Text+Kritik: Elke Erb – Heft 214

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch Text+Kritik: Elke Erb – Heft 214

TEXT+KRITIK: Elke Erb – Heft 214

SCHONEN ERWEITERT1

Für „Flip-out-Elke“

Bin in Altes Lager2 gewesen; allet schubbert ab.
Das Pferd ist zu Fuß ein Tusch hinterm Tod.
Ich habe Ales stenar3 gesehen, steht zwar noch,
aber die Steine sind wie die Wörter verrutscht:
aaaDer Tusch ist ein Pferd hinterm Tod zu Fuß.
aaaSo bastelt man kein Sonnenobservatorium.

aaaaaaaaaa„Gedanken wie Reisig zu Füßen“4
aaaaaaaaaa„Es fängt an dunkel zu werden
aaaaaaaaaaEs hört auf hell zu sein“
5
aaaaaaaaaa„Meine eigenen, störrische Zweige,
aaaaaaaaaazum Winter geworfen“
6
aaaaaaaaaa„Es hört auf dunkel zu sein
aaaaaaaaaaEs fängt an hell zu werden
aaaaaaaaaaUnd zwei ist eins“7

Von der Erbin8 lernen, heißt erben lernen: Odin war nur
ein Führer, Loki ist Anrührer, Anführer und Aufrührer!
Schoningers Adler resp. Rabe – „ist Greif“
9.
Zu allem, was recht ist, paßt – was einseift.
aaaDann sorgt die Biathletin
10 für Ordnung:
aaaFrauen ins Land, Männer an den Strand.

aaaaaaaaaaEins ist zwei und
aaaaaaaaaaWerden zu hell an fängt es
aaaaaaaaaaSein zu dunkel auf hört es
aaaaaaaaaaSein zu hell auf hört es
aaaaaaaaaaWerden zu dunkel an fängt es
aaaaaaaaaa„Lieblicher sprachst du (…)
aaaaaaaaaaals du in dein Bett mich entbotst:
aaaaaaaaaanicht darf ichs verschweigen,

wenn unsre Schandtaten wir / sollen nennen genau.“11
Frieden ist ewiger Streit, ruhig rollt das Rad,
auf Preis folgt Nachlaß, dann Preisgabe,
Zurücktritt, Unterwerfung des Geistes:
aaaEingeschworen ist die Pik Zehn,
aaaauf die einheizende Herz Neun.

aaaaaaaaaaGedanken wie Geschling zwischen den Zehen:
aaaaaaaaaa„Es fängt an dunkel zu werden
aaaaaaaaaaEs hört auf hell zu sein“.
aaaaaaaaaaGletsch, Gleiß und Giersch zu ihrer Zeit,
aaaaaaaaaader Film fängt gleich an:
aaaaaaaaaa„Es hört auf dunkel zu sein
aaaaaaaaaaEs fängt an hell zu werden
aaaaaaaaaaUnd zwei ist eins“.

„Unser Gelächter war urböse (…),
gespeist von dem Urquell des Unmotivs,
und wir versuchten vergebens,
den Schutzherrn unseres Gemütes zu betrüben.“12
aaaNach dem Schlangenverderben
aaabeginnt des Wurmes Werden.

aaaaaaaaaaEins ist zwei und
aaaaaaaaaaWerden zu hell an fängt es
aaaaaaaaaaSein zu dunkel auf hört es
aaaaaaaaaaSein zu hell auf hört es
aaaaaaaaaaWerden zu dunkel an fängt es
aaaaaaaaaa„Lieblicher sprachst du (…)
aaaaaaaaaaals du in dein Bett mich entbotst:
aaaaaaaaaanicht darf ichs verschweigen…“

Wann sorgt die Biathletin für Ordnung?“ –
„Welche Ordnung?“ – „Die Mutter der Ordnung!“ –
„Einmal genannt ist die Mutter der Ordnung
jede Ordnung.“ – „Eine spontane Ordnung!“
aaa„Was heißt Regel beim Dichten? – Zweierlei heißt es.
aaa– Was denn? – Normal und Abgewandelt!“13

aaaaaaaaaaGedanken wie Geäst zwischen den Zeiten:
aaaaaaaaaa„Es fängt an dunkel zu werden
aaaaaaaaaaEs hört auf hell zu sein“.
aaaaaaaaaa„Die fünfte Freiheit ist Zeitenwechsel
14
aaaaaaaaaain der Halbstrophe.“
15 Für janz Doofe:
aaaaaaaaaa„Es hört auf dunkel zu sein
aaaaaaaaaaEs“ fing „an hell zu werden
aaaaaaaaaaUnd zwei ist eins“,

