DIE GEWICHTE
Die Muttermilch und das Vatererbe.
Mein Hunger nach Leben und das Wissen zu sterben.
Der Gang zum Weib, der Hang zum Wort.
Der Keim der Reinheit und wie er langsam verdorrt.
Das Strohfeuer und der glimmende Docht.
Aufruhr, der auf Gesetzte pocht.
Die heillose Fahne im bleiernen Rauch.
Galle, verschluckt im Schlemmerbauch.
Die Statuten des exemplarischen Falls.
Mein niemals vollgekriegter Hals.
Der säuernde Rahm, der flüchtige Ruhm.
Die Grube und die Gnade postum.
– Gespräch mit Richard Pietraß. –
Jürgen Engler:
Wer das Dichten will verstehen,
Muß ins Land der Dichtung gehen;
Wer den Dichter will verstehen,
Muß in Dichters Lande gehen.
Die poetische Gebrauchsanweisung stammt, natürlich, von Goethe; sie steht in den „Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des West-östlichen Divans“. Für unser Gespräch könnte der Spruch, von dem meist nur die letzten Zeilen zitiert werden, ein geeignetes Motto sein. Mich interessieren zum einen die jeweiligen Lebens- und Erlebenszusammenhänge, denen deine Gedichte ihr Entstehen verdanken, also die Biographie des Dichters. Mehr noch interessiert mich, wie man Bürger wird im „Land der Dichtung“, wenn man dort überhaupt Bürger werden kann und nicht nur Nomade ist, ganz abgesehen davon, daß dieses „Land“ wohl keine festen Grenzen hat und von ständig wechselnder Gestalt und Ausdehnung ist. 1990 erschien unter dem Titel Weltkind eine umfangreiche Auswahl deiner Gedichte im Reclam Verlag Leipzig. Sie begann mit der seinerzeit jüngsten Produktion und endete mit jenen frühen Gedichten, die du für eine Wiederveröffentlichung akzeptiert hast. Es könnte reizvoll sein, ein gleichfalls „rückläufiges“ Gespräch zu führen: vom flüchtig Gegenwärtigen hin zum dauernd Vergangenen.
Unlängst hat die Mariannenpresse, Berlin-Kreuzberg, den Band Grenzfriedhof herausgebracht. Er versammelt die Gedichte, die du zur – im weitesten Sinne Mauer-Thematik geschrieben hast. Das Eingeschlossensein der DDR-Bürger und die bescheidenen Möglichkeiten, ihm zu entkommen – das Thema hat dich schon früh und es hat dich anhaltend beschäftigt; die Texte, die teils in der DDR veröffentlicht werden konnten, teils unveröffentlicht bleiben mußten, sind ein eindringliches Zeugnis ihrer Psychohistorie. Viele Autoren haben, besonders nach der Biermann-Ausbürgerung, die DDR verlassen, du nicht. In deinem autobiographischen Text „Rolle rückwärts“ (1991) steht zu lesen. „Als Flüchtlingskind sehnte ich mich nach dem ,Dazugehören‘.“ Wozu oder zu wem wolltest du gehören? Daß du in der DDR geblieben bist, hatte das etwas mit diesem frühen Wunsch zu tun?
Richard Pietraß: Ja, gewiß. Im Grunde habe ich mich wiederholt für die DDR entschieden, ohne ihr Parteigänger oder Propagandist geworden zu sein. Denn es war nicht das selbstherrlich-willkürliche politische System (unter dem auch ich litt), dem meine Treue galt; sie galt meinen ostpreußischen Flüchtlings-Eltern, meinen der Sippenhaft ausgesetzten Geschwistern (ein 1961 in den Westen gegangener Bruder engte unser aller Entwicklungs- und Bewegungsradius schmerzlich ein), meinen Freunden und – später – meinen Kollegen und Lesern. Mir genügte nicht die kleine Lösung: die Überwindung nur meines Problems. Das schien mir zu egoistisch. So blieb ich lieber die Laus im Staatspelz und versuchte, mein Scherflein zur Besserung der Umstände beizutragen, indem ich die Tabus durchlöchern half und die Mächtigen, genauer gesagt ihre Stellvertreter, mitunter bis aufs Blut reizte. Das gelang mir als Autor, als Lektor, Redakteur und Herausgeber, ja selbst als Nachdichter, als ich z.B. Gedichte von Boris Sluzki, Nikolai Sabolozki und Marina Zwetajewa schärfte, indem ich ihre Aktualität aufblitzen ließ. Die dafür empfangenen Quittungen reichten von zensierender Herausnahme von Texten bis zum Verlagshinauswurf 1979. In diesem Reich der Reibung spürte ich mich und empfand ich mich am richtigen Platz. Ein Weggang dagegen hätte mich zum Zuschauer degradiert. Ein Gefängnis schafft man nicht dadurch ab, daß möglichst viele aus ihm fliehen, auch wenn man dadurch vielleicht erst auf es aufmerksam wird.
Treu war ich aber auch, es sei nicht verschwiegen, dem Mühlstein um den Hals und dem Klotz am Bein: meiner wuchernden papierenen Habe, die mich festhält wie ein Anker.
Engler: Zwei Gedichtbändchen hast du im Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn, veröffentlicht: Letzte Gestalt (1994) – Gedichte, die nach dem Tod deiner Frau entstanden sind – und Randlage (1996). Im Titelgedicht der letztgenannten Edition wird die durch den Wechsel der Eigentumsverhältnisse verursachte Verödung ganzer Landstriche in den Blick gefaßt, wobei die Bauern, die die Pflüge „einmotten“, ja nur ein Beispiel sind für an den Rand gedrängte Existenzen. „Wie meine Tage vergehen“ ist bei aller Launigkeit ein barockes Vergänglichkeitsgedicht, dem das Gegengedicht „Die Wohltaten“ mit gleichfalls enzyklopädischer Vergewisserungslust antwortet. „Der Gartenweg“ beschwört die Erinnerung an den Vater und verschränkt Gehen und Gegangensein in leibhafter Erfahrung. Das sind alles Gedichte des Innehaltens, der – oft schmerzlichen – Besinnung, um die Texte auf einen Nenner zu bringen. Freilich tue ich das gar nicht so gern, denn sie sind sehr unterschiedlich und aus recht unterschiedlichen Anlässen heraus entstanden. Probehalber biete ich den Terminus „Gelegenheitsgedichte“ an. Deine Lyrik bedarf des erlebnishaften, sinnlichen Anstoßes, der Gelegenheiten fern des Schreibtisches? Wie entstehen Gedichte, wie machst du Verse?
Pietraß: Goethe sprach davon, daß alle seine Gedichte Gelegenheitsgedichte seien. Dem schlösse ich mich gern an. Schalk flüstert mir ein, zusätzlich den Begriff des Verlegenheitsgedichts ins Spiel zu bringen. Mit ihm möchte ich jene Gedichte bezeichnen, die andere per höflicher Einladung oder schnöder Erwartung mir Zauberlehrling abverlangten und mich damit erstmal in eine peinvolle Situation brachten, nämlich dadurch, daß sie etwas von mir wollten, was ich nicht habe und vielleicht auch nicht Hokuspokus! in die Welt zu setzen vermag. Mehr als ein Dutzend solcher Gedichte könnte ich dir nennen, die mir ein brechtscher Zöllner abverlangt hat: die Reisegedichte „Nachtfahrt“ und „Kemberg“, die Hommagen „Arpe diem“ und „Arpade“, Gedichte für Festschriften für Volker Braun, Elke Erb und Ludwig Harig… Die meisten von ihnen möchte ich nicht missen. Drum seien die lästigen Zöllner bedankt.
