AUSKUNFT ÜBER EIN JAHRZEHNT (1907–1917)
Erstes Buch
Ich habe meine „Aufzeichnungen“, oder wie ich sie nennen soll, wiedergelesen, die an trüben Winterabenden in den Kriegsjahren in einem kalten Zimmer entstanden. Diese Zeit liegt nun lange zurück, und trotzdem ist sie schrecklich nah. Allem Anschein nach kann man sie nicht vergessen. Meine „Aufzeichnungen“ sind zu literarisch abgefaßt. Das ist ihr Vorzug und ihr Mangel zugleich. Ich vergötterte das malerische Moskau von damals, zumindest die Bolschoi-Konjuschkowski-Gasse, wo ich mich im ersten Jahr und im ersten Monat nach meiner Ankunft in Moskau einquartierte. Das war tiefste Provinz. Die kleinen einstöckigen Häuschen mit den zwei Studenten in den Fenstern stehen wohl heute noch. Wer konnte ahnen, daß in einem dieser Häuser zwei Studenten über Brjussows „Urbi et Orbi“ diskutieren und sich über Fichte oder Nietzsche streiten würden? […]
Im […] Zwischengeschoß verkehrten die unterschiedlichsten Leute. Man las Gedichte, spielte Gitarre, stritt über alles in der Welt – in einer Atmosphäre von Alkoholdunst, religiös-philosophischen Erörterungen und „Unausgesprochenem“. Julian Anissimow1 saß, einen Bleistift in der Hand, in einem abgewetzten Sessel und las begeistert in einem schmalen Bändchen in buntem Umschlag. Das waren Rilkes Gedichte, die Anissimow später nachdichtete. Das Stundenbuch erschien 1913 im Buchverlag Lirika (Lyrik). Julian liebte Rilke und hat ihn, glaube ich, hervorragend nachgedichtet. Als ich diese Nachdichtungen hörte, dachte ich bei mir: Eine kleine Anstrengung noch, und mit Rilkes Hilfe wirst du ein wahrer Dichter. Doch dazu kam es nicht, das war mir nicht beschieden. […]
Unter Julians Gästen in der Maly-Tolstowski-Gasse waren oft noch zwei andere Dichter, einer hatte schon einen Namen, der andere bisher nicht. Das waren B.A. Sadowskoi2 und B.L. Pasternak. Hier muß ich etwas abschweifen.
Lew Tolstois Weggang aus Jasnaja Poljana erschütterte ganz Rußland. Sofort war er überall Gesprächsgegenstand – in Hausmannswohnungen, in Salons, auf den Märkten. Es zeigte sich, daß jeder eine Beziehung zu ihm hatte. […]
Just in diesen Tagen3 hielt Andrej Bely in der Religiös-philosophischen Gesellschaft Wladimir Solowjow in der Villa der Morosowa in der Wosdwishenka seinen Vortrag „Die Schaffenstragödie bei Dostojewski“. Am Präsidiumstisch saßen alle, die wir bei solchen Zusammenkünften zu sehen gewohnt waren, aber es waren auch zwei seltene Gäste anwesend, W.J. Brjussow und Ellis,4 die an den Sitzungen der Gesellschaft für gewöhnlich nicht teilnahmen. Bely konnte es sich natürlich nicht versagen, Tolstoi zu erwähnen. Er begann gleich mit ihm. „Lew Tolstoi ist auf den russischen Feldern“, rief er, mit der Hand fuchtelnd, aus. Brjussow sah schräg zu ihm hinüber und lächelte maliziös. Der große Dichter trug diesmal einen zerknitterten Gehrock, er hatte ein etwas zerknittertes Gesicht und wenig Ähnlichkeit mit einem Magier. Brjussow in so häuslichem Aufzug zu sehen war mir sehr angenehm, wenn ich so sagen darf. Während A. Bely, der gewohnheitsgemäß alles miteinander vermengte – Dostojewski, Wedanta, Platonismus und christliche Mystik –, in seinem Vortrag auf ein bestimmtes Ziel hin steuerte, nämlich zu beweisen versuchte, daß Kunst Theurgie sei, verfinsterte sich Brjussows Miene mehr und mehr. Ich stand im Gang und hatte, während ich zuhörte, das Gefühl, daß neben mir jemand stand, der mir nicht gleichgültig war. Als ich mich umschaute, sah ich zuallererst Augen. Es war ganz merkwürdig, aber in dem Moment sah ich nur die Augen des neben mir Stehenden. In ihnen war eine freudige, begeisterte Ursprünglichkeit. Etwas Verwegenes, Kindliches, Frohlockendes. Ich erinnerte mich an seinen Namen und reichte ihm die Hand. Wir waren uns schon in der historisch-philologischen Fakultät in den Pausen begegnet. Es war Boris Leonidowitsch Pasternak.
In der Pause betrat ein ziemlich großer, stämmiger junger Mann mit dichter rötlicher Mähne den Saal. Ich erkannte ihn erst, als A. Bely auf ihn zu eilte und sie sich umarmten. „Wir aus Schachmatowo“, hörte ich eine ruhige, gleichbleibende Stimme sagen. Dann gingen sie beide. Ich sah ihnen nach und machte mir meine Gedanken. An diesem Abend waren drei Dichter anwesend, die das Denken der jungen Generation beherrschten. Ich konnte aber bei ihnen keinerlei Beziehung untereinander bemerken. Besonders Brjussow überraschte durch seine fatale Einsamkeit, die man schon den Linien seiner kantigen Gestalt und den Falten seines Gehrocks ansah. Von Andrej Bely, der dazu neigte, sich voll zu verausgaben, sich spontan fortreißen ließ und auch sehr laut werden konnte, ließ sich das nicht sagen. Er haschte nach jedem Gedanken, um ihn zu entwickeln, und schien ihn im Nu wieder zu vergessen. Block hatte äußerlich wenig Ähnlichkeit mit dem Dichter der „Schönen Dame“. Erst bei genauerem Hinsehen konnte man das Ungewöhnliche an ihm entdecken. Er hatte nichts Ungewöhnliches an sich. Im Gegenteil, er war von einer betonten Beherrschtheit, ja, geradezu Sachlichkeit. Dabei ist nicht heraus, wer eigentlich verrückter war, er oder Bely, Blocks Wahnsinn war auf jeden Fall schrecklicher. Und das deshalb, weil er tief versteckt war, im Zaum gehalten von Erziehung, guten Manieren, Selbstbeherrschung und einem deutlichen Widerwillen gegen die Masse. Andrej Bely war so verrückt wie ein völlig Ausgezogener nackt ist. Genau das hat ihn gerettet. Er konnte Purzelbäume schlagen, Grimassen ziehen, schreien, singen – kurz, alles tun, was ihm gerade in den Sinn kam. […]
Ehe ich mich an den Abend in der Morosowa-Villa erinnerte, habe ich zwei Namen genannt, obwohl sie nichts miteinander verbindet und man nur schwer zwei so verschiedene Menschen findet wie Boris Sadowskoi und Boris Pasternak. Jedoch die Erinnerung fordert ihr Recht, und ich sehe sie noch leibhaftig vor mir, wie sie eines Abends nacheinander zur schmalen und wackligen Tür des Zwischengeschosses hereinkamen. Beide waren seit längerem mit Julian bekannt. Pasternak hatte an den Abenden der poetischen Gesellschaft Serdarda teilgenommen, an die er sich in seinem „Schutzbrief“ erinnert. Sadowskoi ging ohnehin überall ein und aus, wo Flaschen entkorkt und Gedichte gelesen wurden. Sie kamen gerade in dem Moment, als Julian irgendwelche Märchen von einem Porträt des Malers Tropinin erzählte, das man ihm in Rasguljai gestohlen habe, und Sadowskoi, dem dabei etwas bekannt und vertraut vorkam, fragte ihn gleich genauestens aus, während Pasternak sich zu V. O.5 setzte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, wobei er gestikulierend aufstand, niederkauerte, sich setzte und wieder aufstand. V. O. gluckste vor Lachen, während sie ihm zuhörte; sie schien sich köstlich zu amüsieren. […]
Während ich, im Gespräch mit Sadowskoi, mitzubekommen versuchte, was am anderen Ende des Zimmers vor sich ging, schnappte ich ein paar Worte von Pasternak über Gedichte und Lyrik auf; da fiel mir ein, daß er mir in der Universität mal ein paar Gedichte vorlesen wollte. In dem Moment erhob sich V. O., die es offenbar an der Zeit fand, mit dem üblichen Ritus zu beginnen, und äußerte den Wunsch, Gedichte zu hören. Sogleich trug Julian mit schwerer Zunge einige Übertragungen von Rilke-Gedichten vor, Sadowskoi lobte sie, jedoch mit Maßen (Übersetzungen ließ er generell nicht gelten), es folgte V. O. mit zwei oder drei Gedichten. Danach bat man Pasternak. Sadowskoi lehnte sich neugierig zurück, um zuzuhören. Er witterte seine „Beute“ im voraus. Boris sträubte sich lange, brachte verschiedene Argumente vor, las aber dann doch ein paar Gedichte im Stil des Zwillings in den Wolken, die aber, wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, nicht in den Band aufgenommen wurden. Alle schwiegen. „Großartig!“ sagte plötzlich V. O. „Lesen Sie noch welche!“ – „Aber ich würde gern…“ – „Lesen Sie, lesen Sie!“ Es folgten noch einige Gedichte. Zunächst begriff ich nur eins – daß ich eine echte, mit nichts zu vergleichende Begabung vor mir hatte. Doch ich wußte absolut nicht, wie ich mich zu ihr verhalten sollte. Pasternaks Gedichte waren dem vorherrschenden Stil der Zeit so ganz und gar nicht ähnlich, entsprachen nicht dem üblichen, selbstverständlichen zeitgenössischen Kanon. „Warum schweigen Sie denn“, rief V. O., „Boris Alexandrowitsch, gefallen Ihnen die Gedichte?“ „Ich kann nichts dazu sagen“, antwortete Sadowskoi mit herablassendem Blick auf Boris. „Das alles erreicht mich nicht.“ Boris sah ihn tief betroffen an. Sadowskoi hatte, ohne es zu wissen, seinen wundesten Punkt berührt. Verwirrt murmelte er etwas vor sich hin, dann sagte er laut und hastig, mit den Händen gestikulierend: „Ja-a, kann sein, ich verstehe Sie – hätte ich solche Gedichte vor ein paar Jahren gehört, dann hätte ich wohl selber etwas in der Art gesagt, jedoch…“ Hier geriet er vollends aus dem Konzept und machte sich mit Einem Schwall von Philosophemen Luft, die im wesentlichen darauf hinausliefen, daß er etwas verteidigte, was er habe machen wollen, aber selbstredend nicht geschafft habe usw. Danach verließ er eilig den Raum. „So“, sagte V. O., „jetzt haben Sie ihn verschreckt.“ „Alle diese neumodischen Faxen sind mir zutiefst wesensfremd“, erklärte Sadowskoi, der sich als Bewahrer des heiligen Feuers empfand. Der Abend ging im gleichen Geist weiter, Deklamationen und Flaschen wechselten einander ab, irgendwer kam noch dazu, es wurde spät, und auf dem Heimweg diskutierten wir einzelne gelungene Verszeilen und versuchten, Pasternak zu verstehen. „So startet das Leben als Gedicht“, könnte ich in Erinnerung an dieses Durcheinander in Julians Mansarde zitieren, wo die meisten zwischen Symbolismus und Mystik schwankten. Wir ahnten nicht, daß wir es mit einem großen Dichter zu tun hatten, und sahen in ihm vorerst ein interessantes Kuriosum, nahmen ihn nicht ernst. Dabei kündigten das Erscheinen Pasternaks wie auch die Nähe Majakowskis das Ende des Symbolismus und eine neue poetische Ära an. Ob sie die vorherige an Bedeutung übertraf, vermochte vorerst noch niemand zu entscheiden.
