TRISTIA
Leicht wird sie mir nicht, diese Verbannung in Licht
aaaaaund Blüte.
Denn jene Zypressen die ich zurückgelassen
und deren Schatten ich düngte in blitzzerfressenen
aaaaaNächten,
machen mich schaudern vor Kühle im kornschweren
aaaaaRaum,
wenn sie ihre schwarzen Arme vor offenen Himmel
aaaaaverrenken
und Krähen werfen gegen Früchte, Knospen und Mund.
Da ihr Schatten einst schwer genug war, meinen Schlaf zu schützen,
soll er jetzt meinen Geist nicht beugen mit fiebrigem Traum.
Die Güte meiner Sonnenalphabete unter jedem Totenbaum,
ihre unablässige Aussaat mit mondwunder Hand,
dies allein hat mich vor Starre behütet, Mittagshitze im Bund,
mich, unter ihnen als lebendig begraben verkannt,
und nun, da ich mild verbannt in Kräuterduft und Erntedank,
streift mich mit Grauen die Brise, vom Faulgrund geweht
an herbstlichen Flügel der Nesträuber und Saatendiebe,
welche herbeischreien wollen den Feldsturz, die Wunde im Kopf,
auf der Staffelei das unvollendete Gemälde.
Sie, die der nämliche Drang in allen meinen Nachtwachen schuf,
sollen mir Zeichen sein – nicht nur Licht, auch das Gelichter
der Verbannung brachte meiner Kunst mir ein.
ist nicht nur dem Wesen des Werkes gemäß unvollendet, also offen dem Durchschreitenden, dem lauschenden Leser, es ist auch durchschritten und verlassen worden von seinem ursprünglichen Zentrum, das seine Spuren hinterließ und sich verselbständigte wie das sagenhafte Unwesen, danach es benannt. Der Unsichtbare Minotauros ist als Buch dem Buch entwachsen und wird diesem als eigenständige Lieferung folgen, nicht Antwort auf das Labyrinth, sondern konzentrierte Variation. Bis dahin gehen wir als Weggefährten und Einschreitende mit den Monachoi, den Alleingehern die nicht Alleinige sind, durch Räume und Zeiten, ins legendäre Sung-Schan-Gebirge wie zum Klausner vom Lotosblütenhorn, mit Empedokles und Hölderlin auf den Ätna wie zu den Altvätern in die Wüste, ins Rom der Verfallszeit wie nach Cordoba in Blüte und Untergang, nach Bosnien, Vietnam, Beirut, durch Worte und Seiten eines Buches der Anastasis, der Zerstörung-Wiederauferstehung, von Zusammebruch-Wiederaufbau, eines Buches der Schrift und der Liebe von Verbannung, Exil, Unheimlichkeit und Heimkehr, von Trennung und Versöhnung, Selbsterhebung, Verfallenheit und Kehraus, Einsamkeit und Zueignung, kurzum, eines Buches der einander zugekehrten Widersprüche, ihrer Unaufhebbarkeit, Verflochentenheit und Entflechtung, dem janusköpfigen Geschick, das in Mirkos verhallenden Worten der Verzweiflung: „Welches Licht soll uns denn noch…“ die Aufgabe zuweist als Gewendetes: Welches Licht soll uns dennoch. Ein Buch auch, darin uns unablässig die Stimmen von Zeitgenossen und Vorausgegangenen zur Seite Zuspruch und Entdeckung bleiben, suchen wir uns, vor den Einöden des Krieges, der Zerstörung, der Einsamkeit, der Fremde wie Schnecken in der Wüste zu verbergen in den Spiralen des Perlmuttgehäuses das unser innerster Buckel und Widerpart des Sonnenregenbogens.
