), wie Abschnitte, Strophen, Verse sich gliedern.
Eher enttäuschend bleibt das editorische Beiwerk. Zwar sind Abweichungen und Auslassungen gering gegenüber der dreibändigen argentinischen Ausgabe von Nerudas Dichtung. Da der Herausgeber sich aber ausdrücklich auf diese Edition stützt, hätte er überprüfen und ältere Übertragungen aktualisieren müssen. Ganz unbefriedigend bleibt der kommentierende Aufwand: Gut zwanzig Seiten Namen und Daten, obendrein zumeist aus älteren DDR-Ausgaben übernommen, genügen in keiner Weise, hier hätten Herausgeber und Verlag erheblich ergänzen müssen.
Immerhin: Auch wenn dieser erste Neruda-Band wenig Überraschendes beschert, so ist allein schon sein gründliches Sammelverfahren nützlich und geeignet, unserem Neruda-Bild jenseits von Polemik und kaltem Krieg Kontur zu verleihen. Mit Interesse darf man den nächsten Bänden, vor allem dem erstmals auf deutsch erscheinenden Spätwerk Nerudas, entgegensehen. Federico Schopf, exilierter Landsmann des chilenischen Dichters, hat eine kleine Neruda-Anthologie in Text und Bild erstellt: Chile mein Land. Hier findet, am Leitfaden von Biographie und Natur, ein Streifzug durch Nerudas gigantisches Werk statt. Ob es sinnvoll ist, sich blätternd, punktuell lesend, Fotos betrachtend, diesem Schriftsteller anzunähern, wobei der politische Aspekt einmal mehr fast ganz ausgeblendet wird, steht dahin. Was zum „Fall Neruda“ jetzt not tut, ist nicht Schnitzeljagd und Aphorismus, sondern ein unvoreingenommenes Sicheinlassen auf die tatsächlichen Dimensionen dieses Schlüssel-Œuvres der modernen Weltliteratur.

Hanspeter Brode, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.9.1984

Ich, Klassiker meines Araukaniens

– Das lyrische Werk Pablo Nerudas in drei Bänden. –

Der Chilene Pablo Neruda hat das wohl umfangreichste lyrische Werk von Rang in unserem Jahrhundert geschaffen: ungefähr dreißig Gedichtbände mit zusammen weit über fünftausend Seiten. Nerudas Lyrik gruppiert sich in weiträumigen Zyklen, von denen einige, zum Beispiel der Canto general von 1950 oder die vielteiligen Odenwerke, Aberhunderte von Gedichten umfassen.
Diesen Koloß in deutscher Übertragung zu würdigen, ermöglicht eine Werkausgabe in drei voluminösen Bänden, deren letzter jetzt vorliegt. Er präsentiert neben den späten Zyklen des. Dichters das postume Werk erstmals auf deutsch. Sein Inhalt: die Sammelbände Seefahrt und Rückkehr, Memorial von Isla Negra, Die Hände des Tages, Weltende und „Noch“ erschienen zwischen 1959 und 1971. Dem ist eine Auswahl des postumen Werkes in acht (von siebzehn überlieferten) Gedichtbänden Nerudas angefügt.
Einen bedeutenden Gewinn für hiesige Leser stellt die gewaltige Sammlung Memorial von Isla Negra von 1964 dar, die es bislang nur in einer älteren DDR-Ausgabe gegeben hatte. Der Dichter rekapituliert in den frei ausschwingenden Versen und Odenstrophen dieses Erinnerungsbuches in bewegender Weise noch einmal seine Lebensstationen: die Herkunft aus „Araukanien“, dem rauhen Süden Chiles, die einfache Abkunft der Eltern (Nerudas Vater war Eisenbahner), Schulzeit und Lektüren (beispielsweise werden Nietzsche, Gorki und Victor Hugo genannt), dann die Studentenjahre, erste Liebeserlebnisse, die Jahre als chilenischer Konsul in Ostasien, die einschneidende Erfahrung des spanischen Bürgerkrieges und die spanischen Freunde, vorab García Lorca, zuletzt auch Reflexionen zu Chiles politischer Gegenwart. Ein ins Große zielender Wehmutston beherrscht diese Versmassen; die Tradition europäischer Dichtung, zum Beispiel der Klang Heinrich Heines, stellt sich ein, wenn es heißt:

Mitten in der Nacht frage ich mich,
was geschieht mit Chile?