In dieser Periode, den Jahren 1910–1911, begegnete ich Pasternak am häufigsten in der historisch-philologischen Fakultät. Wir waren beide in der philosophischen Abteilung eingeschrieben, die mich reizte, weil dort Speranski und Matwej Rosanow, zwei vorsintflutliche Archivare, nicht ihre Literaturgeschichte lasen. Der eine kaute sein Leben lang Bylinen durch, der andere Rousseau und die Rousseauaner. In der philosophischen Abteilung gab es übrigens eine andere Gefahr, nämlich die experimentelle Psychologie von Prof. Tschelpanow, aber davon später. Wir hörten die Historiker Wipper und Sawin (Kljutschenski las nicht mehr) und die jungen Philosopiedozenten Spet, Kubizki und Braun. Wipper und Sawin gefielen mir wegen ihrer trockenen Sachlichkeit, Spet wegen seiner saloppen und geistreichen Art, Sobolewski wegen seiner immensen Kenntnisse in griechischer Grammatik. Wir lasen mit ihm Aristoteles’ Ethik. Nach den Seminaren bei Sobolewski kam mir mein Kopf meist dick wie eine Trommel oder ein Kürbis vor, deshalb waren mir die Begegnungen mit Pasternak nach solcherart nützlichem, aber beschwerlichem Lernen besonders angenehm. Er überschüttete mich nur so mit Aphorismen und Metaphern, Poesie war für ihn etwas, das sich von selbst verstand und keinen Aufschub duldete. Dabei fiel mir immer öfter eine gewisse Verzweiflung auf, die sich hinter diesem Schwall von nicht zu Ende Gesagtem, Genialem, schon im Inneren Abgebrochenen verbarg. Ich suchte nach einer Erklärung dafür und fand sie, glaube ich, auch bald. Es war die Angst vor sich selbst, der Zweifel an der eigenen Begabung. Ständig glaubte er, nicht in Worte fassen zu können, was das Wesen seines Lebens ausmachte. An der Musik war er schon einmal gescheitert. (War er das eigentlich?) Wohl eben deshalb gefielen ihm Gruschkas Vorlesungen über Lukrez. Das war wirklich eine der besten Vorlesungen, die ich je an der Universität zu hören bekam. Gruschka las nicht nur mit vollständiger Kenntnis der Materie, sondern auch mit Geschmack und Eleganz. Über einen großen Dichter der Vergangenheit so zu lesen, daß einem alles nahegebracht wird und klar ist, und zugleich auf der Höhe wissenschaftlicher Analyse zu bleiben ist nicht leicht. Pasternak gefiel diese Klarheit, aber ich sah auch, daß er sie nicht an sich heranließ, daß sie ihm fremd war. In diesem quälenden Widerstreit war zu spüren, daß das Recht auf Unschärfe für ihn sehr wichtig war. Rief ich mir seine Gedichte in Erinnerung, dann erkannte ich, daß es sich um zwei Systeme gedanklichen Ausdrucks handelte. Die lateinische Muse schloß alles Dunkle aus; aber die Symbolisten konnte er schließlich auch nicht akzeptieren. Was blieb ihm also? Das, wozu sein Instinkt ihm untrüglich riet: sich selbst zu suchen. Wir saßen bei Gruschka nebeneinander und schrieben seine Pflichtvorlesung mit. Gruschka zitierte Lukrez in seiner eigenen und, das muß ich sagen, schönen Prosaübersetzung. Manchmal hob Boris den Kopf und lauschte genußvoll. Lukrez’ Biographie ist bemerkenswert. […]
Nach Gruschkas Vorlesung unterhielten wir uns über das Verhältnis von Dichterbiographie und Dichtung. Boris sprach davon wie von etwas Eigenem, ihm längst Bekanntem, aber je mehr ich mich in seine wie immer nicht ganz klaren Auslassungen hineindachte, um so weniger zweifelte ich daran, daß dies Thema ihn auf besondere Weise berührte. Einmal blieb er stehen und rief aus:
Kostenka, was machen wir beide bloß mit alledem?
Dabei deutete er auf den Hörsaal, aus dem wir gerade kamen. Und wahrhaftig, hinter diesem Hörsaal, in dem wir die Lukrez-Vorlesung hörten, lag Moskau, lag das Leben, dem wir bald Auge in Auge gegenüberstehen würden.
