Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Das eine Wort (Teil 2)

Das eine Wort

Teil 1 siehe hier

Indem einzelne Wörter zu Worten (Sätzen, Sprüchen usf.) gefügt werden, bilden sie Diskurse, repräsentieren und vermitteln sie Bedeutungen. Anderseits – umgekehrt – können einzelne Verse oder Aphorismen gleichsam Wortqualität gewinnen: Man liest sie dann tatsächlich wie ein Wort und wird feststellen, dass die geringste Änderung daran (z. B. Fortfall oder Beifügung oder Vertauschung eines Buchstabens, einer Silbe) dieses Mehrwortgebilde als rhythmische und klangliche Einheit zerstört.
Auch wer eigens nach Wörtern sucht oder um Worte ringt, wird unwillkürlich zu Sätzen, zu Aussagen tendieren, die sich entweder zu diskursiver oder zu poetischer Rede fügen. Stéphane Mallarmé hat dies schon 1891 (mündlich gegenüber Valéry) dezidiert festgehalten: «Der Vers ist ein Ganzes, er ist ein neues, ein nie zuvor gehörtes Wort.»
Sache des Dichters ist’s, dieses «Wort» zu buchstabieren, Sache des Lesers – es zu entziffern.

 

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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„Suppe Lehm Antikes im Pelz tickte o Gott Lotte“

Leib

lieb! (wozu das:) Beil? (auf nach:) Biel! – Ei! Liebe! bleib!… – Blei?

Michel Leiris ・Felix Philipp Ingold

– Ein Glossar –

lies Sir Leiris leis

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