Dreizeiler

Narciso
In der Pfütze zwischen den Schuhn
das Gesicht wie’s war
bevor der Mensch zur Welt kam.

Kunst
Lachen mit Augen
Zähnen Händen Nabel Schwanz und
allen Nieten zugleich. Und dabei die Würde wahren.

Fütterung
Eine Handvoll frischgepflückter Augen
vor diese spezielle Sau. Geworfen. Kurz das seltenste Glitzern
im Koben. Und schon ist’s gefressen.

Liebe
Hängst du
mein Bild am Boden auf
ist’s mir lieber.

Blutig
Noch auf der Schwelle frisst mir
ein hergelaufener Hund die frische Wunde aus
der Hand. Wie wahr.

Fiat lux
Das Licht
das zum Einschlafen taugt
ist das beste. Zum Sterben nicht genug.

[Exzerpte aus einem alten undatierten Moleskineheft.]

 

aus Felix Philipp Ingold: Endnoten
Versprengte Lebens- und Lesespäne

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