Die Mehrzahl meiner Gedichte entspringt aber immer noch überraschenden Hirnhöhlenschwangerschaften. Zu denen kommt es manchmal nach berauschend schönen Abenden mit aufgekratztem Erwachen, das in eine euphorische Müdigkeit mündet, einen Zustand mit geschwächtem Selbstzensor, in dem ich mir fast alles zutraue, selbst ein Gedicht. Zum Glück dauert dieser Zustand guter Hoffnung nicht neun Monate, sondern nur ein paar Stunden. Trotzdem, auch hier gibt es nicht-lebensfähige Frühgeburten, denen keinerlei Medizintechnik mehr helfen kann. Im Gegensatz zum Fötus wächst mein Gedicht nicht immer aus einer Eizelle. Manchmal nimmt es seinen Ausgang vom Kopf, manchmal vom Fuß, manchmal sogar von einer Rippe, einem Phantombild, mitunter vom rhythmisch pochenden Herzmuskel. Das ist aufregend und grenzt an Alchemie. Verboten ist nur eines: das Klonen. Denn darin folge ich dem Polen Julian Przyboś, daß jedes Gedicht eine Entdeckung zu sein habe. Ein strenger Maßstab, der Läppisches und Epigonales ungeschrieben, zumindest ungedruckt lassen sollte. Doch wer kennt nicht den blinden Fleck, in dem unsre Schwäche nur allzu gern Zuflucht sucht?
Seine Lebensfähigkeit erweist ein Gedicht erst nach einigen Tagen, wenn der Nabel verheilt ist und die Lungen sich gefüllt haben. Im Gegensatz zu einem Säugling ist es selten von Natur aus schön und muß meist noch unters Messer. Damit darf ich nicht zu lange warten. Ich darf es mir nicht schöngucken, muß lernen, es mit fremden Augen zu sehen.
Engler: Der Titel „Randlage“ erinnert mich übrigens an ein anderes Gedicht von dir, in dem es heißt:
Wir bauen kein Nest, keine Zelle des Staats.
Am Rande, am Rand ist immer Platz.
Am Rande lebend, sind wir hinten und vorn.
Die Spanne dazwischen heißt tragende Norm.
(„Frei“, 1977).
Die Absage an die gesellschaftliche Eingemeindung des Ichs war damals höchst provokativ. Artikulierte sich in ihr auch deine Auffassung von der Position des Poeten in der Gesellschaft? Und weiter gefragt: Wie siehst du das heute? Ist die Lyrik nicht immer mehr an den Rand geraten, vielleicht nicht ohne eigenes Verschulden, mit ihrer oft strikten Abkehr von der Alltagssprache? Noch dazu driftet heute alles auseinander, es gibt unter Lesern belletristischer Literatur immer weniger einen gemeinsamen Lektüre-Fundus. Welche Erfahrungen hast du mit der Beziehung von Lesern und Lyrik gemacht? Ich frage hier auch den engagierten und geübten Moderator, der in den letzten Jahren kontinuierlich wichtige deutschsprachige Dichter der Gegenwart vorgestellt hat und seinem Publikum die Verflechtung von Biographie und Werk, die Eigenart poetischer Lebensläufe in der Spanne von Zufall und Lebensplanung nahezubringen und zu erhellen suchte.
Pietraß: Deine Fragen sind kunstvoll verschlungene Schlangen und machen es mir schwer, dazwischenzugehen. Zur Randlage: Sah ich den Ort der Literatur und damit auch der Poesie in der DDR-Gesellschaft, zugespitzt, am Rand der Mitte, finde ich ihn jetzt in der Mitte des Randes. Das ist, wenn auch schon schlechter behaust, noch immer ein guter Ort. Und mein Ort sowieso. Als jugendlicher Fußballer war ich bevorzugt Verteidiger, also einer, der das gesamte Spiel überblickt; und wenn schon mal Stürmer, dann ein Außen, ein Flügelflitzer, der eine Flanke frei hat.
Der Markt atomisiert die Leser und die Auflagen, macht, sieht man von den Trivialdichtern ab, die Begegnung von Autor und Leser selten wie eine Sonnenfinsternis. Die Biographie des Autors empfinde ich, trotz puristischen Feldgeschreis, selbst wenn sie dazu nicht immer taugt, als Brücke zum Werk. Auch gibt es den Dietrich des Schlüsselerlebnisses.
Die Sprache der Lyrik kann nicht bei jedem Autor die Umgangssprache sein. Immer ist auch der Trupp der Sprachzertrümmerer und Sprachgeneratoren am Werk: Recycling und Crashtests gehören in die Sprachfabriken genauso wie die Patentabteilung. Man könnte Autoren auch danach klassifizieren, wieviele neue Zeichen sie in die Sprache eingebracht haben. Mir jedenfalls ist das wichtig, bei mir und bei anderen. Spielend zog Hans Arp Hut um Hut um Hut hervor, führt Oskar Pastior seine Gimpelstifte. Ob ein breites Publikum das sofort genießt, ist sekundär. Angesichts der Sprechblasen öffentlicher Sprache ist ein Vorrat an unverbrauchter Sprache, ein Sprechvorrat, eine wichtige Ressource. Ich vergleiche ihn dem sandgefilterten Grundwasser, dessen Tiefbrunnen die Dichtung ist.
Engler: 1989 erschien der Auswahlband Was mir zum Glück fehlt (Frankfurter Verlagsanstalt) und 1990 der schon erwähnte Reclamband Weltkind. Sie gaben einen Überblick über das bisher Geleistete, enthielten auch einige wenige, wiewohl gewichtige Gedichte, die in der Vorwende-DDR nicht erscheinen konnten. Diese Bilanzbände geben in besonderem Maße die Sicht frei auf die Originalität deines Schreibens, die unmittelbar spürbar, aber begrifflich keineswegs leicht zu fassen ist. Wohl ist das lyrische Ich der Gedichte in die wesentlichen gesellschaftlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen involviert, aber es ist beileibe kein Parteigänger gesellschaftlicher Gruppen, kein Prediger weltanschaulicher Lehren und Thesen. Es testet vielmehr wie Lackmuspapier seine Empfindungen und Empfindlichkeit angesichts verwickelt-verwirrten Welttreibens; die Botschaften, die es zu übermitteln sich ja durchaus nicht scheut, sind ad personam formuliert, Botschaften eines Vivisekteurs. Oder anders: Im Auf und Ab von Selbstvergewisserung und Selbstzweifel sind die Gedichte zuerst Botschaften des Autors an sich selbst, mit dem lyrischen Ich wird gleichsam ein Alter ego, ein anderes und auch ein besseres Ich entworfen, dessen geschärfte Wahrnehmung der Welt durchaus moralische Implikationen hat. Und natürlich werden auch die Leser, lassen sie sich intensiv auf die Texte ein, mit diesen Ansprüchen konfrontiert. Diesen sozusagen moralischen Aspekt deines Schreibens wollte ich der Deutlichkeit halber doch einmal hervorheben. Zugleich aber wird die Botschaft, um bei dem Begriff zu bleiben, in sprachlicher Äquilibristik dargeboten; die Überfülle überraschender Wortspiele verhilft vielen Texten zu einer aufregenden Balance von Sinn-, Über- und „Unsinn“. Häufig auftretende Zweizeiler verweisen auf eine Vorliebe für eindringliches und mithin auch verbindliches Sprechen, für pointiert Spruchhaftes, aber diese Sprüche sind zugleich Zaubersprüche, die auf die beschwörende und bannende Kraft der Sprache bauen. Du zehrst von den Ursprüngen der Poesie, man könnte bis zu den „Merseburger Zaubersprüchen“ zurückgehen, um deine Art des Dichtens zu charakterisieren. Ich breche hier ab und frage einfach, ob oder inwieweit du dich in solchen Umschreibungen wiederfinden könntest.