Die Filippowski-Gasse, wo ich im Herbst 1908 wohnte, wurde von unterschiedlichen Leuten als Durchgang benutzt. Das waren damals nicht viele, man konnte sich jeden, dem man begegnete, leicht merken. Manchmal begegnete mir ein hochgewachsener Blonder mit grauen Schläfen und markantem Spitzbart, aufmerksamem und etwas ironischem Blick und ausgesprochen hartem Gang. Die nicht ganz alltägliche Erscheinung prägte sich mir ein. Als ich das erste Mal zu Boris nach Hause kam, wurde ich ihm vorgestellt. Es war der Vater meines Freundes, Leonid Ossipowitsch, der bekannte Maler. Pasternaks hatten eine geräumige, gemütliche Wohnung in einem alten Haus in der Wolchonka – große Zimmer, alte Möbel, im Wohnzimmer karelische Birke, an den Wänden Zeichnungen und Porträts. Bald saßen wir am Teetisch, am Samowar goß Rosalia Isidorowna leicht zerstreut den Tee ein, zwei bezopfte Mädchen in Gymnasiastenkleidern nahmen ihre Plätze ein. Bruder Schura war diesmal nicht dabei. Boris war zurückhaltend und machte den Eindruck eines wohlerzogenen jungen Mannes. Wir unterhielten uns über Kunst und Literatur. L. O. äußerte sich ziemlich unbestimmt, mit ironischen Blicken auf den Sohn. Ob er wohl von seinen Gedichten weiß? dachte ich. Wie sich später herausstellte, wußte er einiges und war nicht eben glücklich darüber. Der Raum, den Boris mit seinem Bruder bewohnte, war ein unpersönliches, sehr sauberes und akkurat aufgeräumtes Zimmer mit zwei kleinen Tischen, zwei Betten und einer Atmosphäre steriler Langeweile. Innenleben verstand sich von selbst – auch für L. O., einen Mann von großer Erfahrung, im Leben wie als Künstler. Aber ich konnte es bei ihm nur vermuten: L. O. war meiner sofortigen Einschätzung nach ein zurückhaltender, ja verschlossener Mensch und konnte sogar etwas gefühllos wirken. Weil er tief in seinem Inneren einen Kummer, etwas Trauriges bewahrte, ich weiß nicht, es mochte auch Weisheit sein oder weise Skepsis. Ich erkannte nur eins – daß Boris es schwer hatte im Elternhaus. Er wollte seine Eltern nicht betrüben, aber irgendwann – so dachte er – würde er sie betrüben müssen. Vorläufig ging es äußerlich um den Beruf: Die philosophische Abteilung der philologischen Fakultät, Gedichte – das verhieß nicht viel für die Zukunft. Daher die unangenehmen Gespräche, von denen er mir manchmal erzählte. Vorerst war ich nicht allzu oft in diesem Haus. Wir trafen uns lieber in der Universität, bei Julian und im Café grec auf dem Twerskoi-Boulevard. Boris las fast jedesmal seine Gedichte, notierte sie manchmal auf einem Stück Papier, und ich nahm diese Beute mit heim und versuchte ihn zu verstehen. Nach und nach begannen sich die Konturen einer seltenen und ganz ungewöhnlichen Begabung vor mir abzuzeichnen. […]
Es wurde beschlossen, den Eigenverlag Lirika (Lyrik) zu gründen. Gründer war Bobrow,6 Verleger im Sinne finanzieller Unterstützung der schon mehrmals erwähnte Julian. Der erste und letzte Almanach dieses Verlages Lirika wurde von einem vielversprechenden Motto von Wjatscheslaw Iwanow eingeleitet, einem zweifellos anderthalb Jahrtausende zu spät geborenen mystischen Rhetoriker. Er schien im Alexandria des 2. Jahrtausends am Platz zu sein – Gnosis und Christentum, griechischer Mantel und Ptolemäerpalast hätten besser zu ihm gepaßt als der schwarze Gehrock und die moderne Wohnung. Die Wahl des Mottos von W. Iwanow zeigte, daß der Poesieverlag Lirika nicht mit der Vergangenheit gebrochen hatte und daß lediglich beabsichtigt war, einiges umzugestalten. Ihm gingen die Räuberdreistigkeit und Unverfrorenheit ab, mit der Burljuk begann, wollüstig witternd, daß Symbolismus nach Leichen riecht. […]
Das Ende des Lirika-Verlags, der ungefähr ein Jahr existierte, war übrigens natürlich und unvermeidlich. Genausogut konnten Freunde oder einfach gute Bekannte, die sich zufällig in irgendeiner Veranstaltung begegneten, einen Verlag gründen – und ihn ebenso leicht wieder verlassen. Zumal Gedichte zu verfassen für manche eine zufällige oder zweitrangige Beschäftigung war. Rajewski, eigentlich S. Durylin,7 wollte Geistlicher werden, A. Sidorow befaßte sich mit Kunstgeschichte und war die geheimnisvolle Gestalt aus Leonid Andrejews Das Leben des Menschen; Rubanowitsch war ein junger Weltmann, der Gedichte schrieb und es hauptsächlich auf Damen abgesehen hatte; W. Stanewitsch war eine begabte Frau, die sich mit gleichem Eifer mit Lyrik, Prosa, Philosophie und Theosophie beschäftigte. Übrigblieben Julian Anissimow, Assejew,8 Bobrow und Pasternak. Für sie alle war die Dichtkunst die wichtigste Versuchung – und wohl auch die größte Liebe. Julians Tragödie bestand offensichtlich in seiner Willen- und Ziellosigkeit, vielleicht auch einer besonderen Art zu denken, er lebte wie im Traum, dunklen Gefühlen gehorchend, verstand weder sich selbst noch die Welt, die ihn umgab. Nimmt man noch seine ständige Schlaffheit als Alkoholiker dazu, dann wird klar, weshalb er keine Zukunft hatte. Eine große Hoffnung waren für mich damals Assejew und Pasternak. Bei Bobrow war ich mir nicht sicher (das hochtrabende Geschwätz von ihm, das auf dem Umschlag des Lirika-Almanachs stand, versprach nichts von Bedeutung). Assejew war eher zufällig zu unserem Kreis gestoßen, er war auf Einladung Bobrows nach Moskau gekommen, um sein Glück zu versuchen.
Eines Abends im Februar oder März 1913 brachte Bobrow einen mageren, blassen jungen Mann mit zu Julian, der eine Studentenjacke trug und nicht gerade selbstsicher wirkte. Der unerwartete Gast wurde sogleich mit hochherziger Gastfreundschaft in der Wohnung in der Moltschanowka aufgenommen und wurde bald ein fast täglicher Besucher. Pasternak und ich begleiteten die Freunde an dem Abend nach Hause. Assejew hatte sich bei Bobrow einquartiert, der ein kleines Zimmer im Souterrain eines großen Hauses in der Siwzew-Wrashek-Straße bewohnte. In diesem Stübchen trug Assejew uns seine Nachtflöte vor – seinen entzückenden Erstling, einen Band Jugendgedichte. Wir waren begeistert: die Eleganz und Anmut der Gedichte, ihre, wie mir schien, echte Romantik, die Harmonie der Komposition – alles bewies wahren Geschmack und Begabung. Einige Gedichte aus der Nachtflöte wurden im Lirika-Almanach veröffentlicht und waren zweifellos eine Zierde dieses merkwürdigen, sehr unterschiedlich zusammengesetzten Bandes. […]
Unterdessen rückte die Zeit der Staatsexamina näher. Im Frühjahr 1913 mußte ich bei der Durchsicht des Studienplans und der Liste der prüfungspflichtigen Fächer mit einiger Bestürzung feststellen, daß diese ziemlich aufwendige Lernarbeit erforderten. […] Außerdem war die sogenannte „Kandidatenarbeit“ fällig, für die das Diplom ersten Grades verliehen wurde. Ich wählte ein Thema über die Erkenntnistheorie bei Bergson und Schopenhauer, Pasternak schrieb über die Philosophie von Cohen. Wir arbeiteten beide in der Universitätsbibliothek, wo wir nicht weit voneinander saßen. Ich sah den großen Bücherstapel neben meinem Freund mit jedem Tag wachsen. Boris schrieb schnell und ohne Pause, und ich versuchte ihm nicht nachzustehen.
Am Ende passierte mir mit meiner Arbeit etwas Komisches. Als Tschelpanow sie gelesen hatte, bat er mich in sein Arbeitszimmer, schloß zunächst die Tür ab und erklärte dann, eine solche Arbeit hätte er nicht von mir erwartet, das sei eine literarische und keine philosophische Abhandlung, zudem eine äußerst subjektive, und er könne sie mir nicht anrechnen. Ich gab irgend etwas Dreistes zur Antwort – und erhielt das Diplom zweiten Grades. Pasternak hatte mehr Glück. Mag sein, daß Tschelpanow Cohen nicht gelesen hatte und ihn daher natürlich nicht verstand, oder daß er dem Gedankenflug meines Freundes nicht folgen konnte, oder war es die Angst, sich wegen seiner Unkenntnis zu blamieren – jedenfalls stritt er nicht mit Boris, machte ihm, glaube ich, sogar Komplimente. Nach allem, was wir mit der „Arbeit“ durchgestanden hatten, begannen wir intensiv mit der Vorbereitung, d.h. dem Studium der Lehrbücher. Wir arbeiteten oft zusammen, wobei ich meist bei Pasternaks im Wohnzimmer zu Mittag aß und manchmal auch auf dem Sofa aus karelischer Birke übernachtete; zumeist verbrachten wir die Nacht freilich ohne Schlaf, mit Büffeln – anders kann man die sinnlose Aneignung einer Unmenge Fakten nicht nennen. Als erstes wurde griechische Geschichte geprüft. Es konnte natürlich keine Rede davon sein, uns in einer Woche Wippers Vorlesungen und das von exakten Fakten und Jahreszahlen strotzende Buch von Pelman einzubleuen, das zudem noch in Konspektform geschrieben war. […]
Wipper war sehr zufrieden, gab mir die höchste Note und unterstrich meinen Namen (ich weiß nicht, wieso) mit Bleistift. […] Boris kam ebenfalls gut durch. Er erzählte mir danach, er hätte zu Hause ein paarmal die Pennälerprobe gemacht, welche Karte er ziehen würde. Das geht so: Man schreibt die Nummern der Karten auf Zettel und zieht, ohne hinzusehen, eine Nummer. Er zog zweimal hintereinander die Drei. Natürlich bekam er am nächsten Tag die Karte 33. […]
Vor der russischen Geschichte hatte ich ein zuversichtlicheres Gefühl. […] Gautier fragte mich nach den Plänen zur Bauernreform […] und gab mir die höchste Note. Boris hatte wieder eine amüsante Begebenheit zu berichten. Als er tags zuvor den Pretschistenski-Boulevard entlangschlenderte, kaufte er sich ein Stück Schokoladenkonfekt mit einem Bildchen auf dem Einwickelpapier. Das Bild stellte eine Szene aus der Regierungszeit von Boris Godunow dar. Versteht sich, daß er anderntags nach der „Zeit der Wirren“ gefragt wurde.
