Lothar Klünner: Gegenspur

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Lothar Klünner: Gegenspur

Klünner-Gegenspur

VOR EINER REALITÄT

Wie sich auf dem Leuchtschirm die Punkte addieren!
aaaaaWenn
du den richtigen Abstand hast, erkennst du, wie
aaaaawenig
die Gestalten dich meinen. Trittst du näher heran,
aaaaabetörst
du dein Herz, den alten Taumel der Neugier frisch zu
taktieren. Rausch und Liebe der Jugend, wären sie nicht
seit je als greise Analphabeten gestorben? Entfernst du
dich schließlich zu weit, siechst du an Keimfreiheit hin,
von Heimweh umringt.

Die Lider schließt du vergeblich, Es bleibt der sandige
Geschmack der Fremde. – Du sollst keine andern Götter
haben.

 

 

 

Diese Gedichte, Vor- und zeitweiliges Gegenspiel zu dem Gedichtband Wagnis und Passion (Verlag Günther Neske, Pfullingen 1960), werden hier nachgereicht, weniger um ihre Spur zu sichern, als um einen Weg neu zu markieren.

Verlag Friedrich Nolte, Klappentext, 1977

 

 

IM TRÜBEN

Urtümliche Stunde,
ein Graumorgen,
intermittierend diesig,

Zeit fürs eigentliche Tun:
teilnehmen am Leben
der Bäume, Steine.

Erde, die losgelöst steigt,
Waagschale der Tage,
einseitig geleert.

Siehst du in den Bäumen
des Nebels Blindprägung, Herz,
das jubelnd schweigt, Atem, der weht?

Worte, die zerfallen, ins Bild gerückt,
Leitern aus Gras und Teer,
Monodie & Monoxyd.

Dunkle Energie,
die Galaxien expandieren läßt,
Multiversum und Strings:

am Ende sind wir doch alle
auf ein paar Funken
Liebe reduziert. 

(i.m. Lothar Klünner, 1922–2012) 

Jürgen Brôcan

 

 

Fakten und Vermutungen zum Autor + Kalliope
Nachruf auf Lothar Klünner: Der Tagesspiegel

 

Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Lothar Klünner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

0:00
0:00