UKRAINISCHES LARGO
Aasiger Hauch
zerschossener Pferde,
ausgetrocknet lag
das Fleisch der Flüsse,
ölige Panzer krochen
die staubige Straße entlang.
Wie ein Steinblock
lagen wir im Schatten
der geschändeten Sonnenblumen,
entschärfte Granaten im Koppel,
schußbereit die Pistolen,
und versengten mit sprühendem Phosphor
deiner Felder weitgeschwungene Brauen.
Bitter schmeckte das Pflaster der Straßen,
die in verbrannten Gärten endeten,
wo unterm rötlichen Himmel
die hungernden Kinder
an zerbrochenen Tischen
geröstete Eicheln aßen,
lautlos wehte der Wind
die erkaltete Asche
auf unser Brot,
und die Toten lagen daneben
und zählten mit gläsernen Augen
jeden gestohlenen Bissen.
Doch in den Nächten,
wenn beim gefrorenen Mondlicht
die wilden Hunde
den Frost der Mitternacht
von den Scherben leckten,
erwachten die zersplitterten
Fenster der Fremde
und wälzten Feuer über uns,
Gewehre brachen aus den Ackerfurchen
und nagelten unsre Stiefel
mit den Dornen der Wahrheit
an die empörte Erde fest.
Heinz Puknus: Vor Zehn Jahren starb Hanns Cibulka – Gedenkstunde in Gotha
Thüringer Allgemeine, 20.6.2014
Hans-Dieter Schütt: Wie das Dunkel leuchtet
nd, 19.9.2020
Hans-Dieter Schütt: Der Langsamgeher
Thüringische Landeszeitung, 17.9.2020
Heinz Puknus: Hanns Cibulka zum 100. Geburtstag
Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen, Heft 71, 2020
Schreibe einen Kommentar