Gottfried Benn: Poesiealbum 300

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Gottfried Benn: Poesiealbum 300

Benn/Beckmann-Poesiealbum 300

WENN DIR AM ENDE

Wenn dir am Ende der Reise
Erde und Wolke verrinnt,
sie nur noch Laute, leise,
vom Himmel gefallene sind,

und nur noch Farben, getönte
aus einem wechselnden Reich,
nicht bittere, nicht versöhnte,
Austausch alles und gleich,

wenn dir die Blicke nach oben
und dir die Blicke zu Tal
schweigend das Nämliche loben,
schweigend die nämliche Qual,

schließen sich die Gesichte
über der lastenden Flut:
ach, die vielen Gewichte,
doch die Waage, sie ruht.

 

 

 

Gottfried Benn

Wohl kein deutscher Dichter des 20. Jahrhunderts wurde bewundert und verachtet wie dieser Sohn eines protestantischen Pfarrers aus der Prignitz. 1912 schockartig berühmt durch seine expressionistischen Morgue-Gedichte, überstand er den Ersten Weltkrieg als Militärarzt. Mit nun eigener Berliner Praxis diente er sich nach seiner Aufnahme in die Akademie der Künste dem NS-Staat an, der ihn aber fallen ließ, mit Berufsverbot belegte und in seinen Blättern so anfeindete, daß der Bedrohte Zuflucht in der Reichswehr suchte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fand er sich bald begnadigt und durch die Verleihung des Büchnerpreises 1951 endgültig in die Ruhmeshalle aufgenommen, in der er mit seinem Gegenspieler Brecht zu einer der Stilikonen des gespaltenen Lands reifte.

Aus Tadeusz Różewicz: Poesiealbum 299, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2012

Stimmen zum Autor

Beim Anhören von Versen / Des todessüchtigen Benn / Habe ich auf Arbeiter-Gesichtern einen Ausdruck gesehen / Der nicht dem Versbau galt und kostbarer war / Als das Lächeln der Mona Lisa.
Bertolt Brecht

Hitlers Machtergreifung mit der Naivität des begeisterten Sportzuschauers begrüßt zu haben, wird seinen Ruf für immer ramponieren… Ein kleines Wunder geschah: der verstockte Solitär traf auf eine Leserschaft, viele von ihnen Mitläufer von gestern, die sich nun an den Reimereien des Unpolitischen wie an Schlagermelodien berauschte.
Durs Grünbein

Die Bennschen Gedichte sind trance- und traumgefleckt… Völlig neuartig zum Zeitpunkt ihres Entstehens und einzigartig noch immer, reichen sie mit ihren Wurzeln hinab zu den bukolischen Herden, den Göttern, Hetären, Huren und Hohepriestern.
Gerhard Falkner

Sein Werk, seine Verse, die parlandohaften, die schnoddrigen, die betäubenden, die sechs großen Gedichte und die mehreren am Kitsch entlanggeschriebenen, die statischen, die rauschhaft fließenden … es ist keineswegs zerstäubt ins ,Allgemeine Nitschewo‘.
Richard Exner

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2012

Poesiealbum 300

Wohl kein deutscher Dichter des 20. Jahrhunderts wurde bewundert und verachtet wie dieser Pfarrerssohn aus der Prignitz. 1912 durch seine expressionistischen Morgue-Gedichte schockartig berühmt, geriet er 1933 zu einem aktiven Fürsprecher des NS-Staates, der ihn aber bald ausgrenzte und mit Schreibverbot belegte. Nachdem er zwei Weltkriege als Militärarzt überstanden hatte, wurde er mit den magischen Versen des Spätwerks zu Manna und Droge für seine kriegsgeschundene, sinnsuchende Leserschaft.

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2012

 

Das verlorne Ich und der Sommer

– Das 300. Poesiealbum: Gottfried Benn. –

Dem Dichter Gottfried Benn ist das 300. Poesiealbum gewidmet – Jubiläum also der einmaligen deutschen, inzwischen 45 Jahre alten Reihe, die Editions- und damit Literaturgeschichte schreibt; einst begründet im FDJ-Verlag Neues Leben (erster Herausgeber: der Dichter Bernd Jentzsch), seit einiger Zeit liebevoll weitergeführt vom Märkischen Verlag Wilhelmshorst, herausgegeben dort vom Dichter Richard Pietraß.
Benn (1886 bis 1956) ist ein Vielbeschriebener, ein en masse Erkundeter. So ein Poesiealbum ist also kein sekundär-literarisches Erweiterungsblatt, es ist ein Angebot zur Spurensuche in jenem Millimeterbereich seelischer Eruptionen. Benns Biograph Gunnar Decker schreibt von den Gedichten:

Sie beschwören Gott allein in der Gewissheit seiner Nichtexistenz. Sie ankern im Bodenlosen, behaupten das Sein mitten im Nichts.

Das ist bei Benn der Triumph jeder Existenz: Sie weiß, sie hätte Hilfe von Höherem dringend nötig – da es aber dieses Höhere nicht gibt, demnach auch keine Rettung, erwächst Sinn aus Kräften, die eines tun: alles trotzig aushalten. Nicht das Ich siegt, aber der Ich-Begriff, also: die Selbststeigerung durch Fantasie, Poesie. Letztlich erzählen die Gedichte just davon: Hinter den Stirnen der Menschen beginnen die ganz anders möglichen Universen.
Lyrik lesen ist Sammeln von Empfindungspartikeln, bis sich eine Stimmung bildet, so, wie sich ein Gemälde malt. Titelbild und Innengrafik des Heftes stammen von Max Beckmann: „Selbstbildnis mit Horn“ und „Das Leichenhaus“. Der Hornbläser im quer gestreiften Morgenmantel, wie Häftlingskleidung, „das verlorne Ich“.
Benn schreibt von einem Glück des Lebens, das ein „blutloses“, also friedliches Sterben einschließt.

Am schlimmsten:
nicht im Sommer sterben,
wenn alles hell ist
und die Erde für Spaten leicht.

Benn hat Glück gehabt, er starb im August.

Wir aber leben und lesen. Benns Lyrik kommt jenen Jahren entgegen, die man die wolkenverhangenen nennen darf. Da man ein Gefühl entwickeln sollte für den wahren Stand der Dinge. Diese Gedichte nehmen wahr, wie die Dämmerung an Umrissen herummodelliert, um sie aufzulösen wie eine letzte Wohnung.
Das ist so etwa das Stimmungsgemälde, das diese Lyrik malt. Benns Gedichte fördern das Einvernehmen mit der Verwitterung – das aber eine Geste des erhobenen Kopfes ist. Das Album erhält auch eines der schönsten Gedichte Benns: „Menschen getroffen“. Eine ehrfürchtige Elegie auf den unbekannten Menschen des mühvollen, ruhmlosen, im edelsten Sinne: einfachen Daseins. Ergreifend, wie Benn, der Kalte, der Sezierende, der am Vergängnis Berauschte, wie er sich im Vers in Anteilnahme am geheimnisvollsten hineinschwingt. Aufwühlend schlicht.

Ich habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden,
woher das Sanfte und das Gute kommt,
weiß es auch heute nicht und muß nun gehn.

Hat man das gelesen, ist man bereit, jeden Obdachlosen am Straßenrand für einen Götterboten zu nehmen, der auf weiten Wegen ins Lohnende nur mal verschnauft.

