Venedig (I; Joseph Brodsky zum Gedenken)

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53

Glucken geplustert die Kuppeln drin
der genaue Raum nichts
als ein leeres Riesenei. Untadeliges Ding
das schwingt und dennoch stimmt’s. Geschwindigkeit des Lichts
auch nur ein Ort. Ob Kugel oder Ring.

54

Calle del Forno. Fulvio und Flavia leicht an die Wand
gelehnt fast unbewegt
sie machen Liebe zwischen Kopf und Fuß und Hand.
Derweil es ist sehr früh am Donnerstag bewegt
ein Egghead aus New York die Stute Sue am Kai per Jogging bis sie abhebt vom gelobten Land.

55

So viel Schönheit unter Lidern
ist wie zugenäht. Erwidern was du wenn du willst.
Brodsky war hier. Der Ort wo Gliedern
sacht Gelenke wachsen. Ach wie Wachs und. Aber killst
das Wort geworden. Ist. Verlorst. Gehört es nun den Siegern.

56

Als Haarreif hopp die Sonnenbrille.
In den schwarzen Gläsern schwimmt der erste beste Stern
gleich doppelt. Zwillingshimmel über einer Schweizerin
so ungeheuer nah. Und fern
ihr Jawort das ich habe und nicht bin.

57

Wessen Stärke das Begehren ist
der liebt wie nichts. Wie wir. Und Mähren das
am Meer liegt oder dann mein Ohr am Rist
vermehrt bloß Hoffnung. Claro. Also Haß
weil du statt ich es wenn auch noch so ähnlich bist.

58

Was bleibt ist das
was schneidet. So zum Beispiel Licht
von dem die Dinge haben was
sie sind. Zum Beispiel Schatten. Also nicht
die Tat. Kein Leben. Nur aufs Wort die Klinge ist Verlaß.

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aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder

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