WERNER FINCK
Surrealistischer Vierzeiler
Gestern trat ein Fräulein an mein Bette
Und behauptete, die Märchenfee zu sein,
Und sie fragte mich, ob ich drei Wünsche hätte,
Und ich sagte, um sie reinzulegen: nein!
nach 1945
aus: Werner Finck: Finckenschläge. Ausgabe letzter Hand, F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 1988
Der Kabarettist, Schauspieler und Satiriker Werner Finck (1902–1978) bewies, als zeitkritischer Humor lebensgefährlich sein konnte, den Mut zum renitenten Witz. Mit seinem 1929 gegründeten literarisch-politischen Kabarett Die Katakombe geriet er nach der Machtergreifung der Nazis in große Schwierigkeiten. Wegen „provozierender Äußerungen“ wurde er 1935 verhaftet und in das Konzentrationslager Esterwegen verbracht. Nach der Intervention einer einflussreichen Gönnerin bei Hermann Göring wurde Finck zwar wieder freigelassen, aber mit Berufsverbot belegt.
Trotz der politischen Bedrohung setzte Finck seine systemkritischen Satiren fort, bevor er sich 1939 freiwillig zur Wehrmacht meldete, um der neuerlichen Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen. In kleinen Gedichten zündete er auch nach 1945 reizvolle Kalauer, die von paradoxalen Pointen und der Verweigerung gängiger Resümees leben
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2008, Verlag Das Wunderhorn, 2007
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