SPUREN
Die Hoffnung ist kein Steigbügel,
auch kein Lieferant von Gewissheiten,
Frühlingsgefühlen, von Bestellungen
jeder Art. Wer denkt uns, wenn wir
uns nicht denken, denken wir schon
am Morgen. Spaziergänge sollen mehr
Raum schaffen für Worte, die man
braucht. Immer öfter trifft man auf Spuren
von Bränden, Giftmüll, Sturmschäden,
Wildkatzen. Geht die Sonne unter,
holt Musik sie zurück. Am Stadtrand holt
der Alltag jeden ein, und es ist niemandem
über den Weg zu trauen, der seine
Eitelkeiten nicht befriedigt hat. Und wer es
zu Fuß nicht schafft, dem würden auch
Flügel nichts nützen.
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Franz Hodjak ist mit einem neuen Gedichtband zurück.
Der Grundton in diesen Gedichten ist abgeklärt heiter. Hodjak schreibt über das Älter- und Altwerden, Vergänglichkeit, Tod – eine lyrische Lebensbilanz. Immer wieder flackert die Hoffnung hindurch, vor allem im Zusammenhang mit Jahreszeiten, Natur, Landschaften der Kindheit und Lebenshälfte in Rumänien. Dem deutschsprachigen Leser ist dieser Dichter kein Fremder. 1988 erschien die von Wulf Kirsten besorgte Auswahl Sehnsucht nach Feigenschnaps, 1990 folgte die Siebenbürgische Sprechübung. Und insofern ist er doch ein ein anderes Sprechen, das Franz Hodjak in seinen Gedichten praktiziert: Landverlust und Heimatlosigkeit haben ihn zu einem Dichter werden lassen, der zuallererst in der Sprache zu Hause ist und uns Lesern im scheinbar Vertrauten des Alltäglichen einen Spiegel voller Überraschungen vorhält.
Leipziger Literaturverlag, Klappentext, 2022
Neue Gedichte des aufmerksamen Dichters Franz Hodjak
Er ist einer der besten, der genauesten und poetischsten Dichter, die Deutschland derzeit hat: der 1944 in Herrmannstadt (Rumänien) geborene Franz Hodjak, den das ostdeutsche Lesepublikum schon 1988 in einer ersten, von Wulf Kirsten besorgten Auswahl kennenlernte: Sehnsucht nach Feigenschnaps. Seinen neuesten Gedichtband legt jetzt der Leipziger Literaturverlag vor.
Und wieder zeigt der heute in Usingen im Taunus lebende Dichter, wie Poesie eigentlich in unseren Köpfen entsteht. Denn zum poetischen Erleben sind wir alle fähig. Das Werkzeug dazu haben wir alle erlernt. Es ist unsere Sprache, die die meisten so unbewusst und unaufmerksam benutzen, dass sie gar nicht merken, was für eine Magie in ihr steckt.
Ein Thema, auf das Franz Hodjak zum Beispiel im Gedicht „Tarantella“ zu sprechen kommt, einem Gedicht, in dem er den „Wegweisern, die in die Kindheit führen“, nachspürt:
Bald merkte ich, dass die Sprache
mir mehr gab, als ich jemals
jemandem geben könnte.
Die Sprache wird in seinen Gedichten immer wieder auch benannt, dieses ganze erstaunliche Wortmaterial, das wir in unseren Köpfen haben und mit dem wir denken. Was auch immer heißt: uns die Welt be-schreiben, wie wir sie sehen. Ohne dabei so ins Staunen und Stutzen zu kommen wie der aufmerksam durch seinen Alltag laufende Dichter, der sich dessen immer wieder und immer mehr bewusst wird, wie poetisch die Worte sind, die wir denken. Jedes einzelne vollgepackt mit Erinnerungen. Manches allein schon beim Aussprechen eine Tür – nicht nur in die Kindheit.
Denn Hodjak lebt in seinen Gedichten eigentlich vor, wie wir alle unser Leben täglich mit Magie ausfüllen. Oder besser: ausfüllen könnten, wenn wir denn aufmerksam wären und die Dinge nicht nur als gleichgültig, banal und eben alltäglich betrachten würden. Sondern mit der Neugier darauf, was uns tatsächlich begegnet. So wie in „Nichts für Träumer“:
Ich gehe auf
den Wochenmarkt, nur um etwas mehr
Durcheinander zu erleben, mehr Sprachen zu
hören, mehr Glück zu sehen.