Hans-Dieter Schütt, neues deutschland, 28.7.2012

 

Gottfried Benn gegenüber: Wechselnde Gewißheit

I
Mein Verhältnis zu Gottfried Benn verändert sich immer wieder. Es verändert sich in den Krisen meines Lebens. Ich sehe daran, wie er mich betrifft.
Benn – das sind für mich die Gedichte. Ich habe sie früh im Leben kennengelernt. Die erzählende Prosa, die Essays, das Autobiographische kam später; das blieb distant; ich habe mich vor allem wissenschaftlich damit befaßt. (Nur die Oelze-Briefe bringen mich in die Nähe der Gedichte.) Welche Verse mir einfallen, wie ich sie höre, in welchem Tonfall und Tempo – daran erkenne ich, worin mein Verhältnis zu Benn gerade besteht. Ich kann keine Entwicklung nachzeichnen; aber die Pole sind bestimmbar, zwischen denen das Verhältnis sich entfaltet.
Das erste Gedicht, das ich auswendig lernte – ich sollte es in der Schule vortragen –, war „Astern“. Dazu gehören (in der Erinnerung heute): „Tag, der den Sommer endet“, „Schleierkraut“, „Viele Herbste“ und Teile von „Epilog“ („Die trunkenen Fluten fallen“, „Ein Grab am Fjord, ein Kreuz am Goldenen Tore“, „Es ist ein Garten, den ich manchmal sehe“). Was kommt, wenn diese Verse kommen? Es ist ein plötzliches, fast ruckartig einsetzendes Gefühl von Nähe: Nähe der Dinge, Nähe zu mir. Zugleich das Gefühl der Intensität des Ausatmens, eine plötzliche Farbigkeit der Umwelt, ein Gefühl der Vereinheitlichung, Verdichtung, die innen und außen zugleich sich herstellt. Das Melancholische im Tonfall dieser Gedichte, das Herbstliche, das „Verblassende“ als Motiv, läuft dieser Intensivierung des Ich- und des Ding-Gefühls nicht zuwider. Das umfassende Jetzt (es ist Modus und Thema), dem das Alles-Vergeblich und Alles-Vergänglich auf dem Fuße folgt, hat den Glanz in sich, der die Dinge um mich – und durch mich – aufleuchten läßt. Triumph des Fahrenlassens, Genuß der leeren Hände. Das wird erlebbar, wenn die Erfahrung sich zurückzieht in die letzte Übersichtlichkeit: Bewegung, die nicht aufhört, zum Stillstand zu kommen, Bewußtsein, das unaufhörlich ausmündet in Gefühl. Unmittelbarkeit des Gegenübers Natur: die Blume, das Wasser. Zulassung des Todes – Präsenz des Lebens. Es ist, scheint mir, die evidente Lücke zwischen den Dingen, gleichsam das Loch in ihrer Mitte, das sie so leuchtend macht. Und ich empfinde die Gewißheit: Dahinter nichts!, als ermutigend, als Bestätigung, ja als eine Art Anfeuerung. Es ist das Erlebnis der Anschaulichkeit meiner Existenz: endlich, unwahrscheinlich und dadurch konkret. Diese Rand-Station, diese Kipplage ist mir vielleicht deswegen vertraut, weil ich, selbst Pfarrerssohn, die nur handschmale und gar nicht zu haltende Grenze zwischen Ganz-Verloren und Ganz-Erlöst in mir aufspüren kann.
Aber in Umformung christlicher Gefühlsräume von „Furcht“ und „Gnadenhoffnung“ lösen Benns Gedichte ein Autonomie-Erlebnis aus, eine Wollust der Einsamkeit. Das Formprinzip, das ihnen zugrunde liegt, ist das Entweder-Oder, wobei das Entweder plötzlich verblaßt und das Oder überwältigend wird. Die Gedichte fixieren gleichsam den Augenblick, ehe das Oder endgültig eintritt. Dieser Augenblick ist das ganze Leben wert, er ist das Leben. Das ist etwas Stoisches und zugleich etwas Mystisch-Ekstatisches. Leben total – denn der Glanz kommt von seinem Rand her. „Schleierkraut, Schleierkraut, walle…“ Und: … Die Panther springen lautlos durch die Bäume …“ Und: „Dann wird der Tod doch sein der Schatten blau, darin die Glücke stehn.“
Regression, sagen meine Kinder. Sie sind längst bei Grün, aktiv und in der Friedensbewegung. Auch ich bewege mich langsam dorthin. Trotzdem halte ich an den Benn-GefühIen fest, an der Benn-Erfahrung. Ich leiste mir Benn – die Möglichkeit des Rückzugs auf die reine Innerlichkeit. Ich sehe mehr Komplexität als meine Kinder. Meine Art der Auseinandersetzung mit politischer Entscheidung ist, da ich schon länger gelebt, mehr in mich aufgenommen habe, anstrengender als ihre. Und die Blickschneisen, die noch Zukunft sehen lassen, verengen sich rapid: Naturvernichtung, Energiekrise, die Absurdität des Wettrüstens, die Rattenhaftigkeit des wirtschaftlichen Wachstumsrennens und Gottfried Benn? Ich atme aus, um wieder einatmen zu können. Ich beharre darauf, daß die Dimension von Erfahrung, die ich mit Benn verknüpfe, aus Anlaß seiner Gedichte erlebe, „dazugehört“. Es ist nicht alles an möglich Erfahrung, aber es ist die Erfahrung „des Ganzen“. Wo im Engagement, im Konflikt, in der versuchten „Vermittlung“ die Spannung herrscht zwischen mir und…, versetz mich Benn in den innersten aller konzentrischen Kreise. In jene Sphäre, „… in der du stirbst und sterbend auferstehst“.
Das ist der eine Pol meiner Erfahrung mit Benn.
Aber er hat sich auch und immer wieder zum Menschen als geschichtlichem Wesen geäußert; er hat Diagnosen zum „Geist der Zeit“ gegeben und die Grenzen politischen Handelns prognostiziert. Das taucht auch in den Gedichten auf. Die Negativität seines Geschichtsbilds, seine Resignation entwickelter Mitmenschlichkeit gegenüber, hat sein Menschenbild insgesamt immer wieder in einen Strudel gezogen. Die Gedichte enthalten dies als Motiv, als Anlaß für jenes andere Benn-Gefühl; aber manchmal wird das auch Thema. „Stadtarzt“, „Zwischenreich“, „Verlorenes Ich“ fallen mir ein. „Nachtcafé“, „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke“, „Der Arzt“ sind solche gegen „die Menschheit“ geschleuderte Flüche. (Ganz anders der Rückzug in „Gesänge“: „O daß wir unsere Urahnen wären“ – diese Rückzugsbedürfnisse gehören zu mir wie die Ahnung vom Tod, die nicht sublimierbar, wie jede Krankheit, die nicht delegierbar ist – und heilbar nur von mir.)
All die Begründungen, Ableitungen, Analysen, warum es mit der Menschheit so gekommen ist und wo es mit ihr enden wird, glaube ich nicht, übernehme ich nicht. „Alaska“ – damit begann die Ableitung der Misere Europas durch das Vergleichen mit einem Irgendwo. Hier liegen die ersten Spuren von Ideologisierung. Erfahrung und Anspruch mischen sich. Begrifflichkeit dient nicht nur der Spezifizierung, sondern auch der Verengung, der Bildung des Stereotyps… Von der Vermischung der Begriffe und der Bilder lebt Benns Dichtung allemal, sie bezieht daraus ihre Dynamik. Das Medium des Bewußtseins einzubringen in den Gesamtbereich poetischer Erfahrung – darin liegt für mich ein großer Reiz der Kunst Benns. Aber wo sein Bewußtsein programmbildend wird, oder auch nur konzeptbildend, kommt Zweifel in mir auf, Mißtrauen, Abwehr. An solchen Stellen wird die Mischung von Bild und Begriff heikel, wird zur Frage nicht nur poetischer, sondern auch intellektueller Redlichkeit. „Mit Bildern kann man alles machen“, heißt es; mit der Mengung von Bild und Begriff erst recht. Intellektuell brillanten Dichtern muß man auf die Fingerspitzen sehen.
Worauf richten sich meine Zweifel?