Pferdeschwänze drehen am Rad, betrauern
gefallene Adoranten,16 Schiffsheber, Akrobaten,
Krieger und Dollentrolle,17 die sich selbst ausheben.
Unterstrapazierte Kindergermanen geben kein Gas;
aaasäen und ernten nicht, sparen keinen Strom.
aaaAIDS riskieren oder Arsch abfrieren.

aaaaaaaaaaEins ist zwei und
aaaaaaaaaaWerden zu hell an fängt es
aaaaaaaaaaSein zu dunkel auf hört es
aaaaaaaaaaSein zu hell auf hört es
aaaaaaaaaaWerden zu dunkel an fängt es
aaaaaaaaaaAnzufangen auf hört es
aaaaaaaaaaAufzuhören an fängt es
aaaaaaaaaaZuzuhören auf hört es
aaaaaaaaaaZuzugreifen an fängt es

Nokia: „Ich habe jede Möglichkeit so antizipiert,
dass mich Alleen voll Gehängter nicht stören werden,
ein Ziel zu verfolgen, das bei mir immer wiederkehrte.
Den Menschen das abbetteln, was sie nicht geben wollen,
aaahabe ich kein Talent, weil ich an die innere Überwältigung glaube.“18
aaaDie Unterwerfung des Geistes, dem es an Opfern gebricht.

aaaaaaaaaaIn der Schonung haben wir gefickt.
aaaaaaaaaa„Es fängt an dunkel zu werden
aaaaaaaaaaEs hört auf hell zu sein“
aaaaaaaaaaAus der Lichtung bricht die Schneise – wüßte der Dadaskalde19
aaaaaaaaaanoch die Richtung; brunzt die Scheiße, ich wüßt’s wohl balde:
aaaaaaaaaa„Es hört auf dunkel zu sein
aaaaaaaaaaEs“ fing „an hell zu werden
aaaaaaaaaaUnd zwei ist eins“.

Dann steigt der Greif und Donner fährt ins Gebirge.
Der Winterwanderer
20 beschreibt ein Sommergewitter:
aaaBrachst die Knochen der Spielgefährtin,
aaamachst den Dreigewaltigen zum Hoschi,
aaabarbiertest den mächtigen Kampfbart,
aaamalträtierst die leblosen Schreihälse.

aaaaaaaaaaEins ist zwei und
aaaaaaaaaaWerden zu hell an fängt es
aaaaaaaaaaSein zu dunkel auf hört es
aaaaaaaaaaSein zu hell auf hört es
aaaaaaaaaaWerden zu dunkel an fängt es
aaaaaaaaaaAnzufangen auf hört es
aaaaaaaaaaAufzuhören an fängt es
aaaaaaaaaaZuzuhören auf hört es
aaaaaaaaaaZuzugreifen an fängt es

Verschiedene sich angelegentlich kreuzende Wege resp. Verse
führen zu der Straße resp. Strophe in das Gebiet resp. Gedicht,
in dem steht, was in Schonen und rund um Schonen rum abgeht:
Abgedrehte Vegetationszyklen und jeweiliges Wetter beugen sich
aaaüber schräge Großsteingräber und zerfurchte Felszeichnungen.
aaaDie allgemeine und spezielle Poetologie, die Erörterung zwischen-

aaaaaaaaaamenschlicher Beziehungen hingegen,
aaaaaaaaaadie – zugegeben, innere – Überwältigung
aaaaaaaaaades spröden Geistes, und der Kommunismus
aaaaaaaaaafolgen genauso auf dem Fuß wie der Formalismus.
aaaaaaaaaaIn der Schonung knospt’s –
aaaaaaaaaa„Es hört auf dunkel zu sein
aaaaaaaaaaEs“ wird angefangen geworfen sein „hell zu werden
aaaaaaaaaaUnd zwei ist eins“.

