Contra?

Schreiben gegen Sprachzerfall; das Gedicht als Absage an die verludernde Alltagsrede; Dichtertum als Domäne «derer, die wissen» und willentlich sich abgrenzen von jenem «schussligen Mädchen», in dem Paul Valéry einst die Sprache des Normalverbrauchers zu erkennen glaubte?
Doch wozu sollte Poesie gegen etwas aufgeboten werden? Gegen etwas, das ohnehin nicht aufzuhalten ist? Nicht gegen die Sprachverluderung hat die Poesie einzustehn, sondern für das Gedicht – damit das Gedicht, trotz fortschreitendem Sprachzerfall, da sei; und eine Weile noch bleibe.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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