Horst Samson: Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Horst Samson: Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin

Samson-Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin

IN DER ZELLE DES EXILS

Es wächst im Lager nachts ein Land
Wie Unkraut hoch: So war’s, ganz anders
Wie wir wissen, wird es vielleicht mal

Gewesen sein, wird Farbe jetzt daheim
Und Imagination, wird vorgestelltes Schrein.
Die letzte Zeit im Weitergeben halber Wörter

Hinter vorgehaltener Hand – vielleicht ein Leben
Totgelegt, verscharrt im Sand, das sich bewegte noch
Auf dem Papier, versprengt wie wir.

 

 

 

Fremde / das Fremde

bezeichnet etwas, das als abweichend von Vertrautem wahrgenommen wird, als etwas (angeblich) Andersartiges oder weit Entferntes. die Fremde und der Weg dorthin dominiert das 20. Jahrhundert. Fremde geschieht millionenfach. Die Entheimatung wird zum kontinentalen Desaster. Diktaturen fallen, Kriege wüten, die Stille tobt. Grenzen begrenzen lange unseren Horizont, bevor die Gedanken detonieren und die Sprache mit dem Schweigen bricht. Das Gedicht verdichtet den Notstand im Menschenpark, das Expose des Dichters, der in der Dunkelkammer sein Bild von der neuen Gesellschaft entwickelt, wird zum Explosee. Und in dieser Dynamik der weltlichen Veränderung steckt jede Menge … Dynamit.

Pop Verlag, Klappentext, 2014

 

Poetischer Chronist der Auswanderung

und „Fanatiker des Erinnerns“

– Zugegeben: Der Titel des stattlichen Gedichtbandes Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin von Horst Samson, ediert 2014 beim getreuen Verleger südosteuropäischer Literatur Traian Pop in Ludwigsburg, hat mich ins Grübeln gebracht. Sind wir im Imaginären anwesend oder ist das Imaginäre in uns präsent? Wohl beides, zwei Seiten einer Medaille. Bei Horst Samson muss man auf der Hut sein, denn er stellt Wörter und deren gängige Bedeutung in ganz unerwartete, erstaunliche Zusammenhänge, gedanklich und emotional. Dies gehört gewiss zur Eigenart der Dichtung überhaupt. Doch die lyrischen Texte des in der Bărăgan-Deportation geborenen, im Banat aufgewachsenen Dichters – er ist durch seine Lehrerausbildung und Familie auch Siebenbürgen eng verbunden – sprechen den Leser an durch einen originellen Sprachstil und eigenständig frische poetische Bilder, Vergleiche und Metaphern. –

Auf die sprühende Sprache und hohe Sensibilität der Lyrik Horst Samsons hat der Rezensent bereits an anderer Stelle hingewiesen, auszugsweise im Klappentext des vorliegenden Bandes nachzulesen. Neben seinen beiden Gedichtbänden Und wenn du willst, vergiss (2010) und Kein Schweigen bleibt ungehört (2013) erschien eine straffe Anthologie aus dem lyrischen, erzählerischen und essayistischen Werk unseres Autors in der Ludwigsburger Zeitschrift BAWÜLON (Nr. 2/2014).
Und nun eine Sammlung von nahezu hundertfünfzig Gedichten! Der Dichter Samson scheint die Oberhand über den Journalisten zu gewinnen. Seinen neuen Band leitet er mit dem Gedicht „Sonate für Gehirn und Violine“ ein, dem er einige Verse Theodor Storms voranstellt. Der letzte davon lautet:

Es wird doch alles vergessen!

