Anthologika
Obwohl via Internet deutsche Gedichte aller Epochen zu Tausenden – zum Lesen wie zum Hören – abrufbar sind, bleiben einschlägige Anthologien weiterhin gefragt.
Der Zugriff auf längst bekannte «beste» Texte in handlicher Buchform und in stets (ungefähr) gleichbleibender Auswahl und Abfolge, allenfalls ergänzt durch neuere, auch zeitgenössische Beiträge, scheint einem verhältnismässig breiten Publikumsinteresse zu entsprechen:
Auf Walther Killys Sammelwerk «Deutsche Lyrik» (insgesamt 4000 Druckseiten in zehn Bänden, 2001) folgte 2007 «Reclams Grosses Buch der deutschen Gedichte» (1000 Seiten, Neuauflage 2017 in zwei Bänden); ein Jahr danach, 2008, erschienen «Der Grosse Conrady» und «Der Kleine Conrady», dieser mit 1’100 Gedichten von 460 Autoren, jener mit 700 Autoren und 2’200 Gedichten, und bereits 2009 legte Hans-Joachim Simm noch einmal 1’500 «Deutsche Gedichte» vom 9. bis zum 21. Jahrhundert vor, mit mehreren Nachdrucken bis 2022.
All diese Grossanthologien stimmen, wenig überraschend, in ihrem Textbestand weitgehend überein, selbst bei der Präsentation jüngster Lyrik sind kaum Unterschiede zu erkennen – man einigt sich offenbar problemlos darüber, wer und was als anthologiereif zu betrachten ist, derweil die Kriterien dafür durchwegs unbenannt bleiben. Klar jedoch: Anthologien werden in aller Regel aus Anthologien gefertigt.
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© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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