2
Vor kurzem hatte ich wieder als Wissenschaftler mit Gottfried Benn zu tun. (Mein Arbeitsgebiet ist die Literatur als interkulturelle Institution: Literatur als Vermittler, die Vermittlung der Literatur.)
Mir war aufgefallen, daß in den Gedichten der zwanziger Jahre, in der furchtbaren Zeit nach der „Rönne-Krise“, die Motive der außereuropäischen Fremde eine besondere Rolle spielen. Benns Ausweichen in die Vergangenheit, in die Vorgeschichte, zur Kontrastierung des Hier und Jetzt ist genug erörtert worden. Aber was hat es mit der „Südsee“, den „Osterinseln“, mit „Ostafrika“ auf sich, daß sie, in Europa beschworen, zu „hyperämischen Reichen“ werden können, zu dominierenden Motivkomplexen? Herrscht ein ethnologisches Interesse vor? Werden hier tiefenpsychologische Einsichten eines Arztes verschlüsselt?… Und dann war mir noch aufgefallen, daß das an der Fremde/Ferne Gepriesene sich ziemlich genau deckte mit dem, was Benn für einige Monate des Jahres 1933 am Nationalsozialismus preisenswert gewesen war.
Diese Beobachtungen brachten mich – wieder einmal – auf einen Weg durch das Werk Benns. Ich skizziere ihn kurz.
Das Begriffsregister der Werkausgabe von Dieter Wellershoff zeigt eine eigenartige Struktur der Geschichtswelt Benns auf: Begriffe dominieren ihrer Häufigkeit nach, die alle eine negative Charakterisierung des „Abendlandes“ („Europas“) bedeuten, mindestens auf eine Kritik an der Vereinseitigung europäischer Welterfahrung und Selbsterfahrung abzielen: „Geist“, „Bewußtsein“, „Ich“, „Gehirn“, „Denken“ usf. Obgleich diese Begriffe gegensatzfähig sind, kommen die Gegenbegriffe kaum vor: „das Du“, das „Irrationale“ werden kaum verwendet. Vielmehr ist die Gegenwelt zu „Europa“, so zeigt sich, in Bildern gestaltet. Das Wortregister zur Lyrik gibt dazu einige überraschende Hinweise: Häufigster geographischer Nominalbegriff ist – „Palau“! („Asien“, „Berlin“, „Nil“ und „Olympia“ folgen in der Häufigkeitskala.) In dem Gedicht, das den Titel „Palau“ trägt, komme zehn der 30 häufigsten Nomina der Lyrik Benns überhaup vor. (Weitere Gedichte, die den Motivbereich „Außereuropa“ entfalten, sind: „Osterinseln“, „Meer- und Wandersagen“, „Ostafrika“.) Thematisiert werden mit Hilfe dieses Motivmaterials folgende Gegen-Akzente zum zeitgenössischen europäischen Menschenbild: Entindividualisierung, Gattungshaftigkeit (das Zusammengehören von Geburt, Zeugung, Tod), Ritualisierung, Kollektivität, Schöpfungsnähe, Schöpfungskraft. Bekanntlich spielen eben diese Begriffe eine entscheidende Rolle in den fatalen Rundfunkreden Benns im Frühjahr 1933, in denen er den Nationalsozialismus begrüßte.
Sicherlich ging es Benn, als er den Motivbereich der „Südsee“ um diese Themata zentrierte, nicht um das reale Palau, jene Insel in der Gruppe der Karolinen. „Palau“ bei Benn ist ein Gefühlssyndrom, ein anthropologisches Konstrukt von hoher Ungeschichtlichkeit. Andererseits, so möchte ich schlußfolgern, ist Benn auch nicht von irgendwelchen Elementen des politischen Programms der Nazis „verführt“ worden. Künstler von solchen Graden der Eigenständigkeit und besessenen Eigenwilligkeit (Ezra Pound wäre ein anderes Beispiel) sind nicht verführbar – es sei denn durch sich selbst! Das soll heißen: durch Konsequenzen, die in ihrem eigenen Konzept liegen, und sei es unter der Grenze des eigenen Bewußtseins. Benn hat sich dem Nazismus gegenüber selbst verführt. Man kann sagen: Die nur beiläufig, als bloße Metapher aufgegriffene und mißbrauchte konkrete (geographisch-kulturelle) Fremde hat sich gerächt: Der Autor von „Palau“ hielt seine eigene Fiktion außereuropäischer zeitgenössischer Wirklichkeit für real, ja, er hielt es für möglich, daß Bestandteile dieser fernen „Fremde“ auch in Europa „menschenmöglich“ würden. Aber „Palau“ war weder in der Südsee real da, noch ließ sich etwas davon in Deutschland realisieren. Weder kam nach 1933 ein „mythisches Kollektiv“ zustande, noch war die Nazi-Bande nahe beim „Schöpfungsschoß“; da wollte kein Volk „mutieren“, kein neuer Mensch wollte „sich züchten“.

Benn selbst merkte das nur allzu schnell. Sein Gespür für Barbarei vertrieb ihn aus seinem Traum.
Die Verführung einzuräumen, sich der Tatsache der eigenen Verführung bewußt (und explizit) zu konfrontieren, dazu war Benn nicht fähig. Ich habe die kürzlich erschienene Gesamtausgabe der Oelze-Briefe daraufhin gespannt durchgelesen. Benn, so scheint mir jetzt, konnte hier nicht anders – er konnte nicht gegen sich selbst. Die Verführung erhellend, die ihn den Nazis nahe gebracht hatte, hätte er nicht nur Inhalte, sondern auch Formungsbedingungen seiner Kunst als „verführerisch“ erhellen müssen.
Mir selbst ist bei dieser neuen Auseinandersetzung mit Benn deutlicher geworden, woher meine Vorbehalte, meine Zweifel ihm gegenüber stammen, das Bedürfnis, sich von ihm abzugrenzen: Es ist die Statik, das Un-Dialektische seines Verhältnisses zu seinen Mitmenschen als Mit-Welt. Mich wirbelt gerade das Zu-mir-Kommen, die glückende Annahme des Nichts, ja selbst die zugelassene Erfahrung der Regression, zurück in die Welt. Ich exponiere mich, soweit ich kann, in die Verstrickungen der Gedichte, wo sie Gegenwart und Alltag wird. Und sei es, um mich zu irren. Das Gefühl meiner – geschichtlichen – Veränderbarkeit, Formbarkeit, mein Nicht-hinaus-Wissen, das Anerkennen des Prozeß- und Zwanghaften in meinem Leben, das unvermeidlich positionelle darin – das ist es, was mich von Benn in Gewißheit trennt.