Pietraß: Jetzt hast du mir einen so schönen Spiegel vorgehalten, daß ich ihn gar nicht mit meinem Atem trüben möchte. Ernstlich: Meine Sehnsucht danach, erkannt zu werden, ist beträchtlich. Tritt der seltene Fall ein, beginnt die Vertreibung aus der erreichten Position als eines liebgewordenen Ortes. Man hat, verführt durch den Kritiker, vom Baum der Erkenntnis gegessen. Sich danach nicht zu ändern, d.h. sich nicht weiterzuentwickeln, hieße in Manierismus verdümpeln. Darin liegt für mich das Zwiespältige aller Kritik.
Engler: Der Gedichtband Spielball (1987) war radikal in seiner Warnung vor einem die Vielfalt der Lebenswelt einebnenden Fortschritt. („Vom Vergehen der Arten“ hieß der eindringliche Essay, den du in der Anthologie Windvogelviereck im gleichen Jahr veröffentlicht hast und der von seiner Aktualität nichts verloren hat.) Das Eingangsgedicht „Schattenalge“ schließt: Unbeirrbar sich vermehrend, wächst sie
Vom Ende der Welt auf uns zu.
(Die Verse erinnern ein wenig an T.S. Eliot: „This is the way the world ends / not with a bang but a whimper.“) So hat es seine Zeit gedauert, bis dieser Gedichtband in der DDR erscheinen konnte. In dem Aufsatz „Lyrisch Roulette. Zensur als Erfahrung“ hast du das Hin und Her um dieses Buch geschildert. Er ist zugleich eine genaue und selbstkritische Bilanz, die Glanz und Elend des Schreibens unter „realsozialistischen“ Bedingungen zur Sprache bringt. In den heftigen Debatten nach der „Wende“ war umstritten, ob die Zensur den literarischen Stil verfeinert hat. Mir scheint, daß deine aus eigenen Erfahrungen gespeiste Antwort dem vertrackten Phänomen gerecht wird:
Das Versteckspiel mit der Zensur und der Macht weckte und verfeinerte sprachliche Kräfte, domestizierte und deformierte aber zugleich, so daß wir das Ende der DDR als dreiste Krüppel erlebten. In der unlösbaren Verquickung von Skandal und Ruhm waren wir Opfer der Zensur und ihre stillen Nutznießer.
Spielball fand bei seinem schließlichen Erscheinen eine vergleichsweise große Resonanz; in der Zeitschrift Weimarer Beiträge wurde ausgiebig darüber diskutiert. Wie hast du dieses Echo auf das Buch damals empfunden?
Pietraß: Das war schon schön, dieses Tauwetter nach den Monaten der Eiszeit, diese kritische Springflut. „Für und wider“ nannte sich die Rubrik, und zwangsläufig mußte wenigstens einer den bösen Buben spielen, eine Rolle freilich, die Rudolf Dau nur allzugern übernommen hat. Aber so viel Fürsprache, so viel bedenklicher Ernst, es war wie ein Märchen. Nach der Erfahrung der Peitsche schmeckte dieses Zuckerbrot besonders süß. Und süß war es, von einem ritterlichen Freund wie Bernd Leistner herausgehauen zu werden aus dem Scharmützel. Brauchte ich mich schon über die Beachtung meiner vorangehenden Gedichtbände nicht zu beklagen, übertraf dies Echo alle Erwartungen. Dabei geht es mir weniger um das durchgängige Verstandenwerden als darum, grundsätzlich ernstgenommen und durch das Spektrum deutenden Verstehens ausgeschöpft, ja manchmal sogar erweiternd beschenkt zu werden. Denn der Text ist bekanntlich mitunter klüger als sein Verfasser. Nur Bösartigkeit oder forcierte Unterstellung sträuben mir das Nackenhaar.
Engler: Spielball zeichnet sich durch das glückliche Miteinander von Botschaft und Artistik aus. Der spielerische Umgang mit ernsten Themen fasziniert, wobei das Spiel ja der Regeln bedarf, mithin Freiheit und Gebundenheit koppelt. Hier bietet es sich an, eine spezielle poetologische Frage zu stellen, die vielleicht aber sehr schnell wieder zu der umfassenderen und grundsätzlichen Frage nach dem Verhältnis von Realität und ihrer ästhetischen Verwandlung zurückführt. Gemeint ist der Gebrauch des Reims; wenige Autoren in gegenwärtiger Lyrik, scheint mir, frönen so wie du der Reimlust.
Mit dem Beginn des Jahrhunderts geriet der Reim, genauer: der Endreim, in die Diskussion. Arno Holz meinte, daß der erste, der Herz auf Schmerz reimte, ein Genie gewesen sei, aber der weitere Gebrauch dieses Reims mit hoher Wahrscheinlichkeit gleiche Abläufe und Gedanken nach sich zöge. Robert Gernhardt hält freilich mit Recht dagegen: Nicht der erste ist das Genie, sondern derjenige, der heute einen viel verwendeten Reim auf originelle Weise gebraucht. Wie auch immer, der Endreim ist im Deutschen ein ziemlich aufdringlicher Geselle. Nun hast du ein Verfahren aufgegriffen und perfektioniert, das die Ausstrahlungskraft des Reimes nutzt, aber zugleich seinem Auftrumpfen Paroli bietet: die Technik des durch den Text wandernden und gleitenden Reims. Im Gedicht „Trümmerberg“ (1973) habe ich diese Methode das erste Mal bei dir angewendet gefunden; die Form gleichsam einer geregelten Regellosigkeit hat eine Affinität zum Gegenstand: dem Trümmerberg. Wie bist du zu diesem Verfahren gekommen?
Pietraß: Du hast es schon gesagt: Der Trümmerberg verlangte geradezu nach der Form eines Haufens. Andererseits sollte er nicht zu amorph und wollte er radkletternd bezwungen sein. Da ist ein Reimwort wie ein besonders kräftiger Tritt in die Pedale. Hier handelt es sich aber insgesamt noch um übereinandergestürzte Endreimquader. Das erste eigentliche Gedicht nach der von dir ausgemachten Methode des unregelmäßigen, über Strophenstock und -stein synkopisch springenden Wanderreims ist „Der Ringende“ von 1979. Für ihn gilt: Ich ging im Reimwald so für mich hin und nichts zu leimen, das war mein Sinn. Da sah ich im Schatten ein Bäumelein stehn…
Du glaubst gar nicht, was für ein Traumwandler ich bin. Ein Instinktwesen, das seine Entdeckungen zu seiner eigenen Überraschung macht und ungläubig vor ihnen steht und zögert, ihnen den gesetzlich schützenden Patenthut aufzusetzen. Denn den Reimern gibts der Herr eigentlich im Schlaf.
