Narziß (IV)

Dort sitzt er, sterbend, als Schwan. Was grämst du dich, fragt ihn der Fluß. Nie wieder, sagt der Schwan, werde ich mein Bild in deinen Wassern sehn.
Was schweigt der Fluß.
Der Schwan beugt sich zum Wasser, was grämst du dich, fragt er den Fluß. Und dieser, verwundert, fragt zurück.
Wozu saßt du denn da, du sahst doch herunter zu mir, damit ich meinen Glanz in deinen Augen zu Gesicht bekam.
Nicht wahr.
Wo zwei sich so sehr gleichen, wo der Eine im Andern auf- und untergeht, wo das Fremde das Eigene, das Eigene das Fremde verschlingt, ist ein dialogisches Verhältnis nicht mehr … noch nicht möglich.
Denn wer spricht da mit wem. Besser kann es keiner wissen.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder

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