ASTRONAUTEN
Wohin wohl schwimmt er? Der Schwere entwuchs er.
Nur dem Gedicht konkurriert er,
das über Krügen
goldenen Weines
schwebt.
Und in jedem schwimmt
und schwebt
der runde Mond.
Der Mond,
der Hirt der Nächte.
Brüderchen der Erde, behüte die Seele!
Süß werde sie
mit jedem Kruge voller Wein,
froh schwebe sie
durchs kostbare Gedicht,
das in das Gold des Mondes taucht.
Mit den ZWILLINGEN stößt die Seele des Trinkenden an.
Die andern,
mögen sie die Hände ihnen drücken,
ein wenig mehr ist’s als das Stimmen von
Himmelsgeigen.
Vít Obrtel
sie „gehen den Vers angeln, den, mit dem der Fluß flucht, wenn er so über die Steine nachts, im dunkeln, stolpert“.
Angler, die (grundsätzlich) gute Menschen sind, werden zänkisch, falls ihnen in der Aufregung einer beispringen will, um einen „Kapitalburschen“ zu landen: Es ist wegen des Lorbeers, wenn dann der schwere schillernde Fisch im Grase japst. Und es ist wegen des nachbarlichen Einvernehmens, wenn der Fisch nicht gelandet wird, sondern abreißt…
Bei diesen Versen waren dennoch jeweils zwei am Werke. Aber – ich habe sie nur ans andere Ufer getragen, und, hoffen wir’s, keinen aus der Poesie springen lassen.
Hoffen wir’s, und geben wir dem Wind den Namen Jaromír!
Reiner Kunze, Verlag Volk und Welt, Klappentext, 1961
– Entwicklungen und Akzente. –
AUCH EIN WINTERGEDICHT
Kernbeißer, seltener fenstergast
Treibt dich der frost her?
Vielleicht sogar aus dem böhmischen?
Beißen die freunde den kern?
Wir dachten, sie könnten den frühling
erfliegen
Aber der frühling muß
kommen
Wir müssen den kern beißen
Der winter wird hart sein und lang
In der Winterkälte sieht der Dichter von seinem sächsischen Arbeitszimmer aus den exotischen Vogel und denkt an das böhmische Nachbarland. Der heimische aber seltene Vogel, er wird der nahen aber dennoch fremden Gegend zugeordnet, die hinter den Bergen liegt.
Möglich, daß diese Annahme einer üblichen landläufigen Auffassung entspricht. Auch im westlich gelegenen Fichtelgebirge und der Oberpfalz spricht man vom „Böhmischen“ – und meint damit einen besonders kalten Wind, der vom Osten herüberweht.
In der Interpretation des vorliegenden Gedichts dominieren jedoch konkrete historisch-politische Umstände. In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 war in der Tschechoslowakei das Reformexperiment des „Prager Frühlings“ mit fremder Panzergewalt niedergeschlagen worden. Viele Hoffnungen auf ein freieres Leben waren daraufhin nicht allein in der ČSSR, sondern auch in den Ländern des „real existierenden Sozialismus“ zunichte gemacht.
Nach den Blüten des „Prager Frühlings“ stand eine neue politische Eiszeit bevor, und dieses Wintergedicht war 1970 geschrieben worden. Doch die Anspielung auf eine böhmische Herkunft hatte bei Reiner Kunze eine zusätzliche Bedeutung. Seit Ende der 50erJahre hatte er Zugang zur modernen tschechischen Literatur. Führende Autoren konnte er im Laufe der 60er Jahre persönlich kennenlernen: Jan Skácel, Ludvík Kundera, Vít Obrtel, Milan Kundera und andere.
Zu Beginn seiner Begegnung mit tschechischer Literatur und ihren Vertretern war Kunze ein junger DDR-Schriftsteller mit lupenreiner proletarischer Biographie gewesen. Bergmannsohn, Kleinhäusler, Unterprivilegierter:
ANTWORT
Mein vater, sagt ihr,
mein vater im schacht
habe risse im rücken,
narben,
grindige spuren niedergegangenen gesteins,
ich aber, ich
sänge die liebe
Ich sage:
eben deshalb
Die tschechischen Dichterfreunde, die er durch Vermittlung seiner böhmischen Frau Elisabeth kennenlernen durfte, waren zumeist Mitglieder der regierenden KPČ der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Einige hatten die schwere Zeit der Zwangsarbeit im Deutschen Reich hinter sich, andere das deutsche Konzentrationslager überlebt. Und sie hatten sehr früh Schwierigkeiten in Sachen Kulturpolitik mit den führenden Genossen in der jungen tschechoslowakischen Volksrepublik bekommen. Einig war man sich in der Hoffnung auf Öffnung der Politik, und die tschechoslowakische politische Entwicklung der 60er Jahre gab zur Hoffnung Anlaß.
Richtschnur der Verständigung zwischen Reiner Kunze und seinen böhmischen Freunden war die Poesie. Das waren Münzen, die keinem offiziellen TUZEX -Tauschkurs unterlagen. Augenzwinkernde Übereinkünfte. Metaphern einer nicht-verordneten Freundschaft. Gemeinsames Rudern in einer gemeinsamen Angelegenheit:
RUDERN ZWEI
Rudern zwei
ein boot,
der eine
kundig der sterne,
der andre
kundig der stürme
wird der eine
führn durch die sterne,
wird der andre
führn durch die stürme,
und am ende ganz am ende
wird das meer in der erinnerung
blau sein
Die tschechische Poesie der 60er Jahre war dabei, den Vitalismus der 20er Jahre wieder zu entdecken. Die durch Nazi-Okkupation unterbrochene Entwicklung war nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1948 neuerlichen Hindernissen ausgesetzt gewesen. In den Anfangsjahren der 60er Jahre bahnte sich zunächst hinter den Kulissen der Staatsmacht ein gewisses Bewußtsein über notwendige Reformen an. Dies betraf sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und bezog sich somit auch auf die Kulturpolitik. Václav Havel hatte, noch als Dissident, in seinem „Fernverhör“ mit Karel Hvíždala eindrucksvoll seine Erlebnisse in den 60er Jahren geschildert, wobei hier naturgemäß der Schwerpunkt in der Theaterwelt berücksichtigt wurde. Neben der Dichtung war auch die Musik und die Filmwelt bahnbrechenden Neuerungen unterworfen. Gleich einem System kommunizierender Röhre waren auch die Bemühungen der reformerischen Kräfte in den Abteilungen der Akademie der Wissenschaften sowie nicht zuletzt innerhalb des politischen Systems entscheidend. Erste Rehabilitierungen waren ausgesprochen worden.
In der DDR fanden in diesen Dimensionen keine entsprechenden Entwicklungen statt. Der spezifische Charakter eines geteilten Landes spielte dabei eine nicht geringe Rolle. Kritisches, kreatives Potential aus Ostdeutschland landete früher oder später, freiwillig oder auch unfreiwillig, wie die Ausbürgerung Wolf Biermanns im November 1976 gezeigt hatte, in Westdeutschland.
Kein Wunder, daß dem DDR-Bürger Kunze das lebenslustige Prag, aber auch Provinzstädte wie Reichenberg/Liberec oder Außig an der Elbe/Ústí nad Labem, die er in den 60er Jahren kennengelernt hatte, wie ein neuer Kontinent vorkommen mußte. Die Begegnung mit der tschechischen Poesie, der Austausch darüber mit den tschechischen Dichtern eröffneten dem jungen DDR-Dichter Reiner Kunze völlig neue Sichtweisen.