Ein Buch wie dieses, weitläufig verschränkt wie eine trümmerüberwucherte Agora, da sich die Sprechenden mitunter zueinander verhalten wie Verschüttete deren Ruf gleichzeitig verzweifeltes Lauschen…
Oliver Mertins, Klappentext, 1996
– Zu Oliver Mertins Buch Monachoi. –
Ein altes arabisches Sprichwort lautet: Wer durch die Wüste geht, kehrt nicht als derselbe zurück. Wirft man die Frage auf, wer diese Feststellung trifft, die Monachoi – die Alleingeher – oder jene in den Städten Ansässigen, die sie wieder in ihrem Kreis aufnehmen, liegt es auf der Hand, daß sie nur aus dem Mund der letzteren stammen kann. Dieser Entscheid oder diese Vorwegnahme einer Antwort drängt sich mit geradezu bedrückender Deutlichkeit auf. Unwillkürlich schreibt man dem Wüstengänger ein Verstummen zu, als bildete es die natürliche Konsequenz seiner Erfahrung. Und weil – wie es heißt – in jedem Sprichwort ein wahrer Kern steckt, liegt man damit gar nicht so falsch. Wer durch die Wüste gegangen ist, kann eben dies nicht mehr von sich behaupten: daß er ein anderer geworden ist, sich verändert habe, durch die Wüste gelernt hat, die Welt mit anderen Augen zu sehen usw. Die Wüste differiert noch das Sagen der durch sie gemachten Erfahrung.
Die Wüste ist kein Ziel, und wird sie als solches aufgefaßt, werden jene die sich in ihr vergehen als die Dämonen aus ihr hervorgehen vor denen sie zurückweichen wollten und wiederkehren in die geschlossene Welt sie zu infizieren mit dem Sendungsbewußtsein ihres gestauten Unheils…
Der Mensch, der sich die Wüste zunutze macht unter dem Ziel, ein anderer zu werden, widerspricht sich selbst, weil der andere, der er wird, nur anders ist in bezug auf jenen, der er war. Dieser Mensch wird zum Statthalter der in ihm sich vollziehenden Wandlung. Immer wird er sich für den ausgeben können, der er nicht ist. Er ist diabolisch. Er nötigt das andere. Den „wahren“ Wüstengängern legt sich also in der Tat ein Schweigen auf, ein Schweigen und Einsamsein, das Zwiesprache mit dem anderen hält. Mertins bringt genau diese Zwiesprache zu Gehör, in einem im buchstäblichen Sinne poetischen Geflecht. Immer noch wächst es und rankt sich an einer noch älteren Mauer empor. Die Wüstengänger durchdringen die Zeit auf die Abwesenheit, jener gleichgültigen Hügellandschaft, in der die Geräusche unseres Gehens gänzlich verheert sind.
Mertins schreibt nicht, um nichts zu sagen, noch, um irgendwas zu sagen. Was er an Wichtigem mitzuteilen hat, ist der Wert, den die Erfahrung der Wüste hervorbringt. Ein Wert, der seinen Inhalt suspendiert, wo das Sagen der Wüste das des Null und Nichtigen selbst ist, sich „die vorgebliche Eigenheit als der Zwiespalt zwischen zwei Spiegeln (erweist), aufgetürmt oder vertieft, Bodenlosigkeit allein, durchzuckt von Griffen nach Phantasmen in endloser Wiederholung des Falls…“. Die Erfahrung der Wüste aber bleibt, ist mehr und weniger (als sie selbst) und somit Erfahrung des Sprechens, was nur sehr wenigen Büchern gelingt. Es empfiehlt sich, die „Monachoi“ laut zu lesen. Seite für Seite in der Art einer Lehre oder Verkündigung. Die Wüste ist „ortloser Raum“. Es gibt nicht das Verharren in ihr, welches Zeit auf sich zieht und sich befestigt darin, um die Stätte abzugeben, von der her das Schreiben über die Menschen statthaben kann. Das Staunen über ihre Geschichte fällt in die Geschichte selbst zurück. So ist das, „Was Anna erzählt“, „Was Mirko erzählt“, „Was Rosenfeld, Ewigkeit, Zonabend und Gebirtig erzählen“ (so die Titel einzelner Essay und Gedichte) immer auf jenes, das Anna, Mirko, Zonabend oder Rosenfeld erzählt. Auf diese Weise bilden Mertins „Monachoie“ eine Chronik und legen Zeugnis ab.
