X/Y

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X/Y

 

(vgl. NAME)

 

 

 

 

 

 

(vgl. UNIFORM)

 

Die Unbekannten (x/y) treten bei Gogol in der Regel als Doubletten auf und haben häufig die dramaturgisch wichtige Funktion von Türstehern oder Hintergrundfiguren. Nur selten tragen sie auch Namen (wie Bobtschinskij/Dobtschinskij), meistens aber handelt es sich lediglich um »zwei Damen«, »zwei Angsthasen«, »zwei Ratten von ungewöhnlicher Größe« oder auch, wie hier, um »zwei Schellenten«: »… der eine Gogol war weiß, der andere Gogol war schwarz. In Gestalt der beiden Gogols schwammen Gott der Allmächtige selbst und – Satan …« Diese Textstelle kann als besonders aufschlußreiches Beispiel dafür gelten, daß – und wie die Helden einer Erzählung (als Repräsentanten des Autorenstandpunkts) bisweilen zu Statisten degradiert und nur mehr als Beamte oder Puppen (als Spielfiguren des Autors) eingesetzt werden,1 wobei die Doublette im vorliegenden Fall dem verdoppelten, aber noch immer von einem Mechanismus (Gogol/»Gogol«; Gott/Satan) zweier miteinander verbundener, funktional koordinierter Schellenten (weiß/schwarz) entspricht. Ein Verfahren übrigens, das Kafka – man denke an seine ununterscheidbaren, stets gemeinsam, oft auch in gleicher Reihenfolge auftretenden Zimmerherren und Mörder – zur triadischen Funktion erweitert hat.

aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.

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