FRANZ MON
man muß was tun
man muß was tun
muß man was tun
was muß man tun
tun muß man was
man hätte was getan
hätte man was getan
was hätte man getan
hätte man was getan
tun was man muß
was man tun muß
tun muß man was
was muß man tun
1966/67
aus: Franz Mon: Poetische Texte 1951–1970 (Gesammelte Texte 2). Gerhard Wolf Janus Press, Berlin 1995
Aus nur vier Wörtern wird ein ganzes System von dringlichen Fragen, Appellen, Rechtfertigungen und Spekulationen konstruiert und zugleich skeptisch zerlegt: Hier zeigt sich die Kunst des 1926 geborenen Franz Mon, des einfallsreichsten Protagonisten der sogenannten Konkreten Literatur und Akustischen Kunst.
Das ebenso listige wie vertrackte Poem führt die Unverbindlichkeit jener rhetorischen Strategien vor, die appellativ etwas einfordern und sich zugleich auf ein anonymes „man“ als Handlungsträger berufen. Wenn der flammende wie leere Aufruf „man muß was tun“ in den Konjunktiv gesetzt wird, verwandelt sich der Satz in die wohlfeile Rechtfertigung jener, die „das Tun“ letztlich unterlassen haben. In der minimalistischen Manier dieses um 1966/67 entstandenen Textes betreibt Mon präzise Sprachkritik.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2008, Verlag Das Wunderhorn, 2007
Schreibe einen Kommentar