Auf den auch psychisch zu nennenden Widerstand der Wüste, kein Anfang und kein Ende zu haben, stieß ich genauso in den „Monachoi“. Man kann an einem Tag nicht mehr in diesem Buch lesen, als die Karawane an Weg zurückgelegt haben wird. Die sich oft über mehrere Seiten ziehenden Sätze sind Karawanen notwendige Schwerfälligkeit, eingeübtes und zähes Schrittmaß in einer Gegend, in der die vereinzelten, knorrigen Stämme nicht mal mehr an eine Entwurzelung erinnern. Gesetzt die Entwurzelung ist das Äußerste, was das europäische Denken an Existenzberaubung zu erkennen vermag. In diesen Karawanen zirkulieren die Geschichten, vernimmt man ein ständiges Flüstern, eine An- und Enteignung von Erlebtem in einer Form, in der das Dauern der Geschichte sich in ihre Wiederkehr verschiebt – wiederanenteignend, wenn man so sagen kann, wobei die fernsten Stimmen als die nahesten erscheinen und umgekehrt. Und immer ist die dem Bezug der Stimme auf die Geschichte innewohnende Transzendenz der Sand, der den Alleingehern durch die Hände rieselt.
Die Alleingeher gibt es in allen sozialen Schichten und in jeder Epoche. Ob Markus, der nach einem Leben als Hooligan, schlecht integrierter und Salonhengst in tiefste Verzweiflung stürzt, auf SIE trifft und die Dichter zu lesen beginnt. Oder Umar al Ghazali, der am 20. AUGST 636, AN DEN UFERN DES JARMUK, sein im Dienste des Khalifen an den Byzantinern begangenes Verbrechen niederschreibt, zu dem er angetrieben wurde von den Steinwürfen der Kinder und unter dem Gelächter der Frauen. Beide erscheinen sie in ihrer Tatsächlichkeit als Mensch. Sie entblößten den auf ihnen ruhenden Blick auf ihre Nacktheit. Überall begegnet man den Alleingehern: in belebten Vierteln und ganz entlegenen Straßen, sie sitzen im Cafe am Nachbartisch, sind der Untermieter von nebenan. Äußerlich ist nichts besonderes an ihnen, doch auf den zweiten Blick fällt man einer Beunruhigung anheim,, irgend etwas muß mit ihnen geschehen sein, was auf keinen Fall hätte eintreten dürfen – schlimmer noch – der unmittelbare Anlaß ihres Unglücks scheint sich mit seiner Entäußerung selbst aufzuraffen, ein in jeder Hinsicht pointiert verlaufendes Verhängnis, und wenn sie von sich sprechen, dann direkt und doch mit unendlich weitem Abstand. Mit jedem Satz scheinen sie sagen zu wollen „Ich kann nicht anders“ – „eine weinende Faust hält sich für die Kraft die Wasser wringt aus dem Stein“. Und dieses ‚Nicht-anders-können‘ schwert auf, springt einen ins Gesicht, ungleichmäßige Bitte, die aufreißt im Grund wie ein ausgetrocknetes Flußbett – unendlich tiefer und anonymer Spalt aller Erfahrung.
‚Es ist nichts‘ antwortet die Monachoi, angesprochen auf ihr Befinden, denn nach Jabes „gibt die Wüste allein Antwort auf den Schrei, den letzten, ins Schweigen gehüllten, aus dem das Zeichen erwachsen wird.“ Es ist diese Ausschließlichkeit des Es hätte nicht passieren dürfen, die mit dem Leben der Monachoi bis zur Unkenntlichkeit verwischt. So geben sie zu tausenderlei Vermutungen über ihre Vergangenheit Anlaß. Man kommt darin nicht zu Ende, eine Verstimmung nistet sich ein, macht sich in einem breit. Welle folgt auf Welle, einzige Verstimmung, die schon die Übertragung der Erfahrung der Wüste ist: die Monachoi zitieren die Wüste in mir. Ihre Unnahbarkeit ist Zugewandtheit. Es ist der Farbton dieser Aporie, der Mertins interessiert und der gleichsam die Folie abgibt, auf die er die Gemeinschaft der Einzelnen schreibt:
janusköpfiges Geschick, das in Mirkos verhallenden Worten der Verzweiflung: ‚Welches Licht soll uns denn noch…‘ die Aufgabe zuweist als Gewendetes: Welches Licht soll uns dennoch.