Kunze spricht davon, daß ihm diese kopernikanische Wendung in seinem Leben zum ersten Mal davon ahnen ließ, was Poesie überhaupt sei. 1964 erscheint, bezeichnenderweise in der Bundesrepublik, ein neuer Gedichtband des DDR-Schriftstellers Reiner Kunze mit dem programmatischen Titel Widmungen. In diesem Bändchen finden sich einige Gedichte aus der frühen Schaffensperiode von Reiner Kunze neben neuen und neuesten Arbeiten. Widmungen bildet somit eine Art Scharnierstelle zwischen dem „alten“ jungen Reiner Kunze und dem neuen, gereifteren Schriftsteller. Das Gedicht „ANKUNFT IN MEINER STADT“ ist mit „herbst 1961“ datiert und beginnt mit den Strophen:
„Über die grenze des großen erlebnisses kommend, / fröstelnd noch im stummen mantel der reise, / gehe ich wieder / durch meine stadt.“ Geradezu überschwenglich setzt, befruchtet von den poetischen Erlebnissen im Nachbarland, eine neue Wahrnehmung der eigentlich vertrauten Umgebung ein. Der spielerische Umgang mit Metaphern, Farben und synästhetischen Wahrnehmungen erinnert an die Tradition des tschechoslowakischen Poetismus. Neben diesen in Kunzes dichterischem Schaffen neuen Elementen signalisieren auch Themen, Widmungen und Namen tschechischer Künstler, daß eine poetische Korrespondenz mit dem tschechoslowakischen Nachbarland weitergeführt wurde, welche Reiner Kunze mit Übersetzungen aus dem Tschechischen aufgenommen hatte. 1961 war in Ostberlin das Bändchen Der Wind mit Namen Jaromír erschienen, welches Nachdichtungen aus dem Tschechischen folgender Dichter enthielt: Vít Obrtel, Ludvík Kundera, Ivo Fleischmann, Jan Skácel, Miroslav Holub, Milan Kundera, Luboš Příhoda und Jana Štroblová.
In Widmungen war eine Notiz enthalten, welche ein wesentliches Schlüsselwort enthielt und somit Auskunft über ein neues Selbstverständnis von Reiner Kunzes Schaffen gibt:
DEM DICHTER JAN SKÁCEL
Das bedürfnis des dichters, nach außen
hin etwas zu gelten, bricht in dem
augenblick zusammen, in dem er be-
greift, was poesie ist.
Die Besinnung von Literatur auf Dichtung führt den Schriftsteller zum Dichter zurück. Drei der vorgelegten Widmungsgedichte werden ausdrücklich mit diesem Titel versehen: „DEM DICHTER MILAN KUNDERA“, „DEM DICHTER JAN SKÁCEL“, sowie „DEM DICHTER VÍT OBRTEL“.
Eine neue Sammlung übersetzter tschechischer Dichter, die ebenfalls 1964 in Bad Godesberg erschien, führte Reiner Kunze mit einem kurzen Vorwort ein, welches hauptsächlich aus Namen tschechischer Schriftsteller verschiedener Generationen bestand. Die zusammenfassende Charakterisierung dieser Namen: „Sie sind Dichter auf dem Wege“.
Und eines der übersetzten Gedichte von Milan Kundera bestimmte das Dichter-Sein genauer:
DICHTER SEIN HEISST
Bis ans Ende gehen
Ans ende der zweifel
ans ende des hoffens
ans ende der leidenschaft
ans ende des verzweifelns
Dann erst zusammenzählen
Eher nicht Eher nicht
Sonnst kann’s geschehen
die summe des lebens
kommt dir lächerlich klein heraus
Und du taumelst wie ein kind
ewig nur im kleinen einmaleins
Dichter sein heißt
immer bis ans ende gehen
Diese Definition war konkreter, als es den Anschein hat. Zumindest im Machtbereich des „realexistierenden Sozialismus“ war man spätestens an den Landesgrenzen bis an das Ende gegangen. Bereits die erste Begegnung zwischen dem DDR-Bürger Kunze und seiner Briefpartnerin und zukünftigen Ehefrau aus der Tschechoslowakei war unter den damaligen Umständen mit äußersten Schwierigkeiten verbunden gewesen.
Die politisch verordnete Isolation in der DDR hatte Kunze umso mehr zu schaffen gemacht, als er in der länderübergreifenden Begegnung mit Böhmen „eine Art menschlicher Auferstehung“ erleben konnte. Weltoffene Begegnungen mußten Kunze aus dieser tschechischen Erfahrung heraus umso wichtiger für ein authentisch gelebtes Leben erscheinen. Daß allein das eigene Land geteilt ist – umso absurder! Kunzes Schmerz über das geteilte Deutschland und der damit für den östlichen Teil verbundenen Aussperrung finden sich bereits in Gedichten der frühen 60er Jahre – „DER VOGEL SCHMERZ“ – aber auch in späteren Arbeiten. Dem Gedicht „SIEBZEHNJÄHRIG“ geht eine Erinnerung an das Lesebuchlied Wir sind jung die Welt ist offen voran und beginnt mit der Strophe „Horizont aus Schlagbäumen“.
Es bleibt das eigene Land und vor allem der rettende Anker der böhmischen Dichterfreunde. Das Übersetzen von Texten, hauptsächlich Gedichten, aus dem Tschechischen begleitet über Jahrzehnte hinweg Reiner Kunzes korrespondentisch ausgerichtetes eigenes Schaffen. Umgekehrt werden seine Gedichte in Böhmen von tschechischen Dichtern rezipiert und ins Tschechische übersetzt. Der Band Widmungen erschien 1965 unter dem Titel věnování in der Tschechoslowakei und war von Luboš Příhoda herausgegeben worden. Milan Kundera rezensierte das Bändchen in der bedeutenden Literaturzeitung Literární noviny.
Reiner Kunze hatte in den 60er Jahren in tschechischen Blättern immer wieder Gelegenheiten gefunden, sich zu künstlerischen Fragen zu äußern. Noch während des Reformjahres 1968 hatte Reiner Kunze den Übersetzerpreis des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes erhalten. Der Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen am 21. August 1968 bedeutete das jähe Ende jeglicher Reformhoffnungen. Reiner Kunze gab aus Protest sein SED-Parteibuch ab. Da diese Form jedoch nicht vorgesehen war, wurde er aus der SED ausgeschlossen. Seinen Gedichtband Sensible Wege, der in der DDR nicht erscheinen durfte, widmete er demonstrativ in einem Akt beispielloser Solidarität dem tschechischen und dem slowakischen Volk. Das Zurückdrängen der Reformer und die Säuberungen der von Gustav Husák proklamierten „Normalisierung“ betraf auch die Schriftsteller. Publikations- und Auftrittsverbote folgten. Die gegenseitigen Kontakte zwischen Reiner Kunze und seinen tschechischen Dichterfreunden waren fortan massiven – auch operativen – Beeinträchtigungen unterworfen. Dennoch gelingt es Reiner Kunze auch in den folgenden schweren Jahren, Übersetzungen tschechischer Dichter herauszugeben. 1969 erscheint in Gifkendorf bei Hamburg Vladimír Holans Nacht mit Hamlet, 1970 in Darmstadt sowohl ein Bändchen von Vladimír Holan mit dem Titel Vor eurer Schwelle als auch eine kleine Sammlung von Antonín Brouseks Versen unter dem Titel Wunderschöne Sträflingskugel.
Der trostlosen Situation tschechischer Schriftsteller in ihrer Heimat widmete Kunze in seinem 1976 erschienenen Band Die wunderbaren Jahre unter der Überschrift „Café Slavia“ ein mutiges Forum mit drei mal je fünf beeindruckenden Beiträgen. Neben Illustrationen des Schicksalsjahres 1968 wird das Jahr 1975 zur Chiffre der Husákschen Normalisierungspolitik. Den Abschluß dieses Forums bilden Reiner Kunzes Übersetzungen von fünf tschechischen und mährischen Dichtern.
