Bei Kerzenlicht, nachts
aaaaaaaaaaaaaaschrieb ich Liebesbriefe nach
aaaaaDeutschland.
Die Elektrizität war kaputt. Zurückversetzt
aaaaain Jahrhunderte ohne Technik und Licht,
aaaaaruinierte ich
meine Augen, ungefähr lustig, aber
aaaaaaaaaaaaich ruinierte die Augen. Der Nordwind
aaaaastürzte
von den Ginsterhängen ins Haus, durch das offene Fenster –
aaaaaaaaaaGefackel von Kerzen. Unbewohnbare Schönheit.
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Über dieses Buch
Wie im ersten Band Säure sendet Christoph Meckel auch im Folgeband Souterrain der auf eine Trilogie angelegten Lyrik-Sammlung Die Komödien der Hölle Morsezeichen über eine gefährdete (und gefährdende) Liebesbeziehung aus – über Schwankungen, Gewißheit des Scheiterns und die Erinnerung an alle Stadien. Poetische Tagebuchnotizen, in denen sich Notate über Innenwelt und Außenwelt zu aufregenden Sprachbildern verdichten. Über den Lyriker Meckel schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
Eine Mischung aus Vagant und Minnesänger, aus Paukenschläger und Filigranmeister, ein Lyriker, dem Sprache ebenso Spielzeug wie genau bemessenes Konstruktionsmaterial abgibt und der sich der literarischen Tradition einmal mit dem Unernst eines Bänkelsängers bemächtigt, ihr ein andermal voller Betroffenheit noch die zartesten Untertöne ablauscht.
Fischer Taschenbuch Verlag, Klappentext, 1987
Beiträge zu diesem Buch:
Beatrice von Matt: Erwartungen des Makellosen
Neue Zürcher Zeitung, 26.10.1984
Hermann Burger: Liebe ohne Dunst und Zauber
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.1984
Uwe-Michael Gutzschhahn: Skepsis am Wort, Atem der Liebe
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 16.12.1984
Albert von Schirnding: Variationen über Julia
Süddeutsche Zeitung, 13.3.1985
Christoph Meckel öffnet die Tür.
Mit Zigarettenspitze in der Hand. Zu einer Zeit, als man Literatur nicht studieren kann. Und nicht will. Junge Autoren suchen die Nähe von Schriftstellern und zeigen ihre ersten eigenen Texte. Die Älteren lesen sie und sagen etwas dazu. Christoph Meckel steckt die Zigarettenspitze zwischen die Zähne, damit er Hände schütteln, umarmen, weiter sprechen und lachen kann. Meckel ist einer dieser gutwilligen, zudem gutmütigen Autoren, denen Jüngere viel zu verdanken haben. Der junge Autor ist ja anspruchslos. Zwar hält er sein Schreiben für absolut gelungen. Aber in Wirklichkeit genügt es ihm erst einmal, wahrgenommen zu werden. Von Leuten wie Meckel. Der jetzt nachschaut, ob die Suppe für alle noch heiß und gut ist. Isolde Ohlbaum schießt ein Foto in der Küche. Das sind so lehrreiche wie fröhliche Nachmittage und Abende in den siebziger Jahren in Meckels Wohnung. Wir essen Suppe, trinken Wein, lesen uns Texte vor und reden über sie, und essen Suppe und trinken Wein. Das Foto liegt jetzt auf meinem Tisch. „Ich behalte das Glück der ersten Erinnerung.“ lautet der Anfangssatz von Meckels großer Erzählung „Suchbild“. Erinnerung? Das Foto auf meinem Tisch kann gar nicht von Isolde Ohlbaum sein, sie ist ja auf dem Bild. Es ist nur ihre Kamera. Auch trinken keinesfalls alle Wein. Wir, von links nach rechts, Hans-Ulrich Treichel, Hans Ulrich Hirschfelder, ich, Isolde Ohlbaum, Christoph Meckel und Michael Speier, stehen in Meckels Küche und fühlen uns richtig wohl. Hinter uns hängt ein Vorhang mit Bäumen in hügeliger Landschaft. Man erkennt einen Suppentopf, rechts eine Schüssel. Treichel und Hirschfelder halten kleine bauchige Berliner Bierflaschen, ich ein Glas Wein, Meckel eine Zigarette. Ein Hang zu karierten Hemden ist zu erkennen. Die Hemden, denke ich jetzt, wollen sagen: Hier wird gearbeitet. Es klingelt. Sarah Kirsch, mit Sohn, steht vor der Tür. Sie hat die DDR verlassen und ist soeben in Westberlin angekommen. Wo geht sie hin? Zum Gastfreund. Zu Christoph Meckel.
Bodo Morshäuser
CHRISTOPH MECKEL
Die zweite Seele saust ins All
Gebrumm vom Magen her, bewohnt
von Oma, Kind – der Wolf betont
sich ruhig gibt. Im argen Fall
wähnt der Jäger, der Wache rennt
sein Unhold harmlos pennt
und er bleibt vom Scherenschnitt verschont.
Peter Wawerzinek
Klassiker der Gegenwartslyrik: Christoph Meckel – Am 29.10.2012 sprach er in der Literaturwerkstatt Berlin mit Christian Lehnert über sein Werk.
Robert Schindel: Nicht lange genug gestorben; Laudatio auf Christoph Meckel zum Schillerring 2005.
Zu Besuch bei Christoph Meckel
Zum 60. Geburtstag des Autors:
Thomas Rietzschel: Das Schneetier
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.6.1995
Zum 80. Geburtstag des Autors:
Hartmut Buchholz: Die Magie der Entstehung eines Gedichts
Badische Zeitung, 12.6.2015
Michael Braun: Meister der Melancholie
Der Tagesspiegel, 12.6.2015
Michael Braun: Schutzengel der Poesie
Park, Heft 68, 12.6.2015
Wulf Segebrecht: Christoph Meckels bildkünstlerisches und literarisches Werk
literaturkritik.de, Juli 2015
Zum 90. Geburtstag des Autors:
Johanna Dombois: Nachgeholtes Zwiegespräch nach beider Tod
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.5.2025
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Nachrufe auf Christoph Meckel: FAZ ✝︎ FR ✝︎ MDR ✝︎ RBB ✝︎ Sinn und Form ✝︎ SZ ✝︎ Tagesspiegel ✝︎
Christoph Meckel berichtet über sich und seine Arbeit, gibt Einblick in seine „Kopfwerkstatt“ und erklärt seine Poetologie.










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