Hodjak braucht die ganzen lyrischen Versatzstücke nicht, welche die deutschen Romantiker auf Vorrat produziert haben und die so viele Menschen tatsächlich für Lyrik halten. Obwohl es reines Kunstgewerbe ist. Das, was gute Gedichte tatsächlich erhaschen, das ist unsere immer doppelbödige, durch Erinnerungen, Gefühle, Reflexionen gebrochene Beziehung zur Wirklichkeit.
Der wir uns selten stellen, weil wir augenscheinlich ständig im Stress sind, abgelenkt von all den nutzlosen Dingen, die wir glauben, tun zu müssen. Und selbst wenn wir mal freie Zeit haben, packt uns eher die Angst davor, mit dieser Freiheit irgendetwas anfangen zu müssen. Wir haben es verlernt. Wir wissen nicht mehr, wie intensiv wir die Welt erleben, wenn wir uns einmal ohne Ablenkung und Ausrede auf sie einlassen.
Denn dann spricht es ganz von selbst in unserem Kopf. „Die Wirklichkeit / verändert die Sprache, nur die Dichter / ändern mit der Sprache / die Wirklichkeit. Was man / tut, und selbst was man nicht tut, dauert / von früh bis spät. Und das Leben / wird immer virtueller und findet fast / nur noch im Fernsehen statt“, schreibt Hodjak in „Kalenderblatt“.
Dabei erzählen alle seine in diesem Band versammelten Gedichte von dieser Wirklichkeit, wie er sie erlebt und reflektiert. Wie er ihr Platz einräumt in seinen Gedichten. Ob beim Aufstehen früh, wenn er sich über das Licht wundert, ob bei seinen Spaziergängen, ob bei den Reisen in die alte Heimat, die in ihm erst recht Erinnerungen aufrühren – aber auch diese dichterische Nüchternheit, mit der er das Vergängliche betrachtet. Eigentlich schon immer betrachtet hat.
Nur scheint sich das in seinem Alter verstärkt zu haben, da ja alle Fahrten getan sind, alle Reisen absolviert. Man hat seine Fehler und Erfahrungen gemacht, und nun? „Man reist, kommt an, reist / weiter, bis man sich fragt, und jetzt, wohin?“, schreibt Hodjak in „Reise“.
Dabei weiß er so gut wie kein anderer, dass es im Leben keine endgültigen Antworten gibt. Was gilt, ist nur das, was man wirklich gelebt hat. Denn so frei war jeder von uns.
Wichtiger
als die Freiheit, ist, was man aus ihr
macht. Das sind zwei Seiten, die nur
selten zusammenpassen.
Und wenn man sich selbst verirrt,
ist es schwer, wieder
aus der Löwengrube
herauszufinden.
(„Etwas Leichtigkeit“)
Manchmal sind es geradezu vertraute Redewendungen, mit denen Hodjak den Leser mitnimmt um die Ecke, auf den Weg in den Herbst, den Sonntagsspaziergang. Und auf einmal entpuppen sie sich als lebendiges Bild, als Schlüssel zu einem mit staunender Ernsthaftigkeit wahrgenommenen Tag. Ganz ohne Pointe. Und doch mit einer gerade deshalb erstaunlichen Einsicht, weil sie jeden treffen kann und unser Dasein auf den Punkt bringt:
Niemand weiß,
wo die Fahrt endet. Wo wäre da ein Trost?
Selbst dass es den anderen nicht anders
ergeht, hilft weder dir
noch den anderen.
(„Draisine 2“)
Ist das nun deprimierend? Oder nicht sogar tröstlich? Ein Band, das uns alle verbindet. Denn nicht alles, was wir verpassen, ist ein Verlust. Manchmal erweist sich das Versäumte „morgen / als schlechte Nachricht und übermorgen als / Katastrophe.“ („Das Nötigste“)
Freiheit ist eben oft auch das, was man unterlässt und sich erspart. Man muss keine Bäume (mehr) ausreißen, niemandem etwas beweisen, niemanden übertrumpfen oder übertönen. Der Dichter denkt gar schon an eine gründliche Haushaltsauflösung:
Langsam bereite ich mich vor, Massenentlassungen
vorzunehmen auch im Gebrauch der Sprache.
Was er eigentlich nicht nötig hat. Denn wie seine Kollegen aus der sächsischen Dichterschule hat er auf glitzernde, blendende Worte immer verzichtet und die Sprache des Alltags geliebt und gepflegt. Das wird er auch weiter tun, wohl wissend, dass dort ihr ganzer Glanz und all ihre Schönheit liegen.