Dagegen stemmt sich der Dichter Horst Samson. Er gilt zu Recht als poetischer Chronist der Auswanderungszeit. Sein Einleitungsgedicht versieht er nicht zufällig mit der Orts- und Zeitangabe „Heidelberg-Kirchheim, 1987“, dem Standort des Aussiedler-Wohnheims und dem Jahr seiner Auswanderung bzw. Einwanderung. Bedeutsam erscheinen mir die Akzentsetzungen in diesen zehn Versen: „große Freiheit“, „Gedichte gegen das Vergessen“, „Kiste mit den Habseligkeiten“. Holzschnittartig beschreibt der ausgesiedelte Dichter die Hoffnung und den realen Zustand seiner neuen Existenz.
Er blickt in vielen Gedichten zurück im Zorn, mit Bitterkeit, Schmerz und Melancholie, u.a. ob des unwiederbringlichen Verlustes der eigenen Lebenswelt, der demütigenden Abfahrt in Curtici nach Westen und eingedenk des unfassbaren Verfalls, der die Hinterlassenschaft der Ausgewanderten in wenigen Jahren heimsucht. Sprachbilder werden potenziert durch Anklänge an musikalische Genres und Begriffe, so unter vielen anderen in „Violine. Die Köpfe sind unterwegs“, „Miniatüre in g-Moll“ oder „Requiem“. Auszüge aus dem letztgenannten Gedicht:

Verdorrtes Leben im Holunderbaum. Ich spüre das
Taschenmesser in der kindlichen Hand, die Form
des Karpfens. Ausgetrocknet die Dorfteiche,
in denen wir angelten…
Verschollen sind Namen,
Schall und Rauch, Gräber und Erinnerungen. Die Toten
sind unterwegs, suchen und versuchen zu vergessen…
Die Kirche steht noch
Die Sakristei ein Haufen Schutt…

Der Begriff eines „poetischen Chronisten der Auswanderung“ ist hier weiter zu fassen. Dem Dichter geht es nicht so sehr um die Spiegelung des historischen Vorgangs, sondern um dessen Hintergründe und zerstörerische Wirkung auf das Leben der betroffenen Menschen, mit denen er sich identifiziert. An Protest-Gedichte im engeren Sinn – wie jene gegen Willkür und Gewalt in der kommunistischen Diktatur, gegen das Unwesen des Geheimdienstes – fügen sich Verse über Schuld und Verrat. Selbst Bilder der Landschaft und Dinge des Alltags werden zu Zeichen der bedrückenden Innenwelt des Dichters, selbst in thematisch so verschiedenen Gedichten wie „Bei den Sonnenblumen“ oder „Nachruf auf meine Schreibmaschine“:

Sie wusste alles über mich (…) und schrieb
meine verkorkste Biographie mit, die Historie
der Familie, Krieg, Deportation, Erniedrigungen
(…)
Doch ich wusste, kein Wort, kein Wort
würde sie verraten
(…)

Horst Samson weitet den Begriff der Auswanderung aus, spricht anklagend von Exil, von „Niemandlingen“, die nicht allein das Land ihrer Träume, sondern auch die Bitternis der Fremdheit erleben. Überall trägt der Entwurzelte das Gepäck der Erinnerungen mit sich. Sie speisen die Imagination bei der emotionalen Naturbegegnung – kein anderer rumäniendeutscher Autor hat solch tiefgründige Meeres-Lyrik geschrieben wie er! –, generieren das „Imaginäre“, in dem sich der Dichter bei seinen Erkundungen an vielen Orten fast bis „ans Ende der Welt“ bewegt. Ob im schweizerischen Verzascatal – „Valle Verzasca“ hat „nur selten … zwei Aussiedler gesehen“ –, ob in Südwestafrikas gigantischer Wüste Namib („Land unter dem Sand“) oder in Norwegens Geisterort Nykstad („Verortung“): In die geradezu mythische Wahrnehmung fremder Landschaften durch das im Universum verlorene Ich nistet sich gleichsam Erinnerung ein, unmerklich genährt von den entfernten Wurzeln der Herkunft („Zwiegespräch mit Disteln“), der davon überschatteten „verkorksten“ Biographie und der noch weiter zurückliegenden Geschichte der Eltern, etwa des Vaters, dessen Generation nicht verteufelt, sondern eher betrauert wird („Am Ende der Flucht“, „Zwischen Himmel und Hölderlin“).
Unrast ist des Dichters ständiger Begleiter, auch in den Gedichten über Liebe und Tod, über Schönheit und Verfall, Vergänglichkeit und Trauer. Nicht zuletzt im Spannungsverhältnis zur Sprache: das Wort als Wunder und Freund, aber auch als Gefahr und Schmerz („Denn alles hat angefangen“). Horst Samson ist eben ein Dichter unserer Zeit, längst angekommen in der zeitgenössischen deutschen Lyrik, was ihm unbestechliche Kenner des Literaturbetriebs bescheinigen. Man lasse sich nicht täuschen von den zahllosen Anspielungen auf große Literatur, darunter auf die Bibel, oder auf klassische Gedichtformen wie Ode, Elegie und Sonett, gar auf das Vaterunser. Es sind keine äußerlichen Bildungselemente, eher zeitgemäße bzw. originelle Verfremdungen, inspirierende Anverwandlung. Horst Samsons freie Rhythmen bürsten die Metrik und Syntax gleichsam gegen den Strich. Harmonie ist nicht seine Sache. Dauernde Zeilen- oder gar Strophensprünge fordern den geneigten Leser, ganz im Brecht’schen Sinne, zum wachen Mitdenken heraus. Doch er wird nicht umhin können, die emotionsgeladenen Stimmungen der Sprache unseres Dichters nachzuempfinden. Horst Samson ist kein Nostalgiker. Aber bei aller expressionistischen, zuweilen „glühenden“ Sprachkraft, bei allem kämpferischen Protest gegen den beklagenswerten Zustand der Welt erscheint er mir doch wie ein verkappter Romantiker, dem die „blaue Blume“ entrückt ist, der aber nicht aufgibt. „Algorithmus der Natur“:

