Unbekannter Autor Gedicht „Erster Merseburger Zauberspruch“

Beitragsbild rechts für Lyrikkalender reloaded

UNBEKANNTER DICHTER

Erster Merseburger Zauberspruch

Einstmals setzten sich Frauen,     setzten sich hierhin und dorthin.
Einige hefteten Hafte,     andere hemmten das Heer,
andere nestelten     an festen Fesseln:
Entspring den Banden,     entweich den Feinden!

9. oder 10. Jahrhundert

 

Konnotation

Der mythologische Hintergrund der berühmten Merseburger Zaubersprüche, der ältesten Dokumente deutscher Dichtung, ist bis heute unbekannt. In beiden Fällen handelt es sich um Zauberformeln bzw. schamanistische Sprüche, die in einer theologischen Sammelhandschrift aus dem 9. oder 10. Jahrhundert gefunden wurden. Erst im November 1841 wurden sie in der Studienbibliothek des Merseburger Domkapitels entdeckt.
Der Erste Spruch, in althochdeutschen Stabreimen überliefert, beschwört die Befreiung von Gefangenen, besingt deren Flucht aus der Haft ihrer Feinde. Es könnte sich, so folgert der Dichter Thomas Kling (1957–2005) in seiner modernen Lesart, um einen kriegerischen Gesang handeln, der das Außer-Gefecht-Setzen des Gegners thematisiert: „… eine Form von psychologischer Kriegsführung, deren Ziel es ist, den eigenen Leuten Mut zuzusprechen“.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

„Suppe Lehm Antikes im Pelz tickte o Gott Lotte"

Hamlet

malt – Thema: der lahme Tell.

Michel Leiris ・Felix Philipp Ingold

– Ein Glossar –

lies Sir Leiris leis

Würfeln Sie später noch einmal!

Lyrikkalender reloaded

Luchterhand Loseblatt Lyrik

Planeten-News

Planet Lyrik an Erde

Tagesberichte zur Jetztzeit

Tagesberichte zur Jetztzeit

Freie Hand

Haupts Werk

Gegengabe

Endnoten

0:00
0:00