Sprachen, die wir nicht
verstehen, zeigen auf etwas, dem
nichts Menschliches fremd ist. Der
Halbschlaf artikuliert Bedeutungen, die
zwischen den Zeilen liegen. Selbst
noch in den letzten Atemzügen
bewegen Wörter unsere Lippen.
(„Das Wesen der Wörter“)
Wir denken die Welt in Wörtern. Wir können gar nicht anders. Und so aufmerksam, wie Hodjak mit den Wörtern umgeht, lässt er seine Leser spüren, wie intensiv unser Welterleben ist, wenn wir es aussprechen. Und uns sagen im Kopf, auch wenn nicht immer klar ist, wer da in uns eigentlich mit wem gerade spricht.
Auch dazu gibt es ein Gedicht in diesem Band, den Hodjak eben nicht nur den verschollenen Sprachen gewidmet hat, sondern der lebendigen Sprache selbst, die ihm schon als Kind die Welt erschloss – und überleben half in der Zeit der aufdringlichen Geheimdienste. Und Heimat finden ließ, auch in der Fremde. Wissend:
Schwer
zu übersetzen
sind die Sätze, in denen
du lebst.
(„Kohlezeichnung“)
Ralf Julke, Leipziger Zeitung, 4.1.2023
Helle Nächte in den Karpaten
– 2022 war das Jahr des Franz Hodjak, eigentlich. Die inzwischen 78 Jahre alte rumäniendeutsche Dichterlegende, die in Hermannstadt aufwuchs und nach einem Philologiestudium im Klausenburger Dacia Verlag als Lektor arbeitete, legte über das Jahr verteilt sage und schreibe vier neue Gedichtbände vor. Allein, es nahm kaum jemand Notiz davon. Die weitgehend ausbleibende Rezeption hat unter anderem mit Hodjaks Publikationsgeschichte in Deutschland zu tun. –
Dessen hiesiges literarisches Debüt, der Gedichtband Sehnsucht nach Feigenschnaps, kam 1988 im Aufbau Verlag heraus, siebzehn Jahre nach dem Debüt in Rumänien. Derjenige, der dafür die Auswahl aus dem Fundus der schon von Anfang der Siebzigerjahre an publizierten Texte traf und sie mit einem richtungsweisenden „Nachsatz“ versah, war niemand Geringeres als der erst kürzlich gestorbene einflussreiche ostdeutsche Lektor und Dichter Wulf Kirsten. Kurz danach begann schon Hodjaks Karriere im Suhrkamp Verlag. Dort veröffentlichte er bis 2003 acht Gedichtbände und Romane. Den Startschuss der Serie gab wiederum eine Auswahl aus seinem lyrischen Werk, nämlich Siebenbürgische Sprechübung. Das war 1990, als Hodjak noch in Rumänien lebte. Er sollte erst zwei Jahre später nach Deutschland auswandern. Er war einer der letzten rumäniendeutschen Schriftsteller von internationalem Format, welche die kleine Sprachinsel verließen. Sein jüngerer rumäniendeutscher Dichterkollege Werner Söllner, auch er inzwischen gestorben, schrieb das Nachwort zu Siebenbürgische Sprechübung. Was die Erschließung des geschichtlich-kulturellen Kontextes angeht, in dem das Hodjak’sche Werk im Rumänien der späten Sechzigerjahre seinen Anfang nahm, steht sein Nachwort dem „Nachsatz“ Kirstens in nichts nach.
Mit dem Ende der Unseld-Ära des Suhrkamp Verlages, der Verleger Siegfried Unseld starb 2002, änderte sich die Verlagsprogrammatik und erfolgte auch die Zäsur in Hodjaks Rezeptionsgeschichte. Er verlor im ungünstigen Schriftstelleralter von knapp sechzig Jahren seinen dortigen Publikationsplatz und wurde ein Nomade zwischen kleineren Verlagen, der er bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Das Schicksal teilt er mit vielen, deren Werke anfänglich zu einem nicht geringen Teil wegen ihrer historischen Relevanz (Zensur im Kommunismus) in die Programme publikumswirksamer Verlage aufgenommen wurden. Je weiter die Ereignisse in die Ferne rücken, die das jeweilige Werk einst historisch relevant machten, desto schwieriger wird bei gleichbleibender Qualität (oder gar Steigerung) des Werks die Findung publikumswirksamer Verlage dafür. Das ist tragisch.
