Elsa Asenijeff: Poesiealbum 384

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Elsa Asenijeff: Poesiealbum 384

Asenijeff/Klinger-Poesiealbum 384

LOS DER MENSCHHEIT

Ach, was spiegelt ihr, ihr falschen Augen
Sternenlicht – vor tausend Jahren
Sonne, die den Tag gebar – – :
Ferne steht dir ins Gesicht geschrieben,
Spiegelt nie was ist,
– – doch nur, was war.
Seele selbst kann dich nicht ketten,
Nichts, ach nichts kann dich erretten
Und der Augenblick, der ist,
Ist einer, der schon war.
Selbst das Jetzt hat nur mehr
Im gewesenen Raum
– in allem Stundenschaum
Ist nichts mehr Wahrheit –
Alles, alles längst ein ferner Traum!
Nicht in fest umzogenen Konturen
Steht das Leben in der Zeiten Schoß,
Wie die schnellverschobnen Wolkenspuren
– – ungefangen – – fortgegangen
Menschheit – – – ist dein Los …!

 

 

 

Elsa Asenijeff

Diese Dichterin muß wiederentdeckt werden! Mit expressionistischem Furor, erotischer Verve, funkelndem, frechem Sprachwitz – der nicht zuletzt damalige Zeitereignisse geißelt – verblüffte sie die jüngeren, sie bewundernden Autoren Walter Hasenclever und Kurt Pinthus sowie auch ihre Leserschaft nicht nur in Leipzig. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg erschienen noch zwei ihrer Lyrikbände Die neue Scheherazade und Hohelied an den Unbekannten, danach Aufschrei. Die sengende Passion – ein erotisches Liebespoem – und Bilanz der Moderne wurden nur handschriftlich gerettet und erst jüngst veröffentlicht.

Ankündigung in Jochen Grünwaldt: Poesiealbum 383, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2024

Stimmen zur Autorin

Du bist Eden und Chaos, Eva und Königin, Licht und Erde.
Else Lasker-­Schüler

Die Dichterin gehört zu jenen, die den neuen Rhythmus unserer Zeit suchen, eine Form, die sich auf natürliche Weise aus unserem Empfin­den, den Erscheinungen, unserer Sprache gebiert, und doch von der alten, konzentrierten Art des Volkslieds und der Ballade manches übernimmt… Der größte aller neueren Frauenhasser der Nervenarzt Paul Möbius nannte sie beschämt eine Goethesche Natur.
Kurt Pinthus

Aber so viele Frauen auch heute dichten, stärker hat noch nie eine das Weib in sich bekannt. Das zeigt nun wieder diese so moderne und höchst aufgeklärte und vorurteilslose Elsa Asenijeff.
Franz Servaes

Elsa Asenijeff suchte den neuen Lebensin­halten… auf metrisch und rhythmisch zuweilen nicht ungefährlichen Fahr­ten neue selbständige tieferfaßte Formen, die nur in den Hymnen Dehmels und Nietzsches ihresgleichen haben, mit deren Gedankenwelten ihre Inhalte vielfach zusammenklingen.
Julius Zeitler

Weiberhythmen voll Erdherzlich­keit und ein Geblüt, wie es wohl die Bettina von Arnim hatte.
Alfred Kerr

Es ist der Aufschrei einer schönheitstrunkenen, von der Allwelt be­rauschten, aber an den Sünden und Lastern, der Schwäche und Erbärmlich­keit der Gegenwartsmenschheit schwer leidenden, im Innersten gequälten Frauenseele.
Gustav Hermann

Nichts anderes hatte sie mehr zu vererben, nur ein letztes dichterisches Werk, ein eng beschriebenes Buch-Heft mit 231 Gedichten. Nicht ohne Sarkasmus gab sie dieser Sammlung von Gedichten und Aphorismen sowie Balladen den Titel „Bilanz der Moderne“.
Rita Jorek

Poesiealbum 384

Elsa Asenijeff wurde zu Beginn des vo­rigen Jahrhunderts von Lasker-Schüler, Werfel, Hasenclever, Pinthus und anderen als feministische Schriftstellerin bewun­dert. Verinnerlicht hatte sie neben der antiken Literatur und Philosophie auch die klassische und romantische Dichtung. Sie gehört mit ihrem lyrischen Werk zu den Expressionisten.

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2024

 

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Porträtgalerie: Keystone-SDA

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