Weitere Gedichtsammlungen Nerudas sowie das postume Werk sind abgestimmt auf Kindheitsbeschwörungen und gelassenen Lebensrückblick, auf Fragen am Ausgang unseres Jahrhunderts sowie andeutungsweise auf den politischen Kampf, dem Neruda sich in den letzten Lebensjahren als Weggefährte Salvador Allendes besonders intensiv aussetzte. Die „Osterinsel“ mit ihren Riesenmalen wird besungen, die Vulkanlandschaft des heimatlichen Südens ist gegenwärtig wie ein fortdauernder cantus firmus, mit „Gautama Christus“ klingen Reminiszenen aus der asiatischen Sphäre an, die sich – Spannweite von Pablo Nerudas Denken und Bilden – mit Nixon und Napalmbomben in Vietnam überkreuzen.
Besonders sind es die beiden Schockerfahrungen seiner politischen Vergangenheit, die Neruda in beständiger Erschütterung umkreist: zum einen die Erinnerung an das republikanische Spanien, dessen blutige Niederwerfung Neruda zum politischen Dichter formte. Zum anderen das Eingeständnis der katastrophalen Fehleinschätzung Stalins, die im Gefolge der Entstalinisierung durch Chruschtschow 1956 eine schwere Krise im politischen und dichterischen Selbstwertgefühl Nerudas auslöste.
Ein „Stalin“-Gedicht im 1974 veröffentlichten Zyklus „Elegie“ rührt abermals an diese peinvolle Wunde:

Da kam der Teufel, gab ihm Stricke,
gab Peitschen ihm und Taue.
Das Land war voll von seinen Plagen,
in jedem Park hing ein Gehenkter.

Neruda, der gewaltige Poet, war großartig auch in seiner Redlichkeit, Irrtümer einzubekennen: und so darf er sich am Ende seines Lebens als Dichter bezeichnen, der mehr als einer Weltepoche zugehört:

Denn ich Klassiker meines Araukaniens,
Kastilier den Silben nach, doch Zeitgenosse
El Grecos und der geschundenen Seinen,
Kind Apollinaires oder des Petrarca

heißt es voll stolzen Selbstgefühls im allerspätesten Werk des Chilenen. Die drei dickleibigen Bände mit Nerudas Lyrik bieten einen repräsentativen Querschnitt. Dabei wurden aus dem letzten Werk die scharf zugespitzten politischen Gedichtbände ausgeschlossen, so etwa das Fidel Castros Revolution feiernde Heldenepos von 1959 oder die 1973 geschriebene harsche „Anstiftung zum Mord an Nixon und Lob der chilenischen Revolution“. Die vorliegende großräumige Auswahl akzentuiert also ein eher poetisches und wohl auch autobiographisch-nostalgisches Bild des Dichters.
Jede einsprachige Darbietung von Lyrik wirft editorische Fragen auf. Wie bei den früheren Lyrikbänden erklärt der Herausgeber die argentinische Neruda-Ausgabe von 1973 zur verbindlichen Textgrundlage (siehe F.A.Z. vom 12. September 1984 und 25. November 1985). Aber dies stimmt abermals nicht. Nur ein Beispiel: In der deutschen Ausgabe wird der Neruda-Zyklus Noch (Aún) auf 1969 datiert, wohingegen dem Original die Jahreszahl 1971 vorangestellt ist.

Auch mit den Übersetzungen hapert es. Erich Arendt, selbst ein Poet von Format, übersetzte inhaltlich und formal zuverlässig. Gleiches läßt sich leider von Monika Lopez nicht behaupten, der die Mehrzahl der jetzt veröffentlichten Übertragungen zu verdanken ist. Vieles ist verzerrt, und vom Gespreizten bis zum Unsinnigen ist es oftmals nur ein kleiner Schritt. So fällt auf, daß die Abteilung von Versgruppen oder die Verszahl einzelner Strophen im Deutschen geändert sind: Willkür unterm Vorwand von Übersetzerpoesie.
Insgesamt jedoch darf man das „Lyrische Werk“ von Pablo Neruda in der vorliegenden Edition als eine recht nützliche Leseausgabe bezeichnen. Die Eigenbeiträge des Herausgebers bleiben allerdings – mit jeweils einem biographischen Nachwort, Anmerkungen, Glossar und Zeittafel – ziemlich bescheiden und stehen in keinem Verhältnis zu Umfang und Preis der dicken Bücher. Größter Vorzug der Ausgabe: Die bewährten und vollständigen Übertragungen Erich Arendts sind in kompakter Form greifbar. Pablo Neruda ist, zumindest in seinen monumentalen Umrissen, nun auch für deutsche Leser zu besichtigen.

Hanspeter Brode, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.3.1987

Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstler Pablo Neruda

Ugné Karvelis: Ein Tag auf der Isla Negra, Sinn und Form, Heft 5, 1974

 

FÜR PABLO NERUDA

Nicht ich allein
aaaaaaaaaaaaabin aufs Pflaster Santiagos gestürzt.
Glanz der Raketen den Himmel verdarb.
Wie einundvierzig von gierenden Bleikugeln schwirrt’s.
Neben mir eben der Dichter verstarb.

Da der Patrouillenschritt schlug an die Schläfen der Welt,
schwang etwas Bekanntes im drohenden Gang.
Auf Generalsschultern wie in dem Baum, der bald fällt,
blutrotes Otterngezücht sich umschlang.