Voraussetzung für dieses spielerische Sprachverhältnis ist natürlich wohl ein hochgestimmtes Hin- und Widerhören, ein Herumlaufen mit blanken Klangnerven, eine elementare, kindliche Lust auf die milchsatte Reimbrust. Auf Strukturen und ihre Ummodelung, auf die unablässige Auferstehung aus dem Chaos, dem so vieles abzugewinnen ist.
Engler: Das Kompositum des Titels Freiheitsmuseum (1982) hat für den ersten Moment etwas Paradoxes und Befremdendes, ist aber wohl primär positiv zu verstehen. In einer „Lesezeichen“ genannten Nachbemerkung schreibst du:
Die Kunst als ein Reich der Freiheit ist zugleich auch Museum, angefüllt mit unbegrabbaren Hoffnungen wie mit dem Bodensatz der Geschichte. Für unsicheren Lohn beschäftigt es mich als einen seiner Wahrsager und Nachlaßverweser.
Das Bewahren und Bewahrenwollen der Hoffnungen, der Erfahrungen, der Erinnerungen, der gesteigerten schmerzlichen und glücklichen Momente des Lebens hat als Intention deines Schreibens, als bestimmendes Moment für die Struktur deiner Gedichte seit diesem Band an Gewicht gewonnen. Sehe ich das richtig? Literatur, so lese ich weiter in der Notiz zum Band, steht im Dienst der „Selbstbefreiung: des einzelnen und der vielen“. Zugleich aber wird die Hoffnung gedämpft, der Fortschritt problematisiert und mit einer unaufhebbaren Ambivalenz versehen – er zeige nämlich ein Doppelgesicht: „das des Befreiers und greisen Sklavenhalters“. Das hieße, daß Kunst mehr als Vorschein Gegenbild ist, mehr Trotz als Hoffnung, mehr Selbstbehauptung als Zukunftsversprechen?
Pietraß: Hier hilft uns ein Montale-Zitat, das ich eigentlich meinem Notausgang voranstellen wollte, dann aber wegließ, um den Band nicht vorn und hinten zu eskortieren. Es lautet:
Wenn ich weine, dann ist es nur ein Gegengesang, um das große Schlaraffenland von morgen zu bereichern.
Da haben wir die Versöhnung von Gegenbild und Vorschein, die mir beide gleich wichtig sind. Es geht nicht ohne den störrischen, selbstbehauptenden Trotz, und es geht nicht ohne das Innenbild, die Vision vom anderen, besseren Ufer.
Bewahren? Natürlich. Als Flüchtlingskind eines wegwerferischen Vaters und einer kramhüterischen Mutter war ich in ein Polfeld gestellt, das nach Entscheidung verlangte. Ich wählte das Festhalten, am Inhalt der Hosentasche und am schönen Augenblick. In der Befestigung des Flüchtigen sehe ich eine der vornehmsten Aufgaben aller Kunst. Freilich ist das ein Sack und Pack, das mir die Knie zittern macht.
Engler: Notausgang, dein erster größerer Gedichtband, erschien 1980. Der Titel hat wiederum programmatische Bedeutung: das Gedicht ist eher der Eingang für Leid und Unglück als für Glück; es ist, im Sinn der Selbstbefreiung (auch des Sich-etwas-von-der-Seele-Redens), der Notausgang für den Schreibenden (und Lesenden). Gegenüber diesem Band, so mein Eindruck, sind die späteren sinnlich opulenter; in Notausgang ist ein gewisser Lakonismus vorherrschend. Der Einfluß spanischer Lyrik (von Alberti und Lorca beispielsweise) ist spürbar. Um es allgemeiner zu fassen: Dein Schreiben zeichnet sich aus durch Offenheit gegenüber vielen Anregungen, durch Experimentierlust (wobei die Beziehung zur Welt sinnlicher Vorstellungen nie gekappt wird) und Formenvielfalt. Wer waren – zumal als du mit dem Gedichteschreiben angefangen hast – in der Dichtkunst Leitfiguren für dich, zu verschiedenen Zeiten verschiedene Leute? Oder sagen wir Anreger, denn es hat wahrscheinlich nur für den Anfang Sinn, von Leitfiguren zu sprechen.
Pietraß: Ich wünschte, du hättest „Leidfiguren“ gesagt. Denn meine Helden waren nur zu oft Leidende: der strahlende Lorca, den Kugeln des Hasses auslöschten; der sich in Paris unter die Erde hungernde Vallejo; Alberti, der auf dem Kinderkrankenbett zum Künstler reifte; der von Jugend an kränkelnde Vicente Aleixandre, der einer der großartigsten Liebesdichter und Ruhmmund kreatürlicher Schönheit wurde. Natürlich bewunderte ich jeden von ihnen wegen seines dichterischen Ingeniums, aber der Trauerflor ließ ihr inneres Licht nur um so heller leuchten. Den Spaniern und Franzosen (besonders Char und Eluard) folgten die Italiener und die Russen, Montale und Ungaretti, die Zwetajewa, Jessenin und Mandelstam, auch die deutschen Expressionisten, vor allem Stadler, Heym und Benn. Weitere Namen aufzuzählen macht keinen Sinn, es wären ihrer zu viele. Aber fast durchgängig ist es die Generation der im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts Geborenen: die der Expressionisten, Surrealisten, Dadaisten, Konstruktivisten, Poetisten – die der Klassiker der Moderne.
Da ich weder Germanistik noch ausländische Literatur hochschulsystematisch studiert habe, wurzelte mein Interesse von Beginn an nur wenig unter der Oberfläche der Gegenwart und gelangte erst spät zu den Anfängen. Das gibt meiner Belesenheit etwas Voluntaristisches. Dafür brauchte ich nie unter einem zu großen, womöglich Überdruß erzeugenden, Pflichtpensum zu stöhnen und konnte mir meinen naiven Überschwang bis heute bewahren.
Engler: Hier bietet es sich an, nach deiner Arbeit als Übersetzer zu fragen. Deine Publikationsliste verzeichnet eine große Anzahl von Nachdichtungen. Ist das Übersetzen in erster Linie Brotarbeit für dich? Welche Literaturen und Autoren bevorzugst du? Oder sind dir alle gleichermaßen lieb respektive werden es im Laufe des Eindringens in die anderen Bild-, Gedanken- und Gefühlswelten? Wie frei, wie unfrei fühlst du dich als Übersetzer? Wie stark ist der Wunsch, sich als Dichter gegenüber fremden Texten zu behaupten?
Pietraß: Ja, das Übersetzen von Gedichten gab mir in den achtziger Jahren Brot und was drauf. Dabei konnte ich zunehmend wählen, so daß ich es mir zum Prinzip machte, nur solche Gedichte zu übersetzen, die mir so gefielen, daß ich sie gern selbst geschrieben hätte. Wie ein Schauspieler manchmal auf Zeit Hamlet wird, schlüpfe ich versuchsweise in eine andere Identität. Das ist eine intensive Erfahrung, quälend genußvoll.
