Robert Walsers Gedicht „Trug“

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ROBERT WALSER

Trug

Nun wieder müde Hände,
nun wieder müde Beine,
ein Dunkel ohne Ende,
ich lache, daß die Wände
sich drehen, doch dies eine
ist Lüge, denn ich weine.

1898

aus: Robert Walser: Das Gesamtwerk Bd.VII, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1984

 

Konnotation

Der Schweizer Schriftsteller Robert Walser (1878–1956) war ein Meister der kleinen Form und des „Prosatücklis“, bis ihn nach 1933 die Schreibhemmung überwältigte und er den Rückzug ins Schweigen antrat. „Ich fühle, wie wenig mich das angeht, was man Welt nennt“ lässt er bereits 1907 seinen Romanhelden „Jakob von Gunten“ sagen. 1898 hatte er als Lyriker debütiert, mit einer Handvoll Gedichte, die verstreut in Zeitungen und Zeitschriften gedruckt wurden.
Das ist die karge Lebensbilanz eines Heillosen, wie er als Gestalt in den Prosatexten und Gedichten Walsers immer wieder auftaucht. Aus dem universellen „Dunkel“ und „Trug“ ist kein Entkommen möglich. Selbst das Lachen, mit dem das Ich gegen die Absurdität des Daseins antritt, erweist sich als Selbsttäuschung. Solche Gedichte lassen das totale Verstummen Walsers unausweichlich erscheinen. 22 Jahre lebte er in der Heil- und Pflegeanstalt in Herisau, wo er 1956 starb.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006

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