Die fünf Prosastücke „Hinter der Front“, „Der Mantel“, „Mein Freund, ein Dichter der Liebe“, „Aber Helden“ und „Handschellen“ werden mit einem Zitat von Jíří Mahen eingeleitet: „Kommt ins Slavia, wir werden schweigen“. Das Café Slavia, an der Ecke der Nationalstraße und dem Moldauufer gelegen, war bereits in den 20er Jahren ein Treffpunkt von Künstlern und Schriftstellern, wozu nicht zuletzt das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Nationaltheater beigetragen hat.
In diesen Texten ist der Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in der Nacht vom 20. zum 21. August 1968 aus verschiedenen Perspektiven und Erlebnissituationen thematisiert. Der Bogen spannt sich dabei von persönlichen Erlebnissen Reiner Kunzes im Prager Café Slavia, seiner Ehefrau, die am Morgen des 22. August 1968 vor der Wohnungstüre Gladiolen vorfindet, über eine Anekdote des nicht namentlich genannten Schriftstellers Milan Kundera sowie zwei aufgezeichneten Berichten von ebenfalls nicht namentlich genannten DDR-Bürgern. Im Text „Aber Helden“ berichtet ein Angehöriger einer motorisierten Schützeneinheit der Nationalen Volksarmee seine Erlebnisse in der Zeit vom Juli bis zum Oktober 1968. Hier wird gezeigt, wie mit manipulierten Nachrichten Angehörige der NVA mobilisiert und in Alarmbereitschaft gehalten wurden. Die ganze Schäbigkeit einer Armeeführung, die gegen den tschechoslowakischen Nachbarn eine angeordnete Drohgebärde eingenommen hatte, wird nicht zuletzt in der moralischen wie hygienischen Verwahrlosung seiner Truppenteile sichtbar.
In „Handschellen“ wird von einem jungen Mann berichtet, der in Thüringen verhaftet wurde, als er mit selbstverfaßten Flugblättern gegen den Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen protestiert hatte.
Die in der ČSSR offiziell verordnete Phase der „Normalisierung“, sollte die ideologischen Aufweichungen der Reformer um Alexander Dubček wieder zurückdrängen und die politisch-gesellschaftliche Lage konsolidieren. Fünf Berichte über diese Zeit, welche die 70er Jahre in der ČSSR nachhaltig prägen sollte, leitet Reiner Kunze mit einem Zitat von Vítězslav Gardavský ein. Offenbar hatte der marxistische Philosoph, einer der profiliertesten Theoretiker des reformorientierten Flügels der KPČ, dem deutschen Dichterfreund eine Widmung in das Büchlein Hoffnung aus der Skepsis eingetragen. Diese Widmung – „Ohne Hoffnung, ohne Skepsis“ – erscheint dem Dichter Kunze wie eine Situationsbeschreibung der „Normalisierung“ – er fügt ihr lediglich die Jahreszahl „1975“ als Überschrift hinzu.
Es folgen fünf symptomatische Texte: „Das Begräbnis“, „Bericht eines Prager Fassadenglasreinigers“, „Post aus Böhmen“, „Pasteurella Pestis“ sowie „Café Slavia“.
Der Text „Das Begräbnis“ schildert, ohne Namen zu nennen, ein Begräbnis im Prager Stadtteil Motol. Da die Umstände dieses Begräbnisses von polizeilich auferlegten Schikanen begleitet sind, denkt der Leser unwillkürlich an das Begräbnis des Philosophen Jan Patočka, der als einer der ersten Sprecher der Bürgerrechtsbewegung CHARTA 77, 69-jährig nach einem mehrstündigen Polizeiverhör verstorben war. Die unwürdigen Begleitumstände seiner Beerdigung waren seinerzeit weit über die Grenzen hinaus wahrgenommen worden. Der tschechische Schriftsteller Ludvík Vaculík war damals von der Geheimpolizei an der Teilnahme der Beerdigung von Jan Patočka gehindert worden. Da Jan Patočka am 13. März 1977 verstorben war, kann er es nicht gewesen sein, von dem in Kunzes Text die Rede war. Kunzes Text war bereits im Jahr 1976 erschienen. Sehr wohl allerdings illustriert das kafkaeske Begräbnis Jan Patočkas die Beschreibung in Kunzes Text. Eine weitere Bestätigung lieferte Ludvík Vaculík in seinem Nachruf auf Jan Patočka mit dem Hinweis auf dessen „tödliche Krankheit, die heißt: zivile Freiheiten, Recht und staatspolitische Weisheit in unserer teuren sozialistischen Tschechoslowakei“. Daß nicht nur Begräbnisse in der „normalisierten“ ČSSR in absurder Weise einen menschenverachtenden Charakter annehmen konnten, sondern auch Geburtstagsfeiern, beschreibt der Schriftsteller Bohumil Hrabal in seinem Roman Ich dachte an die goldenen Zeiten. In diesem Falle genügte die Anwesenheit des abgehalfterten reformkommunistischen Politikers Josef Smrkovskýs, um die Staatssicherheit nervös werden zu lassen. Sie stürmte die Feierlichkeit und kontrollierte die Ausweise der Festgäste.
Im Zuge der „Normalisierung“ hatten Tausende ihren angestammten Arbeitsplatz in der ČSSR verloren. In nie dagewesener Weise wurden vor allem Intelligenzler in Hilfsarbeitertätigkeiten abgedrängt. Professoren wurden Fensterputzer, Lehrer kamen auf dem Bau unter. Im „Bericht eines Prager Fassadenglasreinigers“ kommt ein ehemaliger Mitarbeiter des Auswärtigen Dienstes zu Wort, der sich weigert, gegen ehemalige Kollegen auszusagen. Damit verliert er auch die Möglichkeit, als Fäkalisator zu arbeiten: „Daß ich außen stinke, hätte ich in Kauf genommen“. Der Text „Post aus Böhmen“ berichtet über das Schicksal des Schriftstellers und Übersetzers Ludvík Kundera – freilich, um ihn nicht zu gefährden, ohne dessen Namen dabei zu nennen. Kurze Zitate aus Briefen dokumentieren typische Schicksale der „Normalisierung“.
„Pasteurella Pestis“ – der Pesterreger – besteht aus einem Zitat einer tschechischen medizinischen Zeitschrift aus dem Jahr 1975. In erschreckender Weise wird das politische Vokabular der 50er Jahre wieder aufgegriffen, unverhüllt tritt ein Antisemitismus zutage, um mißliebige politische Gegner zu marginalisieren.
Im abschließenden Text „Café Slavia“ berichtet Reiner Kunze von seiner Kaffeehaus-Lektüre. Drei Bände Tausend Jahre tschechische Poesie aus dem Jahr 1974 lassen ihn viele Namen bedeutender tschechischer Dichter vermissen. Kunze nennt die Namen Jan Zahradníček, Oldřich Mikulášek und Jiří Kolář.
Mit einem Dichteralmanach aus dem Jahr 1973 verhält es sich in ähnlicher Weise. Entscheidende Namen fehlen. Alle aufgeführten Titel sind in hoher Auflage erschienen.
Den Abschluß des Bändchens Die wunderbaren Jahre bilden von Reiner Kunze übersetzte Gedichte aus dem Tschechischen. Insgesamt werden Texte von fünf tschechischen und mährischen Dichtern vorgestellt: Oldřich Mikulášek, Jiří Kolář, Antonín Bartušek, Ludvík Kundera sowie Jan Skácel. In keinem weiteren Gedichtband Reiner Kunzes war die Verzahnung zwischen eigenem Werk und Schicksal mit jenem seiner tschechischen Freunde so eindrucksvoll dargestellt wie in Die wunderbaren Jahre. Und gerade die Veröffentlichung dieses Büchleins in der Bundesrepublik Deutschland hatte die Machthaber in Ostberlin in Rage gebracht.