In diesem Unterschied, dieser zitternden Physiognomie eines Schattens, ist der Mensch tatsächlich. Mertins Essays nehmen hier ihren Ausgang.
Die Wüste verändert den Menschen. Ist sie aber das immer noch ältere, grenzenlosere, dann erfüllt sie nicht die für eine Ursache konstitutive Bedingung, abgeschlossen und der Wirkung vorausgehend zu sein. Sie ist aber auch nicht zeitlos, dafür fehlt es ihr an eigener Gegenwart. Die Wüste verschiebt daher im Menschen nur den Sinnwert oder die Referenz dessen, was durch das Pronomen ‚derselbe‘ ausgedrückt wird. Für einen Menschen, der die Erfahrung der Wüste macht, ist der Weg das Entlang des unterwegs, eine Differenz. Von der sagt Mertins, daß sie durch die Tautologie des Gehens ermächtigt wird, ein Zwiegespräch, eine nicht-monologische Einsamkeit, und ich hörte sie alle murmeln und sich gegenseitig befragen: Jabes, Blanchot, Levinas, Heidegger. Das Entlang des unterwegs ist „Gehen dessen Gültigkeit sich aus der Unentlichkeit wie der Geltungslosigkeit speist, Gehen Gehender…“. Aber auch der Riß, den man darin sofort bemerkt hat, ist nicht einfach. Erinnert sei daran, daß die Wüste als Ursache für die Veränderung in einem Menschen im Kommen bleibt, im Derridaschen Sinne sich aufschiebt. Der Riß, als den man die Differenz im Gehen immer bezeichnen kann, findet seine Entsprechung in einer Suche nach der Stelle, wo die Unzugänglichkeit der Wüste, die nichts ist, nachgibt, die Differenz mit der von ihr ausgelösten Veränderung im Menschen übereinkommt. Dort angekommen ist der Wüstengänger aber nicht mehr der er war:
Befreiung in eine Suche, die ihre Gegenstände verloren, eine Nacktheit, die zitternde Blöße und bar der Wände, der Spiegel, der Türen, der Kleider, der Willkür von Öffnung und Verschluß diese Chimären der Selbsterhebung als Verfallenheit entdeckt…
Was hat der Wüstengänger also gefunden? Das „Nichts“, er bringt es nicht über die Lippen – Verschiebung des Risses, Durchquerung noch der Erfahrung der Wüste:
Gehen Gehender deren Zuspruch quellende Entsagung, und wohnt Rat dem Rätsel inne, verweisen uns jene ohne Rücksicht auf unsere Hervorhebungen der Jeweiligkeit in die Achtsamkeit des Wachens, darin die erschütternde Sinnigkeit der Wahrnehmung uns der Unsinnigkeit unserer ohnmächtigen Wirklichkeiten stellt, daß wir uns zurücknehmen und nicht zurückgenommen werden…
So hat der Alleingeher auch schon wieder zu leben begonnen, noch bevor man von ihm sagen kann: ‚Auch wenn er das Leben anders gewollt hätte, es wäre doch genauso mit ihm gekommen…‘ – eine Behauptung, ein Insistieren auf dem Fakt, daß es auch unter anderen Umständen mit dem Alleingeher genauso gekommen wäre. Der Fakt schwillt zu seiner eigenen Beschwörung an. Von seinem festen Platz verdrängt wird er das gleitende Äquivalent zu jenem immer unvordenklicheren Ereignis im Leben des Alleingehers, das auf keinen Fall hätte eintreten dürfen. Die widerstreitenden Elemente in der Alternative von ‚So‘ und ‚Anders‘ nehmen in der Wüste auf die Dauer dieselbe Sinnrichtung an. Die Poesie wird zum Orakel. Die ‚So und ‚Anders‘ sind darin weder aufgelöst noch aufgehoben. Daher sind bereits die Namen der Alleingeher eine Gabe. Sie vergessen sich, wo sie sich wiedergewinnen. Es handelt sich dabei um eine Kraft, die sowohl die Unterminierung als auch das Beharren auf der Grenze erlaubt, die denselben von sich trennt, „wo selbst die Sträucher, die Flechten und Moose ihre Zähigkeit an weinerliche Gestalt verlieren, wo Schnee und Asche sich unkenntlich mischen…“.
