HANS CARL ARTMANN
BACKE, BACKE KUCHEN,
der buhmann hat gerufen,
wer will einen kuchen backen,
der muß haben sieben sachen:
fleisch und bein
mische fein,
haar und blut
mische gut,
haut und darm
mische warm,
bleibt der kuchen
weiß wie mehl,
galle macht
den kuchen geel.
schieb schieb ins öfchen nein!
1958
aus: H.C. Artmann: Sämtliche Gedichte. Hrsg. von Klaus Reichert. Verlag Jung und Jung, Salzburg 2003
Bekannt wurde Hans Carl Artmann (1921–2000) einem breiteren Publikum als Dichter des Bandes med an a schwoazzn dintn (1958), mit dem er das Genre der dadaistischen Sprachspiele beeinflusst, schrieb mehr als dreißig Bücher in den verschiedensten stilistischen Kombinationen. Eine dieser Spielarten sind groteske Moritaten.
Als Artmann gemeinsam mit den rebellischen Dichtern der Wiener Gruppe um 1950 zu publizieren begann, reagierte das österreichische Publikum zunächst befremdet. An der ins Absurde getriebenen Unvernunft der Poeten nahm man erheblichen Anstoß. Der Dichter selbst hat dieses Dilemma in sarkastischen Poemen thematisiert: „Wer unter den Menschenfressern erzogen, / dem schmeckt keine Zuspeis, / es sei denn, / sie hat Hand oder Fuß.“
Norbert Lange (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010
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