Namenzauber

Gustav Schwab! − ich lese wieder in seinen Sagen des klassischen Altertums, bin beeindruckt von der Schlichtheit seines Nacherzählens, die so gar nicht mit der Aufgewühltheit des Erzählten harmoniert. Eben daher rührt die Spannung, die bei der Lektüre noch jedesmal aufkommt und dann immer auch länger anhält.
Was mir diesmal besonders auffällt – die handelnden Personen, vorab die Götter, werden gar nicht oder bloss beiläufig in ihrer körperlichen Gestalt präsentiert, sie bleiben zumeist blosse Namen in Verbindung mit bestimmten Eigenschaften, und dieser ganze, oft fast unauflösbare Namenzauber macht die Poetizität der sagenhaften Texte aus.
Das Aufsagen von Namen als Vorform des Erzählens?
Oder als Sprechprobe poetischer Rede?

 

aus Felix Philipp Ingold: Endnoten
Versprengte Lebens- und Lesespäne

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