Dietrich Krusche, 1982, aus: Bruno Hildebrand: Über Gottfried Benn. Kritische Stimmen 1956–1986. S. Fischer Verlag, 1987

Ein Kulturtraum: von Benn gepennt

Ich stand nachts im Waldfriedhof in Berlin-Dahlem am Grabe Gottfried Benns, einer unübersichtlichen Marmorarchitektur, die an Jugendstil-Büffets erinnerte: enorm viele Pflanzenstengel und Schilfkolben, auch Kranzgewinde. Durch meine Kleidung mehr amüsiert als irritiert (antikisch drapiertes Bettuch über langen weißen – mh – Baumwollhosen), trat ich näher. Ich hielt eine Fackel in der Hand und war auf feierliche Begehung gestimmt – wo blieben all die andern? war aber allein. War doch nicht allein, hinter mir knirschte der Kies: da stand mein alter Freund O. S. und grinste stumm – keiner hatte den anderen hier erwartet, wir hatten uns lange nicht mehr gesehen. Er verbeugte sich bis in die Hüfte, wie Japaner das tun, und wiegte sich hin und her, offenbar Lachen unterdrückend, vielleicht aber war es auch eine Art Ehrenbezeigung am Grabe des großen Dichters. Auch ich konnte mein Lachen nun nicht mehr an mich halten, gleichzeitig plätscherte uns aus dem Gesicht das Vergnügen, wir brüllten gemeinsam los, klatschten uns auf die Schenkel, tobten Heiterkeit aus. In ganz hohen Tönen kreischten wir, schon fast stimmlos, strampelten auf Vergißmeinnicht, schnappten nach Luft und schneuzten die Tränen mit den Fingern weg. So was an Hysterie!
Da trat hinter Gräbern Gottfried Benn hervor, schwarz gekleidet, mit Melone und Aktentasche: der Tschibo-Experte. Seine Züge glitten tatsächlich in einer Art unmerklicher Oszillation mehrmals in die der bekannten Figur der Kaffee-Werbung aus den sechziger Jahren. Benn stellte sich vor und öffnete die Aktentasche, der er eine elegante kleine Pistole entnahm (Walther 7,65), die ich an den roten Griffschalen wiedererkannte: ich hatte sie als Kind in einem Steinbruch versteckt gefunden, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Ich ließ sie mir aushändigen, fand das kleine Hakenkreuz, das in die Griffschalen eingraviert worden war, zu einem neutral und technisch wirkenden Quadrat mit Innenunterteilung erweitert, stellte aber beim Aufschnappen des Magazins fest, daß es keine Patronen, sondern Büroklammern enthielt. Ich machte hierüber eine Bemerkung, die Benn zu der etwas hochmütigen Antwort veranlaßte, er sei schließlich „niedergelassener Facharzt“. Dann fingerte er aus seiner Manteltasche eine kleine Schachtel Treupel-Zäpfchen gegen Fieber und Schmerzen. Da wir nun wieder zu lachen anfingen, doch rhythmisch skandiert, als hätten wir’s vorher geprobt, wendete sich Benn indigniert ab, schritt am Grab vorbei, hob kurz die Melone an, während er en passant mit dem Fuß – und ich sah die Gamaschen! – eine welke Blume zur Seite kickte. Dann ging er weiter, und als er schon etwas entfernt war, erkannte ich mit dem Gefühl großen Schmerzes in der Rückenansicht des Gehenden: Adorno. Er verschwand, die Aktentasche abwehrend schwenkend, hinter einer Reihe von Zypressen. Ich war verwirrt und erbittert. Mir war das Lachen vergangen.
Ein leises Klingeln zog unseren Blick wieder auf das Grab. In der Mitte des Marmors war zu unserer Überraschung ein Spielautomat eingelassen, in dem gerade eine Reihe von Kugeln nach unten fiel. Ein kleines Fenster zeigte schnell anwachsende Gewinnsummen.

Wolf-Dieter Bach, die horen, Heft 106, 2. Quartal 1977

Ein armer Hirnhund namens Benn

Gottfried Benn, das ist für mich das rückhaltlose Eingeständnis der spätabendländischen Grundlagenkrise, doch das in einer Sprache hinreißender und bisweilen einzigartiger deutscher Poesie.
Nietzsches provokative These, Gott sei tot, wurde von Benn, diesem anderen protestantischen Pfarrersohn, erneut durchlebt und durchlitten; und seine inneren Konflikte verschärften sich noch durch ein beim Medizinstudium erworbenes Menschenbild, das im Bewußtsein des jungen Dichters nicht den geringsten Zweifel darüber aufkommen ließ, wie wenig Unsterbliches unterm Seziermesser bleibt:

Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

Obwohl er als Mann der Wissenschaften einen nüchternen und scharfen Blick besaß, hielt sich in Benn zeitlebens ein theologischer Rest, den er in seiner widerspruchsvollen Natur verkapselte und zum Ideal einer nur noch aufs Artistische beschränkten Transzendenz machte:

Ich sehe die Kunst die Religion dem Range nach verdrängen. Innerhalb des allgemeinen europäischen Nihilismus, innerhalb des Nihilismus aller Werte, erblicke ich keine andere Transzendenz als die Transzendenz der schöpferischen Lust.

Benns Innenschau war seine persönliche Antwort auf die äußere Verflachung. Die moderne Welt hatte sich unversehens in einen Riesensteinbruch krasser materialistischer Ausbeutung verwandelt. Alles war zum Objekt von Gewinnsucht und fadem Glücksstreben geworden. Da verkam selbst der Wirklichkeitsbegriff zu einer Chimäre, die einzig noch für „Parzellen, Industrieprodukte, Hypothekeneintragungen“ stand, für Egoistisches, Triviales, Vordergründiges. Ursache des vitalen wie des kulturellen Auszehrungsprozesses war, nach Benns Meinung, der Mensch als Gemeinschaftswesen – war das Zoon politikon der Griechen, eine, wie es spöttisch heißt, mißratene „Balkanidee“.
Dem Typ des unentwegt Handelnden, der im „Zeitalter des Kapitalismus und des synthetischen Lebens“ die ganze Erde in eine Maschinerie nützlicher Bezüge und reiner Funktionen umwandelt, stellt Benn seinen Ptolemäer entgegen, einen kontemplativen Menschentyp, der sich vergleichsweise wenig bewegt und den Roman seines Daseins sozusagen „im Sitzen“ absolviert.
Der lyrische Start Benns erfolgte im Zeichen des Expressionismus, einer rasanten Bewegung; die er selber etwas ratlos mit Ekstase und Geist gleichsetzte, doch der er, läßt man einmal ein paar spezifische Formulierungen beiseite, eigentlich gar nicht so recht angehörte. Wie August Stramm (der, indem er Teile von Marinettis ,futuristischer‘ Poetik in die dichterische Praxis hineinnahm, formal allerdings bedeutend rigoroser vorging) war Benn inhaltlich ein Naturalist, der direkt und rüde definierte:

Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch –

Eine derartige Degradierung unserer Spezies mußte denen, die anthropologisch Rousseau folgen und sämtliche Übel dieser Welt auf die Miserabilität gesellschaftlicher Umstände zurückzuführen versuchen, als ungeheurer Affront erscheinen. Doch Benn war zu keinerlei Konzession an den Zeitgeist bereit. Gemäß seiner Maxime „Erkenne die Lage“ ging es ihm um die illusionslose Abspiegelung der condition humaine. Der Mensch der Neuzeit war für ihn ein Wesen, das, als Ergebnis zerebraler Hypertrophien, aus den naturhaften Bindungen herausgefallen war und das künftig ohne Mythen und Religionen auszukommen hatte – in jener lächerlich-profanen Umwelt, die sein eigenes Machwerk war:

Der Styx spült Aale
der Acheron treibt
Wasserpedale –:
Was von Göttern bleibt!

Benn entwickelte verschiedene poetische Strategien, um mit dem niederdrückenden Erlebnis- und Gedankenmaterial, das er in sich trug, gestalterisch fertig zu werden. Da war zunächst die naturalistisch-expressionistische Frühphase, deren Hang zur brutalen Diagnose auch in späteren Jahren immer wieder durchbricht:

Den Darm mit Rotz genährt, das Hirn mit Lügen.