Die Prüfungen in Geschichte der Philosophie waren anekdotenreif. Der vor Hitze und Müdigkeit erschöpfte Lopatin quittierte den Unsinn, den die Experten ihm auftischten, mit wüstem Gebrüll. […] „Borja, was machen Sie, wenn er Sie nach Tertullian fragt?“ wollte ich von Pasternak wissen. „Ich sage: ,Credo, quia absurdum‘“, antwortete er lachend. Ungefähr zehn Minuten darauf hörte ich ihn über Tertullian sprechen und schleppend zitieren: „,Credo, quia absurdum…‘“ – „…est!“ ertönte die knarrende Stimme Sobolewskis, der Beisitzer war und das Weglassen der Kopula nicht ertragen konnte. […]
Zweites Buch
Der Abschluß der Universität bedeutete ein neues, selbständiges Leben. […] Im Herbst 1913, aus dem Elternhaus in Surash nach Moskau zurückgekehrt, bezog ich Quartier in den Brjansker möblierten Zimmern. […]
Gleich nach der Ankunft in Moskau begab ich mich in die Wolchonka, wo ich zu meiner Überraschung Boris antraf, der gerade wegfahren wollte. Ohne uns lange zu besinnen, fuhren wir zusammen zum Kursker Bahnhof und trafen ungefähr zwei Stunden darauf in Molodi ein, wo die Familie Pasternak ein altes Herrenhaus mit acht bis zwölf Zimmern bewohnte. Es war ein altes Gutshaus mit allen Vorzügen des Gutsherrendaseins, also Teich, Garten, Wald u. dgl. Boris trug mir Gedichte vor, und ich erzählte von meinem Sommeraufenthalt bei den Listowskis. Über Nichtstun und fröhlichem Geplauder verging so die Zeit. Einmal zeigte uns Leonid Ossipowitsch sehr eindrucksvoll, daß man in der Kunst nichts vergessen darf. Schura, sein zweiter Sohn, wollte an die Kunsthochschule und bereitete sich auf die Aufnahmeprüfung im Zeichnen vor. Er zeichnete deshalb Porträts von sämtlichen Gästen der Familie, so auch von mir. Eigentlich war mein Konterfei nicht übel, aber etwas fehlte. Leonid Ossipowitsch trat heran, sah sich’s an, strichelte zwei, dreimal mit dem Bleistift darüber hin, und das Gesicht bekam plötzlich Leben, ich wurde ich. Natürlich unterhielt ich mich mit Borja über unsere praktische Berufsarbeit. Während ich nach der unverhofften Aufnahme einer Lehrtätigkeit diesen Beruf für mein ganzes Leben beibehielt, ist ihm das zum Glück erspart geblieben, obwohl er eine Zeitlang Erzieher in einem bürgerlichen Haus war. Jedoch stellte sich ernstlich die Frage, was mit den Gedichten geschehen sollte, von denen sich ziemlich viele angesammelt hatten. Im Grunde sahen wir uns beide in der Rolle Balzacscher Helden, nämlich mit der Aufgabe konfrontiert, die Zukunft zu erobern. […]
Die Versammlungen des Buchverlags Lirika ähnelten bald denen einer Sekte, und Bobrow begann von der Notwendigkeit zu sprechen, diesen Zustand zu ändern. Nichtsdestoweniger wurde beschlossen, etliche Ausgaben zum Druck vorzubereiten, und zwar vorrangig Bücher von Pasternak und Assejew. Über den Mühen dieses Vorhabens vergingen der Herbst und ein Teil des Winters, ungefähr bis Neujahr. […]
Im Dezember 1913 erschien Pasternaks erster Gedichtband Zwilling in den Wolken. Er enthielt 21 Gedichte, obwohl damals schon viel mehr vorlagen. Ein Heft mit unveröffentlichten Gedichten hatte ich lange in Verwahrung, dann verlangte der Autor es zurück; was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Eine aktive Rolle bei der Auswahl der Gedichte spielten offenbar Bobrow und Assejew, was sich sehr wahrscheinlich auf die Zusammenstellung des Bandes ausgewirkt hat. Wie aus dem Vorwort ersichtlich, wurde das Buch Zwilling in den Wolken als Kriegserklärung an den Symbolismus gewertet, obwohl es noch eine ziemlich starke symbolistische Note hatte. Richtiger wäre es gewesen, von einer neuen Form des Symbolismus zu sprechen, die die Realität der Wahrnehmung und der geistigen Welt ständig im Blick behält. Letzteres verlieh dem Buch Frische und einen besonderen Reiz, wenn auch jedes Gedicht in gewissem Sinn ein Rebus war. […]
Die Bücher von Assejew und Pasternak und Julians Rilke-Übertragungen waren die Schwanengesänge des Verlags Lirika. Bald danach kam es zu einer natürlichen Spaltung: Assejew, Bobrow und Pasternak gründeten den Buchverlag Zentrifuga, das heißt, eigentlich gründete ihn Bobrow, der sich auch als Inspirator einer neuen Richtung in der Dichtkunst betrachtete. Der Mangel der neuen Richtung lag vor allem in der Unklarheit ihrer Grundthesen. […] Einerseits war Zentrifuga gegen den Symbolismus, andererseits gegen Majakowski und seine Gruppe. Jedenfalls bestand der Sinn des neuen Verlages in der Polemik mit allen existierenden Richtungen und der maßlosen Glorifizierung der eigenen Bedeutung. Ein Ergebnis dieses Dreierbunds waren Bobrows vielbelächelte Zeilen:
Hoch überm Erdendasein horsten
Bobrow, Assejew, Pasternak.
Assejew „horstete“ hauptsächlich in der Moltschanowka, wo er die großzügige Gastfreundschaft des gutmütigen Julian genoß. Pasternak „horstete“ wie stets in seinen Gedanken und Bobrow in der eigenen Größe, die jeden Moment in weinerliches Schluchzen umschlagen konnte. Nichtsdestotrotz hatten beide Freunde in der Hand. Als daher Pasternak ein Assejew gewidmetes Gedicht veröffentlichte (in einem Almanach von Zentrifuga), in dem die Zeile stand: „Wir beide sind in des Piraten Händen“, wurde das sofort entsprechend interpretiert. Doch so interessant ist das alles ja nun auch nicht.
Der Umschwung, der in Rußland mit dem sogenannten Ende des Symbolismus verbunden ist, brachte eine Menge Gruppen und Grüppchen hervor; an der Spitze der Bewegung stand natürlich Majakowski, der Bobrow unverhohlen verachtete und nie anders mit ihm redete als mit herabgezogenen Mundwinkeln. Die älteren Symbolisten, die spürten, daß ihre Bastionen schon zur Hälfte gefallen waren, begegneten der neuen Bewegung mit Abneigung und Mißtrauen. Ich erinnere mich an einen Abend in der Moltschanowka, an dem Wjatscheslaw Iwanow die Rolle des Choreg übernahm. An einem kleinen runden Tisch sitzend, auf dem ein bauchiger Krug mit Weißwein stand, nahm der sanftgelockte Dionysospriester die anwesenden Assejew und Pasternak ins Verhör. Es war offenkundig, daß er sie kaum verstand. Schließlich kam er auf den Futurismus generell zu sprechen und warf den Futuristen „seelische Ignoranz“ vor. Es war klar, was er damit meinte: Die Symbolisten beschritten den Weg komplizierter innerer Erfahrungen, den Futuristen dagegen ginge es um das Wahrnehmbare, sie wollten auf alle inneren Erfahrungen spucken. Aber W. Iwanow beurteilte die Dinge damals noch zu oberflächlich.
Vor allem waren es Pasternak und Chlebnikow, von denen man alles sagen konnte, nur nicht das. Im übrigen weiß ich nicht, ob ich recht daran tue, diese Namen in einem Atemzug zu nennen. Chlebnikows „Verrücktheit“ kann man zwar mit Mallarmés Experimenten vergleichen, aber sein Herumzaubern mit der Sprache trieb die Verrücktheit zum Wahnsinn. Pasternak hätte in den gleichen Abgrund stürzen können, aber er tat es nicht. Der Abend mit W. Iwanow endete in heiterer Unterhaltung der jungen Leute, in dem sie den Nestor niedermachten. Sie hatten natürlich recht.
Anfang 1914 verschickte Bobrow einmal eine Mitteilung an uns alle, die den Stempel „Provisorisches außerordentliches Komitee Zentrifuga in Sachen des Verl. Lirika“ trug. Darin wurde ein jeder davon unterrichtet, daß er aus dem Verlag Lirika ausgeschlossen sei. Das Ganze war unterschrieben von Assejew, Bobrow und Pasternak. Bei den „Ausgeschlossenen“ rief die außerordentliche Benachrichtigung natürlich Heiterkeit hervor. Wie in literarischen Kreisen üblich, war der Skandal von lautstarken Duellforderungen begleitet. Bobrow war ganz in seinem Element. Er fuhr in Droschken umher, verschwendete fremdes Geld (selber hatte er keins), heiratete, mietete in der Pogodinskaja eine Wohnung, die aus einem Klo und zwei Zimmern bestand, und attackierte wütend alle, die nicht mit ihm einverstanden waren. […]
Es wurde Winter, Weihnachten; in der Fastnachtswoche saß ich in meinem möblierten Zimmer und schrieb einen Aufsatz über Apuleius, dann und wann traf ich mich mit Boris, der plötzlich von zu Hause weggegangen und in ein winziges Zimmerchen in der Lebjashi-Gasse gezogen war. Wir sahen uns relativ selten in dieser Zeit. Ich wußte, er war mit Assejew und den drei Sinjakowa-Schwestern befreundet, die von Charkow nach Moskau gekommen waren. Daß ich mich daran erinnere, hat folgenden Grund: In dem winzigen Zimmerchen lag das Evangelium auf dem Tisch. Boris, der meinen fragenden Blick bemerkte, erzählte mir statt einer Antwort von den Sinjakowa-Schwestern. Ihm gefiel ihre wilde Biographie.
Ein Flecken, der noch nie die Spur gesehn
von Fremden, von der Hexe nur, vom Wintersturm
die Spuren kennt – tiefe, besessene Provinz,
wo selbst der Schnee erstarrt, wie tot daliegt –
…………………………………………………………………….
Ein Flecken, hörst du, der noch nie die Spur
von Menschen sah, allein von Seelenschindern, wo
dir Kunde gibt das stumme Espenlaub,
lautlos, gespenstisch, leinenbleich!