Der Feind des Trichterbechermannes ist der Steinschläger,
Trassen hauend – „Hucker“, die wir sind, „nicht Maurer“
21
für Paperbacks? „Wir gehn über die grauen Wiesen.
Wir grüßen den lautlosen Regen über dem Leunawerk.“
22
aaaFehlt dem Raubein das gryphische
23 Element,
aaahat er glatt die Schiffssetzung verpennt –

aaaaaaaaaa„die monologe gehen fremd“.24
aaaaaaaaaaVorbeigefahren, eingeschliffen:
aaaaaaaaaaEins ist zwei und null zugleich.
aaaaaaaaaa„Werden zu hell an fängt es
aaaaaaaaaaSein zu dunkel auf hört es
aaaaaaaaaaSein zu hell auf hört es
aaaaaaaaaaWerden zu dunkel an fängt es“
aaaaaaaaaaMainstream ist woanders.

„Ich nehme keine Befehle entgegen. Ich folge dem Ratschluß
meiner“
25 Schwänze. „Ich sehe den Zauber der Entzauberung.“26
„Frauen, die unser Leben teilen, in den enteigneten Betrieben.
(…) nicht gedrückt in die winterliche Struktur.“
27
aaa„Die Poesie verwandelt ihre Widerstände in Siege.
aaa(…) Je knapper die Siege sind, desto besser.“
28

Schonen29 … ist die Herausforderung meiner Wassersuppe!30
Für immerdar, notfalls anagrammatisch sowohl als auch wahr:

„Letztes Jahr war die treu’ Erbin unsere Betreuerin, doch dann
machte sie in Dubna eine Ausbildung an der Gusli vor sich hin,
hütete die Raute auf ihrem Nokia und trieb die Aeronautik voran;
jetzt stehen unsere Teams im Stau und scheißen auf die Maustaste,
aaascheißen auf die Maustaste…

Inti, das braungebrannte Arschloch, und Tenno der Spinner
zweifeln an unserer Intention. Wie sollen wir die Stete bestreiten?
Ohne die Erbin fehlen Idee und Agens für die ganze Diagenese.
Wir liegen im Koben und hauen uns die Birne zu wie ’n’ Bienenkorb,
aaaBirne zu wie ’n’ Bienenkorb…

aaaaaaaaaaIn der Lederkote glüht die Elektrode,
aaaaaaaaaaqualmt die ganze Reihe Most in der Isotherme.
aaaaaaaaaaEs windet sich das Hirn, was trieb denn den Senn in’ Amber rin,
aaaaaaaaaain’ Amber rin… “31

In Schonen werden wir wohnen und uns Wonnen gönnen,
die zu ersinnen wir uns vorläufig noch grämen, aber
im Nachhinein der Ausdeutung frönen – stracks,
franks und schlanks über den Tod hinaus…

Schonen ist breit, frei – und Utopie
mitten im Hier und Jetzt sofort.

Bert Papenfuß

 

 

 

Inhalt

– Gabriele Wix: Elke Erb: Leben im Kommentar

– Bert Papenfuß: Schonen erweitert

– Cornelia Jentzsch: Ich höre nicht auf, mich zu wundern. Elke Erbs poetische Weltsicht

– Nico Bleutge: Gedanken wie Reisig zu Füßen. Die Erkenntniskraft des Gedichts – vier Umkreisungen zu Elke Erb

– Ann Cotten: Das Staunen und die Unschuld und die Macht und die Einsamkeit

– Ferdinand Schmatz: Elke Erbs Dichtung

– Oleg Jurjew: Kommt Elke Erb zu Besuch…

– Olga Martynova: Ich gebe, damit du gibst. Zum Verhältnis von Dichten und Übersetzen bei Elke Erb

– Ilma Rakusa: Rohr – Sprachrohr – Instrument. Elke Erb als Übersetzungskünstlerin

– Theresia Prammer: Das leibliche Instrument. Eine Berührung mit Elke Erbs Lebewesen

– Annett Gröschner: Zumutung. Meine frühen Erb-Lektüren

– Jan Kuhlbrodt: Von der Beweglichkeit. Genre und Selbstreflexion bei Elke Erb

– Daniel Falb: Ein Tag im Leben der Sprache. Daten bei Elke Erb und Hanne Darboven