Die Woge anarchischer Rüpelhaftigkeit ebbt jedoch mit Beginn des Ersten Weltkriegs sichtlich ab, und nach einigen tastenden Versuchen gelangt der Autor zu einer Art Neoklassizismus und problemverklammerndem Formalismus, wie man ihn in jener Epoche weltweiter Erschütterungen und seelisch-geistigen Erschreckens auch bei bedeutenden Künstlern anderer Sparten findet, zum Beispiel bei Picasso und bei Strawinsky.
Die neuen Verse von Benn, der „gehirnlich heimgekehrt [ist] aus Höhlen, Himmeln, Dreck und Vieh“, verraten eine deutliche Hinwendung zur Konvention und zur ebenmäßigen Strophengliederung. Wie zuvor schon bei Rilke dienen allerhand ungewöhnliche, ja sperrige Fremdworte dem Aufrauhen der Sprachstruktur, die so weniger epigonal wirkt. Und zur inneren Entlastung werden Ironie, Satire und Sarkasmus eingesetzt, die eine ähnlich affektableitende Funktion haben wie (Ambiguentes zusammenziehende) Metaphern, an denen es Benn, dem Pathetiker imposanter Reihungen, eher mangelt:

Chaos – Zeiten und Zonen
bluffende Mimikry,
großer Run der Äonen
in die Stunde des Nie –
Marmor Milets, Travertine,
hippokratischer Schein,
Leichenkolombine:
die Tauben fliegen ein.

Der Dichter hatte von Anfang an zu rückhaltlosen Klarstellungen gedrängt:

Ein armer Hirnhund, schwer mit Gott behangen.
Ich bin der Stirn so satt.

Benn glaubte weder an die personale Identität noch an biographische Kontinuität; der Zusammenhang der Persönlichkeit wurde in seinen Augen einzig „gewahrt von den Anzügen, / die bei gutem Stoff zehn Jahre halten“. Neben solchen lapidaren Verlautbarungen, wie wir sie nach dem elegisch-„statischen“ Klassizismus der – quasi drei Jahrzehnte dauernden – Mittelphase gehäuft im Alterswerk finden, stehen Verse, die ihre unheilvollen Erkenntnisse in der Sprache philosophischer Zusammenschau hersagen:

die Wissenschaft: Risse im Parthenon,
Planck rann mit seiner Quantentheorie
zu Kepler und Kierkegaard neu getrübt zusammen

Aus seiner intellektuellen Bedrängnis hat sich der Lyriker bisweilen durch Rauschphantasien zu befreien versucht, und gegenläufig zu seinen ermüdenden Denkzwängen gab es den atavistischen Traum von einer Realität ohne Bewußtsein:

O daß wir unsere Ururahnen wären.
Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor.
Leben und Tod, Befruchten und Gebären
glitte aus unseren stummen Säften vor.

Ein Algenblatt oder ein Dünenhügel,
vom Wind Geformtes und nach unten schwer.
Schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel
wäre zu weit und litte schon zu sehr.

Gottfried Benns Trauma wurde vermutlich dadurch ausgelöst, daß er zur selben Zeit, zu der er in der Morgue Leichen zu zerlegen oder bei der Visite karzinombefallene Körper zu inspizieren hatte, seine eigene Mutter an Brustkrebs dahinsiechen sah. Auf Druck seines religiös verbohrten Vaters durfte der junge Arzt keine Linderungsmittel geben, und so wurde ihm seine berufliche Erfahrung zur Hölle:

Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
das war einst irgendeinem Mann groß
und hieß auch Rausch und Heimat.

Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken
sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.

Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort.
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.

Die Erfahrung mit dem Sterben brachte um 1912 den Schreibvorgang in Bewegung. Während die von Optimismus überschäumenden Futuristen gerade darangingen, mit Hilfe der Technik den Horizont aufzusprengen und ihre kühnen Konstruktionen über die Natur triumphieren zu lassen, spürte Benn Verwesungsdünste aufsteigen; und in einem Anfall von Wut und Zivilisationsekel nannte er das scheinbar glorreiche, in Wahrheit aber hybride Europa einen „Nasenpopel aus einer Konfirmandennase“.
Der von existenzieller Not gepeinigte Autor suchte Vergessen im sexuellen Verströmen. Doch auch die Liebe erschien meist nur als Karikatur ihrer selbst:

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.

Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.

Eine völlig andere Gemütslage meldet sich in dem Gedicht „Drohung“ zu Wort, in einem Text, der im Ton an Lasker-Schüler erinnert und in dem die Begierde sublimiert wird zu einem Verlangen nach animalisch-zeitloser Glückstrunkenheit:

Aber wisse:
Ich lebe Tiertage. Ich bin eine Wasserstunde.
Des Abends schläfert mein Lid wie Wald und Himmel.
Meine Liebe weiß nur wenig Worte:
Es ist so schön an deinem Blut.

Zum Eros, der verdrängen soll, daß das „Hirn… genau so wie der Arsch“ verfault, traten andere Ablenkungen: eine Urlaubsreise an die Ostsee, gewisse Narkotika wie das Kokain und schließlich – der strenge Vers, das vielfach durchgeklapperte Gedicht mit Strophen zu je acht Zeilen, das konservative Poesieliebhaber so viel einleuchtender fanden und finden als die eruptiven, doch keinesfalls unorganischen Stücke des Anfangs.
Benns Begriff vom lyrischen Ich ist ein losgelöster Komplex vom totalen Ich, das den ganzen Menschen umfaßt. Eine gewisse schizoide Veranlagung, die ihm eigen war, ließ es zu jener personalen Aufspaltung bei ihm kommen, für die er selber in seinem Essay „Doppelleben“ nach archetypischer Rechtfertigung suchte:

Unser Kulturkreis begann mit Doppelgestalten: Sphinxen, Zentauren, hundsköpfigen Göttern… Die Einheit der Persönlichkeit ist eine fragwürdige Sache … Ich bin also Dualist, Anti-Synthetiker…

Eine biologische Weltsicht, die Benn durch seinen Beruf geradezu aufgenötigt wurde, machte ihn ungeeignet, Parteigänger des Kommunismus zu werden. Und als seine apolitische Einstellung zu Beginn der dreißiger Jahre im damaligen Berlin zu Spannungen mit marxistischen Intellektuellen führte, überantwortete er sich blindlings den Nazis – nicht, weil er für deren Ideen etwas übrig hatte, sondern aus Trotz und politischer Instinktlosigkeit. Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, daß seine negative Lebens- und Geschichtsauffassung aus der Sicht der teutonischen Rassezüchter die reinste Perversion war.
Die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. „Ich lebe“, schrieb Benn bereits am 27. August 1934 an Ina Seidel, „mit vollkommen zusammengekniffenen Lippen, innerlich u. äußerlich. Ich kann nicht mehr mit. Gewisse Dinge haben mir den letzten Stoß gegeben. Schauerliche Tragödie! Das Ganze kommt mir allmählich vor wie eine Schmiere, die fortwährend Faust ankündigt, aber die Besetzung langt nur für Husarenfieber. Wie groß fing das an, wie dreckig sieht es heute aus. Aber es ist noch lange nicht zu Ende.“
Man hat Benn seine Ignoranz in weltanschaulichen Dingen bis weit über den Tod hinaus nachgetragen, und das nicht nur, weil man ihm sein zeitweiliges – bekanntlich sehr rasch korrigiertes – Votieren für die Braunhemden verübelte; man wollte mit ihm auch einen ganz bestimmten Typ von Künstler dauerhaft ins Unrecht setzen: den introvertierten Poeten, der sich aus dem Aktuellen heraushält, weil seine Ausrichtung seinshaft-final und nicht historisierend-utopisch ist.
Benn, der fand, daß „der Sozialismus längst nicht alle Tränen trocknet“, klammerte sich an die Vorstellung eines schöpferischen Monadendaseins. Seine ebenso herrische wie abweisende Devise lautete:

und heißt dann: schweigen und walten,
wissend, daß sie zerfällt,
dennoch die Schwerter halten
vor die Stunde der Welt.

