Andreas Münzner: Die Ordnung des Schnees

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Andreas Münzner: Die Ordnung des Schnees

Münzner-Die Ordnung des Schnees

WINTER

Der Schnee deckt alles zu
die harten Gräser
und hoffentlich
auch die Worte vom August
die besser nicht gefallen wären
sie hängen
noch oben schau
und fallen nächstes Jahr
in die gelöschte Landschaft
lesbar für Piloten
von nun an
Jahr für Jahr

Leeres Rieseln
übergroßer Flocken der Schnee
deckt alles zu
mit seiner Erinnerung

 

 

 

Die Ordnung des Schnees

ist der erste Gedichtband von Andreas Münzner. Er läßt die Erscheinungen und die Dinge sprechen und geht mit seinen Metaphern über gewohnte Grenzen. Seine Welt entsteht aus einem feinen Empfinden für das Absurde in bekannten Wahrnehmungen:

wo die Maschinen
sich nach einem Wort
des Zuspruchs sehnen.

Meisterhaft beobachtet er, verschiebt und verwandelt er Eigenschaften und Perspektiven. Seine Poesie schreibt sich – manchmal märchenhaft suggestiv – in einem klangvollen Erzählton von Gedicht zu Gedicht.

Hier schreibt einer so, wie man tanzen sollte. Mit hohem Formbewusstsein, jugendlicher Verspieltheit, unschuldiger Sinnlichkeit. Carsten Hueck, Financial Times Deutschland

Zu Klampen Verlag, Ankündigung

 

Mittelmässig

Der 1967 in Kalifornien geborene und in Zürich aufgewachsene Andreas Münzner lebt als Autor und Übersetzer in Hamburg. In diesem Band versammelt Münzner 38 Gedichte, die bunt zusammengewürfelt durchs Bewusstsein und die Empfindsamkeit ziehen, mal quirlig die sprachliche Realität durcheinander wirbelnd („Navigation“), öfter anklagend („Es ist genug“), oder beklagend („Die roten Helikopter“), hin und wieder im Blocksatz Baudelaire’scher Petits poèmes en prose („Eingriffe, die nötig sind“), manchmal banal („Im Reich des Holzes“). Alles in allem – ein bisschen Hamburg, ein bisschen Kindheitserinnerung, ein bisschen Liebesmüh; Münzner beherrscht sein Handwerk, nicht weniger, nicht mehr.

Andreas Gryphius, amazon.de, 12.6.2006

Fahr dahin wo es Haare regnet

Bin Bahn gefahren. Habe die Münzner-Gedichte gelesen und mich wohl gefühlt. Leicht liegt der Band in der Hand. Leicht lesen sich die Gedicht. Gewinnen zeilenweise Schwere, sinken herab ins Bewusstsein. Und manchmal macht es Platsch, wenn da Worte Stein werden und den Wasserspiegel zerschlagen.

FRÜHER

Schädlinge sind Artgenossen
die in Ungnade gefallen sind
denk an die Geschichte
der abgetragenen Berge
Flussumlenkungen
stell dir vor, du bist
im Paradies, im alten
mit dem Garten
und es kommt einer
und erzählt von früher

Ein paar Worte werfen Ringe. Man genießt es, wie Münzner einen als Teich benutzt, blättert um, liest weiter und blättert zurück zum ersten Gedicht:

An der Rinde riechen, welche Äpfel
du mehrmals essen kannst

Die Ordnung des Schnees hat die Rindenprobe bestanden. Ich werde es verschenken.

Zinnberg, amazon.de, 18.4.2005

 

Fakten und Vermutungen zum Herausgeber + Kalliope
Fakten und Vermutungen zum Autor

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