Hodjaks vier Gedichtbände des Jahres 2022 erschienen in vier verschiedenen, kleineren Verlagen: Gedenkminute für verschollene Sprachen im Leipziger Literaturverlag, Was nie wieder kommt in der Stadtlichter Presse (Besprechung in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 9 vom 31. Mai 2022, Seite 8), Hin und nicht zurück bei Vorwerk 8 und Alles wurde privatisiert, selbst die Funklöcher und die Schatten in Platons Höhle bei SchumacherGebler.
Man muss an Hodjaks Rezeptionsgeschichte denken, wenn man in Gedenkminute für verschollene Sprachen nun die nüchtern feststellenden Zeilen liest:
Ich habe meine Richtung gefunden.
Ich liege nicht im Trend.
Hodjak rückt in diesem Gedichtband, wie dessen Titel es schon sagt, sein Kapital als Dichter in den Vordergrund: die Sprache. Mit philosophischer Entschlossenheit und in seinem typischen unfeierlichen Ton gelangt er immer wieder zu Einsichten über sie und zu Wesensmerkmalen der eigenen Poesie. Die ist nicht zielorientiert und lässt sich von Zufällen und Überraschungen leiten, die durch das lyrische Ich begünstigt werden: Es hält sich in Bewegung, geht dem Unerwarteten entgegen, indem es in seiner ausgeprägten Neugier in die Welt aufbricht, reist, spaziert, sich in das babylonische Stimmengewirr eines Wochenmarkts begibt – oder in die Lektüre von Büchern, von denen es sich bisweilen herschreibt: In der Betrachtung eines „uralten Webstuhls“ schwingt die uralte Metapher des Webens mit, die für die Entstehung von Text mit dessen Gesetzmäßigkeiten steht und schon in der Odyssee auftaucht, wo Penelope in der Abwesenheit ihres Odysseus sich die Freier vom Leib hält, indem sie vorgibt, ein Totentuch für ihren Schwiegervater Laërtes weben zu müssen.
Der Aufbruch in die Welt ist darüber hinaus Voraussetzung von Hodjaks umweltkritischer Landschafts- beziehungsweise Geländedichtung. Einmal heißt es:
Der Horizont ist die Linie, wo ein
Gewerbegebiet endet und ein nächstes
in Sicht ist.
Ein andermal:
Wenn zehn gesunde Bäume
nebeneinander stehen,
kann man schon
von einem Märchenwald sprechen.
Im Gedicht „Märchen von der Invasion“ geht die Natur zum Angriff über und besetzt das Menschengemachte, eignet sich ihren Raum wieder an, bis das lyrische Ich „mitten in einem dichten Urwald“ steht.
Hodjaks Dichtung ist auch Rückschau, vor allem auf die Zeit in Rumänien, also Erinnerungsarbeit. Kindheitsszenen aus der Besatzungszeit werden eingestreut. Der Übergang aus dem einen Elend (Besatzung) in das andere (die Eroberung des Landes durch den eigenen Geheimdienst) wird markiert. Und das lyrische Ich vergegenwärtigt sich an „bequemen Schuhen“, dass wer einer Minderheit angehöre, schnell sein müsse. Hodjak, der zum Teil slowakischer Herkunft ist, gehörte in Rumänien zur Minderheit der Siebenbürger Sachsen – ein polyglotter Mensch, dessen Muttersprache Deutsch ist und der in der DDR lange vor Sehnsucht nach Feigenschnaps als Übersetzer aus dem Rumänischen und Ungarischen von sich reden machte.
Hodjak rückt das Schicksal des Individuums während der „Blütezeit/ roter Gespenster“ in den Mittelpunkt, als es in ständiger Angst lebte, als es „Licht“, aber nicht „Schatten“ sagen durfte, als ihm „die Zukunft greifbar nahe lag“ und doch „unerreichbar“ blieb, als seine Träume „durchleuchtet“ wurden. Doch er belässt es nicht bei der Performance von Erinnerungsarbeit, sondern fragt auch nach deren Folgen:
die Dinge,
an die man sich am meisten erinnert, verändern
auch die Erinnerung am meisten
Analog dazu heißt es:
Die Wirklichkeit
verändert die Sprache, nur die Dichter
verändern mit der Sprache die Wirklichkeit.
Die starken Zeilensprünge, von denen Hodjak in seiner Dichtung häufig Gebrauch macht, führen hier dazu, dass auch die Dichter in den Prozess der Veränderung miteinbegriffen werden. Als Beweger sind sie keine Unbewegten, sondern Sprachbewegte. Durch die starken Zeilensprünge liest man nämlich auch, dass die Sprache nur die Dichter verändert. Nicht etwa auch die Politiker oder andere Berufsgruppen, kann man daraus schließen.
