Selbst Hegel, Begriffspolizist und Systemverweser, gesteht der Sprache, zumal der poetischen, kreativen Eigensinn zu; in der »Ästhetik«, Band III, liest man … im Paragraphen über »Die Mittel der poetischen Sprache« … dies: »Hier kann die Poesie teils am altertümlichen und dadurch im gewöhnlichen Leben Ungebräuchlicheres festhalten, teils sich vornehmlich als vorwärts schreitende Sprachbildnerin erweisen und darin, wenn sie nur nicht gegen den Genius der Sprache handelt, von großer Kühnheit der Erfindung sein.«
Unterschieden wird also die Poesie als »Sprachbildnerin« vom »Genius der Sprache«, der nicht ihre Muse, vielmehr ihr Muß ist.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder

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