Eine der charakteristischsten Beschreibungen der politischen Psychologie der Husákschen „Normalisierung“ der 70er und 80er Jahre aus deutscher Feder findet sich in Reiner Kunzes Kindergeschichte „Eine stadtbekannte Geschichte“. Darüber hinaus findet sich in dieser Prosa viel „Tschechisches“. Es lohnte sich, eine genauere Analyse vorzunehmen. Neben topographischen Prager Besonderheiten findet sich die Anwendung von Diminutiva auch bei Vornamen, wie sie gerade für das Tschechische besonders kennzeichnend ist: „Andulitschka war seine kleine Nichte Anna, die er so lieb hatte, daß er sie weder Anitschka noch Aninka noch Andulka nannte, sondern Andulitschka – und das bedeutet: ganz, ganz kleine, ganz, ganz zarte, zärtliche Anna.“
Das Leben im „realexistierenden Sozialismus“ hatte Reiner Kunze zugesetzt. Gesundheitliche Zusammenbrüche kennzeichneten eine von Verfolgung und ideologischer Gängelung unterworfene schöpferische Existenz. Kunzes Gedichte und Texte waren Ausdruck des Reagierens auf Pressionen physischer wie psychischer Art – auch darin waren ihm Texte tschechischer Freunde wichtig geworden. Die Art und Weise, wie Jan Skácel unter anderem in seinen Vierzeilern literarisch auf die Tatsache reagierte, ein „verbotener Bürger“ zu sein:
selbst der fluß lethe wird gefrieren
(wer zweimal stirbt wird ewig leben)
wenn die zu lebzeit totgeschwiegnen dichter
zu fuß sich auf den weg begeben
Reiner Kunze hatte von seinen tschechischen Dichterkollegen gelernt, daß über kurzlebige politische Brisanz hinaus die Essenz des künstlerischen Wertes bewahrt werden mußte. Dieses Bewußtsein unmittelbarer Authentizität führte ihn zurück zu den Wurzeln menschlicher Existenz, zur Sprache. Das Zusammenspiel von Knappheit und genauer Beobachtung forderte Kunzes eigenes lyrisches Schaffen heraus. Über Jahrzehnte hinweg zeigt sich neben einem beeindruckenden dichterischen Reifeprozess ein sensibles Gespür für die Kraft der Sprache. Dieses Denken war in den Ländern des „realexistierenden Sozialismus“ einem erbarmungslosen Härtetest ausgesetzt gewesen. Vorgänge, die Kunze nachhaltig prägten und seine Sorgfalt im Umgang mit der Sprache als Gegengift zur Instrumentalisierung durch die Macht bestimmten.
Die Essenz des Dissidententums im „realexistierenden Sozialismus“ lag, bei durchaus unterschiedlicher politischer wie religiös-weltanschaulicher Ausrichtung, in der nicht nachlassenden Unternehmung, den Kern authentisch-menschlichen Seins zu bewahren. Die programmatischen Titelbezeichnungen späterer, im Westen entstandener Textsammlungen von Reiner Kunze wie Eines jeden einzelnes Leben (1986) oder Zurückgeworfen auf sich selbst (1989) lassen sich auf diese konkreten politisch-gesellschaftlichen Erfahrungen zurückführen.
Seit der Gründung des Kleinverlages Edition Toni Pongratz Anfang der 80er Jahre bot sich für Reiner Kunze ein neues Forum zur Veröffentlichung weiterer Übersetzungen aus dem Tschechischen an. In der bibliophil gestalteten Reihe „Edition Toni Pongratz“ – jedes Bändchen ist vom Autor oder vom Übersetzer handschriftlich signiert und numeriert – erscheinen unter anderem von Reiner Kunze aus dem Tschechischen übersetzte Hefte: Miloš Macourek Eine Tafel, blau wie der Himmel (1982), Lenka Chytilová Manchmal schreibt mir das Weibchen des Kuckucks (1982), Tschechische Märchen zur guten Nacht (1985) mit Texten von Ludvík Aškenazy, Václav Čtvrtek, Helena Philippová sowie Ondřej Sekora.
Ebenfalls 1985 erschien das Gedichtbändchen erdlast von Jaroslav Seifert. Von Jan Skácel erschienen zwei Bändchen mit Prosa: Das blaueste Feuilleton (1989) und Die letzte Fahrt mit der Lokalbahn (1991). Von Jan Skácel hatte Reiner Kunze über Jahrzehnte hinweg am meisten übersetzt, und wenn Skácel heute in Deutschland unter Freunden der Poesie ein bekannter Name ist, dann ist dies der unermüdlichen Vermittlerarbeit Kunzes zu verdanken. Der tschechische Präsident Václav Havel hat die Dichterbeziehung Kunze-Skácel zu einem Paradigma der deutschtschechischen Beziehungen erklärt.
1997 erschienen in der Edition Toni Pongratz Verse der Brünner Dichterin Milena Fucimanová erstmalig im deutschen Sprachraum. Der Rheinische Merkur brachte einen Vorabdruck einiger Gedichte aus dem Bändchen schmerzstrauch und sicherte somit einem breiteren Publikum den Zugang zu dieser Veröffentlichung. Milena Fucimanová dankte Reiner Kunze diese Übertragung insofern, als sie sich als Übersetzerin seiner Gedichte in das Tschechische beteiligte. 1997 war in dem Brünner Verlag Sursum unter dem Titel Jako věci z hlíny / Wie die Dinge aus Ton eine zweisprachige Auswahl von Kunzes Gedichten erschienenen, welche von namhaften tschechischen Autoren übersetzt worden waren. Neben Milena Fucimanová zeichneten keine geringeren als Milan Kundera, Ludvík Kundera und Jan Skácel für eine kongeniale Übertragung der Verse ihres deutschen Freundes und Kollegen Reiner Kunze in das Tschechische. Die neuesten Veröffentlichungen in der Edition Toni Pongratz waren Prosa-Übertragungen von Maria Skálova Die Schuld der Unschuldigen (1999) – welche einen originären Beitrag zur aufgeflammten Diskussion über die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs darstellten.
Im Jahr 2002 überraschte Reiner Kunze mit neuen Übersetzungen. Das Bändchen hoffnung auf wiederkehr der Edition Toni Pongratz beinhaltet Texte von Jan Zahradníček, Bohuslav Reynek und Ivan Blatny. Obwohl Reiner Kunze bereits in seinem Band Die wunderbaren Jahre den fehlenden Namen von Jan Zahradníček in einem grundlegenden Überblick tschechischer Poesie bedauert hatte, war doch eine bedeutende Zeit ins Land gegangen, bis dem deutschen Lesepublikum eine eigene Übertragung vorgelegt wurde.
Der mährische Brunnen, von dem der junge Reiner Kunze geträumt hatte, er ist nicht versiegt. Kunzes beeindruckende Übersetzertätigkeit – er hat Texte von einem halben Hundert tschechischer Autoren ins Deutsche übertragen – geht in das fünfte Jahrzehnt! Aber es handelt sich dabei nicht um eine bloße Kontinuität übersetzerischer Rezeption. Der tschechische Bezug im eigenen Werk ist bei Reiner Kunze nie abgerissen und läßt sich in verschiedener Verarbeitung finden. Von den tschechischen Dichtern hatte Reiner Kunze gelernt, daß das Kunstwerk für sich selbst einsteht. Eine Metapher steht zunächst für ein poetisches Bild zur Verfügung – und nicht für eine ideologische, politische oder religiöse Botschaft. Poesie vermittelt eine Wahrnehmung der Welt, die kein anderes Medium auf diese Weise leisten kann.