Ein blauer Tag, September.
Die Pracht des Sommers
noch einmal.

… Die Blätter
schmücken sich für den Wind.
Gleich wird er sie abholen
zum Tanz durch die Alleen.

Walter Engel, Siebenbürgische Zeitung, 10.5.2015

 

Weiterer Beitrag zu diesem Buch:

Jan Kuhlbrodt: Die gerettete Zunge
fixpoetry.com, 4.12.2014

 

Die Sprache bis zum Bersten mit Sinn aufladen

– Die in Kooperation mit dem BildungsCampus Nürnberg veranstaltete Lesereihe Literatur Live hatte am 12. Mai als Vortragenden einen Dichter, dessen Schicksal mit der Stadt Nürnberg eng verbunden ist: den Banater Schwaben Horst Samson, geboren am 4. Juni 1954 in Salcâmi in der Bărăgansteppe, der von 2006 bis 2014 Generalsekretär der Sektion deutschsprachige Länder des EXIL-P.E.N. war. In einem Flügel des ehemaligen Kreuzganges des Katharinenklosters befindet sich das Zeitungs-Café. Hier kann man in den unterschiedlichsten Journalen blättern, aber auch gute Gespräche mit Freunden führen. So trafen sich vor der eigentlichen Lesung der Dichter Horst Samson und Josef Balazs, der dem Autor acht Fragen vorlegte. Es entspannte sich ein Dialog über das Schreiben, über Poesie, über Gott und die Welt. –

Josef Balazs: Wenn Sie einem Außerirdischen den Begriff Lyrik bzw. Poesie erklären müssten, womit würden Sie anfangen… wo enden?

