DAS BILD
Dem Andenken an Władyslaw Strzemiński
Wir gingen verlorenen Blicks weiter, der Wald
aaaaakränzte den Weg,
ein dunkles Eichengehölz voller Lorbeer war vor uns.
Wir verfielen der Nacht, erblickten den Glanz.
Es tagte heftig,
die Sonne stand sofort im Zenit.
Die Schatten waren, als kämen sie golden aus einem Brand,
du maltest auf Lichtschein.
Und – untergehend – zeichnetest du einen Horizont nach dem andern.
Übertragen von Karl Dedecius
Einen „Ausrufer der Straße“ nannte der Gebirgsbauernsohn Julian Przyboś 1930 den Poeten und forderte so von der Dichtung weniger Beschreibung denn Neues zu schaffen. Als meisterlicher Schüler des Krakauer Avantgardisten Tadeusz Peiper feierte er zunächst den präzisen Taumel städtischer Technik, ehe er seine Dichtung zu einer Praxis schöpferischer Wahrnehmung überhaupt verbreiterte. Przyboś, der von sich behauptete, solange Poesie in ihm lebe, nicht wahrhaft traurig sein zu können, war Urheber einer die polnische Dichtung aufscheuchenden Poetik und viel zu dynamisch, die eigene Dichtung nicht ständig „neue Rose auf mutierendem Stengel“ sein zu lassen.
Ankündigung in Steffen Mensching: Poesiealbum 146, Verlag Neues Leben, 1979
wenn man der Annahme folgt, daß er die Welt wie Projektionen der eigenen Persönlichkeit behandelt, so nämlich, als würde er, bestimmte Gegenstände betrachtend, diese erschaffen. Dadurch gibt er dem bisher passiven Erlebnis einen aktiven, arbeitsmäßigen Charakter. Wer rhetorische Unterscheidungen liebt, mag das eine „kreatorische Figur“ nennen.
Artur Sandauer, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1979
Ulrich M. Schmidt:Polnischer Konstruktivismus
Neue Zürcher Zeitung, 3.3.2001
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