Mertins schrieb die in den Monachoi versammelten Gedichte, Essays und Fragmente auf seinen Reisen durch Indien, Bosnien, Vietnam, den Libanon und Sri Lanka. So ist das Buch auch ein Reisebericht, ein Bericht über das Erstarren weltbildender Religionen, über abstruse Weltenbummer, die sich als Philosophen ausgeben, über Kartoffelpüre lila färbende Gastarbeiter, über Drogen und die unsägliche Banalität, wenn ein Typ vollgekifft und ohne einen Pfennig Geld auf der letzten Dschunke in Kashmir den Namen ‚Paris‘ ausspricht. Die Fotografien von Bernd Markowsky, der bereits an dem Vorgängerband „incubus versus phoinix“ mitwirkte, geben Einblick in die Armut der sogenannten Dritten Welt, ihre Trauer und ihre Feste. Monachoi ist ein Buch über die geschichtlich verankerten Beziehungen zwischen dem Orient und dem Okzident, die man nur allzuschnell aus unserem Kulturkreis verbannt hat. Man müßte an dieser Stelle Levi-Strauss zu Wort kommen lassen, der in den Traurigen Tropen schrieb, daß Europa es versäumt hat, Frau zu bleiben, indem es sich mittels der Kreuzzüge dem Islam entgegenstellte und damit dieselbe unschuldige, aber gewalttätige Geste der arabischen Welt, die nicht glauben kann, daß es andere Religionen und Welten gibt, wiederholte. Dagegen hätte eine Osmose zwischen dem Islam und dem christlichen Europa ein Vordringen zu den Wurzeln des Christentum bewirkt.
Als Kind, in einem Alter, wo man gerade zu lesen und schreiben beginnt, erliegt man der Illusion, daß es nur ein einziges Buch gibt, nämlich das Lesebuch. Das Kind spricht ihm eine sammelnde Tätigkeit zu. Später will man gar nicht glauben, wie man einer solch naiven Betrachtungsweise der Dinge je verfallen konnte. Aber der Schock über die vielen Bücher, die zerstreute Welt, hat umgekehrt dieselbe Intensität und denselben Umfang wie die Illusion über das eine Buch. Jabes bemerkt, dazu:
einen Lebensgang vom Buch zum Buch, aus Büchern in Bücher, stets im Banne des einen BUCHS, das mich fasziniert, obgleich es ganz ohne Zweifel unmachbar bleibt und dennoch immer wieder aufgegriffen wird.
Nun. Mertins Monachoi ist eines von den Büchern, die im Banne des einen BUCHS bleiben, am Wegrand gefundene Schriftrollen, die auf das eine, große Buch verweisen, aus dem sie herausgerissen worden und zu dem der Weg in gekrümmter Linie verläuft, die das Ornament gegenüber dem Wesen wieder ins Recht setzen, ein Buch der „Zerstörung-Wiederauferstehung, von Zusammenbruch-Wiederaufbau, eines Buches der Schrift und der Liebe, von Verbannung, Exil, Unheimlichkeit und Heimkehr, von Trennung und Versöhnung, Selbsterhebung, Verfallenheit und Kehraus, Einsamkeit und Zuneigung…“. In dem zur Sprache angehaltenen Verlust des Eigenen, diesem stumpfen Glanz des Sandes, begegnet Mertins dem Leser zugleich auf tagelöhnerische wie königliche Weise – unverbrüchlich wäre das beste gewählte Wort, wollte man die Aura des Buches mit dem Titel Monachoi in einem Zug benennen.
Silvio Pfeuffer
Christiane Gaebert: Was kam und was blieb. Wer war Oliver Mertins?
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