Die Bild-Bände von Reiner Kunze Steine und Lieder (1996) und Der Kuß der Koi (2002) stellen daher für den geübten Kunze-Leser nur eine bedingte Überraschung dar. Sowohl in dem südafrikanischen Band Steine und Lieder als auch in dem neuesten Band Der Kuß der Koi, in welchem Kunze seine Zierfische vorstellt, gelingt es dem Dichter vermittels poetischer Wahrnehmung, dem Leser eine authentische Teilnahme zu ermöglichen. Die unmittelbare Schau auf das lebendige Leben – im Verbund mit einem ausdruckstarken Bild. Das Bild als Souverän! Wem fällt da nicht das Projekt des tschechischen Poetismus der 20er Jahre ein. Was könnten wir heute für Bände in Händen halten, wenn Konstantin Biebl auf seiner Java-Expedition eine Kamera dabeigehabt hätte.
Volker Strebel, aus: Ulrich Zwiener und Edwin Kratschmer (Hrsg.): Das blaue Komma – Zu Reiner Kunzes Leben und Werk, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2003
– Reiner Kunze und die tschechische Literatur. –
Die Dichtung war es, die Reiner Kunze an seine spätere Frau Elisabeth herangeführt hatte. Die aus einem deutsch-tschechischen Elternhaus stammende Ärztin hatte in der Tschechoslowakei im Radio Gedichte von Kunze gehört und daraufhin den Kontakt zu ihm gesucht. Neben einem umfangreichen Briefwechsel entstand eine folgenreiche Beziehung, die sich prägend für das weitere Leben Reiner Kunzes und nicht zuletzt auf sein Verständnis für Poesie auswirken sollte. Unter der kundigen Hinführung seiner Frau Elisabeth öffnete sich für den Dichter Kunze mit der Welt der tschechoslowakischen Literatur ein völlig neuer Raum dichterischer Weltsicht. Er ließ sich von der kraftvollen Sprache der tschechischen Poesie begeistern. Kunze imponierte die Verwurzelung dieser Dichtung in der Wirklichkeit sowie ihre Lust am Leben und an den schönen Dingen. Dies alles hatte mitten im „Kalten Krieg“ stattgefunden, als nicht nur Ost und West geteilt waren, sondern auch die deutsch-tschechische Nachbarschaft von Hitlerzeit und Vertreibungen stark belastet war.
Bald schon konnte Reiner Kunze persönliche Freundschaft mit tschechischen Dichtern wie Milan Kundera, Ludvík Kundera, Vít Obrtel und Jan Skácel schließen. 1961 erschien mit Der Wind mit Namen Jaromír ein erstes Bändchen in der DDR, das in der bezeichnenden Serie „Antwortet uns“ erste Übersetzungen Kunzes von tschechischen Lyrikern präsentierte. Weitere Bändchen mit Anthologien aus dem Tschechischen folgten.
Als slavische Sprache ist das Tschechische weit weniger von westlichem rationalistischem Denken geprägt als etwa die deutsche Sprache. Das Tschechische als Schriftsprache war im Laufe ihrer schicksalshaften Geschichte zuweilen an den kulturellen Rand gedrängt worden. Über Generationen hinweg lief sie Gefahr, zur bloßen Gesindesprache abzugleiten. Zugleich verlieh ihr dieser nicht immer harmonische Verlauf die unmittelbare Lebendigkeit und kraftvolle Ausdrucksstärke, die sie bis heute auszeichnet. Diese Vitalität der tschechischen Dichtung hatte ihre ausdruckstärkste Kraft in der genuin tschechischen Kunstströmung des „Poetismus“ der 1920er Jahre erfahren. Die im Laufe des Jahrhunderts erfahrenen Unterdrückungen durch Nationalsozialismus und Real Existierendem Sozialismus hatten die vormals optimistische Lebensbezogenheit tschechischer Dichtung mit existentieller Ernüchterung bereichert, das spielerische Element aber nie völlig verdrängt.
Die vitalistische Welt der tschechischen Kunst und Literatur begann sich langsam auf Kunzes eigene Dichtung auszuwirken. Sein Frühwerk war noch vom Optimismus einer aufbauenden und kämpferischen Generation gekennzeichnet gewesen, die ganz im Sinne der herrschenden Partei den Sozialismus errichten möchte. Die Begegnung mit der Welt der tschechischen Lyrik ließ Kunzes Dichtung ästhetisch reifen. Verse waren nicht mehr im Sinne eines klassenbewußten Beitrags zum Proklamieren und Propagieren des Sozialismus geschrieben, sondern vermittelten Freude am Leben. Ohne Parteiauftrag und ohne irgendeiner weltanschaulichen Nützlichkeit verpflichtet zu sein. In Kunzes Dichtung begann die Freude über das Leben Einzug zu halten, die Lust an der Sprache und ihren Bildern. Das Denken in sprachlichen Bildern und eine prägnante Metaphorik waren die hauptsächlichen Kennzeichen jener tschechischen Dichtung gewesen, die Kunze in ihren Bann gezogen hatte. Am ausführlichsten hatte sich Reiner Kunze anläßlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse 1995 in seinem Vortrag „Die Bücher der anderen“ darüber geäußert.
Kunzes eigene poetische Entwicklung sollte seit dieser persönlichen Wiedergeburt, die durch die Begegnung mit der tschechischen Poesie angebahnt worden war, im dialogischen Nebeneinander mit seiner Übersetzungstätigkeit verlaufen. Der lebenslange Leser Kunze hatte immer auch die Leser seiner Texte an jenen Entdeckungen teilnehmen lassen, die er in der tschechischen Poesie vorfand. Über Jahrzehnte hinweg bis in die jüngste Zeit veröffentlichte Kunze in verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften Texte tschechischer Dichter, die er aus dem Tschechischen übersetzte. Neben Anthologien kam es in Einzelfällen auch zu veröffentlichten Sammlungen einzelner Dichterpersönlichkeiten. Zuweilen kamen Kunze verlegerische Glücksfälle zugute, wie die von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste herausgegebenen Zeitschrift Ensemble oder die bereits im dritten Jahrzehnt erscheinende Heftreihe Edition Toni Pongratz. Der Kleinverleger Toni Pongratz mit Sitz in Hauzenberg ist mit Reiner Kunze befreundet. Etliche Namen tschechischer Dichter waren dem deutschen Publikum durch die Übersetzertätigkeit Reiner Kunzes erstmals vorgestellt worden. Milan Kundera, der später als Romancier weltweiten Ruhm erlangen sollte, ist sicher der bekannteste unter ihnen.
Dass tschechisches Bilddenken Kunzes Wahrnehmung mitgeprägt hat, läßt sich neben seiner Dichtung auch an verschiedenen Äußerungen und Reden zeigen. Ob es angesichts der Eröffnungsrede einer Woche der Künste in Passau ist, in welcher Kunze ein Bild des Dichters Vladimír Holan zur Anwendung brachte, nach dem Kunst – wie guter Wein – sich selbst genug ist, oder anläßlich einer Initiative thüringischer Bürgerrechtler zur Aufklärung von Stasi-Umtrieben, als Kunze öffentlich – da das Tschechische keinen Unterschied zwischen Daumen und großen Zehen kenne – „alle vier Daumen“ drückte. Einen Freundesbeitrag zu einer Festschrift für den Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter ließ Kunze in dem Gedicht „Die Eiche“ von Vít Obrtel kulminieren.