Zum Selbstverständnis des Dichters gehört dessen Empfänglichkeit für „verschollene“ und „tote“ Sprachen, die es in die eigene poetische Sprache zu übersetzen gilt. Er ist ein Universalgelehrter: Botaniker, Dendrologe, Entomologe, Ornithologe… Er fragt sich:
lässt sich die komplizierte Sprache
der Rohrdommel ins Deutsche
übersetzen?
Und er trauert:
Man hat das Verständnis
verloren, auf ein Zeichen zu wartenaus dem Raum toter Sprachen. Man weiß, was
die Hupe meint. Kommuniziert mit dem
verbrannten Grün. Lauscht dem Blaskonzert
der Kraniche. Man ist sogar bereit, Gedichte
in der Sprache der Wasserfälle zu lesen,
der Raucherstäbchen, der Borkenkäfer.
An diesen Grundmomenten unterscheidet sich der Gedichtband Gedenkminute für verschollene Sprachen von den übrigen drei. Zusammen ergeben die Bücher ein alltags- und erfahrungsgesättigtes Spät- und Alterswerk mit Tendenz zu atmosphärischen Jahreszeit- und Liebesgedichten, von klassischer Musik inspiriert und von den großen metaphysischen Themen unserer Zeit umgetrieben, die aus den Erfahrungen im Kommunismus und der Demokratie, in Rumänien und in Deutschland perspektiviert werden: Was ist Freiheit, was Frieden? Wie arrangiert man sich mit der eigenen Endlichkeit und der Vergänglichkeit alles irdischen Seins? Wie verabschiedet man sich von anderen und von sich selber? Was ist Zeit, was Dauer, was Ewigkeit, was Unendlichkeit? Welche Schlüsse zieht man für sich aus verlorenen Illusionen und unrealisierten Träumen? Warum ist man weiterhin voller Sehnsucht, Hoffnung und Zuversicht? Warum bleibt die Zukunft trotz allem ein Faszinosum? Was ist Glück, und wie findet man einen Ausweg aus Sackgassen, wie Trost? Hodjak ist ein skeptischer Dialektiker, und die Antworten, die er seine lyrischen Ichs darauf geben lässt, sind dementsprechend nie resolut. Deren Haltung zu den großen Lebenskonzepten ist stets ambivalent. Sie wissen, es gibt eine Kehrseite von Liebe und Hoffnung, es gibt ein „kaputtgeliebt und kaputtgehofft“. Eines von ihnen ist sich sicher, „dass die Sprache / mir mehr gab, als ich jemals / jemandem geben könnte“.
(…)
Alexandru Bulucz, Siebenbürgische Zeitung, 18.1.2023
Alexandru Bulucz: Erleidenslyrik
„Der Raum hat mich geprägt“: Interview mit Franz Hodjak in Usingen
Eine Lesung von Franz Hodjak aus unveröffentlichten Texten und ein Gespräch mit den Autoren Werner Söllner und Peter Motzan am 27.5.1992 im LCB.
Enikő Dácz spricht mit Franz Hodjak über Die Erfahrung der Bewegung
Zum 60. Geburtstag des Autors:
Peter Motzan: „Ich wohne in einem Türrahmen“
Ostragehege, Heft 35, 2004
Zum 70. Geburtstag des Autors:
Tom Schulz: Sehnsucht nach Feigenschnaps
Neue Zürcher Zeitung, 26.9.2014
Georg Aescht: Mühlen antreiben, doch welche? Franz Hodjak (70) weiß Letzteres nicht und tut Ersteres erst recht
Siebenbürgische Zeitung, 19.10.2014
Zum 80. Geburtstag des Autors:
Alexandru Bulucz: Meister der Erleidenslyrik
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.9.2024
Fakten und Vermutungen zum Autor + KLG + IZA
Porträtgalerie: Brigitte Friedrich Autorenfotos + Dirk Skibas Autorenporträts + IMAGO + Keystone-SDA
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Nachrufe auf Franz Hodjak: FAZ ✝︎ FR ✝︎ Siebenbürgische Zeitung ✝︎ Hermannstädter Zeitung ✝︎ ADZ ✝︎
Franz Hodjaks Laudatio zum Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis 2013 in der St.-Pauls-Kirche Dinkelsbühl.








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