AUFWACHEN
Den bestellten telefonischen Weckruf
Mache ich am Morgen durch ein Telegramm zunichte
Und wache gleich danach auf
Dann weiß ich wirklich nicht
Was ich mit mir selber anfangen soll
Und ich beginne die Gedichte meiner Freunde zu
aaaaalesen
Obwohl mir das gar nicht
So plausibel ist
Daß ich so früh schon hellwach bin
Ich bin es einfach nicht gewohnt
Meine eigene Person
Solchen tierischen Anstrengungen auszusetzen
Man verschlingt das Licht
Und die frische Luft am Morgen
Als wäre man auf irgendeiner Wiese
Deshalb greife ich zum Telefon
Rufe das Amt genauer Auskunft an
Und frag in meiner Muttersprache
Wer hat mich so früh geweckt
Und warum sind die vielen Bücher in meinem Zimmer
Wo ich noch keins geschrieben habe
Und wie ist Ihr Name? fragt die Beamtin
Adam Puslojić
Aus dem Serbischen von Rajna Anders und Gerald Bisinger
wurde in der Kritik deutlich, daß vor allen Auswegen in schöne Theorien und der Frage nach dem Sinn der Lyrik nur dann neue Wege gefunden werden können, wenn ausreichendes Material vorliegt. Ohne bewußt angestrebte Einseitigkeit sollen die Ausdrucksformen jüngster Lyrik erkennbar werden, die trotz ihrer oft weit auseinanderliegenden Standorte Gemeinsames haben. Jeder Park hat einen Zaun.
Das Gedicht ist wie ein Bild: es ist farbig und bewegt. Jede Bewegung muß erlebt sein: ein Erlebnis, welches das Gedicht begreiflich machen muß. Es entsteht eine Einheit des Erlebens, die mit gewolltem Zierat nicht umgeben werden darf. Das bloße Aufzählen mehr oder weniger origineller zusätzlich ausgedachter Einfälle zeigt nur eine Verlegenheit des Dichters. Zeitkritisches und Alltag müssen ins sprachliche Bild gesetzt werden. Für das Gedicht genügt Anerlebtes (Anempfundenes) ebensowenig wie (politische) Überzeugung. Die Wirklichkeit dieses Bildes bestimmt den Wert des Gedichtes; das geschriebene Bild darf nicht zur Fotografie aus dem Familienalbum werden.
Das Haus für Poesie feiert das 40-jährige Bestehen von Park – Zeitschrift für neue Literatur.
Zu Ehren der Zeitschrift haben am 7.2.2017 vier PARK-Autoren der letzten Jahre im Haus für Poesie gelesen: Kenah Cusanit, Gerhard Falkner, Kerstin Preiwuß und Monika Rinck. Michael Speier und Michael Braun führten durch den Abend.
Michael Speier liest beim 11. Internationalem Poesiefestival von Medellín im Juni 2001.
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