Als Reiner Kunze 2004 die Ehre erhalten hatte, sich zum Tag der Deutschen Einheit mit einer Rede in Erfurt zu äußern, leitete er diese mit einem Gedicht des tschechischen Dichters Ivan Diviš ein: ,,Gefängnis Pankratz“. Der zwanzigjährige Ivan Diviš war mit Freunden in die Hände der Gestapo geraten und hatte darüber ein Gedicht geschrieben. Ein idealer Einstieg für eine Rede zur deutschen Einheit? Weit gefehlt, wer meint, Kunze als einen Freund der billigen Provokationen entlarven zu können. In dem Blick auf den Anderen, den Nachbarn, sucht Kunze immer auch Antworten auf sich selbst. Die Begegnung im Anderen ermöglicht es „die eigene Existenz und die Existenz der anderen gesteigert wahrzunehmen und uns ein Gefühl elementarer Dankbarkeit zu erlauben!“. Und wenn Kunzes mährischer Dichterfreund Skácel bemerkt, dass es leicht ist, „den Weg zu uns zu finden“, dann läßt Kunze uns alle dort einkehren, wo das Menschliche zuhause ist. Der Blick über trennende Grenzen hinweg führt zur Wahrnehmung des Anderen. Und er bereichert uns, die Hinüberblickenden, in einer bislang unerfahrenen Art und Weise.
Die Kunst der Wahrnehmung bildet den Menschen aus, begleitet ihn und altert mit ihm. Der Moment des Erstaunens hingegen ist zeitlos. Er gibt Kunde von jener Sphäre, der wir uns lediglich im Vertrauen nähern können.
Eine erstaunlich große Zahl tschechischer und slowakischer Autoren sind von Reiner Kunze Texte in das Deutsche übersetzt, bzw. im eigentlichen nachgedichtet worden:
Aeschbacherová, Helena
Aškenazy, Ludvík
Bartušek, Antonín
Blatný, Ivan
Brousek, Antonín
Chytilová, Lenka
Čtvrtek, Václav
Dadák, Oldřich
Diviš, Ivan
Dvořačková, Vlasta
Dvorský, Ladislav
Fleischmann, Ivo
Florian, Miroslav
Fucimanová, Milena
Gold, Jiří
Halas, František
Hanzlík, Josef
Hatala, Marián (Slowake)
Holan, Vladimír
Holub, Miroslav
Hrubín František
Hrubý, Josef
Hruška, Petr
Janoš, Jozef (Slowake)
Jelínek, Zbyněk
Kabeš, Petr
Kainar, Josef
Kociánová, Sona
Kolář, Jiří
Kryl, Karel
Kundera, Ludvík
Kundera, Milan
Machar, Josef Svatopluk
Macourek, Miloš
Mikulášek, Oldřich
Neveršilová, Olga
Novomeský, Laco (Slowake)
Obrtel, Vít
Peterka, Josef
Petr, Pavel
Philippová, Helena
Pištora, Jiří
Přidal, Antonín
Reynek, Bohuslav
Richter, Milan (Slowake)
Seifert, Jaroslav
Sekora, Ondrej
Šiktanc, Karel
Skácel, Jan
Skálová, Marie
Šotola, Jiří
Šrut, Pavel
Štroblová, Jana
Strož, Daniel
Toman, Karel
Topol, Josef
Příhoda, Luboš
Válek, Miroslav (Slowake)
Wernisch, Ivan
Wolker, Jiří
Zahradniček, Jan
Závada, Vilém
Volker Strebel, aus Matthias Buth und Günter Kunert (Hrsg.): Dichter dulden keine Diktatoren neben sich, Verlag Ralf Liebe, 2013
– Eröffnung der Leipziger Buchmesse am 22. März 1995. –
Vor sechsunddreißig Jahren empfing ich hier in Leipzig eine Postkarte aus Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe), die eine Korrespondenz von über vierhundert Briefen auslöste. Die Absenderin der Karte, später meine Frau, war zweisprachig aufgewachsen und übersetzte mir aus dem Tschechischen Wort für Wort Gedichte.
In einem Gedicht von Vít Obrtel war von einem Mann die Rede, der im Garten im Liegestuhl liegt und seiner Müdigkeit ein wenig nachgegeben hat. Nicht, daß er eingeschlafen wäre, das Wort „Schlaf“ würde den Zustand des Mannes um Lichtjahre verfehlen. Der Dichter sagt von ihm: „vielleicht weckt ihn das rotwerden der vogelbeeren nicht.“ Eine Verletzbarkeit wie diese hatte bis dahin außerhalb meines Vorstellungsvermögens gelegen.
Meine Briefpartnerin schickte mir Auszüge aus dem Prosagedicht „Ich kehre dorthin zurück“ von František Halas, einem Mährer, der das Gedicht 1939 im besetzten Prag schrieb, und ich hielt den Atem an
Still! Noch etwas! Das picken der hühner ist bis hierher zu hören, bis hierher in diesen steinhaufen. Das gras weint, irgendwo weint bei uns das gras, wenn der morgen aufersteht. Ich kehre dorthin zurück! … Das geheimnis, sich bei meinen feldern und wäldern einzuschmeicheln, verrate ich euch aber nicht. Glaubt ihr denn, die springfrösche säubern die quellen für jeden? Ein kinderherz haben, das ist es, ein kinderherz!… Ich kehre zurück, ich kehre dorthin zurück!… Möge die erde ins leere fliegen, möge sie nur fliegen, wenn nur die sicherheit eines einzigen ortes bleibt, des letzten ortes für das grab. Ich will es dort haben, nur dort bei uns. Wenn mir nur die augen zum weinen bleiben, ich kehre dorthin zurück, noch blind kehre ich dorthin zurück.
Das Gedicht „Oktober“ von Vladimír Holan würde ich, dessen war ich mir sicher, nie mehr vergessen, auch wenn ich seine ganze Wahrheit erst mit den Jahren erfassen sollte.
OKTOBER
Die luft ist so durchsichtig, daß sie jede ähnlichkeit
ausschließt… Auch der doppelgänger lehnt es ab,
mit dem trugbild zu bezeugen, daß wir leben…
Die unsichtbarkeit steigert sich zu solcher raserei,
daß wir einfach die augen schließen…
Guter wein ist sich selbst genug… Kunst auch.
Wie Brief um Brief die Frau, mit der ich korrespondierte, öffnete für mich die tschechische Poesie Vers um Vers die Augen, und beider Blick traf mich voll in die Brust.
Ich begann die Bücher der Tschechen zu lesen, soweit ich ihrer in deutscher Sprache habhaft werden konnte (von den Slowaken gab es, wenn ich mich recht entsinne, noch keines). Ich fand einige mir verborgen gewesene Čapeks und las von neuem Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk („… ein schwieriges Buch“, schrieb Willy Haas, „in dem alles auf Messers Schneide balanciert“). Die große Entdeckung damals aber war Vladislav Vančuras Roman Der Bäcker Jan Marhoul in der Übersetzung von Peter Pont, die sich wie ein deutsches Original las. Über den auf dem Tod liegenden Bäcker heißt es:
Da bewegte sich der Kranke ein wenig… Schaufel und Rührkeule hatten der Hand das Mal der Schwere aufgedrückt, so daß die Finger halb gekrümmt waren und die Hand an eine Muschel erinnerte, aus der man die Perlen gestohlen hatte.
1960 flog ich mit einer der ersten offiziell erlaubten Reisebürogruppen in die Tschechoslowakei. Sie werden Verständnis dafür haben, daß ich, auch wenn ich eine doppelte Liebesgeschichte erzähle, weil sich die eine ohne die andere nicht erzählen läßt, zur Eröffnung der Buchmesse nicht von der Wirklichkeit hinter den Briefen berichte, der ich nach der Landung in Prag erstmals gegenüberstand (wir sind noch immer miteinander verheiratet), sondern von der Wirklichkeit hinter den Büchern und dem Buch in ihr.
