Rafael Albertis Gedicht „Debajo del chopo, amante,…“

RAFAEL ALBERTI

Debajo del chopo, amante,
debajo, del chopo, no.

Al pie del álamo, si,
del álamo blanco y verde.

Hoja blance tú,
hoja verde yo.

Aufforderung

Im Erlenschatten, Liebste,
im Erlenschatten, nicht.

Unter der Pappel, ja,
dem Weiß und Grün der Pappel.

Weißes Blatt du
grünes Blatt ich.

(Übersetzung: Erwin Walter Palm)

1925

aus: Rafael Alberti: Zu Lande zu Wasser. Gedichte. Spanisch u. deutsch. Aus d. Spanischen v. Erwin Walter Palm. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1960

 

Konnotation

Rafael Alberti (1902–1999) war der populärste Repräsentant jener legendären Generation 1927, mit der die spanische Lyrik im 20. Jahrhundert wieder Weltgeltung erlangte. Gemeinsam mit Frederico García Lorca (1898–1936) brachte er volkstümliche Inhalte und eingängige Formen mit den experimentellen Schreibweisen der Moderne in Einklang. In seinem Gedichtband Über die Engel (1929) vollzog er den Übergang in eine surrealistische Bildersprache. Nach 1930 begann der Aktivist der spanischen Kommunisten auch politisch engagierte Lyrik zu schreiben. Der politisch-operative Gestus hat aber die sinnlich-surrealistische Metaphorik nie ganz verdrängt.
In Albertis 1925 verfasstem Tagebuch einer Reise mit der Geliebten findet sich ein zartes Liebesgedicht, das durch die Mobilisierung von Farben und Naturbildern lebt. Zwei Liebende haben ein ideales Refugium gefunden. Liebe und Natur scheinen untrennbar verbunden: Die Pappel mit ihren Blättern, deren eine Seite weiß, die andere grün schimmert, symbolisiert die naturwüchsige Zusammengehörigkeit der Liebenden.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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