Die Wüste, obwohl im wesentlichen Leere, lebt: sie lebt von dem, sie lebt durch das, was in ihr fehlt – Anwesenheit derer, die sie durchqueren, ohne heimisch zu werden in ihr.

Was also lebt in dieser Wüste, ist die negative Anwesenheit, die Anwesenheit der Abwesenden, sichtbar und gesichert in der Spur, die – von wem? von dem wohl, der dort ist, wo jene gewesen sind! – als rasch verwehender Schriftzug hinterlassen wird und die, ununterscheidbar, auf Tote wie auf Überlebende verweist.

So lebt die Wüste stetig hin, indem wir sie begehen.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.

0:00
0:00