Namen

(Denn wirklich da – vorhanden, gegenwärtig – ist nur das, was einen Namen hat.)

Oft ist es zwar die Projektion, also ein Bild und zugleich eine Methode, die unsern Umgang mit Autoren und Helden vorbestimmt, wenn nicht gar ausmacht.

(»Welcher Name würde den Charakter dieses Menschen treffen?«)

Manchmal – weit seltener – ist es aber ganz anders; umgekehrt. Dann lassen wir den Menschen, den Charakter mit seinem Namen zusammenfallen und legen ihn darauf fest – auf den Eigennamen als das immer schon Gegebene, das Bestimmende. Und so kann es uns vorkommen, als trage dieser Autor oder jener Held gerade den Namen, der seinem Werk, seiner Tat am besten entspricht. So stünde denn der Name eher für ein Verdienst als für Pflicht und Vermächtnis; man gilt ihn ab, indem man ihn auslebt.

(»Haupt« wäre folglich das, was ich, geworden, bin.)

 

aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.

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