BERT PAPENFUSS
rasender schmerts weiterlachen
ich such die kreuts & die kwehr
kreutsdeutsch treff ich einen
gruess ich ihn kwehrdeutsch
auf wiedersehen faterland
ich such das meuterland
dort muessen sie landen
die kleinen gruenen jungs
in ihren warmhalteuniformen
daumenlutscher lutschen dorne
streifzuegler im grossfeuerholz
spannend erzaehlt weitermachen
1988
aus: Bert Papenfuß: dreizehntanz. Gedichte. Luchterhand Literaturverlag, München 1989
Als anarchistischer Abrissarbeiter an den kulturpolitischen Fundamenten des offiziellen DDR-Sozialismus hat sich der Poet Bert Papenfuß (geb. 1956) in den 1980er Jahren einen Namen gemacht. Lange vor dem Untergang des SED-Staats setzte er gegen die „ferfestigungen / ferfestigter zungen“ seine poetische Dekonstruktion der etablierten Sprachordnung. Mit seiner „sinnfielteilung“ der Poesie brachte er alle politisch korrekten Semantiken zum Einsturz.
Papenfuß sucht demonstrativ das Querulatorische, respektive das „kwehrdeutsch“. Ein Topos seiner Ästhetik der Dissidenz ist das Bekenntnis zum „meuterland“, zur Gestalt des Freibeuters, der in eigensinniger Abweichung die Ordnungshüter des „vaterlands“ düpiert. Die Verachtung des Dichters gilt hier den konformistischen Geistern, die in „uniformen“ die Interessen des Staates repräsentieren. Seine Poetik der Unberechenbarkeit wird auch den gönnerhaften Appell ans „weitermachen“ unterlaufen.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010
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