Ant die Blatt
schneide-Ameise frisst
sich quer durch den goldenen Mittelweg
zwischen litz und wort:
Antanarivo brennt
an allen Ecken und Anten. Wir
haben’s schwerer, wir heizen
noch mit Anthrazit.
AnT die Blatt
schneide-Ameise sehen
die Anthropologen als Antidot
zu den Anthologien
der Anthroposophen.
Ob die Anthurie, von der
Ant sich gern antörnen lässt
antigen antagonistisch
auf seine Antennen wirkt?
Antiklimax. Die Antipoden
Ants, athanasianisch wie
Schneefeuer speiender Ätna
stellen sich, antarg
aus antibiotischem Antrieb
antonym.
Ant Aunt ist angenehm
freundlich zu den
Anthropoiden, lehrt sie, die
asthenischen Akazienblätter
vom Anthemion an-
tasten, antäuschen, antauen mit
anstößig fleißigem Speichel, das
schreibt und verschreibelt sich, aber
anonym. Aunt Ant
stellt an Antje und Anton
einen Antrag auf Antiphon
Antipathien
aufblätternd, Amts-
galerien entlang
mit Antimon angeschönt.
Wie kann Antares
Beteigeuze das antun?
Das steht
auf einem anderen Blatt.
In unsere Lyrik-Diskussions-Gruppe habe ich einmal ein Gedicht gebracht, in dem das Wort „Antlitz“ vorkam. Es stiess auf heftige Ablehnung. Es sei, hiess es, von befremdlichem Pathos und überdies so ältlich, so altfränkisch, dass es in einem aktuellen Gedicht wirke wie Frack und Zylinder zu T-Shirt und Jeans. Ich widersprach, konnte mich aber nicht durchsetzen. Der drohende Verlust des Wortes schmerzte mich. Was genau schmerzte? Der Verlust von „Ant-“ oder der von „-litz“? „litz“, spürte ich, würde ich verschmerzen, „Ant-“ jedoch nicht. Was für eine Magie, was für ein Versprechen lag in dieser Silbe? In Silben überhaupt, jenen Sprach-Gebilden, die keine bloss zum Semiotischen weisenden Laut-Zeichen mehr sind, aber noch keine Worte, keine Lexeme, die zu Bedeutung und Sinn, also zum Semantischen und zum Syntaktischen führen. Gab es einen Weg, auf dem sich das Versprechen einlöste, einen Raum, in dem seine Magie herrschte? Konnte sein diesen: Die natürliche Sprache gehört wie alle Natur zugleich der atomaren und der subatomaren Welt an. Liesse sich in deren Raum nicht jede Silbe als Sprach-Quant auffassen, die ihn mit gleicher Wahrscheinlichkeit in seiner gesamten Ausdehnung ihrer Bestimmtheit und deren Bedingungen nach durchquerte? Nahm man nun das Alphabet als eine Kette von Grenzposten zwischen atomarer und subatomarer Wirklichkeit und schickte „Ant“ in der ihnen jeweils entsprechenden Form auf die Reise zur anderen Seite, würde die Silbe dann nicht Spur und Gestalt eines Sprach-Quants annehmen? Von Grenzübergang zu Grenzübergang in einer Folge von Analogien, deren jede keine der übrigen verdrängte oder gar ausmerzte, sondern alle im Gegenteil an ihrem Ort als an ihrem eigenen augenblicklich bestätigte?
Wie stellen wir das an? So: Wir beginnen mit „Ant die Blatt- / schneide Ameise“ und schicken von da „Ant-“ auf die Reise durch den Buchstaben A, um alle Wörter an sich zu ziehen, die mit dieser Silbe beginnen oder sie in ihrem Inneren tragen. Auf diese Reise nehmen wir zugleich die buchstäblichen Umstellungen wie „tan-, nat“ mit und exponieren, zu welchen Ansätzen für Geschichten, für Sinnzusammenhänge sich diese Konstellation entfalten lässt. Nachdem wir den Übergang in einer Sternbild-Anlage gespiegelt haben, fangen wir das Prozedere mit „Barkarole. Des Meeres / und der Lieblings-BANDerole Wellen“ neu an. Und damit das Verfahren nicht mechanisch wird, beziehen wir die Analogien ein, die „Ant-“ bzw. „Band-“ uns lautlich nahelegt, „Bar-“ etwa. Je später ein Buchstabe im Alphabet liegt, desto breiter wird die Konstellation, in der „Ant-“ sich aufhebt, weil sie die vor ihm stehenden Vokale einbezieht. Für den Buchstaben N bedeutet das zum Beispiel:
Nantd / nentd / nintd
Natdn / netdn / nitdn
Ntda / ntde / ntdi
Und für den Buchstaben S
Santd / sentd / sintd / sontd / suntd
Satdn / setdn / sitdn / sotdn / sutdn
Und so fort bis zu den im englischen Sonett angelegten „Zand – Zend – Zind – Zünd“. In dieser und durch diese buchstäbliche Struktur öffnen sich die Räume buchstieblicher Sinngebung.
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