In Aussig gab es ein Theater der Poesie, in dem ein nichtprofessionelles Ensemble unter künstlerischer Leitung Poesie abendfüllend auf die Bühne brachte. Bei den Aufführungen, die wir miterlebten, war das Theater überfüllt. Von diesen Poesiebühnen existierten landesweit über fünfhundert. Selbstverständlich war das eine vom Staat gelenkte und ideologisch instrumentalisierte volkskünstlerische Bewegung, nur warum waren es Theater der Poesie?
Da meine Frau es sich nicht oft leisten konnte, weite Strecken mit der Bahn zu reisen – als im staatlichen Gesundheitswesen tätige Fachärztin verdiente sie weniger als ein Hilfsarbeiter –, legte sie, wenn sie ihre Eltern in Südmähren besuchte, den größten Teil der Strecke per Anhalter auf der Ladefläche von Lastwagen zurück. Ein Fahrer, der heiße Ziegel geladen und ihr den Beifahrersitz angeboten hatte, versicherte ihr, daß sie den Zug, den sie in Kolín erreichen wollte, garantiert erreichen würde, denn um diese Zeit habe er Probe im Theater der Poesie.
In Prag residierte ein Klub der Freunde der Poesie, der für Abonnenten jährlich eine bestimmte Anzahl bibliophil gestalteter Gedichtbände von vornehmlich zeitgenössischen Dichtern herausgab (die quadratischen Bücher waren illustriert mit Graphiken, Fotos, Karikaturen, Faksimiles usw., und in einer Schmutztitellasche steckte eine Schallplatte, auf der der Autor oder ein Schauspieler einige der Gedichte sprach). Bei einer Abonnentenzahl von 32.000 mußte der Klub wegen Papiermangels eine Aufnahmesperre erlassen.
Das Poetische, das entdeckerisch unwirkliche Verknüpfen von Wirklichkeit – spielerisch oft, witzig, selbstironisch –, inspirierte das Schöpferische bis an die Ränder. In einer Zeitung erschienen unter dem Titel „Anticodes“ graphische Gedichte von Václav Havel: zu einem Kreis angeordnet zwanzigmal das Wort „vorwärts“ oder als militärisch ausgerichteter Block fünfzigmal untereinander der Satz „Für die allseitige und harmonische Entwicklung der Persönlichkeit!“.
Die Tschechen verfilmten ein Gedicht („Romanze für Flügelhorn“ von František Hrubín, Regie Otokar Vávra), und in den Liedern Jiří Suchýs und Jiří Šlitrs vom Prager Theater Semafor (Sieben kleine Formen), die populär waren wie Schlager, durchzog ein Faden Poesie den Alltag nicht nur der Verkäuferin.
Das Poetischste aber war die Bücher-, Bilder- und Puppenfilmwelt der Kinder. Sie wuchsen auf zu Füßen Jiří Trankas, Jan Werichs, František Hrubíns und anderer Maler und Dichter.
Und das auf der anderen Seite des Berges, an dessen Fuß ich aufgewachsen war. Wieso dort? Woher die Nähe zur Poesie gerade bei den Tschechen?
Zwei Jahrhunderte überlebte die tschechische Sprache vornehmlich in der Poesie. In der Schlacht am Weißen Berg von 1620 wurde das Heer der Böhmen und Mährer geschlagen, nicht aber die tschechische Sprache. Ihre Streitmacht waren Sagen, Märchen, Lieder und Gedichte, und während Deutsch und Latein regierten, wurden jene weitererzählt, weitergesungen und weitererfunden. Die tschechische Geschichtsschreibung spricht von einem Wunder. Ein zweites Wunder vollbrachte der junge Dichter Karel Hynek Mácha – er wurde nur fünfundzwanzig Jahre alt –, indem er in der für nicht mehr literaturfähig gehaltenen tschechischen Sprache das große Poem Mai schrieb, und seither, Mai erschien 1836, waren es immer wieder Schriftstellerinnen und Schriftsteller, um die die tschechische Nation sich sammelte und an deren Werken sie in schweren Zeiten Halt fand. Die Präsidentschaft Václav Havels spricht für sich, und auch die Tatsache, daß der Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, Jiří Gruša, ein Dichter ist, dürfte eher kein Zufall sein.
Gewiß, im Augenblick unterliegt das geistige Leben Böhmens und Mährens Einflüssen, die der eigenen Tradition fremd sind, auslöschen lassen wird sie sich aber nicht.
Mich der tschechischen Literatur nähernd, mit Hilfe meiner Frau mehr und mehr auch anhand des Originals, merkte ich bald, wie der rationalen Anerkenntnis jüngster historischer Schuld persönlicher Schmerz zuwuchs. Es ist ein Unterschied, ob ich Zahlen von Hingerichteten höre, oder ob ich Vladislav Vančuras Roman Der Bäcker Jan Marhoul gelesen habe und erfahre, daß der Autor 1942 von Deutschen hingerichtet wurde.
Die Lücken der Nichtbesinnung in den Büchern der anderen machten Lücken der Nichtbesinnung in den Büchern des eigenen Volkes bewußt.
In der tschechischen Literatur, so schien es mir und scheint es mir noch immer, bricht sich einzigartig europäisches Licht in slawischem Empfinden (und indirekt manches von jenem Licht, das sich jahrhundertelang in der Literatur älterer Nationen gebrochen hat, beispielsweise das des Orients in der spanischen). Der Winkel, in dem das Licht an der Oberfläche der tschechischen Poesie und Prosa wieder austritt, wird bestimmt von einer lange anerlittenen Wehmut, einem feinen fatalistischen Lächeln, einem Zorn, der seine Stunde abwartet, und selbsterlösendem Humor.
Nachhaltigstes Staunen erregten in mir die Gedichte Jan Skácels. Der Kritiker Jan Trefulka mißt der Poesie Skácels einen ähnlichen Rang bei wie der Musik Leoš Janáčeks und bezeichnet beider Werke als die „vielleicht letzte große schöpferische Tat des alten Mitteleuropa in Böhmen und Mähren“. Jan Skácel, geboren 1922, war nach 1968 zwölf Jahre verboten und starb am 7. November 1989, als, wie er in seinem letzten Brief vermerkte, „das Eis sich bewegt“ hatte. In der Zeit der offiziellen Nichtexistenz als Autor schuf er u.a. zweimal einhundert Gedichte zu je vier Zeilen. „Ich mochte die Gedichte von Jan Skácel schon immer“, schrieb Milan Kundera, „aber als ich… in Frankreich sein Buch mit den hundert Vierzeilern in die Hand bekam, begriff ich, daß er nach dem Tod Vladimír Holans der größte tschechische Dichter ist… Jedes seiner Gedichte durchlebt den Schwindel über dem etymologischen Abgrund, der in den einzelnen tschechischen Wörtern verborgen ist… Wenn ich mich frage, was mich am meisten ans Tschechische bindet, was es mir teuer und unersetzbar macht, lautet die Antwort: die Verse Jan Skácels.“
Ich lese Ihnen fünf dieser zweihundert Vierzeiler:
die menschen nehmen einander wegen der stille
man hört sie nur zu zweit anders nicht
und anders erdrückt sie anders bricht
der mensch zusammen unter der stille
willst du nicht steinigen
mußt du ein stein in deinem herzen sein
und so erbarmen dich der deinigen
nie warf ein stein mit einem stein
alles schmerzt sich einmal durch bis auf den eignen grund
und die angst vergeht
schön die scheune die nach längst vergangnen ernten
leer am wegrand steht
selbst der fluß lethe wird gefrieren
(wer zweimal stirbt wird ewig leben)
wenn die zu lebzeit totgeschwiegnen dichter
zu fuß sich auf den weg begeben
aufrecht gehn gedichte die erwachsen sind
vierzeiler aber wie meine hier
kommen auf allen vieren zu mir
wie lämmer und esel oder wie ein kind
Wer die guten Bücher der anderen liest, wird doppelt demütig.