Meine mitspürende Spannweite ist groß, kapituliert aber vor fremden Kulturen wie denen Asiens und Afrikas. Europäisches, ja auch europäisiert Amerikanisches bleibt mir einfühlbar, sogar wenn ich die Sprache nicht spreche. Am wohlsten fühle ich mich natürlich bei englischsprachigen oder russischen Dichtern, weil ich da das Original genießen kann und Rohübersetzungen nur zu Kontrollzwecken zu Rate ziehe, wenn man sie mir anbietet. Vorausgesetzt, ich bin bereit, mich in den Dienst des Originals zu stellen, fühle ich mich nicht unfrei. Verschlimmbesserungen habe ich mir abgewöhnt, wie ich auch nicht den Zwang spüre, mich gegenüber der Urschrift behaupten zu müssen.
Übersetzen ist die hohe Schule des Verstehens. Die Übersetzung von Poesie ist atembehauchte Rekonstruktion, für die ich zerbröselte Scherben in meiner Sprache manchmal erst wiederherstellen muß, damit dem Neuganzen nichts fehlt. Das ist geduldige, manchmal göttliche Arbeit. Die im westlichen und nun vereinigten Deutschland empörend schlecht entlohnt wird, weswegen man im Unterschied zur DDR-Praxis heutzutage nur höchst selten bedeutende Autoren unter den Übersetzern findet. Ein schmerzlicher Verlust.
Engler: Dein Debüt war 1974 das Poesiealbum 82. Wie kam es zu der Veröffentlichung in dieser beliebten, monatlich im Verlag Neues Leben erscheinenden und an jedem Kiosk – das Heft kostete 90 Pfennig – erhältlichen Lyrikreihe? Du wurdest dann selbst von 1977 bis 1979 Herausgeber dieser Hefte, Nachfolger von Bernd Jentzsch, der nach seinem Offenen Brief an Erich Honecker, in dem er die Kulturpolitik scharf kritisierte, nicht in die DDR zurückkehren konnte. Welche editorischen Erfahrungen hast du in dieser Zeit gesammelt, und wie endete deine Verlagspraxis?
Pietraß: Bernd Jentzsch, den ich Anfang der siebziger Jahre noch nicht persönlich kannte, schrieb mir überraschend einen Brief, in welchem er diesen Vorschlag machte. Das Ganze ging ziemlich glatt über die Bühne, lediglich wegen des Gedichts „Am Abend verwandeln“ wurde ich zu Cheflektor Lewerenz zitiert, der mir wegen der darin vorkommenden Mauersegler auf den Weisheitszahn fühlte. Als sächsisches Kleinstadtei hatte ich wirklich nicht gewußt, daß Berlins Volksmund die amerikanischen Care-Pakete so nannte. So durften die Mauersegler weitersegeln.
Schwerer gestaltete sich die Jentzsch-Nachfolge. Zwar schien es weit und breit keinen zu geben, der die Poesiealbumreihe aus dem Stand bruchlos weiterführen konnte; vor allem weil die Verlagsleitung in der politisch heiklen Zeit nach der Biermann-Ausbürgerung auf Nummer Sicher gehen und mit nichts anecken wollte. Diesen Schwenk ins ideologisch Affirmative und literarisch Hausbackene versuchte ich jedoch mit allen Mitteln zu verhindern, hätte er mir doch die moralische Legitimation der unbeschadeten Fortführung entzogen. Da mir keinerlei Macht zu Gebote stand, blieb mir nur die Kraft des Schwachen: Überzeugungsarbeit, listige Verharmlosung des nicht Genehmen. Ginsberg und Greßmann, Celan und Montale brachte ich durch, Eliot und die Bachmann blieben genauso auf der Strecke wie Lars Gustafsson, Sarah Kirsch und B.K. Tragelehn. Andere: Adolf Endler, Elke Erb, Heinz Czechowski, Bert Papenfuß und Stefan Döring, kriegte ich gar nicht erst aufs Tapet. Zumindest nicht in der Kürze meiner umkämpften Zeit. Die endete mit Schrecken, in einer von oben angeordneten Nacht-und-Nebel-Aktion. Ich wurde aus heiterem Himmel zu Verlagsleiter Chowanetz zitiert, der mir meine Verfehlungen vom Blatt ablas:
Nichts gegen Ihre Begeisterung für die Poesie. Die haben wir wohl bemerkt und wissen wir zu schätzen. Aber in einer Zeit des sich zuspitzenden Klassenkampfes bieten Sie nicht die ausreichende Gewähr zur kommunistischen Erziehung der jungen Generation.
Tödliche Sätze, gegen die es, das spürte ich, kein Rechtsmittel gab. Da ich kein Michael Kohlhaas werden wollte, räumte ich das Feld; unter der Bedingung, den 79er Jahrgang, es war erst Februar, ohne Abstriche von zu Hause aus zu Ende führen zu können.
Engler: In den Gedichten dieses Poesiealbums findet sich noch manch Konventionelles, was aber aufmerken läßt, sind Bildhaftigkeit und Lakonismus der poetischen Sprache. In dem Gedicht „Das Wort“ heißt es:
Tastende Hand
am Leib der Dinge
das bleibt das Wort
Das war eine, wie mir scheint, programmatische Aussage auch für dein weiteres Schreiben: Dessen Zentrum ist nicht das Ich, sondern seine Welt und Umwelt, die Realität der „Dinge“. Man könnte, um keine künstlichen Trennungen vorzunehmen, freilich auch sagen: Zentrum ist das auf die Welt neugierige Ich. Dabei wird nicht der unbedenkliche Zugriff gefeiert, sondern das Wort ist und bleibt „tastende Hand“. Insofern steht dein Schreiben von vornherein immer auch unter dem Gesetz der sprachlichen, der artistischen Selbstreflexion. Deine lyrische Bilanz der Reclam-Auswahl endet mit diesem Gedicht. Mit anderen Worten: Mit ihm setzt du den für dich gültigen Anfang als Dichter?
Pietraß: Du sagst es. 1972 war das Jahr, von dem an meine bis 1968 zurückreichenden Gedichtversuche allmählich zu gelingen begannen. Von ihnen ist „Das Wort“ das erste Programm- oder Ars-poetica-Gedicht und folglich exponiert. Ihm folgten spätere wie „Einführung in die Metaphorik“ (1974), „Barometer“ (1976) und „Gesang“ (1983). Solche Standortbestimmungen waren mir wichtig. Ich suchte und fand sie auch bei anderen Autoren. Einige von ihnen zählen zu meinen Lieblingsgedichten.
Engler: Deine ersten Gedichte hast du 1969 (in der kulturpolitischen Wochenzeitung Sonntag) veröffentlicht, die du aber nicht ins Werkverzeichnis aufgenommen hast. In der ndl stehen erstmals 1972 Gedichte von dir. Paul Wiens, ein Dichter mit viel Sinn für die Spielformen, hat dich entdeckt und gefördert. Wie siehst du ihn heute?
Pietraß: Als einen traurig ergrauten Springinsfeld, der sein Dienstgeheimnis mit ins Grab genommen hat.