Etwa mit diesen Versen läßt sich wiedergeben, was er mir erzählte. Hier bricht sich jene elementare Gefühlskraft Bahn, welche die Musik von „Über den Barrieren“ bestimmt. […] Bald danach hieß es, Boris habe sich heftig in eine der Schwestern, Maria S., verliebt.9 […]
Im Sommer 1914 begann der erste Weltkrieg, der sofort die Wege aller in eine Richtung lenkte – wir versuchten uns von diesem Zwang zu befreien und unseren Weg der Vernunft und des Geistes weiterzugehen, waren aber nach diesem Kampf nicht mehr die, die wir gewesen waren. Die neue Epoche der Weltgeschichte traf alle unvorbereitet, nicht weil es keine Prophezeiungen und Vorahnungen gegeben hätte, die gab es in Fülle (gerade die Symbolisten hatten ja laut genug die „Krise der zeitgenössischen Kultur“ verkündet), sondern weil allein schon die Formen dieser Krise die Kräfte der Menschen überforderten. Wenn sich Geschichte vollzieht, setzt sie menschliches Vorstellungsvermögen abrupt außer Kraft und stellt ihm mitleidlose, erbarmungslose Aktion entgegen.
Den ganzen Herbst des Jahres 1914 sah ich Boris fast gar nicht. Aber dann hallten an einem Abend Ende Dezember hinten im Flur Schritte, es klopfte an die Tür, und in meinem Zimmer erschienen Pasternak und Assejew. Sie kamen, um mich aus meiner Abgeschiedenheit herauszuholen. Nach kurzem Austausch der Neuigkeiten brachen wir unter fröhlichem Gelächter (das ein Ausdruck unserer „Pfeif-auf-alles“-Stimmung war) zusammen nach dem Twerskoi-Boulevard auf, wo wir über einen Hof gingen und einen der Eingänge des Korowinschen Hauses betraten. Hier wohnten im sechsten und siebenten Stock die Sinjakowa-Schwestern. Später konnte man in Über den Barrieren über dieses Haus folgende Zeilen lesen:
Wie warm das Blut der Dämmrung rinnt…
Wie warm, trittst aus Korowins Haus
Benommen du in eis’gen Wind –
Du bittst beim Frost den Stoff dir aus,
Aus dem der Dämmrung Adern sind…
Die Schwestern Sinjakowa waren sehr gastfreundlich, in ihrer Wohnung versammelten sich die unterschiedlichsten Leute, hauptsächlich die Literaten- und Künstlerboheme. Es gab auch einige höchst dubiose Gestalten darunter, von denen weder der Name noch die Beschäftigung zu erfahren waren, aber das läßt sich in solchen gastfreundlichen Häusern nicht vermeiden. Die Schwestern, interessante, lachlustige junge Frauen, die sich gern schaurige Geschichten ausdachten, faszinierten besonders die beiden Dichter, die übrigen fühlten sich offenbar von der Gastlichkeit des Hauses und, glaube ich, vor allem vom Kartenspiel angezogen. Gegen elf wurde meist heftig geläutet, und im Vorsaal ertönte eine energische, laute Stimme, die man sofort erkannte. Es war Majakowski mit seinem Gefolge, ein paar Getreuen, die ihn ständig überallhin begleiteten. Manchmal wurden Gedichte gelesen, doch darum ging es im Grunde nicht. Majakowski war zu dieser Zeit schon so selbstsicher, daß er kein Zufallspublikum brauchte. Er ging gleich durch ins Wohnzimmer und setzte sich an den Tisch. Geräuschvoll wurden die Karten gemischt, und das Spiel begann. Majakowski spielte mit weit ausholenden Bewegungen, fluchend manchmal und ohne die Anwesenden und die vor ihm liebedienernden Partner im geringsten zu beachten. Ich will damit sagen, daß er überall seinen eigenen, schon zu Zeiten der „gelben Jacke“ ausgeprägten Stil einbrachte. Er sprach absichtlich laut, mit tönendem Baß, mit dünkelhaft-provinzieller Verächtlichkeit. Er tat, als wären Gedichte ihm eigentlich schnuppe, als verstünde sich das von selbst und die Hauptsache sei das Kartenspiel. Darüber unterhielt ich mich einmal mit einem häufigen Gast der Schwestern Sinjakowa, Wassja Kamenski.10 Kamenski war in gewissem Sinn ein exaltierter Mensch. Seine Begeisterung für Majakowski kannte keine Grenzen. Dabei war er im Grunde ziemlich schlicht, sogar naiv. „Haben Sie Krieg und Frieden gelesen?“ fragte er mich, die blaßblauen Augen weit geöffnet. Statt einer Antwort lächelte ich, abwartend, was nun folgen würde. „Also, da ist doch dieser Dolochow. So merkwürdig das klingt, aber Wladimir Wladimirowitsch (wie Majakowskis Anhänger ihn immer nannten) sieht ihm ähnlich. Ein enorm zartfühlendes Herz, der zärtlichste Bruder und Sohn. Alles übrige“, er winkte ab, „ist Angabe. Er ist ein ,verwundetes Herz‘!“ schrie es plötzlich aus Kamenski heraus. Unser Gespräch zu zweit fand unter dem Tannenbaum statt, der schon lange im Wohnzimmer stand. „In welcher Beziehung?“ fragte ich. „In der, die Sie einmal verstehen werden“, meinte er vielsagend. Ich hielt Kamenski nicht für einen Kenner des Menschenherzens und hatte so meine Zweifel. Ganz im Gegenteil, alles an Majakowski schloß jegliches Zartgefühl, jegliche Verletzbarkeit aus. Nur wenn man ihn genau ansah, konnte man tief in seinen Augen so etwas wie kindliche Hilflosigkeit erkennen. Wer weiß, vielleicht hat Kamenski, ohne es zu ahnen, an Majakowski das bemerkt, was ihn in den Tod trieb. Es kann übrigens auch andere Erklärungen geben, die ich aber vorläufig beiseite lasse. Ein Teil der Gäste spielte also Karten, der andere saß unter dem Tannenbaum und amüsierte sich über die Gruselgeschichten, die sich die Schwestern ausdachten. Nach einem improvisierten Nachtmahl gegen zwei Uhr begab man sich auf den Heimweg. Die Kartenspieler blieben allerdings länger. Ich suchte das Haus immer abends auf, hauptsächlich wegen Boris. Wir traten zusammen auf die Straße hinaus. Hier wurde ich mit einem Schwall von Improvisationen über Krieg, Frieden und Poesie überschüttet – es atmete sich freier, das Leben erschien einem nicht mehr so schrecklich, wie es war. […]
Im November oder Dezember (1916) zeigte Bobrow mir Pasternaks Buch Über den Barrieren, das auf seine Art eine Antwort auf das Zeitgeschehen war. Einige Gedichte über den Krieg waren von der Zensur verstümmelt. Die übrigen gaben in gewisser Weise den inneren Sinn der entfesselten Elemente wieder.
Das Buch erschien am Vorabend der Revolution, Anfang 1917. In vielem entsprach es ihrem Geist. Wie so oft, war der Dichter das, was Tjutschew „der Orgel stille Stimme“ nannte. Ob er das wußte? Vielleicht, sonst hätte er seinen „Peter“11 nicht geschrieben. […]
Die Tage gingen hin, und an einem dieser Tage kam Boris Pasternak, Er war glücklich, er war zufrieden. „Bedenken Sie“, sagte er gleich bei der ersten Begegnung zu mir, „wenn das Meer von Blut und Dreck Licht auszuscheiden beginnt…“ Eine beredte Geste unterstrich seine Begeisterung. Sofort ging es ans Werk, ein Roman aus der Zeit der Großen französischen Revolution wurde konzipiert. Ich erinnere mich an einen Haufen Bücher auf seinem Tisch, die er sich aus der Universitätsbibliothek, der Rumjanzew-Bibliothek und sonstwoher geliehen hatte. Dicke Wälzer mit Stadtplänen des damaligen Paris, auf denen nicht nur Straßen, sondern auch die Häuser in den Straßen dargestellt waren, Bücher mit ausführlichen Beschreibungen des Alltagslebens, der Sitten und Gebräuche jener Zeit – all das erforderte eine immense Arbeit. Verständlicherweise wurde das Vorhaben bald abgebrochen. Lediglich ein paar Szenen in Dramenform12 wurden gestaltet, die dann in einer Zeitung veröffentlicht wurden. Jedoch las er mir den Anfang eines Kapitels vor. Es ist Nacht, ein Mann sitzt am Tisch und liest in der Bibel. Das ist alles, was mir noch erinnerlich ist. Bezeichnend ist jedoch, daß ihm zuallererst die französische Revolution eingefallen war. Man sollte meinen, es wäre einfacher gewesen, den direkten Spuren zu folgen, von der russischen Revolution zu schreiben, doch sein Künstlerinstinkt gab ihm die richtige Lösung ein. Einen Roman über eine Epoche kann man nur schreiben, nachdem sie abgeschlossen ist.
