HEINZ CZECHOWSKI
MIT ALKOHOL ALLEINE
Ist es noch nicht getan:
Mich blicken starr die Steine
Und ich die Steine an.
Hab ich gelernt zu leben?
Ich glaub, ich lern es nie.
Die Zeit, die mir gegeben,
Steht still. Ich hasse sie.
1990er Jahre
aus: Heinz Czechowski: Die Zeit steht still. Ausgewählte Gedichte. Grupello Verlag. Düsseldorf 2000
Seit vielen Jahren hat sich der in der „Sächsischen Dichterschule“ sozialisierte Lyriker Heinz Czechowski (geb. 1935) auf die sarkastische Position zurückgezogen, er verstehe sich als sein „eigener Pflegefall“. Depressionen und Einsamkeitsgefühle tun ein übriges, um eine Poetik des Fatalismus zu generieren. Das Leben wird als eine Existenz im Stillstand beschrieben.
Seit seiner missglückten Ankunft in der wiedervereinigten Republik hat Czechowski seine grüblerische Skepsis immer weiter verschärft. Der Gegenwart kann er immer nur seinen ruinösen Zustand entgegenhalten. „Bin ich der Mann mit dem geröteten Trinkergesicht“, fragt er in einem autobiografischen Text, „der Mann, der das Maß verloren hat auf der Suche nach seiner verlorenen Identität?“ In seinem finsteren lyrischen Zeitbild positioniert er sich als lernunfähiger Melancholiker, der keinen Blick mehr für eine lebbare Zukunft hat.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009
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