Engler: Wir enden mit dem Anfang: Wann und wie fing das an mit dem Lesen und dem Schreiben? Welche Rolle spielte Literatur im Elternhaus, insbesondere natürlich Gedichte? Welche Bücher hast du als Kind gelesen, was ist dir davon in besonderer Erinnerung? Warum und wie wird einer Dichter?
Pietraß: Meiner Eltern Haus, in dem sie Mühle und Dame, mehr aber Mühle spielten, ist in Ostpreußen stehengeblieben. Der Vater war im Krieg. Die Mutter konnte es sich nicht auf den Fluchtbuckel laden, weil an ihren Händen schon drei ältere Geschwister gingen und ein Säugling im Wäschekorb mitgeschleppt werden wollte. Da hütete ich mich, schon auf die Welt zu kommen. Erst ließ ich meinen von einer russischen Granate halbseitig geblendeten Vater aus amerikanischer Gefangenschaft nach Sachsen kommen, wohin sich das Häuflein Unglücklicher inzwischen gerettet hatte.
Da kam ich in einer anderen Mühle zur Welt. Sie gehörte meines Vaters Jugendfreund aus der Dippoldiswalder Müllerschule. Als wir unsere Fabrikwohnung bezogen, kam man meinen Vater als Brandstifter verhaften. Dabei tat er keiner Fliege etwas zuleide und schrieb statt dessen mit seinen Klodeckelhänden Lieblingsgedichte von Goethe bis Busch in hartdecklige Kladden, die er von Zeit zu Zeit hervorholte, um zu memorieren. Schillers „Glocke“ zum Beispiel. Von uns erwartete er jedes Jahr ein anderes Weihnachtsgedicht und ging selbst mit gutem Gedächtnisbeispiel voran. Bücher gab es außer unserem einbändigen Volks-Brockhaus und einigen französischen und astronomischen Werken nur wenige: Sie nahmen im Schreibschrank nicht mehr als einen Meter ein. Mein Vater verwies uns auf die Bibliotheken. Auch liebte er Hörspiele, am liebsten gleich drei hintereinander, wobei er freilich dann einschlief und erst erwachte, wenn ich das Radio auszumachen versuchte. Auch spielten die Eltern Wissenspiele mit uns, der Vater jedoch lieber verschiedenste Kartenspiele von Kaschlan über Offiziersskat und Sechsundsechzig bis zu Rommé, Canasta und Verdauungsskat nach den Altenburger Regeln.
Meine seelenreine Mutter war bibelfest und verfügte, besonders wenn sie in abwaschlappenverstärkten heiligen Zorn geriet, über die drastische, plastische Sprache Martin Luthers.
Zum ,Dichter‘ wurde ich hinter vorpommerschen Kasernenmauern, als mir der Stoff für die Liebesbriefe an meine Freundin ausging. Aber das greift zu kurz. In Wahrheit fing alles an, als ich siebenjährig das erste Buch aus der Lichtensteiner Stadtbücherei auslieh. Es trug den Titel: Paul allein auf der Welt.
Wenn dieser sprachgeküßte Junge lange nicht wußte, wohin mit sich, er sich aber scheute vor den Nadelöhren der Politik und einer anpassungsgepflasterten Berufskarriere, fand er sich schließlich aufgehoben im Labyrinth des Worts.
(auch in neue deutsche literatur, Heft 528, November/Dezember 1999)
Mit dem „Anfang“ anfangen. Überschrieben ist dieser : „…ein Gespräch von Jürgen Engler mit dem Autor“. Der Autor ist ein Dichter. Ist Richard Pietraß. Der Band, der ‚Gespräch von … mit …‘ im Anhang hat, ist ein Band der reinen, reinsten Pietraß-Poesie. Hundert Gedichte, die der 1946 Geborene gelten läßt und in ihrer Gesamtheit Die Gewichte nennt. Einer sicher nicht sehr schönen Formulierung Englers folgend, ist die Ausgabe eine weiterer „Bilanzband“ des Dichters. Das Ausgewählt-Auserwählte kommt vor allem aus den Büchern Notausgang, Freiheitsmuseum und Spielball, die in den Achtzigern in der DDR veröffentlicht wurden. Nach den schönen Schwierigkeiten des Dichter-Daseins und der Bedeutung der Dichtung in der DDR fragt Engler und hätte viel mehr vom Autor erfahren können, wäre er entschiedener dem Prinzip des Gesprächs gefolgt und hätte mehr gefragt, denn interpretiert gemäß der geäußerten Einsicht:
… ich breche hier ab und frage einfach.
Richard Pietraß ist gut für gute, aufschlußreiche, sinnbildhafte Antworten.
Zurück zum Anfang! Zurück zu den Gedichten. Die sind allesamt auch Antworten. Auf alles, was Richard Pietraß ist? Er ist ein Dichter, der Direktes will, ohne das Direkte in der Dichtung zu wollen. Direkt Hirn und Herz von Lesern wie Zuhörern zu erreichen, ist nicht der Maßstab der Lyrik. Statt des Aphorismus bevorzugt Pietraß die Metapher. Also das Bildhafte, in dem das Sinn-Bildliche ist. Der Dichter ist ein Sprach-Bildner der Sinn-Bilder. Was wahrlich nicht bedeutet, daß er Direktheit und Deutlichkeit ausweicht. Direkt und deutlich wird er im Indirekten, in der Indirektheit. Zugespitzt gesagt: in der indirekten Indirektheit. Die was ist? Die geschlossene geistige, ästhetische Gesellschaft der Gedichte schützt Pietraß, gestern wie heute, vor der immer wieder gefährdenden politischen Gesellschaft. Dem Lyriker wäre vermutlich wenig wohl, würden seine Worte als Widerstands-Worte verstanden. Pietraß mag nicht das Groß-Grobe. Widerstehen mit dem Wort war und ist dem Dichtenden immer wichtig. Direkt und stark ist er stets in seinem unaufkündbaren Anspruch, der geschundenen Moral ein verläßlicher Pfleger zu sein. Die Pflege der Moral macht das Gewicht der Lyrik des Richard Pietraß. Die Gewichte, die er bedacht und behutsam in die Waagschale der deutschen Dichtung legt, sind unpamphletische Appellationen eines Gewissenhaften. Sind poetische Plädoyers, die den Möglichkeiten der Moral die Chance lassen, Moral möglich zu machen.
So verstanden, sind Absichten und Ansprüche der Pietraßschen Dichtung nicht so schwer zu verstehen. Leser, die beginnen, Lyrik des Autors zu lesen, sollten mit den Mutter-Vater-Gedichten beginnen. Es ist immer einfacher, eigene Erfahrungen mit denen des anderen zu vergleichen. Moral, wird man sofort merken, fängt für den Dichter damit an, sich mit der eigenen Sprache der verlodderten Tagessprache zu widersetzen. So wird Poesie zum Protest, ohne propagandistisch zu werden. Nichts ist megaphonverstärkt. Es summt der Flüsterton. Pietraß ist ein feinsinniger Flüsterer, der der Phrase den Wind stiehlt, in dem sie aufsteigen könnte. Dem Lyriker genau zugehört, ihn genau gehört, stellt sich schnell heraus, daß das ständig bedrängte Tor zwischen den Pflöcken ‚Freiheit‘ und ‚Demokratie‘ nicht nur ein Tor ohne Netz ist. Das Tor an sich ist ein Trugschluß, weil Freiheit und Demokratie Fiktionen statt Realität sind.
