Schliesslich

Titelbild von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Felix Philipp Ingold: Gegengabe“

Das letzte Wort haben zu wollen, ist ein starker Impuls und als solcher weit verbreitet. In alltäglichen Streitereien wie in der Politik und im Kindergarten und anderswo.
Das letzte Wort zu behalten, gehört zum Prestige richterlicher, kirchlicher Autorität, hat mit Vorrang, Macht oder auch bloss mit Rechthaberei zu tun.
Aber das letzte Wort ist das unerheblichste, auch wenn es folgenreich ist wie ein Todesurteil, ein Anathema. Unerheblich, weil es ohne Antwort bleibt; und ohne Antwort bleibt es, weil es nicht Ruf, nur Verdikt ist.
Wer, weil er der scheinbar Stärkere ist, das letzte Wort durchsetzt und es behält, riskiert weit mehr als der, den das letzte Wort zum Schweigen bringt; er riskiert, dass er mit seinem Wort – und letzte Worte sind der Peinlichkeit stets näher als dem Erhabnen – allein bleibt.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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