Björn Hayer: Verschwörung einer Landschaft

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Björn Hayer: Verschwörung einer Landschaft

Hayer-Verschwörung einer Landschaft

TUPFEN DER ZUKUNFT

Als ich das Mönchsein wählte, mied ich
die Mauern der gedeuteten Welt. Ich bezog
Distanz zur Vollendung. Vor mir lagen siebzig Berge,
Hoffnung durch alle Ozeane. Von Nicht-Orten
durchartete ich die letzten Korallen

bis zum Hort der
Knochenfische. Auch sie lebten im Rückzug:
wasserscheu und unseren
Strömen zugeordnet.

Vor meiner Entsagung brauchte ich Licht
für tausend Jahre im Grab der Existenz.
Schon im Vermuscheln sah ich das
Seepferdchen, das Tupfen der Zukunft gebar.
Es schickte seine Kinder in die einst noch
schützende Finsternis.

Nur das Schimmern von Krill war eine
Sternstraße für Zeugen, scheu vor Sehnsucht
trieb mich der Lärm auf die unsichtbare Bahn

opalen weitete sich unterhalb der Landschaft der Klagen
ein Kosmos: Funken schlugen, wo

keine sein konnten, ich sah Spiegelungen
im Plankton zur Veränderung der Tiefe.

 

Trennzeichen 25 pixel

 

Eine Landschaft kippt,

ein Ich kehrt noch einmal zu seinem Geburtshaus zurück, das sich inzwischen hinter Efeuranken verschließt, derweil kreisen Gefühle um eine längst zur Chimäre gewordene Liebe – die neuen Gedichte von Björn Hayer berichten von Momenten des Umschlagens und der Verfremdung. Zugleich zehren sie von dem unbeirrbaren Versuch, Verlorenes wieder zu vergegenwärtigen. Und während ein Regen die Sonnenanbeter in Wallung versetzt und die Toten ins Diesseits rufen, ringt ein Subjekt immer wieder mit Blättern. Sie fallen von den Bäumen oder begegnen ihm als das weiße Papier. Was bietet die Fläche? Das Nichts oder doch die noch ungenutzte Möglichkeit? Klar ist: „Dichten, frei über der Erde, / ist das fünfte Element“. Sie setzt die Welt neu zusammen und vermag aus der Ferne heraus zum Nächsten zu drängen: „Vom Rande deines Tals höre ich / das Echo: Schlaf ein und bette dich, / bevor der Morgen anbricht.“ Denn dann könnte alles schon vorbei und die Verschwörung von Natur, Traum und Bewusstsein vollends im Gange sein.

Quintus Verlag, Ankündigung

 

Beitrag zu diesem Buch:

Stefan Hölscher: Die Erde befühlen
signaturen-magazin.de

Timo Brandt: Björn Hayer: Verschwörung einer Landschaft
instagram, 5.2.2022

 

 

SCHWARZMILAN
für Björn Hayer

mein vater ist gewandert, auf dem Gotthard,
nicht & doch
verlog er sich die arbeitshände
unterm fremden schnee. Er sagte
es ist kalt die lügen kälter & jahre später
verlor er auch die sprache
ans gemachte eis der migration

einander schauend (neineinander)
er & seine hände & stummpoliert die frage

wohin bleiben wir? Danach

war tod & d:ort

wirst du ihn finden. Hier

José F.A. Oliver

 

Fakten und Vermutungen zum Autor + Instagram 1 & 2 + XFacebook

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

„Suppe Lehm Antikes im Pelz tickte o Gott Lotte"

Malerei

Eieralm (realer Reim? lahme Leier?): allerlei! eile mal, Meier!

Michel Leiris ・Felix Philipp Ingold

– Ein Glossar –

lies Sir Leiris leis

Würfeln Sie später noch einmal!

Lyrikkalender reloaded

Luchterhand Loseblatt Lyrik

Planeten-News

Planet Lyrik an Erde

Tagesberichte zur Jetztzeit

Tagesberichte zur Jetztzeit

Freie Hand

Haupts Werk

Gegengabe

Endnoten

0:00
0:00