Noch einmal, nun noch genauer auf die Titel der drei im Ostberliner Aufbau-Verlag publizierten Bände geachtet, ist mehr als das Programm eines protestierenden Poeten zu erkennen. Die Titel Notausgang, Freiheitsmuseum, Spielball sind Offenlegungen und Offenbarungen… des Annäherns, Abstandhaltens und Abschiednehmens. Die Wortverbindungen der Titel sind eindeutig in ihrer Mehrdeutigkeit, die sich aus den Bindungen, Beziehungen, Bezügen der Worte herleiten lassen. Jedes Wort ist Synonym und wird neues Synonym in der Wortverbindung. Schmerzen, Verluste, Trauer, die in den Tagen des Dichters gewesen sind, die Tage in der DDR waren, lassen die Titel nicht nur ahnen. Staunen, im Nachhinein, daß „so etwas“ in der DDR passierte, in der DDR passieren konnte. Und ebenso ist im Nachhinein zu fragen:
Ja, warum denn nicht?!
Die Auswahl der Gedichte ist auch ein erfreulicher Beweis dafür, daß die Literatur der DDR besser war als der Ruf der ostdeutschen Literatur und ihrer Literaten im Westdeutschen. Geradezu peinlich müßte es den Verfassern aktueller Lexika sein, fortgesetzt auch auf Pietraß zu verzichten. Er ist wesentlicher als manche Wichtigmacher und manches Wichtiggemachte. Er hat einiges, was in seiner Biographie wuchs, in seinen Gedichten literarisch wichtig gemacht. Die hat ihm Anlässe gegeben, einiges zu sagen, was dem Leben gesagt sein soll. Immer in der Besonnenheit, die möglicherweise den Dichter, ganz gewiß die Gedichte, stabilisiert, um ihnen das nötige Gewicht zu geben. Das bedarf nicht einer Serie der Bücher. Das bedarf des sorgsamen Sichtens. Richard Pietraß ist ein zuversichtlicher Sichter. Auch, wenn er dichtet! Im hundertsten Gedicht des Bandes Das Gewicht heißt es:
Ich, indessen las mehr, um zu sichten
was schon geschrieben steht.
Und im ersten der Gedichte der Ausgabe ist zu lesen:
Einmal Luft holen
in zehn Jahren, das ist genug.
Sich zurückzuhalten in der Achtung der anderen, in der Zurückhaltung eigenes zusammenzufassen, das ist die Art des Konzentrierens des Dichters Richard Pietraß. Seine Gedichte sind kein Gips. Sie sind Bronze. Das ist ihr Gewicht.
Mit dem „Anhang“ anfangen? Überschrieben ist der: „… ein Gespräch von Jürgen Engler mit dem Autor“. Der Autor ist ein Dichter. Ist Richard Pietraß. Der Band, der das Gespräch im Anhang zeigt, ist ein Band der reinen, reinsten Pietraß-Poesie. Hundert Gedichte, die der 1946 Geborene gelten läßt und in ihrer Gesamtheit Die Gewichte nennt. Einer nüchtern-sachlichen Formulierung Englers folgend, ist die Ausgabe ein weiterer „Bilanzband“ des Dichters. Das Ausgewählte stammt vor allem aus den Büchern Notausgang, Freiheitsmuseum und Spielball, die in den Achtzigern in der DDR veröffentlicht wurden.
Nach den Schwierigkeiten des Dichter-Da-Seins und der Bedeutung der Dichtung in der DDR fragt Engler und hätte vielmehr vom Autor erfahren können, wäre er entschiedener dem Prinzip des Gesprächs gefolgt und hätte mehr gefragt als interpretiert. Richard Pietraß bürgt für aufschlußreiche, sinnbildhafte Antworten.
Doch zurück zu den Gedichten. Die sind allesamt auch Antworten. Auf alles, was Richard Pietraß ist? Er ist ein Dichter, der das Direkte will, ohne das Direkte in der Dichtung zu wollen. Direkt Hirn und Herz von Lesern wie Zuhörern zu erreichen, ist nicht der Maßstab der Lyrik.
Statt des Aphorismus bevorzugt Pietraß die Metapher. Also das Bildhafte, in dem das Sinn-Bildliche ist. Der Dichter ist ein Sprach-Bildner der Sinn-Bilder. Was wahrlich nicht bedeutet, daß er Direktheit und Deutlichkeit ausweicht.
Direkt und deutlich wird er im Indirekten, in der Indirektheit. Zugespitzt gesagt: In der indirekten Indirektheit. Die was ist? Die geschlossene, geistige, ästhetische Gesellschaft der Gedichte schützt Pietraß, gestern wie heute, vor der immer wieder gefährdenden politischen Gesellschaft.
Dem Lyriker wäre vermutlich wenig wohl, seine Worte würden als Widerstands-Worte verstanden. Pietraß nicht das Groß-Grobe. Widerstehen dem Wort war und ist ihm wichtig.
Geradezu peinlich müßte es den Verfassern aktueller Lexika sein, fortgesetzt auf Pietraß zu verzichten. Er ist wesentlicher als manche Wichtigmacher und mancherlei Wichtiggemachtes. Er hat einiges literarisch wichtig gemacht in seinen Gedichten, was wuchs in seiner Biographie. Die hat ihm Anlässe gegeben, einiges zu sagen, was dem Leben gesagt sein soll. Immer in der Besonnenheit, die möglicherweise den Dichter, ganz gewiß die Gedichte, stabilisiert, um ihnen das nötige Gewicht zu geben.
Das bedarf des sorgsamen Sichtens. Richard Pietraß ist ein zuversichtlicher Sichter. Auch, wenn er dichtet! Im hundertsten Gedicht des Bandes („Der Gartenweg“) heißt es:
Ich, indessen, les mehr, um zu sichten
Was schon geschrieben steht; Neues zu ersinnen
Aus alten Fäden andres Garn zu spinnen
Und im ersten der Gedicht dieser Ausgabe ist zu lesen:
Einmal Luft holen
In zehn Jahren, das ist genug.
Sich zurückhalten in der Achtung der Anderen, in der Zurückhaltung Eigenes zusammenzufassen, das ist die Art des Konzentrierens des Dichters Richard Pietraß. Seine Gedichte sind kein Gips. Sie sind Bronze. Die ist ihr Gewicht.
Bernd Heimberger, die horen, Heft 207, 3. Quartal 2002
Das Ende der DDR hat auch das Ende mancher Dichterkarrieren bedeutet. Direkte und indirekte Subventionen schmolzen dahin, und der Sieg der bundesdeutschen Mark erlaubte weniger Nischenexistenzen. Auch Richard Pietraß musste seine Scheu vor einer „anpassungsgepflasterten Berufskarriere“ relativieren und sich auf seine Promotion in Psychologie besinnen. Jetzt tritt er als Kritiker, Moderator und Mittler und vor allem als Dichter hervor.
Gedichtbände von Pietraß waren zu DDR-Zeiten Ereignisse. Sie halfen, einen kritischen Diskurs über die Gegenwart zu installieren und zu erhalten, Tabus listig besprechbar zu machen. An Deutlichkeit fast unüberbietbar, wurden die meisten Gedichte dennoch gedruckt. Ihre Titel an sich sind schon aufmüpfig genug: Notausgang, Freiheitsmuseum oder Spielball.