– Steffen Popp: Elke Erb – Auswahlbibliografie 1966–2017

 

Elke Erb

ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Dichterinnen deutscher Sprache. Dichtung ist für sie ein Erkenntnismittel; ihre Texte haben einen abstrakten Zug, der nicht ins Diskursive geht, sondern beharrlich zum Kern der Wahrnehmung, der Begriffe und Dinge vordringt; Denken und Aufmerksamkeit werden in ihnen aufs Höchste angeregt und gefordert. Dies und die dahinter stehende eigensinnige, unkorrumpierbare poetische Haltung vermitteln alles, was man von Dichtung erwartet: Berührung, Engagement, Trost, Tiefe und Freiheit. Jene Freiheit, die man nicht besitzen kann wie ein Gut, sondern die man sich erarbeitet – und nimmt. Die Ermunterung zu solcher Freiheit ist es, die Elke Erbs Dichtung ihren Lesern vermittelt.
Die Beiträge des Heftes von Literaturwissenschaftlern, Dichtern, Übersetzern und Kritikern geben Einblicke in das vielschichtige Werk Erbs als Lyrikerin, Essayistin, Herausgeberin und Übersetzerin – jenen Arbeitsfeldern, die den Begriff von Dichtung im weiteren Sinn ausmachen.

edition text + kritik, Klappentext, April 2017

 

Im März 2017 erschien das text+kritik-Heft über die Dichterin Elke Erb, herausgegeben von dem Schriftsteller Steffen Popp. Aus diesem Anlass las sie am 5. April 2017 im Haus für Poesie aus ihrem Werk und wurde von Steffen Popp befragt. Mit ihr kamen text+kritik-Autor Ferdinand Schmatz und -Autorin Annett Gröschner zu Wort.

 

