Franz Mons Gedicht „WAR KOPFHAUT DRAN. …“

FRANZ MON

WAR KOPFHAUT DRAN.
war gar kein mann.
will baden gehn.
im handumdrehn.
ein wachsbukett.
in viertelshöh.
will baden gehn.
war kopfhaut dran.
ein eselsohr.
ein hahnentritt.
will baden gehn.
wird kaltgepreßt.
auf wiedersehn.
an keines statt.
ist badezeit.
ist wachsbukett.
will baden gehn.
ist gar kein mann.
hat gar kein kamm.

um 2000

aus: Jahrbuch der Lyrik 2002. Hrsg. v. C. Buchwald u. A. Endler. C.H. Beck Verlag, München 2001

 

Konnotation

Der 1926 geborene Franz Mon ist nach vielen Jahrzehnten des lautpoetischen Aktivismus noch immer ein Virtuose der experimentellen Dichtung. Seine um 2000/2001 entstandene Pseudo-Ballade fügt lexikalische Versatzstücke und kleine Geschichten-Nuklei scheinbar willkürlich zusammen – und so entsteht bei Beibehaltung einer einheitlichen Silbenstuktur ein schön turbulentes Sprachspiel.
Mon simuliert eine Liedform, indem er jede Verszeile mit vier Silben ausstattet und lockere Reime aneinander reiht. Die Gedichtzeilen selbst bewegen sich fort wie ein „artikulatorisches Gleitband“ (so Mon in anderem Zusammenhang), wobei die rhythmische Bewegung wichtiger ist als die Herstellung von Sinneinheiten. Der „Kopfhaut“-Text folgt im Grunde noch immer der von Mon bereits 1960 postulierten Maxime, „das Maß an Bedeutungswerten so weit herabzusetzen, dass sie von der Kraft und Eigentümlichkeit des bloßen artikulatorischen Ablaufs vollends aufgesogen werden“.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008

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