DAGMAR LEUPOLD
Unterm Strich
Unterm Strich
verrechnet
Unterm Strich
verrannt
Unterm Strich
vergebens
Unterm Strich
im Soll
Unterm Strich
grade Brüche
Unterm Strich
schwarz gezahlt
Unterm Strich
quitt in den Krieg
um 2000
aus: Dagmar Leupold: Byrons Feldbett. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2001
Ein Zentralmotiv der Romane und Gedichte Dagmar Leupolds (geb. 1955) ist die Liebe als kompliziertes emotionelles Flechtwerk, in dem oftmals Treue und Verrat, absolute Hingabe und nervöse Libertinage konkurrieren. Ein um 2000 entstandenes Gedicht versucht die lapidare Inventur einer Lebensgeschichte. In spröder mathematischer Manier wird Bilanz gezogen und „unterm Strich“ fällt das Ergebnis sehr ernüchternd aus.
Es sind zunächst nur knappe Befunde des Scheiterns und der Vergeblichkeit, die der Text anbietet. Und kaum taucht eine Spur positiver Widerständigkeit auf, wie sie im Paradoxon von den „graden Brüchen“ und der darin liegenden trotzigen Selbsthauptung sichtbar wird, wird sie schon wieder von negativem Diagnosen verschluckt. Am Ende taucht am Horizont das absolut Heillose auf: der Krieg.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008
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