Diese Verse wirken wie die in Reime gebrachte Überzeugung Oswald Spenglers:

Auf dem verlorenen Posten ausharren ohne Hoffnung, ohne Rettung, das ist Pflicht… das ist Größe, das heißt Rasse haben. Dieses ehrliche Ende ist das einzige, das man dem Menschen nicht nehmen kann.

Doch wenn Benn sich mit seinem Denken auch vom Zeitgeist absonderte, in vielerlei Hinsicht blieb er ein Mann der konkreten Umstände, in denen er steckte. Das gilt für seine Tätigkeit als Arzt, für seine Liebschaften und Ehen und für die vielen minuziösen Beobachtungen, die er im Alltag machte und in sein lyrisches Werk einfließen ließ:

Der Herr drüben bestellt sich noch ein Bier,
das ist mir angenehm, dann brauche ich mir keinen Vorwurf zu machen
daß auch ich gelegentlich einen zische…

Bürgerliche Normalität wird in den Zustand der Beispielhaftigkeit gesetzt, um mit einer latenten Angstanfälligkeit fertig zu werden, die ihrerseits das Ergebnis des nicht kompensierten Glaubensverlustes ist:

Verlorenes Ich, zersprengt von Stratosphären,
Opfer des Ion –: Gamma-Strahlen-Lamm –
Teilchen und Feld –: Unendlichkeitschimären
Auf deinem grauen Stein von Notre-Dame.

Wie vielleicht kein Lyriker seiner Generation ist Benn auf der naturwissenschaftlichen Erkenntnishöhe seiner Zeit. Ihm ist die Unschärferelation ebenso vertraut wie die Astrophysik. Und kein politisches Pathos kann ihn darüber hinwegtäuschen, daß das Sein größer als die Geschichte ist. Im Gegenteil: die kosmischen Ungeheuerlichkeiten stellen ein Sinnbild dessen dar, was sich in verkleinertem Maßstab auf der Bühne irdischer Historie zuträgt. Auch die Sterne sind bloß „Kaldaunen“, überall regiert der „Bestienblick“, herrscht der „Dschungeltod als Seins- und Schöpfungsgrund“; da kann die bittere Schlußfolgerung nur sein:

Die Welt zerdacht. Und Raum und Zeiten
und was die Menschheit wob und wog,
Funktion nur von Unendlichkeiten –
die Mythe log.

Benn verkannte nicht den globalen zivilisatorischen Ausverkauf; er erfand, mit Blick auf den allgemeinen Utilitarismus, die Metapher vom „Kraftwerk Pazifik“, und während aus manchen Versen Mitleid mit den einfachen Leuten herausschluchzt, gibt der Dichter sich anderweitig hochmütig und derart distanziert, als habe er selber gar nicht teil an der Sozialsphäre:

Das Krächzen der Raben
ist auch ein Stück –
dumm sein und Arbeit haben:
das ist das Glück.

Auch sein Ausgangsmilieu, der kleinstädtisch-ländliche Osten, kommt ihm im Alter in den Sinn:

Es ist ein Garten, den ich manchmal sehe
östlich der Oder, wo die Ebenen weit,
ein Graben, eine Brücke, und ich stehe
an Fliederbüschen, blau und rauschbereit.

Solche Rückbesinnung auf das Landschaftlich-Offene war dem eingefleischten Städter erst eine späte Regung- ein Umschwenken sozusagen schon in Todesnähe. Zuvor war ihm, von gewissen mythisch-archaischen Mittelmeer-Totalen und traumtrunkenen Tropenfresken einmal abgesehen, die Natur stets suspekt gewesen. Er ließ sie lediglich in Gestalt von Gartenstücken und Blumensträußen in sein Blickfeld geraten. In ihrer Gesamtheit lehnte er sie ab, fand sie „leer, öde“, und aus seinem vertrauten Berlin spottete er in einem Brief an Oelze:

Hier habe ich China geheim, u. die roten Seidenreiher von den Inseln am Delta des Amazonas – am Schreibtisch. Die Natur, in der es ja doch immer irgendwo zieht, ist auf diese Weise vereinfacht u. der innere Mensch bestimmt sich die Eindrücke, die er wünscht. Ein Schatten, der über mein Schreibblatt fällt, vermag mehr auszurichten als die ganze Natur u. ihre realen Landschaften. Kunst ist Asche des Geistes, – so verkürzt sich der Weg. (Das ist zu lesen unterm Datum des 17.V.43, doch Vergleichbares findet sich auch an anderen Stellen.)

Ähnlich wie Brecht fürchtete Benn die Natur, und um sich ihrer zu erwehren, warf er immer wieder die aggressive Frage auf, ob sie überhaupt „natürlich“ sei. Sein Männlichkeitswahn („Eine Frau ist etwas für eine Nacht. / Und wenn es schön war, noch für die nächste!“) war das Äquivalent einer Urangst, die er auf die als feminin begriffene Natur projizierte:

Immer auf Abzapfung von Samen bedacht, auf Bebeischläferung u. Ermüdung des Mannes.

Benn setzte der Welt des Vegetabilischen die Ersatzwirklichkeit einer „Ausdruckswelt“ entgegen, einen Begriff, der Kunst und Künstlichkeit meinte, Form und Formgebärde. Als lyrischer Einsiedlerkrebs, der wenig Neigung zeigte, Landschaften zu bereisen und externe Realitäten zu erfahren, bildete er einen solipsistischen Ästhetizismus aus, der sich, auch was die poetologische Seite anbelangt, noch weitgehend aus der Tradition von l’art-pour-l’art-Poeten wie Mallarmé, George und Valéry herleitete. Allerdings überbetonte er nicht, wie später die Vertreter der konkreten Dichtung, den sprach-materiellen Aspekt; bei ihm blieb stets die existentielle Bezüglichkeit erkennbar, die ihn klagen ließ:

Allein: du mit den Worten
und das ist wirklich allein

Immer wieder erteilte das lyrische Ich dem personalen Ich das Wort. Der Dichter befragte den Menschen, der er war, und dieser widerlegte, was der Theoretiker verkündete:

wir beziehen uns als Wesen u. Existenz doch ehrlicherweise gesagt auf garnichts mehr, auf nichts Vergangenes u. auf nichts Zukünftiges, wir stehn allein, schweigend, aber auch zitternd in uns selbst.

Der Koketterie mit der Einsamkeit entspricht die Koketterie mit der absoluten, der verabsolutierten Form. Beides sind übertreibende Hilfsmittel, die dem Werk zusätzliche Größe verleihen sollen, indem sie neben dem Anschein des Klassisch-Makellosen auch eine Aura der Unnahbarkeit vermitteln:

An der Schwelle hast du wohl gestanden,
doch die Schwelle überschreiten – nein,
denn in meinem Haus kann man nicht landen,
in dem Haus muß man geboren sein.

