Unbekannter Autor Gedicht „Zu Gaste gebeten“

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UNBEKANNTER DICHTER

Zu Gaste gebeten

Geh mit mir in die Heidelbeeren,
Heidelbeeren sind noch nit blo, (blau)
Geh mit mir ins Haberstroh,
Haberstroh ist noch nit zeitig,
Geh mit mir ins Besenreisig,
Besenreisig ist noch nit auf,
Geh mit mir die Trepp hinauf,
Trepplein ist verbrochen,
Sind wir nauf gekrochen,
Sind wir in dem Kämmerlein,
Schenk ein Schöpplein Wein ein.

vor 1800

 

Konnotation

Es liegt in diesen Volksliedern ein sonderbarer Zauber“, urteilte Heinrich Heine (1797–1856) dreißig Jahre nach dem romantischen Urereignis, dem Erscheinen der von Clemens Brentano (1778–1842) und Achim von Arnim (1781–1831) herausgegebenen und bearbeiteten Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn (1806–1808). Diese Lieder, so Heine weiter, vermittelten eine Ursprünglichkeit des Sagens und Sinqens, daraus erwachse ihnen eine „unzersetzbare sympathetische Naturkraft“.
In der Abteilung „Kinderlieder“ der Wunderhorn-Anthologie findet sich dieser lyrische Lockruf zum gemeinsamen Abenteuer, eine vergnügliche Verschwörung zweier Freunde, die sinnlichen Genüssen nicht abgeneigt sind. Alle Wege ins Verborgene, die das Ich imaginiert, scheinen nicht gangbar zu sein. In einem vermeintlich unerreichbaren „Kämmerlein“ beginnen dann aber die Trinkfreuden.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

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