KOLONNENWEG
Wo Fuchs und Hase Tunnel gruben
versandet der Kolonnenweg.
Wo Peitschenlampen Schatten schlugen
zweigt ein Pfad zum Angelsteg.
Wo Kübelwagen Leine zogen
dem Kradsoldat die Knarre platzte
streiten Elstern in den Wolken
um die Reste eines Spatzen.
Wo Drähte über Zäunen summten:
übermannshoch Brombeerverhau.
Stachelstarrend nachgewachsen
Distel, Rotdorn, Schlehenblau.
Kremser, Radler, Drachenführer
formieren sich zur Spaßnation.
In die Prozession prescht wedelnd
ein Leinenhundebatallion.
Unter prallen Eichenzweigen
nah dem Fluchtloch einer Ratte
zeigt ein Junge seinen Freunden
lächelnd seine Sommerlatte.
Wo Füsilierbereitschaft funkte
golrutengelb Septemberlicht.
Kolonnenweg, im Sand versunken
Verweht, vernarbt und schon Gerücht.
ZWEI NAHAUFNAHMEN
für Richard Pietraß
krieg der kulturen
das klagen
eines didgeridoos / hier
auf dem parkplatz
des supermarkts
klingt es
clash & trash
wie der weltschmerz
persönlich
elektronikmesse
immer raffinierter
wird das fotografieren
doch die motive
sterben aus
Annemarie Zornack
Richard Pietraß Lesung und Gespräch mit Sebastian Kleinschmidt am 27.3.2018 im Haus für Poesie
Jan Wagner: Lob des Spreewals
Der Tagesspiegel, 11.6.2016
Stefan Sprenger: Dass der Mensch der Stil sein möge
Sprache im technischen Zeitalter, Heft 218, Juni 2016
Das Pietraß _______ Aus einem Bestiarium Literaricum, aufgefunden im Archiv des Museo Rhinum; übersetzt von Peter Böthig
Richard Pietraß liest am 4.5.2018 für planetlyrik.de die 3 Gedichte „Hundewiese“, „Klausur“ und „Amok“.
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