Giacomo Leopardi

DAS UNENDLICHE

In diesem Meer zu kentern, denk ich,
Ist das Glück. Das Riesige, gedacht, wird Nichts.
Und nur, was klingt, ist Jetzt, lebendig.
Das Ewige bleibt Nein, den Tod verspricht’s.
Und aber seine Stimme ist das Schweigen,
Das kein Ende kennt, kein Scheitern – wie Wind
Rauscht es von Strauch zu Strauch. Zur Neige
Geht derweil die Zeit, wird Schrecken, das Bild,
Das ich mir mache in Gedanken, geht
Über Menschliches hinaus, ist nichts als Stille,
In deren Tiefe ewig jene Stimme weht.
Und ich, ganz Auge, sitze da – vor mir so viele
Räume, Jenseitsräume ohne Grenzen,
Letzte Weite bleibt dem Blick entzogen,
Denn den Horizont verstecken diese Hecken
Und auch der Hügel, dessen kahlen Bogen
Ich schon immer liebte.

aaaaaaaaaa(1819; aus dem Italienischen)

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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