Mit dem unklaren Gefühl, daß sich im Leben eines jeden von uns etwas Gewaltiges vollzogen hatte, fuhr ich Mitte Mai nach Surash und kehrte erst Ende August nach Moskau zurück. […] Als ich Boris traf, der meiner Meinung nach in der Siwzew-Wrashek-Straße wohnte, erfuhr ich, daß er statt eines Romans über die französische Revolution die Uralnovelle „Shenja Lüvers’ Kindheit“13 geschrieben hatte, die er mir an einem der trüben Herbstabende vorlas. Zum erstenmal hörte ich seine auf die tiefgreifende Gestaltung von Innenleben gegründete Prosa. Die Erzählung entwickelte sich langsam und ziemlich schwerfällig. Das Sujet griff sozusagen einzelne Details wiederholt auf und erhielt dadurch Sinn. Das staunenswerte Eindringen in die Psyche eines Mädchens, dem sich die Welt erschließt, war im Grunde das Thema der Novelle. Sie wurde von den Zeitgenossen nicht richtig verstanden und bewertet. Erst etliche Jahre später bat mich die Redaktion von Krasnaja now (Rotes Neuland), eine Rezension über Pasternaks ersten Prosasammelband zu schreiben. Einer der Gründe für diesen Auftrag war, daß etwas unternommen werden mußte, damit das Buch aus den Lagern des Verlags verschwand. Es verkaufte sich schlecht. Ich schrieb die Rezension, und sie wurde gedruckt. Vorgelesen wurde mir „Shenja Lüvers’ Kindheit“ wenige Tage vor den Oktoberereignissen. […]
Konstantin Loks
Übersetzung Erich Ahrndt
Die anderen werden deinen Spuren
bald folgen, suchend, Schritt für Schritt,
Doch du, du darfst nie unterscheiden
Die Niederlage von dem Sieg.
Boris Pasternak
Wer war Boris Pasternak? Ein „ewiger Jüngling“ (Anna Achmatowa)? Ein „Genie in der Umklammerung der Familie“ (Warlam Schalamow)? Ein weltfremder „Himmelsbewohner“ (angeblich Worte Stalins)? Ein den Dingen des Alltags zugewandter, „wahrer, großer Kommunist“ (Sinaida Pasternak)? „Eine Naturerscheinung, eine Urgestalt“ (Lydia Tschukowskaja)? Die Erinnerungen fördern Bilder zu Tage, die sich nur schwer zusammenfügen lassen.
Es scheint, als entziehe sich der Dichter der Festlegung auf ein Muster. Als brauche er diese Widersprüchlichkeit, um den tiefen Grund seiner Dichtung in einer Zeit wahren zu können, die allen Handlungen und Worten eine nahezu existentielle Dimension aufzwang. „Im Schicksal mögen Lücken bleiben“, heißt es in einem späten Gedicht, „Doch Lücken niemals auf dem Blatt“. Brüche in der Biographie liefern Stoff für literarische Mystifikationen. Eine Vorstellung vom „Leben als dem Leben des Poeten“, wie sie von Alexander Block, vor allem aber von Wladimir Majakowski und Sergej Jessenin vorgelebt wurde, war Pasternak jedoch zu eng. Schon in seinem frühen Schaffen, noch vor der Revolution, suchte er sich von der „Auffassung der Biographie als Schauspiel“ zu befreien, von der „romantischen Manier“, wie er diese „Eigentümlichkeit“ seiner Generation nennt. Im Unterschied zur Lyrik Majakowskis oder Marina Zwetajewas, die sich prononciert und direkt mit ihrer Stimme an die Welt wenden, wirkt die Lyrik Pasternaks fast unpersönlich. Das lyrische Ich tritt zurück und überläßt seinen Platz der Welt fragmentarischer Erscheinungen und Naturphänomene – es mischt sich selbst als ,Objekt‘ unter all diese Elemente. Dichtung ist für ihn ein fortwährender, spannungsvoller Dialog mit einer Wirklichkeit, in der Elementargewalten – in Natur wie in Geschichte – wirken. Und er begreift sich selbst als Teil dieser lebendigen Welt. Harmonie erwächst für Pasternak nur aus Offenheit aus Akzeptanz und Einordnung in die Bewegung der Welt. Das bedeutet auch Mut zu einem radikalen Neuansatz im Schaffen: Im Laufe der Jahre läßt Pasternak einen immer kleineren Teil seiner frühen Lyrik gelten, schreibt bereits Ende der zwanziger Jahre viele Gedichte völlig um. Schließlich wertet er einzig den Roman Doktor Shiwago als das Lebenswerk. Diese Haltung führt zur Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Leben zurück. Die literarische Biographie scheint die reale zu formen: Wenige Jahre vor seinem Tod bricht er mit dem Jugendfreund Sergej Bobrow, nur weil dieser Kritik am Roman übt.
In die reale Biographie brechen jedoch immer wieder andere Gewalten ein. Pasternak sprach wiederholt davon, daß seine Epoche shakespearesche Züge trage. Von den Verhaftungswellen der dreißiger Jahre nicht unmittelbar betroffen, kann er seiner Zeit dennoch nicht entkommen. Nach der Verleihung des Nobelpreises im Herbst 1958 inszenieren die offiziellen sowjetischen Instanzen eine beispiellose Hetzkampagne gegen ihn. Der Dichter wird zu der zentralen tragischen Figur der russischen Literatur in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Alle, die ihm in diesen Monaten und Wochen begegnen, bemerken, daß sein Äußeres zunehmend tragische Züge annimmt. Anderthalb Jahre später, am 30. Mai 1960, stirbt Boris Pasternak an Lungenkrebs. Seine Beerdigung am 2. Juni wird zu einem Ereignis. Die Behörden tun alles, um die Beerdigung im Moskauer Datschenvorort Peredelkino, seinem langjährigen Wohnort, totzuschweigen. Dennoch geben mehr als zweitausend Menschen ihrem Dichter, der für sie längst schon zu einer moralischen Instanz geworden war, das letzte Geleit. Stundenlang stehen junge Leute am Grabe und lesen Gedichte.
Von nun an füllen andere die „Lücken im Schicksal“ mit ihren Geschichten, ihren Deutungen. Pasternak hat die existentielle Dimension seines Dichter-Seins gelebt. Und er hat die Menschen, die seinen Lebensweg kreuzten, in diesen Bannkreis gezogen. Die Autoren des vorliegenden Bandes haben ihn von verschiedenen Seiten und in unterschiedlichen Lebensphasen erlebt. Bei aller Vielgestaltigkeit der Pasternak-Bilder, die sich aus ihren Erinnerungen ergeben, lassen sich Lebensbögen nachzeichnen, die eine erstaunliche Kongruenz aufweisen.
Ein „Genie in der Umklammerung der Familie“?
Boris Pasternak wächst in einer Welt der Kunst auf. Die Malerei des Vaters, Leonid Pasternak, und die Musik der Mutter, Rosalia Kaufman, prägen die Atmosphäre des Familienlebens. Im Hause der Pasternaks verkehren die bekanntesten Künstler – Leonid Pasternak porträtiert Lew Tolstoi und illustriert seinen Roman Auferstehung. Alexander Skrjabin wird Datschennachbar und zum Idol des Dreizehnjährigen. Die Eltern unterstützen seine musikalischen Neigungen. Und doch bricht Boris Pasternak aus dieser harmonischen Familien-Welt in die Künstler-Boheme aus, läßt ab von der Musik und wendet sich der Poesie zu. Ist das Fehlen des absoluten Gehörs wirklich der einzige Grund? Hemmt nicht noch etwas anderes seine überschwengliche, nach außen drängende Kreativität? Der achtzehnjährige Boris macht auf seinen Freund Konstantin Loks im Kreise der Familie „den Eindruck eines wohlerzogenen jungen Mannes“. Das Zimmer, das er gemeinsam mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Alexander bewohnt, wirkt „unpersönlich“. Loks spricht von „steriler Langeweile“. Alles in der Familie wird von einer Atmosphäre ernsthafter Ruhe getragen. „Innenleben verstand sich von selbst“, schreibt Loks. Die Beschäftigung mit der Poesie wird vom Vater ironisch belächelt, ja als unseriös abgetan. Vielleicht fehlt es Boris in der Familie an spielerischer Leichtigkeit und Unbändigkeit, von denen die Treffen der jungen Dichter und Maler um Julian Anissimow leben und die seine schöpferischen Energien beflügeln. Pasternak sucht seinen eigenen Weg. Auch der Ausflug in die Philosophie, die Studien bei Herman Cohen in Marburg im Sommer 1912 bleiben nur eine Zwischenstation. Er beendet zwar 1913 sein Studium an der philosophischen Fakultät der Moskauer Universität, arbeitet jedoch zugleich an seinem ersten Lyrikband Zwilling in den Wolken. Er sucht sich ein Zimmer und taucht ein in die Welt literarischer Debatten und erbitterter Gruppenkämpfe.
Aber das Bild vom Dichter und Bohemien Pasternak täuscht. Die Exaltiertheit dieses Milieus, verbunden mit einem Zur-Schau-Stellen der eigenen Person, widerstrebt ihm auf Dauer. Pasternak hat frühzeitig die Gefahr gespürt, die ein solches Selbstverständnis in sich birgt. Die ursprüngliche Faszination von der Tatsache, mit welcher Rigorosität Majakowski allein schon durch die Titelgebung der Tragödie Wladimir Majakowski sein Leben zum Gegenstand der Poesie deklarierte, war bereits vor 1917 einer deutlichen Distanzierung gewichen. Pasternak ahnte, daß dem Helden wie dem Autor Majakowski nur zwei Alternativen offen standen: die Unterordnung unter eine ihm feindlich gesinnte Welt oder der Tod. Die völlig veränderte Situation nach der Oktoberrevolution scheint seine Ahnungen zu bestätigen. Die gewohnten Strukturen der Umwelt existieren nicht mehr. Die Beziehungen zur Wirklichkeit müssen neu geknüpft werden. Pasternaks Polemik mit Majakowski setzt verstärkt um 1918–1919 ein, in dem Augenblick, wo Majakowski seine Dichtung zunehmend selber funktionalisiert und damit ihren freien Umgang mit der Epoche einschnürt. Freiheit im Umgang mit der Epoche setzt nach Pasternaks Verständnis einen festen Boden voraus, den der Dichter in sich selbst tragen muß. Ihn in der Wirklichkeit zu finden wird immer schwieriger.
