Während Fernando Pessoa in Lissabon seine Druckerei einrichtete, verteilte Konstantinos Kavafis am anderen Ende des Mittelmeers, in Alexandria, an seine Freunde Gedichte. Insgesamt ließ er 154 gelten, ein schmales Werk, das ihn zum Begründer der modernen griechischen Poesie machte, ohne daß er je in Griechenland gelebt hätte.
Ritsos’ Gedichtzyklus, eine Art literarisches Testament, das 1986 und 1987 entstand, wurde erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht. In den achtundsechzig Gedichten dieses Gedankentagebuchs eines letzten strahlenden Ägäissommers unterzieht Jannis Ritsos (1909–1990) die tragenden Ideen seines literarischen und politischen Lebens einer illusionslosen Prüfung.
Jannis Ritsos ist im deutschen Sprachraum vor allem als Dichter des linken politischen Widerstands und der Straflager bekannt geworden. Ziel dieser neuen Auswahl – der Ritsos noch selbst zugestimmt hat – ist es, sein facettenreiches Werk aus dieser Engführung zu befreien.