In einem Gespräch sagte Milan Kundera sinngemäß, für das gegenseitige Verständnis der Völker sei ein literarischer Übersetzer wichtiger als ein Dutzend Botschafter. Was die Frage aufwirft, ob es eine Sünde ist, wenn ein Dichter und literarischer Übersetzer wie Jiří Gruša Botschafter wird, oder ob ein Botschafter, der ein Dichter und Übersetzer ist, zu den Glücksfällen völkerverbindender Menschwerdung zählt. Das aber ist ein rein innertschechisches Problem.
Reiner Kunze
Die EICHE
für Reiner Kunze
Gabelig, umgeackert bis zum himmel,
ist sie das nest der blitze.
An ihre ferse schmiegt sich
anspruchsloses moos.
Und dort, wo sie die last der erde
ins schattige blattwerk hebt,
irrt eine müde biene.
Sie ist ein anker der ebenen,
ein grenzstein der fernen,
in guten und bösen zeiten
ein zeichen der gastlichkeit.
Auch das klopfen der amseln zeugt
von kraft,
die den atem der feldarbeiter beschützt,
wenn sie ruhen.
Verheeren die kahlen fröste das land,
ist sie die antenne zukünftigen gesanges.
Vít Obrtel
übersetzt von Reiner Kunze
Michael Wolffsohn: REINER KUNZE – der stille Deutsche
In Lesung und Gespräch: Reiner Kunze (Autor, Obernzell-Erlau), Moderation: Christian Eger (Kulturredakteur der Mitteldeutschen Zeitung, Halle). Aufnahme vom 17.01.2012, Literaturwerkstatt Berlin. Klassiker der Gegenwartslyrik: Reiner Kunze. Wenn die post hinters fenster fährt blühn die eisblumen gelb.
Harald Hartung: Auf eigene Hoffnung
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.8.1993
Katrin Hillgruber: Im Herzen barfuß
Der Tagesspiegel, Berlin, 16.8.2003
Lothar Schmidt-Mühlisch: Eine Stille, die den Kopf oben trägt
Die Welt, 16.8.2003
Beatrix Langner: Verbrüderung mit den Fischen
Neue Zürcher Zeitung, 16./17.8.2003
Sabine Rohlf: Am Rande des Schweigens
Berliner Zeitung, 16./17.8.2003
Hans-Dieter Schütt: So leis so stark
Neues Deutschland, 16./17.8.2003
Cornelius Hell: Risse des Glaubens
Die Furche, 14.8.2003
Michael Braun: Poesie mit großen Kinderaugen
Badische Zeitung, 16.8.2008
Christian Eger: Der Dichter errichtet ein Haus der Politik und Poesie
Mitteldeutsche Zeitung, 16.8.2008
Jörg Magenau: Deckname Lyrik
Der Tagesspiegel, 16.8.2008
Hans-Dieter Schütt: Blühen, abseits jedes Blicks
Neues Deutschland, 16./17.8.2008
Jörg Bernhard Bilke: Der Mann mit dem klaren Blick: Begegnungen mit Reiner Kunze: Zum 80. Geburtstag am 16. August
Tabularasa, 18.7.2013
artour: Reiner Kunze wird 80
MDR Fernsehen, 8.8.2013
André Jahnke: Reiner Kunze wird 80 – Bespitzelter Lyriker sieht sich als Weltbürger
Osterländer Volkszeitung, 10.8.2013
Josef Bichler: Nachmittag am Sonnenhang
der standart, 9.8.2013
Thomas Bickelhaupt: Auf sensiblen Wegen
Sonntagsblatt, 11.8.2013
Günter Kunert: Dichter lesen hören ein Erlebnis
Nordwest Zeitung, 13.8.2013
Marko Martin: In Zimmerlautstärke
Die Welt, 15.8.2013
Peter Mohr: Die Aura der Wörter
lokalkompass.de, 15.8.2013
Arnold Vaatz: Der Einzelne und das Kartell
Der Tagesspiegel, 15.8.2013
Cornelia Geissler: Das Gedicht ist der Blindenstock des Dichters
Berliner Zeitung, 15.8.2013
Johannes Loy und André Jahnke: Eine Lebensader führt nach Münster
Westfälische Nachrichten, 15.8.2013
Michael Braun: Süchtig nach Schönem
Badische Zeitung, 16.8.2013
Jochen Kürten: Ein mutiger Dichter: Reiner Kunze
Deutsche Welle, 15.8.2013
Marcel Hilbert: Greiz: Ehrenbürger Reiner Kunze feiert heute 80. Geburtstag
Ostthüringer Zeitung, 16.8.13
Hans-Dieter Schütt: Rot in Weiß, Weiß in Rot
neues deutschland, 16.8.2013
Jörg Magenau: Der Blindenstock als Wünschelrute
Süddeutsche Zeitung, 16.8.2013
Friedrich Schorlemmer: Zimmerlautstärke
europäische ideen, Heft 155, 2013
LN: Sensible Zeitzeugenschaft
Lübecker Nachrichten, 15.8.2018
Barbara Stühlmeyer: Die Aura der Worte wahrnehmen
Die Tagespost, 14.8.2018
Peter Mohr: Die Erlösung des Planeten
titel-kulturmagazin.de, 16.8.2018
Udo Scheer: Reiner Kunze wird 85
Thüringer Allgemeine, 16.8.2018
Jochen Kürten: Sich mit Worten wehren: Der Dichter Reiner Kunze wird 85
dw.com, 16.8.2018
Lothar Müller: Widerstand in Jeans
Süddeutsche Zeitung, 15.8.2023
Cornelia Geißler: Dichterfreund und Sprachverteidiger
Berliner Zeitung, 15.8.2023
Antje-Gesine Marsch: Greizer Ehrenbürger Reiner Kunze feiert 90. Geburtstag
Ostthüringische Zeitung, 16.8.2023
Ines Geipel: Nachwort. Zum 90. Geburtstag von Reiner Kunze
S. Fischer Verlag
Ines Geipel: Mit dem Wort am Leben hängen
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.8.2023
Gregor Dotzauer: Mit den Lippen Wörter schälen
Der Tagesspiegel, 15.8.2023
Hans-Dieter Schütt: Das feingesponnene Silber
nd, 15.8.2023
Stefan Stirnemann: Ausgerechnet eine Sendung über Liebesgedichte brachte Reiner Kunze in der DDR in Nöte – und mit seiner späteren Frau zusammen
Neue Zürcher Zeitung, 15.8.2023
Christian Eger: Herz und Gedächtnis
Mitteldeutsche Zeitung, 15.8.2023
Matthias Zwarg: Im Herzen barfuß
Freie Presse, 15.8.2023
Marko Martin: Nie mehr der Lüge den Ring küssen
Die Welt, 16.8.2023
Josef Kraus: Mutiger Lyriker, Essayist, Sprachschützer, DDR-Dissident, Patriot – Reiner Kunze zum 90. Geburtstag
tichyseinblick.de, 16.8.2023
Erich Garhammer: Das Gedicht hat einen Wohnort: entlang dem Staunen
feinschwarz.net, 16.8.2023
Volker Strebel: Ein deutsch-deutscher Dichter
faustkultur.de, 29.8.2023
Reiner Kunze – Befragt von Peter Voss am 15.7.2013.
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