2007-10-31

Aufgestanden, wie üblich, gegen sieben und … aber diesmal hat der Wald vorm Fenster über meinem Schreibtisch bereits vergoldete, den Wipfeln gleichsam aufgemalte Konturen, bleibt aber noch für eine Weile tief im Nebel verwurzelt; eine halbe Stunde danach leuchtet das Restlaub hell- und dunkelgelb im starren blechgrauen Himmel, der sich bis Mittag allmählich auftut und schliesslich, durchflutet von böiger Luft und veilchenblau wabernd, noch einmal die Sonne vorlässt, die dann bis in den mittleren Nachmittag die Erde zu beatmen scheint; und so scheint sie auch.
Gegen Abend bin ich im Gelände unterwegs bei leichtem, vom flachen Abendlicht durchwirktem Dunst, die zarten Farben haben sich diskret vereint zu einem Fest, die Wärme legt sich weich wie ein Mullverband über Arme und Stirn; ich quere den Wald in Richtung Bretonnières, an seinem obern Ausgang erhebt sich, mächtig hingebreitet, der Mont d’Or, für einen 
Augenblick mag’s der Mont Ventoux sein und … nicht ein Mensch – nicht mal ich selbst –, der mir auf diesem Abendfest begegnet.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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