Im Verlaufe der zwanziger Jahre spitzen sich die Konflikte zu. Gegen Ende der zwanziger Jahre vollzieht sich in der sowjetischen literarischen Öffentlichkeit die Etablierung eines offiziellen Dichter-Bildes, nach dem der Dichter sich und seine poetische Erlebniswelt der von der politischen Macht intendierten Wirklichkeits-Sicht unterzuordnen habe. Zwischen die Wirklichkeit und den Dichter mit seinen individuellen Wahrnehmungen von Leben wird die Ideologie geschaltet. Die Realität scheint sich zu verflüchtigen. In seinem autobiographischen Essay „Menschen und Standorte“ erinnert sich Pasternak an seine Georgien-Reise 1931:
Die Zeit war auf dem Siedepunkt, wo, nach einem bissigen Wort Belys, der Triumph des Materialismus die Materie auf der Welt aufgehoben hatte. Nichts zu essen, nichts anzuziehen. Ringsum nichts Berührbares, nur Ideen.
Die Dinge des Alltags bekommen für Pasternak eine ungewohnte existentielle Dimension. Es ist wohl nicht verwunderlich, daß er den unentbehrlichen festen Grund für sein Schaffen nun mehr in der privaten Lebenssphäre sucht. Die 1922 geschlossene Ehe mit der Malerin Jewgenija Lourié scheitert, da sie ihm dies nicht zu geben vermag. Jewgenija ist nicht bereit, ihre eigene künstlerische Betätigung aufzugeben. Als Sinaida Neuhaus in sein Leben tritt, spürt Pasternak, daß sie für ihn verkörpert, wonach er sich sehnt. Unter ihren Händen, so sagt er ihr bei der ersten Begegnung unter vier Augen, würden sogar die Kochtöpfe „echte Poesie ausströmen“. Sinaida Neuhaus, zu dieser Zeit noch mit dem Pianisten Heinrich Neuhaus verheiratet und Mutter zweier Söhne, gibt nach langem Zweifel seinem Drängen nach. Seit 1931 leben sie zusammen. Von nun an weiß Pasternak, daß sein Leben in geordneten Bahnen verlaufen wird. Sie bewahrt ihn vor unnötigen Sorgen um die kleinen Dinge des Alltags. Von denen, die in ihren Erinnerungen über die Besuche in Peredelkino sprechen, vermerken viele nicht nur die nahezu asketische Einrichtung in Pasternaks Arbeitszimmer, sondern vor allem die Ordnung im Haus, das weiße Tischtuch, die Blumentöpfe mit den Geranien… Welch Gegensatz zum Bild der Anna Achmatowa, das Emma Gerstein in ihren Erinnerungen zeichnet: Die große Dichterin, die, unbehaust, mit ihren Köfferchen mal von diesen Freunden, mal von jenen aufgenommen wird. Da ist Pasternak gegenüber schon einmal unterschwellig ein mißbilligender Ton zu hören, wird Kritik an seiner Lebensweise laut. Für Boris Pasternak aber ist diese Pflege einer gewissen Alltagskultur auch eine Art Widerstand, ein Beharren auf traditionellen Werten, auf Schönheit, auf Harmonie im Umgang des Menschen mit den Dingen, die den Menschen in der „entmaterialisierten“ Welt abhanden zu kommen droht.
Durch Sinaidas Hände ist das Haus in Peredelkino zu dem festen Grund geworden, der den Dichter trägt. Auch als ihn nach Kriegsende eine andere Frau in ihren Bann zieht, Olga Iwinskaja, ist Pasternak nicht gewillt, seine Familie aufzugeben. Zu dieser Zeit schreibt er an seinem Roman Doktor Shiwago. Beide, Sinaida und Olga, geben Lara, Juri Shiwagos großer Liebe, Züge ihres Wesens, ihres Lebens. Von beiden nimmt der Dichter in seinem realen Leben, beiden fühlt er sich verpflichtet. Aber die Bindung an die Familie wiegt schwerer. Vielleicht ist es die aus dem Elternhaus gewohnte ruhige Ernsthaftigkeit, die ihn bleiben läßt, der geordnete und von Sinaida streng bewachte Lebensrhythmus, den er zum Arbeiten braucht?
Und dennoch: In den Erinnerungen von Warlam Schalamow an die späten Jahre taucht ein Bild aus der Jugendzeit wieder auf. Pasternaks Haus steht Freunden immer offen; vor allem nach dem Krieg und bis zum Nobelpreisskandal sind häufig Gäste da, wird sonntags freigebig getafelt. Der Schriftsteller Schalamow, nach siebzehnjähriger Lagerhaft nach Moskau gereist, um den von ihm verehrten Dichter zu sprechen nimmt an einem solchen Essen teil. Erschrocken über die banalen Gesprächsthemen und die laute Gesellschaft spricht er vom „Genie in der Umklammerung der Familie“. Hat ein Dichter, der mit der Ewigkeit verkehrt, über den Dingen des Alltags zu stehen? Wer war Pasternak?
Ein weltfremder „Himmelsbewohner“?
Boris Pasternak wirkte auf die meisten Menschen allein schon durch sein äußeres Erscheinungsbild, durch sein Auftreten wie ein Naturereignis. Kaum einer, der sich nicht seines leidenschaftlichen Gesichts, seiner bis ins Alter überquellenden jugendlichen Vitalität erinnert, seiner Unmittelbarkeit im Umgang mit Menschen, seines einzigartigen, emotional aufgeladenen Redestroms, den man kaum verstehen und noch weniger notieren könne. Jewgenija Kunina spricht von den Begegnungen in den zwanziger Jahren wie von einem Wunder:
Der Sinn seiner Worte war für uns damals untrennbar vom Ganzen. Vereinzelte Inselchen sind erhalten geblieben, die sich auf etwas für uns Bedeutsames bezogen oder sich verselbständigten.
Alexander Afinogenow notiert in seinem Tagebuch 1937, Pasternak lasse, wenn er Besuch bekäme, sofort alles Belanglose beiseite und überschütte einen mit Überlegungen:
… alles gewinnt bei ihm Bedeutsamkeit und Wert.
Anatoli Tarassenkow, der Kritiker, verheimlicht nicht, daß er bisweilen Schwierigkeiten hat, den emotional bedingten Pasternakschen „Ungereimtheiten“ und „Nebulositäten“ zu folgen. In den Aufzeichnungen von Kornej Tschukowski findet sich eine Charakteristik Pasternaks durch Juri Tynjanow:
Wie er gleichsam in Filz eingepackt sei – keines Ihrer Worte erreicht ihn; er hört zu, ohne etwas mitzubekommen, und gibt nur mitfühlende Brummlaute von sich: ja, ja, ja! Erst nach zwei, drei Minuten begreift er, was Sie gesprochen haben, und sagt entschieden: nein. Seine Reaktion im Gespräch sieht also immer so aus: „Ja… ja… ja… NEIN!“ Tynjanow demonstriert Pasternaks Somnambulismus wie seine Wirklichkeitsferne und seine Sprechenergie.
Menschen, die Pasternak wenig kannten, hatten den Eindruck, als bewege er sich in einer anderen Dimension. Der Vorwurf der Unverständlichkeit seiner Gedichte begleitete ihn das ganze Leben. In der Sowjet-Epoche bekam dieser Vorwurf zunehmend politisch diffamierenden Charakter, unterstellte er doch eine ablehnende Haltung gegenüber der neuen Wirklichkeit. Immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen und als Beweise zitiert, werden die bekannten Verszeilen
Hallo, ihr Lieben, welches Jahrtausend
haben wir eigentlich draußen?
gleichsam zum Symbol für Pasternaks angebliche Weltfremdheit und Gegenwartsfeindlichkeit. Dabei stammen die Zeilen aus dem im Sommer 1917 entstandenen Gedichtband Meine Schwester – das Leben. In dieser Phase hoffte Pasternak auf den Anbruch einer Zeit der Übereinstimmung zwischen den inneren Strömen der Geschichte und den Sehnsüchten der Menschen. Nie war der Gleichklang mit seiner Epoche in seiner Lyrik so tief, und er sollte es auch nie wieder werden.
In der sowjetischen Wirklichkeit vollzogen sich Dinge, die Pasternak zu direkter Einmischung veranlaßten. Immer mehr Bekannte und Freunde gerieten in Bedrängnis oder wurden von den Verhaftungswellen erfaßt. Pasternak nutzte all seine Kontakte, seinen Namen, um zu helfen: über Karl Radek, Nikolai Bucharin oder mit Briefen direkt an Stalin. Er stützte die Familien, oft über Jahre oder Jahrzehnte, wie im Falle der Witwe des georgischen Dichter-Freundes Tizian Tabidse, Nina Tabidse, und ihrer Tochter Nita, die er seine „zweite Familie“ nannte. Pasternak half ganz unspektakulär, als sei dies etwas Selbstverständliches. In den Erinnerungen werden viele solcher bisher unbekannter Tatsachen aus verschiedenen Zeiten erzählt. Daß dies auch für ihn und seine eigene Familie nicht ungefährlich werden konnte, war ihm durchaus bewußt.