Sieht den Wanderer kommen, sieht ihn halten,
wenn ihn dürstet, wird ein Trank geschänkt,
aber einer nur, dann sind die alten
Schlösser wieder vor- und eingehängt.

Genauer betrachtet, lag Benns elitär-artistischem Monologisieren der uneingestandene Wunsch zugrunde, über Sprachkontakte Kommunikation herzustellen:

Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot

So äußert sich kein Mensch, der sich die Existenz als Dauerklausur vorstellt. Benn, produktiv aus Widersprüchlichkeit und Spannung, vermischte die Zynismen seiner negativen Theologie mit leidenschaftlichen Aussagen über die Befindlichkeit des Menschen und über seine eigene Situation als isolierter Dichter:

Wo alles sich durch Glück beweist
und tauscht den Blick und tauscht die Ringe
im Weingeruch, im Rausch der Dinge –:
dienst du dem Gegenglück, dem Geist.

Das Œuvre als Ganzes zeigt auffällige Brüche und Schwächen. So sind die Essays bei aller Faszination, die von ihnen ausgeht, doch eher unsystematische Arbeiten, in denen eine Fülle von fremden Philosophemen und eigenen Erkenntnissen mehr lyristisch zusammengeschäumt als gedanklich klar vorgebracht wird. Und von den Gedichten bieten sich nicht wenige formal in konventioneller Gewandung dar, während sie substantiell eine Blaue-Stunden- und Späte-Rosen-Metaphorik zulassen, die sich bis zu fragwürdigen Süßkehligkeiten wie „Tränenflor aus Tristanblicken“ steigern kann.
Doch auch im Umkreis der Stücke, die sich Tradiertem nähern, gibt es Hervorragendes, scharf Konturiertes, Gedichte wie „Osterinsel“, „Qui sait“, „Annonce“ oder, aus der Spätzeit, „Abschied“, „Wirklichkeit“, „Aprèslude“ und „Reisen“. In anderen Arbeiten, die nicht durchgehend überzeugen, finden sich schöne intarsienähnliche Fragmente: inspirierte Passagen, um die herum dann nachträglich offensichtlich viel gearbeitet und angestrengt gereimt worden ist; und ich vermute, es waren hauptsächlich Texte, an denen Benn lange festgesessen hat, die ihn schließlich zu seiner – reichlich technizistisch anmutenden – These vom Gedicht als einem methodisch hergeteilten „Kunstprodukt“ haben gelangen lassen.
Am stärksten ist der Lyriker dort, wo er die Schichten des Archetypischen und des kulturell Vorgegebenen durchstößt und seine Sprache ganz aus individuellen Gefühlen, Erfahrungen und Gedanken speist, also in den kraftvollen Versen der Frühzeit, doch auch in Gedichten wie „Chopin“, „Notturno“, „Restaurant“, „Menschen getroffen“ oder wie in „Teils-teils“, worin beiläufig, ja beinahe trocken, Exemplarisches über den Ursprung und die Zeitläufte mitgeteilt wird:

In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs
wurde auch kein Chopin gespielt
ganz amusisches Gedankenleben
mein Vater war einmal im Theater gewesen
Anfang des Jahrhunderts
Wildenbruchs „Haubenlerche“
davon zehrten wir
das war alles.

Nun längst zu Ende
graue Herzen, graue Haare
der Garten in polnischem Besitz
die Gräber teils-teils
aber alle slawisch,
Oder-Neiße-Linie
für Sarginhalte ohne Belang
die Kinder denken an sie
die Gatten auch noch eine Weile
teils-teils
bis sie weitermüssen
Sela, Psalmenende.

Benn hat sich bis zum Schluß mit der Vorstellung herumgeschlagen, daß die christliche Transzendenz (die, zusammen mit den Resten des griechischen Mythos, die spirituelle Grundlage der abendländischen Zivilisation bildet) dem Menschen künftig nicht mehr helfen kann, sein Dasein zu bewältigen.

es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.

Hilde Domin hat mich einmal gefragt, warum Rilke im Nachkriegsdeutschland wohl weniger Beachtung gefunden habe als Benn. Meine Antwort damals drückt noch meine heutige Meinung aus: Beide Dichter waren Vertreter einer negativen Theologie. Doch bei Benn gab es, zusätzlich zu der gemeinsamen metaphysischen Eintrübung, einen linguistisch-ästhetischen Überbau.
Gottfried Benns ausgeprägtes Interesse an Form und Wort machte ihn zu einer Kultfigur sprachfixierter Puristen, die – auf die eine oder andere Weise – an Edgar Allan Poes Theorie des bewußten Verfertigens von Versen anknüpfen und poetologisch wie poetisch bei den Naturwissenschaften anzudocken versuchen.
Benn, als Arzt, war praktizierender Naturwissenschaftler. Doch als Privatperson verspürte er ein seelisch-spirituelles Defizit, das er forciert durch technizistisches Gebaren überspielte.
Weil sein anthropologischer Scharfsinn ihn gegen die optimistischen Parolen der Marxisten immunisierte, stattete er seinen Tribut an die Vernunft nicht politisch ab (was ihm gewiß früheren Erfolg und kollektive Nestwärme eingebracht hätte); vielmehr stellte er seinen Rationalismus poetologisch unter Beweis: durch nüchterne Statements zum Handwerk des Dichtens.
Allerdings paßte der aufs Progressistische abzielende Terminus „Roboterstil“ ebenso wenig zu seiner emotional bestimmten Vorgehensweise wie die programmatische Demontage des Ich-Begriffs. Benns Poesie war, ihrem Gehalt nach, nicht die eines „Mensch[en] in Anführungsstrichen“; und wenn er meinte, einen Teil seiner Gedichte „aus Redensarten, Sprichwörtern, sinnlosen Bezügen“ neu zusammensetzen zu müssen, tat er das nicht – wie später manche Postmodernen – aus bloßer Experimentierfreude oder Destruktionswut gegen die abendländischen Werte, sondern, im Gegenteil, aus Verzweiflung über die Verlorenheit des Ichs angesichts des entzauberten Kosmos, der keine Möglichkeit mehr bietet, Kommunion und Kommunikation noch als Synonyme zu begreifen.
Gottfried Benn scheute nicht die Widersprüche in seinem Denken; es waren die Widersprüche des Lebens selbst, mit denen er sich herumschlug:

Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt.

Das, was lebt, will weitermachen – selbst dann, wenn das, was denkt, zu vernichtenden Einsichten gelangt ist:

Die Materie war Strahlung und die Gottheit Schweigen, was dazwischen lag, war Bagatelle.

Oder, mit der Bitterkeit des Abgesangs:

Die Antike ist zu Ende, als wir anfingen, warfen die Ausgrabungen noch einmal ihren Glanz empor…

Der Dichter sah, lange vor den Selbstzweifeln der Postmoderne, die weiße Rasse beim Abtritt von der Bühne der Geschichte:

Denken Sie zum Beispiel an die Psychotherapie, der Kranke soll ausgerichtet werden, aber wohin, der Staat ist nicht mehr da, der Fortschritt ist nicht mehr da, die Familie ist nicht mehr da.

Einst hatte der junge Mediziner mit dem Seziermesser in Leichen herumgeschnippelt und – wie sein literarischer Doppelgänger Rönne – in grauer Gehirnmasse nach Spuren von Geist und Seele geforscht. Dann, später, hatte er das Wissen des Abendlandes durchstöbert und nach brauchbaren Philosophemen und tragbaren Welterklärungsmodellen gesucht – als ein, wie Carl Schmitt behauptete, „bis zur Unkenntlichkeit nihilistisch tätowierter Pietist“.
Benn stellte sich als synthetisierenden Analytiker dar:

Ich habe seit je so gelebt, daß ich mir ein großes Gehirn machte durch Lektüre, Notizen und mittels Gedächtnisstützen.

