Peter Rühmkorfs Gedicht „Geplatzter Fototermin“

PETER RÜHMKORF

Geplatzter Fototermin

Ich sprach zum pars pro toto:
Du kommst schön scharf im Foto.

Total, darauf das Pars,
du sprichst mir aus dem Ars.

Der ist dir nämlich mitten
aus dem Gesicht geschnitten.

Die Nasenwurzelfalte,
genau wie ich mich spalte.

Das Kinn mit inbegriffen,
nur beides zu verkniffen

Und was an mir erfreulich ist,
ist, was an dir abscheulich ist.

Glückauf, vielleicht beim nächsten Mal.
Du bist mir nämlich arschegal.

1999

aus: Peter Rühmkorf: wenn – aber dann, Rowohlt Verlag, Reinbek 1999

 

Konnotation

In seinen Vorletzten Gedichten, die er 1999 nicht ohne Koketterie ankündigte, hat sich bei dem ewigen Hamburger „Linksausleger“, „Elbromantiker“ und aufklärerisch gestimmten Dauer-Gaukler Peter Rühmkorf die riskante Lust an der kunstvollen Banalisierung von Volksliedstrophe, Knittelvers und Kalauer bedenklich verschärft. „wünsch mir im Himmel einen Platz (auch wenn die Balken brächen) / bei Bellman, Benn und Ringelnatz“: An der Legitimität dieser himmlischen Sitzordnung besteht angesichts der ironischen Raffinesse des Autors Rühmkorf kein Zweifel.
Der 1929 geborene Rühmkorf möchte eben in diesen Gedichten „irgendwie auf die alten Tage / nochmal etwas machen / was nicht sofort auf Anhieb gefällt“. In seiner artistischen Leichtigkeit gefällt es dem Autor, sich recht bedenkenlos in Anzüglichkeiten und Vulgaritäten zu wälzen.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006

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