Zeitschriftenlese

Es gehört wohl zu den stärksten Passionen junger, selbstbewusster Zeitschriftenmacher, die jeweils amtierenden Literaturpäpste zu grimmigen Bannflüchen zu reizen. Auch im Falle von Heinz Ludwig Arnold, dem Erfinder der Zeitschrift Text + Kritik, kam es zu Verwerfungen, als der junge Germanistikstudent im November 1962 den großen Friedrich Sieburg, seines Zeichens Chefkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, um ein existenzsicherndes Inserat für seine neue Zeitschrift anging. „Sie scheinen nachgerade an einem hoffnungslos gewordenen Qualitätsbegriff festhalten zu wollen“, so komplimentierte Sieburg artig den jungen Editor, um anschließend die Peitsche zu zücken: „Sie nennen für die erste Nummer drei Namen, die mir alle drei gleich widerwärtig sind, nämlich Günter Grass, Hans-Henny Jahnn und Heinrich Böll. Das ist … eine trübe Gesellschaft, dem deutschen Waschküchentalent entstiegen und gegen alles gerade Gewachsene feindselig gesinnt.“ Zwei Jahrzehnte später, so behauptet die Legende, war es Sieburgs Nachfolger Marcel Reich-Ranicki, der mit derben Beschimpfungen der „Schweine-Bande“ um „Arnold-Dittberner-Kinder“ nicht geizte.
Der so Attackierte ließ sich nicht einschüchtern. Der damals 22-jährige Arnold setzte in seinen ersten beiden Heften unverdrossen auf seine Hausgötter Grass und Jahnn – und es gelang ihm scheinbar mühelos das, was bei Rainer Maria Gerhardt, dem heute vergessenen Literaturgenie der Nachkriegszeit, noch in astronomisch hohen Schulden und einem tragischen Freitod geendet hatte. Unter dem ursprünglich von Arnold gewünschten Zeitschriftentitel fragmente hatte Gerhardt schon 1951/52 in seinem großartigen literarischen Journal dem restaurativen Nachkriegsdeutschland die Leviten gelesen, war aber an notorischem Geldmangel und ästhetischer Kompromisslosigkeit schon früh gescheitert.
Heinz Ludwig Arnold und seine frühen Mitstreiter Gerd Hemmerich, Lothar Baier und Joachim Schweikart hatten mit Text + Kritik mehr Glück. Das Konzept, sich in kritischen Aufsätzen immer nur einem wichtigen Gegenwartautor zu widmen, schien zunächst nur auf ein germanistisches Fachpublikum zu zielen. Nachdem er aber auf listige Weise beim Chefmanager von HAPAG-Lloyd eine Spende von 1000 DM rekrutiert hatte, begann Arnold mit seinem neuen Literaturblatt von Göttingen aus die literarische Welt zu erobern. Das Debütheft über Günter Grass, ein 32 Seiten-Heftchen, ist noch heute, in stark erweiterter und aktualisierter Fassung, zu haben. Für den Eröffnungsbeitrag, eine „Verteidigung der Blechtrommel“, hatte Arnold den Brüsseler Germanisten Henri Plard gewinnen können, den er während seiner literarischen Lehrjahre als Sekretär Ernst Jüngers kennen gelernt hatte. Auf sein literarisches Adjutantentum bei Ernst Jünger, das von 1961 bis 1963 währte, blickte Arnold später mit einigem Ingrimm zurück, zuletzt in seinem Text + Kritik-Heft zu Jünger, das die schärfste Kritik am Anarchen aus Wilflingen enthält, die jemals aus literaturwissenschaftlicher Perspektive geübt wurde.
Die Lust an der literaturkritischen Auseinandersetzung zeichnet ja nicht nur das Jünger-Heft, sondern viele andere Projekte der edition text + kritik aus, die 1969 im juristischen Fachverlag Richard Boorberg ein festes verlegerisches Fundament gefunden hatte und dort ab 1975 als selbständiger Verlag agieren konnte. Text + Kritik war nie ein Forum für urteilsschwache Germanisten, die jede interpretative Wendung mit einem Überangebot an Fußnoten absichern, sondern ist bis heute die bevorzugte Schaubühne für philologische Feuerköpfe, die cum ira et studio für oder gegen einen Autor und sein Werk eintreten. So muss jeder Autor, dem die Ehre zukommt, in einem Text + Kritik-Heft analysiert und seziert zu werden, mit kritischen Dekonstruktionen des eigenen Werks rechnen.
Mittlerweile hat die öffentliche Aufmerksamkeit nachgelassen, aber die angriffslustige Essayistik ist auch nach insgesamt 157 Heften das Markenzeichen von Text + Kritik geblieben. In Neuauflagen und Aktualisierungen wurden veraltete Urteile revidiert, beim Wechsel der Denkschulen und Interpretationsmethoden aber auch so mancher Purzelbaum geschlagen. In der 5. Auflage des Ingeborg Bachmann-Heft exponierte sich z.B. eine schrille feministische Literaturwissenschaft, der Sonderband Nr. 100 über „Literaturkritik“ publizierte massive Attacken auf Marcel Reich-Ranicki. Einem euphorischen Sonderheft über „die andere Sprache“ der „Prenzlauer-Berg-Connection“ folgte mit der Nummer 120 alsbald die Selbstkorrektur im desillusionierten Blick auf den Zusammenhang von „Literatur und Staatssicherheitsdienst“. Die subtilsten, stilistisch funkelndsten Schriftsteller-Entzauberungen haben in den letzten Jahren Hermann Korte und Hugo Dittberner verfasst. Über Sarah Kirsch, in der Nummer101, findet man z.B. die wunderbare Sentenz, die Dichterin schreibe „Gedichte, die durch forcierte intellektuelle Unterbeanspruchung langweilen“. Diesen Königsweg literaturkritischer Unruhestiftung will Text + Kritik nicht mehr verlassen.

Michael Braun, Saarländischer Rundfunk, April 2003

 

Fakten und Vermutungen zu TEXT+KRITIK

 

SELBSTBILDNIS
(für Elke Erb)

ich kann lesen, ich kann
schreiben ich kann nieseln

meine Zungenklemme meine
Zungensperre meine Maulschraube

meine Augenkrume aus Salz und
Zucker, mein Traumzuckerchen

ich kann sitzen, meine persönlichen
Flöhe, meine Sitzhöcker

meine Mundart, balzend
meine Schluckaufe meine Vielstimmerei

mein Glühen mein Emporholen mein
Schwadronieren mein Ritt auf dem Delphin

mein Untertauchen mein Hervorschnellen

Ruth Johanna Benrath

 

 

Gedichtverdachte: Zum Werk Elke Erbs. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung In den Vordergrund sprechen Hendrik Jackson, Steffen Popp, Monika Rinck und Saskia Warzecha über Elke Erbs Werk.