Ich sagte leise zum Dichter: „’s wird Zeit nun, zu gehn.
Ich halte hier in der Deckung noch stand.
Mir ist das alles schon damals am Dnepr geschehn.
Vierzig und eins.
Und das Ziel ist bekannt.

Dichter, verstehn Sie, ich bin doch ganz einfach Soldat.
Sie aber: Chiles Gedächtnis und Zeit.
Und wenn ich fall, hält ein anderer hier das Quadrat.
Meister, für Sie steht kein andrer bereit.“

Er sprach: „Ich lieb euer Volk. Es ist schön. Himmel steigt
auf euch, und klar ist die Sache, seh ich.
Habe im Bergland mich tief schon und grüßend verneigt.
Aber ich bitt euch: Verstehet auch mich.

Letztlich sind Moder die Litzen. Nach kurzem verschleißt
irgendein Ausgangsverbot. Aber hier,
wenn sich das Dunkel in Erde, die mein ist, verbeißt,
bitte versteht mich, dann bin ich bei ihr.

Erstliche Kugel gilt stets dem Gedächtnis.
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaIch bins.
Risse wie Wurzeln man aus mich mit Kraft,
wärn Generäle bei Tisch wohl erleichterten Sinns:
Flieht gar Gedächtnis, dann ist es geschafft.

Immerdar bleib ich in Erde der Heimat geschmiegt
wie ein Vulkan. In ihm brodelts und zischts.
Wie der verborgene Funke in Grauasche liegt,
harrend der Stunde des großen Gerichts.

Kehrn Sie nach Hause zurück.
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaBis zum Ende der Welt
schreit und berichtet, verzeiht ihnen nie!
Ich bau nach Kiew euch die Brücke aus Versen, sie hält
und bricht nicht vorm Ansturm der Zeiten ins Knie.“

Überm Chrestschatyk olivgrün macht Laubwerk sich breit,
Himmelblautraum lockt ins Erdferne grad…
Aber mein Herz, es erfährt bei Santiago sein Leid.
Bitte versteht mich: Ich bin ein Soldat.

Borys Olijnyk
Nachdichtung von Andreas Reim

 

 

Fakten und Vermutungen zum Herausgeber

 

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Nachrufe auf Pablo Neruda: Neues Deutschland ✝ Berliner Zeitung ✝
Neue Rundschau ✝ Neue Zeit ✝ PEN ✝ Tat

Zum 1. Todestag des Autors:

Jürgen P. Wallmann: „Ich werde niemanden exkommunizieren“
Die Tat, 21.9.1974

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Uwe Berger: Seine Poesie ist Stimme des Volkes
Neues Deutschland, 12.7.1979

H. U.: Einheit von Poesie und Politik
Neue Zeit, 11.7.1979

Zum 80. Geburtstag des Autors:

Hans-Otto Dill: Seine Dichtung – leidenschaftlicher Hymnus auf den Kampf der Völker
Neues Deutschland, 12.7.1984

Volodia Teitelboim: Ein Dichter, der auf Erden wohnt
Sinn und Form, Heft 6, November/Dezember 1984

Zum 100. Geburtstag des Autors:

Margit Klingler-Clavijo: Ich bekenne, ich habe gelebt
Deutschlandfunk, 12.7.2004

Josef Oehrlein: Die drei Archen des Dichters
Cicero

Karin Ceballos Betancur: Das Kind und der Dichter
Die Zeit, 8.7.2004

Holmar Attila Mück: Krieger mit der Lyra
Deutschlandradio Berlin, 12.7.2004

Claudia Schülke: „Militanter Stalinist und kolossaler Dichter“: Pablo Neruda
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.7.2004

Leopold Federmeier: Der trunkene Durst des begeisterten Schleuderers
Neue Zürcher Zeitung, 12.7.2004

Zum 5. Todestag des Autors:

Sergio Villegas: Beerdigung unter Bewachung
Sinn und Form, Heft 6, November/Dezember 1978

Zum 10. Todestag des Autors:

Karl Bongardt: Seinen Atem durchwob die singende Liebe
Neue Zeit, 24.9.1983

Zum 50. Todestag des Autors:

Holger Teschke: Sänger des Regens und der Klassenkämpfe
junge Welt, 23.9.2023

Manfred Orlick: „Ich bekenne, ich habe gelebt!“
literaturkritik.de, 23.9.2023

Gerhard Dilger: Dichterfürst im Zwielicht
taz, 23.9.2023

Benjamin Loy: Schwieriges Schweigen
ORFSound, 20.9.2023

 

 

Pablo NerudaFragmente zu einem Portrait. Ein Film von Hans Emmerling, 1974

 

Pablo Neruda – Lesung und Interview des Literaturnobelpreisträgers 1971.

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