Ida Nappelbaum

Erneut steht ein Himmel, italisch, in strahlender Bläue genau überm Dach,
Er steht, fest verkeilt mit dem First, der im Forst starrt und harrt,
Erneut wartet auf mein Erwachen mit listigem Lachen die ach
So schwer zu begreifende Sonne – zart wiegt sie die
Schatten, die sie alsbald verscharrt.

Und nun, da ich lässig mich löse vom lieben unhiesigen Grund,
Und da ich noch zögere zwischen dem Zweig und dem Wind,
Und da mir noch immer der Schlafstaub am Fuss klebt, im Mund,
Und da all die herrlichen nächtlichen Schrecken noch Gegenwart sind,

Erspür ich mit traumschweren Wimpern das höllische Blau,
Ich wittere Orangenduft, ich schnappe jene Zaubersprache auf,
Die am ersehnten Südmeer blüht, und zittere dabei wie Laub,

Bevor mir erneut das Geratter der Stadt meinen Traum raubt,
Bevor das geduckte Gehöft sich aus eisiger Kälte erhebt,
Bevor noch der Morgen, die Schuld einzutreiben, bedrohlich sich regt.

aaaaaaaaaa(ca.1927; aus dem Russischen)

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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