Horst Samson: Ich würde sagen, Poesie als Dichtung im Format der Lyrik ist der sprachlich und philosophisch konzentrierte Blick eines Menschen auf sich und die Welt, die er in seinem Hirn filtert, um herauszufinden, was sie und was ihn im Innersten zusammenhält. Im Unterschied zur Prosa, die unter der Invasion von Vokabeln leidet, steckt im Gedicht, wie ich es verstehe, die existentielle Quintessenz des Da-Seins. Deshalb besteht die Notwendigkeit und die Kunst der Dichtung nach meinem Verständnis darin, Sprache bis zum Bersten mit Sinn aufzuladen, und darin, wie in einem Samenkorn, die Schönheit und das Feuer, aber auch die Kälte der Existenz in der Vertikalen zu archivieren, damit die Saat der Sprache in Form von Gedanken, Bildern, Metaphern, Rhythmus, Melodik und Weiterungen aller Art immer wieder neu aufgehen kann. Das Gedicht weiß über mich mehr als ich selber. Hilde Domin hat es in ihrem legendären Buch Doppelinterpretationen festgeschrieben: Das Gedicht ist mehr als die Summe all seiner möglichen Interpretationen. Unfassbar steckt in der Tiefe des gelungenen Gedichtes ein Rest vom Drama des menschlichen Hierseins. In jenem finsteren Verlies brennt das Leben als Licht und wirft wechselhafte Schatten an die Innenseite unserer Existenz. Emily Dickinson soll über sich gesagt haben, dass sie in Gegenwart eines echten Gedichtes von so viel Kälte durchrieselt wird, dass kein Feuer sie mehr erwärmen könne. Ich meine von mir, ein fröhlicher Zeitgenosse zu sein, aber im Grunde, wenn ich Gedichte schreibe, daran schleife, sie kürze, vernichte oder überschreibe, dann gleite ich in eine andere Welt und ich lege meine Fröhlichkeit ab wie einen Rucksack, der mich am Weiterkommen, an der Selbsterforschung meiner Sprache und Seele hindert. Vor der Ernsthaftigkeit des Seins, der Weltbetrachtung und -beachtung verliere ich mitunter jede Heiterkeit und der Geist, so sah es auch Cioran, tritt als Spielverderber auf.

Balazs: Sind Sie ein politischer Dichter? Soll bzw. darf Poesie politisch sein?

Samson: Dichtung ist allein schon durch ihre Existenz und gesellschaftliche Präsenz ein Politikum. Ich bin in meinem Schreiben der Welt und mir zugewandt und reibe mich als Subjekt an den mich umgebenden, prägenden, inspirierenden auch provozierenden Zuständen und an der grundsätzlichen Verfasstheit unseres Lebens. Wenn wir der Vokabel Politik nicht Agitation, Propaganda, Reklame subsummieren, dann bin ich auch ein politischer Dichter. Prof. Johann Holzer aus Inns­bruck, der einen exzellenten Aufsatz über mein Buch La Victoire. Ein Poem geschrieben hat, ein großes poetisches, aber auch ein dezidiert politisches Buch, bringt in diesem Zusammenhang unter anderem Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen ins Spiel. Das hat mich nicht nur gefreut, sondern auch stark bewegt. Die Bewunderung für den Meister des politischen Gedichtes versuchte ich ja nicht von ungefähr auch schon im Titel meines Buches anklingen zu lassen: „Ein Poem“. Zur Frage also, ob Poesie politisch sein dürfe, ein eindeutiges Ja. Warum auch nicht? Es sollte aber nicht plakativ, billig oder flach sein, etwa wie das von Günter Grass als Gedicht deklarierte agitatorische Pamphlet „Was gesagt werden muss“. Trotz des Agitprop aber bleibt gültig: Ein Gedicht darf alles, es ist frei, frei zu sein, wie es ist. Alles andere ist nachrangig.

Balazs: Welcher der zwei Begriffe ist Ihnen näher: Heimat oder Vaterland? Oder vielleicht Vaterländer?

Samson: Beides sind Begriffe, die in meiner Dichtung Bedeutung haben. Heimat ist mir der wichtigere als das große Vaterland, obwohl ich in einem Gedicht geschrieben habe: „Heimat ist / ein sehr kleines Land.“ Ich habe aber auch den Satz von Emil Cioran im Ohr, „Leben heißt Boden verlieren“ aus seinem Buch Vom Nachteil, geboren zu sein. Und würde dem auf jeden Fall hinzufügen: Aber Leben heißt auch Sprache finden. Und für mich als Dichter bedeutet das Landgewinn. Ins Populärwissenschaftliche verschoben: Eine Tür fällt zu, eine andere öffnet sich, und zwar zu einem Raum, aber einem Raum mit einem Fenster mehr. Darin liegen die Erkenntnis, die Magie und der Gewinn des Scheiterns.

Balazs: Sind Sie der Meinung, dass Sie Humor haben? Worüber können Sie lachen?