 

Franz Hofner: Hinter der Scheibe. Notizen zu Elke Erb

Elke Erb: Die irdische Seele (Ein schriftlich geführtes Interview)

Elke Erbs Dankesrede zur Verleihung des Roswitha-Preises 2012.

Im Juni 1997 trafen sich in der Literaturwerkstatt Berlin zwei der bedeutendsten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartslyrik: Elke Erb und Friederike Mayröcker.

 

 

Klassiker der Gegenwartslyrik: Elke Erb liest und diskutiert am 19.11.2013 in der literaturWERKstatt berlin mit Steffen Popp.

 

Lesung von Elke Erb zur Buchmesse 2014

 

 

Zum 70. Geburtstag von Elke Erb:

Steffen Popp: Elke Erb zum Siebzigsten Geburtstag
literaturkritik.de

Zum 80. Geburtstag von Elke Erb:

Waltraud Schwab: Mit den Gedanken fliegen
taz, 10.2.2018

Olga Martynova: Kastanienallee 30, nachmittags halb fünf
Süddeutsche Zeitung, 15.2.2018

Michael Braun: Da kamen Kram-Gedanken
Badische Zeitung, 17.2.2018

Michael Braun: Die Königin des poetischen Eigensinns
Die Zeit, 18.2.2018

Karin Großmann: Und ich sitze und halte still
Sächsische Zeitung, 17.2.2018

Christian Eger: Dichterin aus Halle – Wie Literatur und Sprache Lebensimpulse für Elke Erb wurden
Mitteldeutsche Zeitung, 17.2.2018

Ilma Rakusa: Mensch sein, im Wort sein
Neue Zürcher Zeitung, 18.2.2018

Oleg Jurjew: Elke Erb: Bis die Sprache ihr Okay gibt
Die Furche, 8.3.2018

 

Annett Gröschner: Gebt Elke Erb endlich den Georg-Büchner-Preis!
piqd.de, 27.6.2017

Zum Georg-Büchner-Preis an Elke Erb: FR 1 & 2 + MOZStZSZ +
EchoWelt + WAZ + BR24 + TTB + MAZ + FAZ 1 & 2 + TS + DP +
rbb +taz 1 & 2 + NZZ +mdr 1 & 2 + Zeit + JW + SZ 1 & 2 +

 

 

Zur Georg-Büchner-Preis-Verleihung an Elke Erb: BaZBZStZ +
AZ + FAZ + SZ

 

Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2020 an Elke Erb am 31.10.2020 im Staatstheater Darmstadt.

 

Fakten und Vermutungen zu Elke Erb + KLGIMDb + Archiv +
Internet ArchivePIA + weiteres  1, 23 +
Georg-Büchner-Preis 1 & 2
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Im Universum von Elke Erb. Beitrag aus dem JUNIVERS-Kollektiv für die Gedenkmatinée in der Volksbühne am 25.2.2024 mit: Verica Tričković, Carmen Gómez García, Shane Anderson, Riikka Johanna Uhlig, Gonzalo Vélez, Dong Li, Namita Khare, Nicholas Grindell, Shane Anderson, Aurélie Maurin, Bela Chekurishvili, Iryna Herasimovich, Brane Čop, Douglas Pompeu. Film/Schnitt: Christian Filips

 

Bild von Juliane Duda mit den Übermalungen von C.M.P. Schleime und den Texten von Andreas Koziol aus seinem Bestiarium Literaricum. Hier „Die Elkeerb“.

 

Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Elke Erb

 

Elke Erb liest auf dem XVII. International Poetry Festival von Medellín 2007.

 

Elke Erb liest bei OST meets WEST – Festival der freien Künste, 6.11.2009.

Fakten und Vermutungen zum Herausgeber + KLG
Porträtgalerie: Autorenarchiv Isolde Ohlbaum + Keystone-SDA +
Dirk Skiba Autorenporträts + Galerie Foto Gezett 1 + 2
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Steffen Popp liest „Dickicht (mit Reden und Augen)“ im Berliner Mauerpark im Sommer 2011.

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