Pietraß’ Gedichte sind nie moralisch im einfachen Sinn, sie gehen vom Selbst aus und landen dort auch wieder. In „Trümmerberg”“heißt es:
Hier oben weht ein scharfer Wind, der weht Historie
Heran; zu uns, die wir verführbar sind, jeder
Irgendwann.
Pietraß hat sich aber nie encanailliert:
Wir bauen kein Nest, keine Zelle des Staats
Am Rande, am Rand ist immer Platz.
Dass die Randlage nicht wirkliche Freiheit bedeutet, sprechen viele Gedichte an:
Wer schlägt mir den Reifen von der Brust
Streift ab dies eingewachsene Land?
Wie sehr die Freiheit im Wort und in der Formbeherrschung Spielraum hatte, zeigen sie eines ums andere. Dabei ist die Selbsteinschätzung eher skeptisch. Manche Texte sind berühmt geworden und in Anthologien verbreitet.
Pietraß hat sich die Figur Pan Toffel erfunden, als „Prophet im eigenem Land“, dem er viele Kessheiten in den Mund legen darf. In ein Poesie gibt es Raum für „Freilauf“:
Ich laufe mich frei. Die bleierne Zunge
Flattert leicht im Sturm der Lunge.
Die Gedichte kennen noch oft Strophen und Reim. Auch Elegien, Distichen, alle Metren kommen vor, freie Verse im Schmerz über den Tod seiner Frau, regelmäßig auch die Spruchform. Mit einer Hölderlin-Anspielung heißt es:
Im Winde irren die Fahnen.
Und so begreift Pietraß seine Worte nicht als politisch, sondern hält sich eher an Erich Frieds spätes Gedicht „Sehnsucht nach Worten“, worin es heißt:
ihr eignet euch für kein Kampflied
Ihr lasst euch auf keine
Fahnen schreiben
Auch nicht auf Fahnen
gegen Fahnen
von Feinden.
„Halbmast“ diagnostiziert Richard Pietraß für sich und die Gegenwart. Doch die jetzt erschienene Auswahl zeigt, dass noch viel Raum übrig ist, wenn erst die Hälfte der Fahnenstange erreicht ist.
Alexander von Bormann, Die Welt, 2.2.2002
– Der Lyriker Richard Pietraß liest in der Villa Rathenau. –
Dichter, die sich ein Wappentier suchen, sind keine Seltenheit. Günter Grass, der sich einst mit der Schnecke einließ, aber auch zu Butt, Rättin oder Unke intensive Beziehungen unterhielt, wäre da zu nennen. Für Günter Eich war der Maulwurf ein so geschätzter Held der Subversion, daß er seine Prosa-Texte als „Maulwürfe“ bezeichnete. Auch der Lyriker Richard Pietraß pflegt vielfältige Kontakte zum Tierreich. Er vergleicht sich programmatisch mit dem Blauwal, der nur durch Atemnot aus größeren Tiefen an die Oberfläche gezwungen wird:
Rasselnd pumpe ich mich frei, tauche ab. Einmal Luft holen in zehn Jahren, das ist genug.
Das Gedicht „Fontäne“ stammt aus dem Jahr 1980, als die DDR noch ewig währte. Pietraß hatte im Jahr zuvor seinen Posten als Herausgeber der Reihe Poesiealbum verloren, weil er ideologisch zu wenig sattelfest schien und seine klassenstandpunktlose Lyrikleidenschaft verdächtig wirkte. Abtauchen schien da opportun. Nun eröffnet „Fontäne“ den Sammelband Die Gewichte, der hundert Gedichte enthält – nicht unbedingt „the best of“, aber doch ein Querschnitt durch das Schaffen seit 1974. Schade, daß der Verlag es versäumte, zu den Gedichten die Entstehungsdaten zu vermerken. So können nur Kenner einschätzen, wann mit neuerlichem Auftauchen des Dichters zu rechnen ist. Zwar sind seine Gedichte nicht auf einen konkreten Anlaß zu verkürzen, und sie bewähren sich durchaus jenseits der kurzlebigen Epochen. Doch manches, was zu DDR-Zeiten als Subversion aufgefaßt wurde, liest sich nun, ohne historischen Kontext, nur noch harmlos. ,,Am Abend verwandeln wir uns und werden Vögel, Mauersegler, die mit schrillen Schreien den ungeteilten Himmel befliegen“ hatte Pietraß einst arglos gedichtet. Die Dominanz des Winters, der Kälte und zugefrorener Flüsse entspricht wohl dem damaligen Gefühl der Stagnation. Der Fliedergarten, der dagegen steht, blüht hinter faulendem Zaun mitten im Gerümpel. Die Natur ist schon lange kein unberührtes Paradies mehr. Das Gedicht „Spielball“ liefert eine Inventurliste menschlichen Weltgestaltungstriebs, der vom Aralsee bis zum Golfstrom, von Moskau bis New York nichts m angestammten Platz belassen will. Überhaupt sind Aufzählungen ein immer wieder benutztes Schema. War die Inventur einst in Günter Eichs berühmtem Gedicht Neuanfang, Erleichterung und Befreiung, so sammelt Pietraß Dinge, die belasten und nicht loszuwerden sind, „Gewichte“ eben:
Die Muttermilch und das Vatererbe
Mein Hunger nach Leben und das Wissen zu sterben
Der Gang zum Weib, der Hang zum Wort
Der Keim der Reinheit und wie er langsam verdorrt.
Dennoch ist er, Jahrgang 1946, kein politischer Dichter. Die „Randlage“ (so der Titel eines Gedichts), die er in der DDR einübte, ist ihm auch jenseits der Systeme ein angenehmer Ort. Er will die Dinge benennen, um sie sich zu erschließen. Der Besitz des Dichters sind seine Worte. Doch Worte kann man nicht besitzen, man kann sie nur aussprechen wie Zauberformeln. Vielleicht ist aus dieser magischen Grundhaltung der Welt gegenüber auch die ungezügelte Lust am Reim zu erklären. Wenn man Pietraß nach lyrischen Vorbildern fragt, antwortet er mit einem ganzen Dichter-Kosmos, der von Lorca über Ungaretti und Mandelstam bis zu Benn reicht. Auch als Übersetzer erschließt er sich andere Dichterwelten und bemängelt, daß diese „geduldige, manchmal göttliche Arbeit“ heute im Unterschied zur DDR nichts mehr gilt. Heute abend wird Richard Pietraß dennoch aus seinen eigenen Gedichten lesen.
Jörg Magenau, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.1.2001
Richard Pietraß Lesung und Gespräch mit Sebastian Kleinschmidt am 27.3.2018 im Haus für Poesie
Jan Wagner: Lob des Spreewals
Der Tagesspiegel, 11.6.2016
Stefan Sprenger: Dass der Mensch der Stil sein möge
Sprache im technischen Zeitalter, Heft 218, Juni 2016
Das Pietraß _______ Aus einem Bestiarium Literaricum, aufgefunden im Archiv des Museo Rhinum; übersetzt von Peter Böthig
Richard Pietraß liest am 4.5.2018 für planetlyrik.de die 3 Gedichte „Hundewiese“, „Klausur“ und „Amok“.
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