Pasternaks Dichter-Bild, das sich in Korrelation zu den von ihm als gleichrangig anerkannten Elementargewalten der Geschichte konstituiert, stößt seit Ende der zwanziger Jahre zunehmend an eine Mauer des Unverständnisses und der Ablehnung. Trotz aller fast verzweifelt klingenden Beteuerungen, doch Teil dieser Zeit und dieses Staates zu sein. „Ich möchte ein sowjetischer Mensch sein“, zitiert ihn Anatoli Tarassenkow. Zu dem Adjektiv „sowjetisch“, so Pasternak, gehöre aber auch ein Substantiv, nur werde das zu häufig vergessen. Die inneren Widersprüche zerreißen ihn fast, bringen ihn Mitte der dreißiger Jahre an den Rand eines totalen Zusammenbruchs. Die lyrischen wie essayistischen Texte aus dieser Zeit belegen das dauernde widerspruchsvolle Hin und Her zwischen Faszination und Erschrockensein über das Ausmaß der von den Bolschewiki entfesselten historischen Gewalten wie über deren Folgen für das Leben, zu dessen Verteidiger er sich als Dichter und als Mensch berufen fühlt. Die Revolution aber, schreibt er 1942 an die Freunde Wsewolod und Tamara Iwanow, habe einen „Vampir-Stil“ hervorgebracht, der die Unmenschlichkeit ehre. Die Störung der kontrapunktischen Spannung zwischen dem Dichter und dem Leben in seiner geschichtlichen Dimension führen zu einem nahezu völligen lyrischen Verstummen zwischen 1934 und 1943. Dichtung nach seinem Verständnis ist für Pasternak eigentlich nicht mehr möglich. Nachdichtungen und Übersetzungen werden fast zur einzigen Möglichkeit der Publikation.
Pasternak weiß, daß die Entscheidung, keine Kompromisse mehr gegen seine Überzeugung einzugehen, dramatische Konsequenzen im realen Leben nach sich ziehen kann. Sinaida Pasternak erzählt eine Episode vom Juni 1937, als sie bereits ihr Kind erwartete. Eines Tages kam ein Mann, um Pasternaks Unterschrift unter einen offenen Brief von Schriftstellern zu holen, in dem das Todesurteil gegen Tuchatschewski, Jakir und Eideman befürwortet wurde. Boris Pasternak lehnte wütend ab.
Ich war entsetzt und flehte ihn an, um unseres Kindes willen zu unterschreiben. Darauf sagte er zu mir: „Ein Kind, das mir von einem Menschen geboren wird, der meine Ansichten nicht teilt, brauche ich nicht, das soll ruhig sterben.“
Ihr sei nichts anderes übriggeblieben, als sich zu fügen. Pasternak habe den Mann mit den Worten weggeschickt:
Auch wenn mir das gleiche Schicksal droht – ich bin bereit, in der allgemeinen Masse unterzugehen.
Groß sei Pasternaks Entsetzen gewesen, als er am nächsten Tag dennoch seine Unterschrift unter denen anderer Schriftsteller erblickt habe. Er habe sofort im Schriftstellerverband entschieden dagegen protestiert. Die Unterschrift hätte ihm aber damals das Leben gerettet so kommentiert Sinaida Pasternak diese Episode.
Spätestens seit diesem Vorfall ist Pasternaks Bruch mit der Macht bekannt. Dennoch blieb er von den Verhaftungswellen verschont, überlebte. Der Krieg, die Erlebnisse in der Evakuierung in Tschistopol, der Selbstmord von Marina Zwetajewa, die intensive Arbeit an den Shakespeare-Übersetzungen, die kurzzeitigen Hoffnungen auf eine Liberalisierung unmittelbar nach Kriegsende, die militant antisemitischen Kampagnen der endvierziger Jahre wirkten sich auf Identifikationssuche und Selbstbehauptung aus. Pasternak gewinnt eine andere Art von Souveränität, eine neue Freiheit im Umgang mit Wirklichkeit, die im Roman Doktor Shiwago zum Ausdruck kommt. So ist das Bild von „Himmelsbewohner“ (ob Stalin dieses Wort nun geprägt hat oder nicht), vom weltfremden Dichter auf seiner Datsche im malerischen Peredelkino eine Legende.
Legenden
Legenden waren Pasternak nicht unangenehm. Auch wenn andere sie geschaffen haben, war er doch meist nicht ganz unschuldig an ihnen. Die Neigung zur Literarisierung der eigenen Biographie konnte er nie ganz verleugnen. Biographische Fakten werden von ihm selbst nachträglich in den Rang von Symbolen erhoben. So hat Pasternak seinen Sturz von einem durchgehenden Pferd im Sommer 1903 als eine Art Initiationsritus beschrieben, mit dem er das Moment des Eintritts in die Welt des Schöpfertums und der Kunst verband. In einem frühen Prosafragment zeichnet er zehn Jahre später das Bild eines Jungen, der sich im Fieberwahn dem Rhythmus des Galopps und des Fallens ausgeliefert fühlt. „Von nun an“, schreibt er, „wird der Rhythmus für ihn zum Ereignis und umgekehrt – die Ereignisse werden zu Rhythmen, die Melodie aber, die Tonart und die Harmonie – zu den Umständen und zur Materie des Ereignisses.“ Voller Symbolkraft ist auch die retrospektive Datierung dieses Zwischenfalls auf den sechsten August, den Tag Christi Verklärung. Es ist der Tag der Verwandlung, der ihn über die sichtbaren Konturen seines Lebens hinaus neue Dimensionen schauen läßt. Nicht zufällig kehrt dieses Datum mehr als dreißig Jahre später in „August“, einem der Shiwago-Gedichte, wieder, das nahezu prophetisch seinen Abschied von der Welt und seine Beerdigung vorwegnimmt.
Pasternak benutzte oder durchbrach die Legenden, je nachdem, in welchem Maße ihm dies dem Bild von seiner literarischen Biographie zu entsprechen schien. Das Spannende aber bleiben die Widersprüche, die Nahtstellen, die auch durch eine bestimmte Kontinuität seines Lebensweges nicht aufgehoben werden.
Nicht selten hat Pasternak bestimmten Legenden auch unfreiwillig neue Nahrung gegeben. Bekannt ist die folgende Begebenheit, die sich während des 1. Schriftstellerkongresses der UdSSR im Sommer 1934 zugetragen hat. An dem Tag, da Pasternak im Präsidium des Kongresses saß, betrat eine Delegation von Metro-Erbauern die Bühne, um den Schriftstellern in der üblichen Weise eine Grußbotschaft zu überbringen. Eine der Arbeiterinnen trug einen schweren Vorschlaghammer auf der Schulter. Boris Pasternak stürzte zu ihr hin, um sie von der schweren Last zu befreien. Er wollte der jungen Frau, die von der Wucht des Hammers schier erdrückt zu werden schien, beispringen. Völlig übersehen hatte er im ersten Augenblick die theatralische Geste, die Emblematik dieses Instruments der Arbeiterschaft. Im Saal wurde gelacht. Verlegen lächelnd bemerkte schließlich auch der Dichter seinen Irrtum. Welch ein Stoff für die Legendenbildung! Der feinsinnige, sensible Dichter, der die Symbolik seiner Epoche gar nicht zu kennen schien!? Wie viele mögen sich da an die vielzitierten Verszeilen „Hallo, ihr Lieben, welches Jahrtausend / haben wir eigentlich draußen?“ erinnert haben?
Auch hat Pasternak das Bild einer gewissen Exklusivität der eigenen Dichter-Persönlichkeit sein Leben lang kultiviert. Der Abschied von der Musik und die Entscheidung für die Poesie, mit dem Fehlen des absoluten Gehörs motiviert, stellt in dieser Deutung die Frage nach den Ansprüchen an sich selbst. Wenn schon ein künstlerischer Beruf, so mußte es einer sein, in dem er zu Außerordentlichem fähig war. Das Beharren auf der eigenen Auserwähltheit in einer Zeit, die keine Exklusivität des künstlerischen Individuums, mehr noch, keine Freiheit des individuellen Bewußtseins duldete, war Provokation genug. Provokation für die politische Macht wie für die literarische Welt in der Sowjetunion. Diese Haltung an sich bewahrt und menschlich wie literarisch trotz aller existentiellen Konflikte gelebt zu haben, darin liegen wohl die tieferen Wurzeln jener Faszination, die Boris Pasternak auf seine Zeitgenossen ausgeübt hat.
Die vorliegende Auswahl beruht auf einem im Moskauer Verlag Slowo erschienenen Band Erinnerungen an Boris Pasternak. Ausgewählt wurden in erster Linie Texte, die dem deutschen Leser bisher nicht zugängig waren und die Persönlichkeit des Dichters aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven vorstellen. Für Unterstützung und Rat dankt die Herausgeberin Jewgeni Borissowitsch Pasternak, Jelena Wladimirowna Pasternak, Maël Issajewna Feinberg und Ellinor Düsterhöft, Lektorin im Aufbau-Verlag.
Franziska Thun, Juni 1994, Nachwort
Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstler Boris Pasternak
Hans Gellhardt: Achmatowa – Pasternak – Zwetajewa
Flg.: Ein Dichter in der Sjetsch
Die Tat, 10.2.1960
Heinz Schewe: Boris Pasternaks 70. Geburtstag
Boris Pasternak – Dokumentarfilm Teil 1/2.
Boris Pasternak – Dokumentarfilm Teil 2/2.
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