Dichtung als Schwarzkunst
Teil 14 siehe hier …
Bei Felix Philipp Ingold («Nachts», 1989) bilden «Nacht» und «Nichts» einen Parallelbezug zu «Schwarz» und «Weiss», derweil «Gott» rein rhetorisch auf eine Interjektion reduziert bleibt. «Schwarz» wird durch Klangähnlichkeit locker mit «Warze» und «Schar» (Vogelschar) in Verbindung gebracht, «Weiss» – mit «Null», «lunar», «Himmel», «Ewigkeit»; doch auf der Bedeutungsebene begegnen diskrete Hinweise auf nächtliches und endzeitliches Ungemach («Katastrophengelb», «letzte Zahl», «Fossil», «verenden»):
Das Nichts ist ungeheuer
weiss und
winzig eine schwarze
Warze mitten
in der Null. Lunar
die letzte Zahl mit Katastrophengelb
rasch übermalt. Mal
trüber mal die Schar die vor dem Himmel
hängt. O Gott
kennt jeder der die Zeit
gefreit hat Ewigkeit. Vor lauter
Vögeln feiern wir das
lebende
Fossil. Und unsre Wenigkeit wie
nichts verenden.
Eine kleine Apokalypse in schwarzweissem Zwielicht! Was sonst? Und längst darin unter- und aufgegangen – die Farben.
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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