Samson: Ich lache gerne, auch über mich, ich kann buchstäblich Tränen lachen. Selbst in den Tagen der Emigration blieb meine Fröhlichkeit nicht an den zurückgelassenen Gräbern oder den verlorenen Habseligkeiten hängen. Meine Schreibmaschine hat mir der Offizier an der Grenze abgenommen, aber gegen meine Erinnerungen war er machtlos. Die hat er nicht gefunden. Ich nahm sie alle unbefingert mit ins Exil. So war ich selbst dort, also da, nicht allein, als mich die CIA im Nürnberger Durchgangslager Dutzendteich Tage lang mit Fragen löcherte und drangsalierte, in jenen Tagen des Ankommens, was im Prinzip ein Euphemismus und rein physisch zu verstehen ist, weil das Ankommen viel, viel länger gedauert hat, vielleicht sogar heute fortdauert. Jede Flucht, schrieb ich mal, hat einen Anfang, aber kein Ende. Das ist meine Erfahrung. Auch darüber schreibe ich. Wieder und wieder. Ich bin von mir überzeugt, dass ich auch Humor habe. Sogar im Gedicht. In „Bewerbung um die vakante Stelle im Pelagos-Projekt“, mein 2007 von der „Gesellschaft zum Schutz der Delfine“ als „Bestes Delfingedicht“ preisgekröntes Werk, ist mehr als nur der Beweis dafür.

Balazs: Alles preisgeben. Das Gegenteil wäre das Geheimnis. Lieben sie das Geheimnis?

Samson: Ich könnte jetzt antworten, ich liebe meine Frau. Aber Geheimnisse sind nicht so ganz meine Sache, obwohl man manchmal gar nicht drum herum kommt, welche zu haben oder sogar zu hüten. Ich bin gerne ein offener Mensch mit offenen Ansichten und offenem Visier.

Balazs: Haben Sie einen gewissen Lyrik-Leser vor sich, wenn Sie Ihre Texte schreiben?

Samson: Ja, das habe ich, und zwar einzig und allein mich selber!

Balazs: Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch hat in seinen Tagebüchern themenbezogene Fragebögen formuliert; darunter auch die Bereiche Heimat, Freundschaft, Tod. (Das sind drei wichtige Themen, die auch in Ihrer Lyrik vorkommen.) Eine seiner Fragen lautet: Halten Sie sich für einen guten Freund? Oder: Haben Sie Freunde unter den Toten? Wir ergänzen: Spielt Freundschaft in Ihrem Leben eine Rolle? Haben Sie Freunde im Laufe der Jahre verloren?

Samson: Ich habe Freunde unter den Toten, Rolf Bossert, Petre Stoica, Nikolaus Berwanger, aber – Gott sei Dank – auch unter den Lebenden. Gute Freunde, die mir wichtig sind, Andreas Saurer, Johann Lippet, Theodor Vasilache, Traian Pop, Marie-Elisabeth Lüdde und einige andere noch. Es ist wie im richtigen Leben, du verlierst auch mal alte Freunde, zum Beispiel die nobelierte Herta Müller, und du findest neue Freunde, zum Beispiel Katharina Kilzer, manchmal aber auch die alten Freunde wieder, zum Beispiel Richard Wagner. Das ist der Lauf der Dinge, der Welt und der brüchigen Freundschaft.

Balazs: Ihr letzter Gedichtband Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin ist 2014 erschienen. Wann können Ihre Leser mit einem neuen Gedichtband rechnen?

Samson: Ich habe 2013 Kein Schweigen bleibt ungehört veröffentlicht, ein Gedichtband, den die Literaturgesellschaft Hessen ausgezeichnet hat, und 2014 den erwähnten Band Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin herausgebracht. Ich habe noch viele Gedichte in der Schublade. Und ich schreibe ab und zu auch neue Gedichte, bearbeite alte oder beuge mich über einen der Schachteln füllenden Zettel mit Notizen für Gedichte. „In der Sprache brennt noch Licht“ habe ich als Arbeitstitel vor mir und das Motto steht, es stammt aus der zehnten Tafel des Gilgamesch-Epos und lautet:

Gilgamesch, wohin läufst du?
Das Leben, das du suchst, wirst du sicher nicht finden!

Balazs: Lieber Horst Samson, wir danken für das Gespräch und wünschen, dass in Ihrer Sprache, in Ihren Versen noch lange Licht brenne!

Siebenbürgische Zeitung, 27.6.2016

 

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