Unter der kühlen Sachlichkeit verbarg sich ein enttäuschter Metaphysiker, der sich mit dem Zusammenbruch der Transzendenzvorstellungen nicht abfinden konnte und in der Ungeborgenheit des wissenschaftlichen Zeitalters weiterhin Sehnsucht nach der Ganzheit des frühen Christentums hatte:

Ach, als sich alle einer Mitte neigten
und auch die Denker nur den Gott gedacht,
sie sich den Hirten und dem Lamm verzweigten,
wenn aus dem Kelch das Blut sie rein gemacht…

Gern hätte sich Benn ein religiöses „Stichwort“ geborgt. Doch er erkannte, daß es dafür keinen Ansprechpartner gab. So tröstete er sich mit dem Hervorbringen untröstlicher Befunde: „je größer die Erkenntnis, um so größer das Leid“ und „Das Intellektuelle war hoffnungslos, die Humanität ohne Gehäuse… Die Vorzeitenforschung hatte nicht umsonst seit 1900 so redlich gegrübelt…“
Benn wußte, daß das Weltall auseinanderflog, und durch sein alter ego, den Arzt Dr. Rönne, äußerte er schon 1914 seine anthropologischen Vorbehalte:

eine mächtige Großhirnrinde übergestülpt, trottet etwas dahin… Aber wegen meiner hätten wir Quallen bleiben können. Ich lege auf die ganze Entwicklungsgeschichte keinen Wert. Das Gehirn ist ein Irrweg…

Hier wird die Evolution aus medizinischer Sicht auf finale Resultate befragt – mit einer die zukünftige Menschheitsentwicklung wenig ermunternden Perspektive.

Hans-Jürgen Heise, Erstpublikation in: Über Gottfried Benn. Kritische Stimmen 1912–1986. Ergänzungsband zu: Gottfried Benn: Gesammelte Werke (Hrsg.) Bruno Hillebrand. Fischer Taschenbuch Verlag, 1987. Hier in Hans Jürgen Heise: Rangierbahnhof fremden Lebens. Essays über 33 Schlüsselfiguren der Moderne. Wallstein Verlag, 2008 revidiert und erheblich erweitert.

 

Max Rychner: Gottfried Benn. Züge seiner dichterischen Welt, Merkur, Heft 18, August 1949

Max Rychner: Gottfried Benn. Züge seiner dichterischen Welt (II), Merkur, Heft 19, September 1949

Hans Egon Holthusen: Das Schöne und das Wahre in der Poesie. Zur Theorie des Dichterischen bei Eliot und Benn, Merkur, Heft 110, April 1957

L.L. Matthias: Erinnerungen an Gottfried Benn, Merkur, Heft 171, Mai 1962

Nico Rost: Begegnungen mit Gottfried Benn, Merkur, Heft 218, Mai 1966

Nino Franks Bericht über seinen Besuch bei Benn, Merkur, Heft 398, Juli 1981

Walter Aue: „Das ist Bahia, am Meer“. Wege zu Gottfried Benn

Norbert Hummelt: Auf einen Sprung zu Gottfried Benn

Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstler Gottfried Benn

 

 

gottfried benn

aber wo das so sei
habe er sich
darauf geeinigt
es sei besser
zu resignieren:

honoris causa

Hermann Wallmann

 

 

Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt +
Interview
50 Jahre 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6

 

 

 

Helmut Böttiger: Gottfried Benn – Kleine Aster und andere Gedichte

 

Gottfried Benn: Kleine Aster – Gedichte und Prosa. Ulrike Draesner und John von Düffel im Gespräch mit Anja Brockert am 21.01.2019 im Literaturhaus Stuttgart.

 

Gottfried Benn. Der Mann ohne Gedächtnis

Lesung: Holger Hof
Moderation: Jörg Magenau
Im Literarischen Colloquium Berlin am 13.12.2011

 

Tondokument: Peter Rühmkorf und Adolf Muschg über Benn und Brecht am 16.9.2006 in der literaturwerkstatt berlin.

 

 

Zum 60. Geburtstag des Autors:

Carl Werckshagen: Gottfried Benn 60 Jahre
Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung, 27.4.1946

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Max Rychner: Gottfried Benn
Die Tat, Nr. 120, 3.5.1956

 

Zum 80. Geburtstag des Autors:

Adolf Muschg, Jürgen P. Wallmann, Edgar Lohner: Abschied von Gottfried Benn?
Die Tat, 29.4.1966

Zum 10. Todestag des Autors:

Jürgen P. Wallmann: Kunst als metaphysische Tätigkeit
Die Tat, 2.7.1966

Bruno Hillebrand: Gottfried Benn – zehn Jahre nach seinem Tod
Neue Deutsche Hefte, Heft 110, 1966

Zum 90. Geburtstag des Autors:

Peter Rühmkorf: „Und aller Fluch der ganzen Kreatur“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.6.1976

Jürgen P. Wallmann: „Der Ruhm hat keine weissen Flügel“
Die Tat, 30.4.1976

Zum 20. Todestag des Autors:

Gert Westphal: Gottfried Benn – nach zwanzig Jahren
Neue Zürcher Zeitung, 23.7.1976

Heinz Friedrich: Plädoyer für die schwarzen Kutten
Merkur, Heft 30, 1976

Zum 100. Geburtstag des Autors:

Albrecht Schöne: Gottfried Benn?
Die Zeit, 2.5.1986

Peter Rühmkorf: Gottfried Benn oder „teils-teils das Ganze“
Deutsches Sonntagsblatt, 6.7.1986

Zum 50. Todestag des Autors:

Wolfram Malte Fues: Nur zwei Dinge
manuskripte, Heft 174, 2006

Jörg Drews: Das Gegenteil von ,gut gemeint‘
Tages-Anzeiger, 4.7.2006

Cornelius Hell: Persönlich, poetisch, politisch
Die Furche, 29.6.2006

Fakten und Vermutungen zum Autor + Archiv 12, 3 & 4 +
Internet Archive + Kalliope + KLG + IMDb +
Georg-Büchner-Preis 1, 2, 3 & 4
Autorenäußerungen zu Person und Werk von Gottfried Benn
Porträtgalerie: Keystone-SDA + deutsche FOTOTHEK
shi 詩 yan 言 kou 口
Nachrufe auf Gottfried Benn: Deutsche Rundschau ✝ Merkur
Aufbau ✝ Tumba

 

Gottfried Benn – das letzte und einzige Fernseh-Interview mit Gottfried Benn am 3. Mai 1956 zum 70. Geburtstag.

 

Zum 70. Geburtstag des Herausgebers:

Jan Wagner: Lob des Spreewals
Der Tagesspiegel, 11.6.2016

Stefan Sprenger: Dass der Mensch der Stil sein möge
Sprache im technischen Zeitalter, Heft 218, Juni 2016

Fakten und Vermutungen zum Herausgeber + DAS&D +
Übersetzungen 1 & 2 + KLG 1 & 2
Porträtgalerie:  Galerie Foto Gezett + deutsche FOTOTHEK
shi 詩 yan 言 kou 口

 

Bild von Juliane Duda mit den Übermalungen von C.M.P. Schleime und den Texten von Andreas Koziol aus seinem Bestiarium Literaricum. Hier „Der Pietraß“.

 

Richard Pietraß liest am 4.5.2018 für planetlyrik.de die 3 Gedichte „Hundewiese“, „Klausur“ und „Amok“.

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